Bismarcks Ehefrau: Johanna von Puttkamer (1824-1894)

Bismarcks Ehefrau: Johanna von Puttkamer (1824-1894)

Johanna von Puttkamer
Otto und Johanna von Bismarck

Johanna, Fürstin von Bismarck, geborene von Puttkamer, war die Gemahlin von Otto von Bismarck.

Ihre Ehe mit dem deutschen Staatsmann dauerte 47 Jahre.

Erste deutsche Kanzlergattin

Obwohl Johanna von Puttkamer die erste Ehefrau eines deutschen Kanzlers war, blieb sie weitgehend unbemerkt im Hintergrund. Die wenigen Biografien, die über sie erschienen, zeichneten von ihr das Bild einer einfachen, frommen und eher langweiligen Frau.

Für das politische Wirken ihres Mannes war sie jedoch von enormer Bedeutung. So bot sie Otto von Bismarck auch in schwierigen Zeiten immer wieder den nötigen Rückhalt und wurde von ihm als „Frau von seltenem Geist und einem seltenen Adel der Gesinnung“ bezeichnet. Der Reichskanzler sah in seiner Frau „den Anker an der guten Uferseite“.

Herkunft Johanna von Puttkamers

Geboren wurde die spätere Fürstin von Bismarck am 11. April 1824 als Johanna Friederike Charlotte Dorothea Eleonore von Puttkamer auf Viartlum in Pommern. Sie war die einzige Tochter von Heinrich von Puttkamer (1789-1871) und Luitgarde Agnese von Glasenapp (1799-1863). Außerdem hatte Johanna noch einen älteren Bruder namens Franz, der jedoch bereits im Alter von fünf Jahren verstarb. Ihr evangelisches Elternhaus war stark pietistisch geprägt. Außerdem gehörten die Puttkamers dem pommerschen Uradel an.

Ihre Kindheit und Jugend verbrachte Johanna im benachbarten Reinfeld bei Rummelsburg auf den Gütern der Familie.

Johannas erste Begegnung mit Otto von Bismarck

Zum ersten Mal mit Otto von Bismarck traf Johanna von Puttkamer im Jahr 1844 zusammen. Zu dieser Zeit schlug Bismarcks Herz jedoch noch für Marie von Thadden-Trieglaff, die allerdings mit seinem Jugendfreund Moritz von Blanckenburg verlobt war und mit diesem in den Stand der Ehe trat.

Auf der Hochzeitsfeier machte Marie Bismarck mit ihrer Freundin Johanna von Puttkamer bekannt. Liebe auf den ersten Blick schien es jedoch nicht zu sein, denn erst zwei Jahre später während einer Harz-Reise kamen die beiden einander näher. Als Marie 1846 überraschend verstarb, machte Otto von Bismarck dem Fräulein aus Pommern schließlich den Hof.

Durch den Einfluss Johannas war Bismarck dem christlichen Glauben wieder nähergekommen, sodass er regelmäßig in der Bibel las. Dies schrieb er auch in einen Brief an Heinrich von Puttkamer, den er im Dezember 1846 um die Hand seiner Tochter bat. Von Puttkamer zeigte sich jedoch zunächst zurückhaltend und wollte seine Tochter nicht verlieren. Auch Johannas Mutter machte sich Sorgen.

Heinrich von Puttkamers unklare Antwort veranlasste Bismarck zu Beginn des Jahres 1847 nach Reinfeld zu reisen, um persönlich um Johannas Hand anzuhalten. In Gesprächen gelang es ihm, ihre Eltern von sich zu überzeugen.

Die Hochzeit und Kinder

Die Hochzeit zwischen Otto von Bismarck und Johanna von Puttkamer fand am 28. Juli 1847 in der Pfarrkirche Alt-Kolzigow statt. Johanna brachte ihrem Gemahl zwei Söhne und eine Tochter zur Welt. Dies waren Marie (1848-1926), Herbert (1849-1904) und Wilhelm (1852-1901).

Durch die Ehe mit Johanna von Puttkamer erhielt Otto von Bismarck eine emotionale Bindung, die ihm bislang gefehlt hatte. Außerdem stellte Johanna die Wünsche ihres Mannes stets über die eigenen. Während der gesamten Laufbahn Bismarcks war die tief religiöse Frau ihrem Gemahl eine treue Gefährtin und Stütze. Auch bei seinen politischen Ambitionen unterstützte sie ihn, was durch die umfangreiche Korrespondenz der Eheleute bestätigt wurde. Sie war außerdem gebildet und spielte Klavier.

Mit ihrem Mann hatte sie gemeinsam, dass auch sie das Leben auf dem Land liebte. Gegen Salons und Höfe empfand sie dagegen einen Widerwillen. Als Bismarcks politische Karriere an Kontur gewann, zog die Familie 1851 zunächst nach Frankfurt am Main.

Bismarcks Affäre mit Katharina Orlowa

Im Jahr 1862 erlebte die Ehe mit Johanna allerdings eine zeitweilige Trübung durch eine heikle Affäre Bismarcks mit der Russin Katharina Orlowa.

Der 47-jährige Bismarck weilte seinerzeit im französischen Badeort Biarritz an der Atlantikküste, um sich dort ein paar Tage zu erholen. Dort traf er auf den russischen Gesandten Nikolai Orlow, den er von früher her kannte, sowie dessen 22-jährige Gattin Katharina Orlowa (1840-1875). Orlow war durch den Krimkrieg kriegsversehrt und besaß nur noch ein Auge.

Es dauerte nicht lange, bis sich Otto von Bismarck in die intelligente und sehr hübsche Russin, die drei Fremdsprachen beherrschte und Klavier spielen konnte, verliebte. Dass sie die Ehefrau seines Bekannten war, störte ihn dabei ebenso wenig wie seine eigene Ehe mit Johanna.

Bismarck berichtete seiner Frau sogar von seinen Unternehmungen mit ihr. So gingen sie häufig baden und erkundeten Biarritz. Da Bismarck Russisch durch seine Zeit in St. Petersburg beherrschte und Katharina Orlowa ein wenig Deutsch sprach, war die Kommunikation kein Problem.

Katharinas deutlich älterer Ehemann Fürst Orlow zog sich währenddessen dezent zurück und beobachtete die Schwärmerei mit Nachsicht. Otto von Bismarck blühte dagegen regelrecht auf und vergaß sogar seinen Hochzeitstag. Seiner Frau schrieb er nur, dass er hoffe, nicht so bald nach Berlin zurück zu müssen.

Es war wohl vor allem die naive Unbekümmertheit Katharinas, die Bismarck an ihr faszinierte. So ließ der Diplomat durch ein ärztliches Attest seinen Aufenthalt zu einer vierwöchigen Kur ausweiten, damit er länger in Katharinas Nähe bleiben konnte.

Ob es sich wirklich um eine eindeutige Affäre oder nur um eine platonische Beziehung handelte, ist unter den Bismarck-Biografen umstritten. Am 22. August 1862 wäre Bismarck jedenfalls sogar beinahe zusammen mit Katharina Orlowa bei einem Badeausflug ertrunken. Die beiden konnten jedoch von einem Leuchtturmwärter gerettet werden.

Johanna von Bismarck zeigte sich indessen wenig erfreut über die Eskapaden ihres Mannes und fragte sich, „warum die Menschen eigentlich heirateten, wenn sie ihrem Ehepartner nicht die Treue bewahren konnten“. Letztlich vergab sie ihrem Gatten jedoch.

Am 20. September 1862 endete die Episode mit Katharina Orlowa ohnehin durch Bismarcks Einberufung nach Berlin, wo er zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt wurde. Von nun an widmete sich Otto von Bismarck wieder weitgehend seiner Frau und der Politik.

Skandalfoto mit Pauline Lucca

1864 musste Johanna von Bismarck jedoch noch einmal einen Skandal um ihren Mann und die Sängerin Pauline Lucca hinnehmen. Als sich Bismarck nach dem Deutsch-Dänischen Krieg in Bad Gastein mit dem österreichischen Gesandten Gustav von Blome zur Beilegung von Differenzen traf, begegnete ihm die bekannte österreichische Opernsängerin Pauline Lucca, die er bewunderte. Mit ihr ging er in ein Fotostudio, wo ein Porträt der beiden angefertigt wurde.

In Deutschland rief dieses Foto jedoch einen Skandal hervor. Bismarck soll deshalb das Originalnegativ vernichtet haben und versuchte, die restlichen Kopien in seinen Besitz zu bringen. Seine Frau Johanna trug ihm dieses Bild noch bis an ihr Lebensende nach.

Leben neben dem Staatsmann

Während Bismarck seinen politischen Zielen nachging und die Reichsgründung Deutschlands erreichte, hielt ihm Johanna stets den Rücken frei. Dabei erwies sie sich oft als begabte Gastgeberin für Diplomaten, Politiker oder Abgeordnete des Reichstags.

Wütend zeigte sich Johanna mitunter, wenn ihr Mann wieder einmal ins ihrer Ansicht nach „schmierige Berlin und den dusseligen Reichstag“ musste, weil er sich dort wieder ärgern würde. 1871 beklagte sich Bismarck in einem Brief aus Versailles bei seiner Frau über „den kalten Sumpf aus Missgunst und Hass“ in der Politik, und dass er dort „keine menschliche Seele zum Reden hätte“. Umso mehr sehnte er sich nach der Nähe seiner Frau.

Um ihre gesellschaftliche Anerkennung musste Johanna in Berlin oft kämpfen. Dabei kam es zur Rivalität mit der Gräfin Schleinitz, die mit Bismarcks Widersacher, dem Minister Alexander von Schleinitz verheiratet war und die Bismarcks eifrig bekämpfte.

Letzte Jahre

Als Bismarck im März 1890 seinen Rücktritt einreichte, zog er sich mit Johanna nach Friedrichsruh zurück und arbeitete an seinen Memoiren.

Im Alter von 70 Jahren verstarb Johanna von Bismarck am 27. November 1894 auf dem Bismarck-Landsitz in Varzin. In einem kleinen Gartenhaus, das zu ihren Lieblingsplätzen in Varzin zählte und in eine Grabkapelle umgestaltet wurde, ließ Bismarck seine Frau beisetzen; später ließ er sie nach Friedrichsruh überführen.

Für Bismarck bedeutete der Tod seiner Frau einen schweren Schlag, von dem er sich nicht mehr richtig erholen sollte. Ab 1896 wurde sein Gesundheitszustand immer schlechter.

Als der Eiserne Kanzler am 30. Juli 1898 starb, wurde er an der Seite seiner Frau im Bismarck-Mausoleum in Friedrichsruh beigesetzt, sodass er im Tode wieder mit ihr vereint war.