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Mit 75 Jahren: Johannes Rau ist gestorben
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Rau: Ex-Bundespräsident
dpa Der Ex-Bundespräsident starb im Kreis seiner Familie

Der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau ist tot. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt musste er sich zwei Operationen unterziehen, von denen er sich nicht mehr richtig erholt.

Er starb im Alter von 75 Jahren am Freitagmorgen in Berlin im Kreise seiner Familie. Rau war seit längerem schwer krank. Bundespräsident Horst Köhler, der im Bundestag bei der Holocaust-Gedenkstunde war, wurde sofort benachrichtigt und fuhr zu der Familie. Rau hinterlässt eine Frau und drei Kinder.

Als einer der ersten führenden Politiker würdigte Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) Rau als großen Staatsmann. Auch in Nordrhein- Westfalen, wo er geboren wurde und lange Zeit Ministerpräsident war, herrschte Trauer. NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) sagte: „Johannes Rau war ein großer Ministerpräsident von Nordrhein- Westfalen, dem das Land und seine Menschen viel zu verdanken haben.“

Hohes Ansehen im In- und Ausland

Rau zählte über Jahrzehnte zu den führenden deutschen SPD-Politikern – mit hohem Ansehen im In- und Ausland. Fast 50 Jahre war er politisch aktiv, davon 20 Jahre als Ministerpräsident in Nordrhein-Westalen. 1999 wurde Rau der achte Bundespräsident. Er profilierte sich als politischer Präsident. Nachdrücklich setzte er sich für das Zusammenleben von Deutschen und Ausländern ein.



Als Lebensmaxime hatte er sich „Versöhnen statt Spalten“ vorgegeben. Und als Richtlinie für seine Amtszeit nannte er entsprechend: „Ich will der Bundespräsident aller Deutschen sein und der Ansprechpartner für alle Menschen, die ohne einen deutschen Pass bei uns leben und arbeiten.“

Aussöhnung mit Israel

Raus außenpolitische Ausrichtung in seiner Präsidentschaft galt der Aussöhnung mit Israel, aber auch mit Polen. Die erste wichtige Auslandsreise führte ihn im Februar 2000 nach Israel. Damals hielt er – als erster deutscher Politiker – eine vielbeachtete Rede im israelischen Parlament, der Knesset.

Er bat damals um Vergebung für die Verbrechen der Nazis: „Im Angesicht des Volkes Israel verneige ich mich in Demut vor den Ermordeten, die keine Gräber haben, an denen ich sie um Vergebung bitten könnte. Ich bitte um Vergebung für das, was Deutsche getan haben, für mich und meine Generation, um unserer Kinder und Kindeskinder willen, deren Zukunft ich an der Seite der Kinder Israels sehen möchte.“

„Bundespräsident aller Deutschen“

Seine Reisen führten ihn auch regelmäßig nach Polen. In einer „Danziger Erklärung“ verurteilten Rau und der damalige polnische Präsident Aleksander Kwasniewski im Oktober 2003 die Schuldzuweisungen in der Debatte um die Vertreibungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie wiesen Entschädigungsansprüche auf beiden Seiten zurück. In seiner ersten Berliner Rede – die Reihe hatte Vorgänger Roman Herzog begründet – äußerte er sich grundsätzlich zum Zusammenleben von Deutschen und Ausländern und forderte klare Regeln für Integration und Zuwanderung.

„Ich sehe heute für das Amt des Bundespräsidenten eine doppelte Aufgabe: Er muss für die Deutschen sprechen, und er muss Minderheiten zur Sprache verhelfen. ... Jeder soll wissen, dass ich Zuversicht und Kraft aus dem christlichen Glauben schöpfe und dass ich Respekt vor allen habe, die ihr Leben auf andere Fundamente gründen“ sagte Rau bei seinem Amtsantritt. Rau wurde am 16. Januar 1931 in Wuppertal als Sohn eines Predigers geboren. Seine Frau Christina ist die Enkelin des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann.
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