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Kinder in der Wirtschaft Kaufkraft von Kindern: Ein unterschätzter Wirtschaftsfaktor

Meist denkt man bei dem Begriff „Kaufkraft“ unmittelbar an erwachsene Konsumenten. Doch in der modernen Wirtschaft spielt auch die Kaufkraft von Kindern eine nicht zu unterschätzende Rolle. Kinder beeinflussen nicht nur die Kaufentscheidungen ihrer Eltern. Sie verfügen vielmehr über eigene Finanzmittel, meist in Form von Taschengeld. Doch wie beeinflusst diese Kaufkraft von Kindern die Wirtschaft und warum sollte sie als bedeutender Faktor angesehen werden?

Mutter-Kind-Einkaufswagen

Bild: picture alliance / dpa-tmn | Benjamin Nolte

Die Kaufkraft von Kindern im Überblick

Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren erhalten in vielen Ländern regelmäßiges Taschengeld von ihren Eltern. Diese finanzielle Zuwendung hat mehrere Ziele. Einerseits soll sie Kindern dabei helfen, den Umgang mit Geld zu erlernen und Eigenverantwortung zu entwickeln. Andererseits bietet sie ihnen eine gewisse Unabhängigkeit und ermöglicht es ihnen, eigene Wünsche zu erfüllen und Kaufentscheidungen zu treffen.

Die Beträge, die Kinder je nach Alter erhalten (sollten), variieren doch recht stark. In Deutschland wird etwa vom Deutschen Jugendinstitut eine wöchentliche Auszahlung des Taschengeldes bei jüngeren Kindern empfohlen. 6-Jährige sollten demnach pro Woche etwa 1,00 bis 1,50 € erhalten. 16-Jährige wiederum sollten pro Monat mit einer einmaligen Auszahlung rund 39,00 bis 47,00 € erhalten. Aber nicht nur die Höhe des Taschengeldes, sondern auch andere finanzielle Zuwendungen, wie etwa Geldgeschenke zu Geburtstagen oder anderen Anlässen, tragen zur Kaufkraft bei.

Ein weiterer Aspekt, den man nicht außer Acht lassen sollte, ist das Sparverhalten. Viele Kinder sparen einen Teil ihres Taschengeldes, sei es für größere Wünsche oder einfach, um ein Gefühl fürs Sparen zu bekommen. Geldinstitute bieten daher spezielle Kinderkonten oder Sparbücher an, die auf die jüngere Generation zugeschnitten sind. Hier wird nicht nur die finanzielle Bildung gefördert, sondern auch ein früher Kundenkontakt hergestellt.

Die Güter, für die Kinder ihr Geld ausgeben, haben sich über die Jahre hinweg verändert. Während früher physisches Spielzeug oder Süßigkeiten im Vordergrund standen, spielen heute zudem digitale Güter eine immer größere Rolle. Man denke etwa an Apps, Online-Spiele oder Musikdownloads. Die meisten Kinder bekommen heute in Deutschland bereits zwischen 6 und 12 Jahren ihr erstes Smartphone. Dies zeigt, dass die Kaufkraft von Kindern nicht nur in der physischen, sondern auch in der digitalen Welt spürbar ist.

All diese Faktoren zusammen sprechen dafür, dass die Kaufkraft von Kindern nicht unterschätzt werden sollte. Viele Unternehmen erkennen genau das und passen ihre Marketingstrategien entsprechend an, um die jüngste Generation der Konsumenten gezielt anzusprechen.

Die indirekte Kaufkraft: Einfluss auf elterliche Kaufentscheidungen

Die Wirtschaftskraft von Kindern beschränkt sich nicht nur auf ihr eigenes Geld. Vielmehr fungieren Kinder als bedeutende Impulsgeber für die Ausgaben ihrer Familien. Diese indirekte Kaufkraft, die sie ausüben, kann oftmals die direkten Ausgaben, die sie mit ihrem Taschengeld tätigen, in den Schatten stellen. In etlichen Familien sind es die Kinder, die über diverse Dinge entscheiden. Das wären zum Beispiel:

  • die Markenwahl von Lebensmitteln
  • der Ort für den nächsten Familienurlaub
  • die Art von Unterhaltungselektronik
  • das Haustier und deren Zubehör

Man sollte den Satz „Mama/ Papa, das will ich haben!“ nicht unterschätzen. In vielen Fällen führt diese simple Äußerung zu einem Kauf. Das gilt insbesondere, wenn es um Produkte oder Dienstleistungen geht, die speziell für Kinder oder Jugendliche entwickelt wurden.

Wirtschaftsexperten und Marketer sind sich dieses Phänomens voll bewusst. Es gibt ganze Abteilungen in Unternehmen, die sich nur damit beschäftigen, wie man Produkte am besten an Kinder und Jugendliche vermarktet – in dem Wissen, dass dies oft zu einem direkten Kauf führt. Produkte in Augenhöhe von Kindern in Supermarktregalen oder Werbespots, die in den Werbepausen von Kinderfernsehsendungen ausgestrahlt werden, sind nur zwei Beispiele für solche Strategien.

Dieses intensive Marketing allerdings stellt Eltern oft vor ein Dilemma. Einerseits möchten sie ihren Kindern nicht jeden Wunsch abschlagen. Andererseits sind sie sich der Marketingstrategien bewusst, die darauf abzielen, ihre Kinder – und somit sie selbst – zum Kauf zu bewegen. Hinzu kommt die soziale Komponente: Viele Eltern wollen nicht, dass ihre Kinder sich ausgegrenzt fühlen, weil sie nicht das neueste Spielzeug oder den neuesten Trend haben.

Um dieser Dynamik entgegenzuwirken, ist Bildung entscheidend. Eltern und Schulen arbeiten häufig schon gemeinsam daran, Kindern beizubringen, Werbung kritisch zu hinterfragen und einen verantwortungsbewussten Umgang mit Geld zu pflegen. Auf diese Weise können Kinder zu informierten Konsumenten heranwachsen, die Kaufentscheidungen treffen, die sowohl für sie selbst als auch für ihre Familien sinnvoll sind.

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Kinder und die digitale Wirtschaft

Die Digitalisierung hat nicht nur das alltägliche Leben der Erwachsenen verändert, sondern auch die Art und Weise, wie Kinder konsumieren und interagieren. Heutzutage wachsen Kinder in einer Welt auf, in der Smartphones, Tablets und Computer zum Alltag gehören. Diese digitalen Geräte bieten ihnen Zugang zu einer Vielzahl von Online-Diensten, von Spielen bis hin zu Bildungsplattformen.

Apps, Online-Spiele, Musik- und Film-Downloads sind nur einige der vielen digitalen Produkte, für die Kinder heute Geld ausgeben. Besonders das Modell des „Freemium“, bei dem Grundversionen von Apps oder Spielen kostenlos angeboten werden, während zusätzliche Inhalte oder Funktionen käuflich erworben werden können, hat sich als enorm erfolgreich erwiesen. Kinder können diese Produkte erst einmal ausprobieren und sich dann, oft mit der Zustimmung und finanziellen Unterstützung ihrer Eltern, für den Kauf von Erweiterungen entscheiden.

Doch es ist nicht nur der Konsum digitaler Güter, der die Kaufkraft von Kindern in der digitalen Wirtschaft beeinflusst. Viele Kinder und Jugendliche werden aktiv und kreieren eigenen Content. Sei es durch das Hochladen von Videos auf Plattformen wie YouTube, das Bloggen über ihre Interessen oder das Teilen von Kunstwerken auf sozialen Medien. Dabei entsteht eine völlig neue Form von jungen „Influencern“, die von Unternehmen als Multiplikatoren für ihre Marken und Produkte genutzt werden können.

Die digitale Wirtschaft stellt auch Herausforderungen dar. Datenschutz, die Sicherheit von Kindern online und der verantwortungsvolle Umgang mit digitalen Medien sind Aspekte, die Eltern genauso wie Bildungseinrichtungen in den Fokus rücken sollten.

Schlussfolgerung: Die Rolle von Kindern in der zukünftigen Wirtschaft

Wenn man die heutige wirtschaftliche Landschaft betrachtet, ist es unverkennbar, dass Kinder und Jugendliche nicht nur passive Konsumenten sind, sondern aktive Akteure, die den Markt beeinflussen und formen. Ihre Kaufkraft, sei sie direkt durch eigenes Geld oder indirekt durch ihren Einfluss auf elterliche Entscheidungen, ist ein treibender Faktor in vielen Wirtschaftsbereichen.

Unternehmen, die diese demografische Gruppe übersehen, könnten wichtige Marktanteile verpassen. Umgekehrt könnten diejenigen, die in der Lage sind, die Bedürfnisse und Wünsche dieser jungen Konsumenten zu verstehen und darauf zu reagieren, erheblich profitieren.

Eltern und Bildungseinrichtungen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Es ist ihre Aufgabe, die junge Generation zu informierten, verantwortungsbewussten Konsumenten zu erziehen. Dies beinhaltet nicht nur das Verständnis von Geld und Konsum, sondern zudem den sicheren und bewussten Umgang mit digitalen Medien und Technologien.

Insgesamt bietet die steigende Kaufkraft von Kindern sowohl Herausforderungen als auch Chancen. Sie ist ein Zeichen für den Wandel und ein Indikator dafür, in welche Richtung sich die globale Wirtschaft in den kommenden Jahren entwickeln könnte.

 

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