John Bolton ist kein unbeschriebenes Blatt. Der Mann war in Sachen Sicherheit bereits für die Präsidenten Bush senior wie Bush junior unterwegs, er war Botschafter der USA bei den Vereinten Nationen und, zuletzt, Nationaler Sicherheitsberater von Präsident Trump. Neben seiner politischen Karriere hatte er eine florierende Anwaltskanzlei in Washington und er war als Publizist und Kommentator tätig, auch und vor allem bei dem stramm konservativen Nachrichtensender Fox News. Boltons Engagement bei Donald Trump dauerte gerade einmal eineinhalb Jahre. Seinem Namen als Falke machte er auch dort alle Ehre. Kaum ein amerikanischer Politiker weist eine derartige Stringenz auf. Aus dem knappen Zeitraum, dem er nach eigenen Angaben selbst ein Ende setzte, erwuchs nun ein Buch von 500 Seiten. Es ist eine akribische Berichterstattung über die eigenen Aktivitäten unter und mit Präsident Trump. The Room Where It Happened. A White House Memoir.
Sollte man sich die Mühe machen, fünfhundert Seiten zu lesen, aus der Feder eines Falken? Die Antwort ist eindeutig Ja! Es lohnt sich, wie sich kaum ein Buch der letzten Jahre gelohnt hat. Und dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Zum einen wird die Leserschaft Zeuge über die Organisation und die Personalpolitik im Hause Trump. Zum anderen wird sehr deutlich, nach welchen Interessen und Maßstäben die Politik der USA betrieben wird. Da geht es immer, wiederholt immer, um Macht, um Ressourcen, um Geostrategie. Bolten schreibt darüber in der Kühle und Klarheit eines Menschen, wie er nach dem Fürsten Machiavellis modelliert sein könnte. Und zu diesen Informationen kommt noch eine besondere Note die Beschreibung des Individuums Trump, mit seinen Neigungen, Orientierungen und erratisch erscheinenden Entscheidungen.
Die Organisation des Weißen Hauses geht anders vonstatten als bei allen vorherigen Präsidenten. Das, was man als einen tradierten Wechsel innerhalb gesetzter Organisationen beschreiben kann, wurde außer Kraft gesetzt durch ein Beziehungsgeflecht, das den volatilen Launen des Präsidenten entsprechend immer wieder neu geformt wird. Ergebnis: Chronische Instabilität und die wachsende Neigung zu Hofintrigen.
Die ausführliche Schilderung der US-Politik gegenüber China, Russland, Syrien, Iran und Nord-Korea belegt die These von der Exklusivität des machtpolitischen geostrategischen Primats. In diesem Lichte erscheinen die misslungenen Deutungsversuche einer bis zur Unkenntlichkeit geschredderten Presse als das, was sie sind: das Ende eines kritischen, investigativen Journalismus. Da sind die Zeilen des Falken nahezu eine Erholung. Im Falle Venezuelas, eher einem Randgebiet seiner Schilderungen, wird das alles jedoch wie bei einer schönen Klavieretüde deutlich. Da wurden Kandidaten für den Regime Change gekürt, da wird darüber spekuliert, ob der amtierende, gewählte Präsident ermordet oder außer Landes geschafft werden soll und da wird das Regiebuch für den Putsch geschrieben. Und natürlich, da geht es um Öl und die unerwünschte Präsenz von Russen und Chinesen vor der Haustür.
Donald Trump, der in der hiesigen Berichterstattung zu einer grotesken Satirefigur verkommen ist, wird differenziert betrachtet. Seine Fähigkeit, die geostrategische, machtpolitische Relevanz schnell zu erfassen korrespondiert mit dem Willen, Beschlüsse zu fassen und schnell umzusetzen. Die besondere Note des Stils von Trump zeichnet sich dadurch aus, dass er alles im Lichte von Deals sieht, die geschlossen werden sollen und die sich messen lassen, vor allem monetär. Und Trump hat eine klare Agenda: er will alles, was er vor der Wahl versprochen hat, auch umsetzen, wie zum Beispiel den Abzug der Truppen aus Syrien und Afghanistan zeigen. Daraus abgeleitet sind die auch für den Betrachter Bolton merkwürdigen persönlichen Beziehungen, die Trump zu denen entwickelt, mit denen er Deals machen will. Da will er ein aus seiner Sicht bestehendes Vertrauen nicht zerstören, auch wenn es sich um Diktatoren handelt.
Boltons Buch ist das Lied eines Falken. Hören Sie zu!
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Rezension aus Deutschland vom 8. September 2020
Rezension aus Deutschland vom 26. Januar 2021
Rezension aus Deutschland vom 11. Juli 2020
John Robert Bolton served as National Security Advisor for U.S. President Donald Trump from April 2018 to September 2019. He held several high-profile positions in earlier US administrations. For instance, Bolton served as the 25th United States Ambassador to the United Nations from 2005 to 2006.
The book starts promisingly and in the first few chapters awakens the reader's curiosity about what he will find out. Unfortunately, Bolton could not keep up this momentum after the first few chapters. Slowly but surely the book gets into a "default" meeting protocol. At some point, the story evolves into a meticulous and chronological list of events in the White House and abroad during Bolton's tenure. One can designate it a "diary style" work.
Bolton is not interested in conveying a coherent message. He does not even try to. The first two chapters were interesting to read, it got increasingly a protocol-like listing of the events from there. The only exception is the statement that Donald J. Trump was a President for whom getting reelected was the only thing that mattered. "I am hard-pressed to identify any significant Trump decision during my tenure that wasn't driven by reelection calculations."
As far as I'm concerned, I bought and read the book purely due to private and professional interest in foreign policy. Actually, I was not expecting or hoping for any kind of sensational revelations about President Donald J. Trump. Ambassador Bolton describes some processes exactly as I imagined them to be. I say that completely neutral. People and personalities are different and that is reflected in their approaches and actions. Not, that I consider Donald J. Trump's conduct on a diplomatic and personal level appropriate, but it's not for me to judge.
Bolton spends a lot more time projecting his personal world views than talking about Donald J. Trump and his administration. Repeatedly Ambassador Bolton tends to be arrogant as he gives the impression of being the only one who exactly knows how things have to go and how to handle them correctly. Apart from this, he often stresses the fact being an established figure on the diplomatic level, which is probably true. Everyone prefers to deal and negotiate with people they know, that's obvious.
It may sound harsh, if the book was not on the market, I would assume it is kind of an attempt to put something together because the topic was "hot" and en vogue right now. In short, personally I did expect more from such a seasoned diplomat and political professional on the world stage.
It was good to read the book of John Bolton anyhow as it is interesting to get a detailed account of the events happening in the world and the imminent impact on the people in the Trump Administration as well as the "official" reaction from the White House. The book provides numerous examples of "decision-making" on political issues within the Trump Administration regarding foreign policy. It provides insights to how political decisions were made by the "Trump" White House administration.
To conclude this review in a conciliatory way, despite the lengthy parts of the text, in particular where events are listed one after the other in a protocol-like fashion, I am glad to have read the book by John Bolton. Alongside with shedding light on some recent events at the White House in Washington, it taught me a lot about John Bolton and the way he thought and acted throughout his tenure as a National Security Advisor in the Trump Administration as well as his personal political views.
Auspicious beginning and protocol-like continuation
Rezension aus Deutschland vom 11. Juli 2020
A review of "The Room Where It Happened: A White House Memoir" by ambassador John R. Bolton.Rezension aus Deutschland vom 11. Juli 2020
John Robert Bolton served as National Security Advisor for U.S. President Donald Trump from April 2018 to September 2019. He held several high-profile positions in earlier US administrations. For instance, Bolton served as the 25th United States Ambassador to the United Nations from 2005 to 2006.
The book starts promisingly and in the first few chapters awakens the reader's curiosity about what he will find out. Unfortunately, Bolton could not keep up this momentum after the first few chapters. Slowly but surely the book gets into a "default" meeting protocol. At some point, the story evolves into a meticulous and chronological list of events in the White House and abroad during Bolton's tenure. One can designate it a "diary style" work.
Bolton is not interested in conveying a coherent message. He does not even try to. The first two chapters were interesting to read, it got increasingly a protocol-like listing of the events from there. The only exception is the statement that Donald J. Trump was a President for whom getting reelected was the only thing that mattered. "I am hard-pressed to identify any significant Trump decision during my tenure that wasn't driven by reelection calculations."
As far as I'm concerned, I bought and read the book purely due to private and professional interest in foreign policy. Actually, I was not expecting or hoping for any kind of sensational revelations about President Donald J. Trump. Ambassador Bolton describes some processes exactly as I imagined them to be. I say that completely neutral. People and personalities are different and that is reflected in their approaches and actions. Not, that I consider Donald J. Trump's conduct on a diplomatic and personal level appropriate, but it's not for me to judge.
Bolton spends a lot more time projecting his personal world views than talking about Donald J. Trump and his administration. Repeatedly Ambassador Bolton tends to be arrogant as he gives the impression of being the only one who exactly knows how things have to go and how to handle them correctly. Apart from this, he often stresses the fact being an established figure on the diplomatic level, which is probably true. Everyone prefers to deal and negotiate with people they know, that's obvious.
It may sound harsh, if the book was not on the market, I would assume it is kind of an attempt to put something together because the topic was "hot" and en vogue right now. In short, personally I did expect more from such a seasoned diplomat and political professional on the world stage.
It was good to read the book of John Bolton anyhow as it is interesting to get a detailed account of the events happening in the world and the imminent impact on the people in the Trump Administration as well as the "official" reaction from the White House. The book provides numerous examples of "decision-making" on political issues within the Trump Administration regarding foreign policy. It provides insights to how political decisions were made by the "Trump" White House administration.
To conclude this review in a conciliatory way, despite the lengthy parts of the text, in particular where events are listed one after the other in a protocol-like fashion, I am glad to have read the book by John Bolton. Alongside with shedding light on some recent events at the White House in Washington, it taught me a lot about John Bolton and the way he thought and acted throughout his tenure as a National Security Advisor in the Trump Administration as well as his personal political views.
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