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Johannes Rau

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Er konnte nichts mehr essen. Er starb in den Armen seiner Frau. Horst Köhler kam sofort , Um 8.30 Uhr verl or Rau den Kampf gegen die Krankheit

Berlin – Am Empfang zu seinem 75. Geburtstag vor zwölf Tagen im Schloß Bellevue konnte Johannes Rau schon nicht mehr teilnehmen. Seine Gesundheit ließ es nicht zu. Gestern wurde aus der Sorge um den früheren Bundespräsidenten Trauer: Um 8.30 Uhr erlag Johannes Rau (75) in seinem Haus in Zehlendorf seinem langen Leiden.

Am Mittag erschütterte die schreckliche Nachricht aus dem Büro des Alt-Bundespräsidenten in der Friedrichstraße die Republik: Johannes Rau sei am Morgen zu Hause gestorben, teilte sein Büroleiter Rüdiger König.

Er habe sich von seinen beiden schweren Operationen im Jahr 2004 nie wieder richtig erholt. Raus Frau Christina, sowie die Kinder Anna Christina (22), Philipp Immanuel (21) und Laura Helene (19) seien in seiner letzten Stunde bei ihm gewesen.

„Wir werden Johannes Rau nie vergessen“

Bundespräsident Horst Köhler war offenbar schon früher informiert worden. Unmittelbar nach der Holocaust-Gedenkstunde im Bundestag eilte er nach Dahlem, um der Familie persönlich zu kondolieren. „Ich spreche im Namen aller Menschen in Deutschland der Familie von Johannes Rau mein tiefes Beileid aus“, sagte er später vor der Presse. „Deutschland hat einen prägenden Politiker, einen großen Bundespräsidenten und eine Mann verloren, der die Welt menschlicher gemacht hat. Millionen von Menschen haben Johannes Rau von Herzen gemocht und ihm vertraut. Wir werden ihn nie vergessen.“

Sein Amtsvorgänger habe sich immer „mit ganzer Kraft für das Wohl seiner Mitmenschen eingesetzt. Es entsprach seinem Wesen, Brücken zu bauen statt Gräben zu ziehen, Unterschiede nicht zu übergehen aber Gemeinsamkeiten zu suchen“, so Köhler. Er selbst habe ihn an seinem Geburtstag noch einmal besucht. „Und ich bin dankbar dafür, daß ich noch mal mit ihm sprechen konnte. Sein Rat war mir immer wichtig.“

War es der Krebs, der dem erfüllten Leben von Johannes Rau ein zu frühes Ende setzte? Oder wollte sein krankes Herz einfach nicht mehr schlagen? Seit mehr als einem Jahrzehnt wurde der Alt-Bundespräsident immer wieder von schwersten Krankheiten heimgesucht (siehe unten). Schon bei seinen letzten öffentlichen Aufritten im Sommer letzten Jahres war unübersehbar, daß es Johannes Rau gar nicht gut geht: Stark abgemagert, das Gesicht eingefallen, stützte er sich auf seine Frau. Zuletzt konnte er nichts mehr essen. Er starb in den Armen seiner Frau. Wann und wo Johannes Rau die letzte Ruhe findet, stand noch nicht fest.

Staatsakt am 7. Februar

Trauernde können sich jedoch in Kondolenzbücher eintragen, die ab heute bis Montag im Berliner Schloß Bellevue und in der Bonner Villa Hammerschmidt ausliegen. In NRW, wo Rau 20 Jahre lang Ministerpräsident war, wurde eine dreitägige Trauerbeflaggung angeordnet. Am 7. Februar nimmt Deutschland offiziell Abschied von seinem früheren Staatsoberhaupt: Der Bundespräsident ordnete noch gestern einen Staatsakt an.