The Project Gutenberg eBook of Jenseits des Lustprinzips, by Sigmund Freud

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Title: Jenseits des Lustprinzips

Author: Sigmund Freud

Release Date: February 28, 2009 [EBook #28220]

Language: German

Character set encoding: ISO-8859-1

*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK JENSEITS DES LUSTPRINZIPS ***




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Anmerkungen zur Transkription:

Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden �bernommen; lediglich offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert. �nderungen sind im Text gekennzeichnet, der Originaltext erscheint beim �berfahren mit der Maus.

Werke von Prof. Sigm. Freud

Vorlesungen zur Einf�hrung in die Psychoanalyse. Fehlleistungen, Traum, Allgemeine Neurosenlehre. Drei Teile in einem Band. Dritte Auflage. Leipzig, Wien und Z�rich 1921.

Die Traumdeutung. Sechste vermehrte Auflage, mit Beitr�gen von Dr. Otto Rank, im Druck.

�ber den Traum. Dritte Auflage. Wiesbaden 1921.

Zur Psychopathologie des Alltagslebens. �ber Vergessen, Versprechen, Vergreifen, Aberglaube und Irrtum. Siebente, weiter vermehrte Auflage. Leipzig, Wien und Z�rich 1920.

Totem und Tabu. �ber einige �bereinstimmungen im Seelenleben der Wilden und der Neurotiker. Zweite durchgesehene Auflage. Leipzig, Wien und Z�rich 1920.

Der Witz und seine Beziehung zum Unbewu�ten. Dritte Auflage in Vorbereitung.

�ber Psychoanalyse. F�nf Vorlesungen, gehalten zur 20j�hrigen Gr�ndungsfeier der Clark University in Worcester, Mass. F�nfte Auflage. Leipzig und Wien 1920.

Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie. Vierte vermehrte Auflage. Leipzig und Wien 1921.

Sammlung kleiner Schriften zur Neurosenlehre. I. Folge. Dritte unver�nderte Auflage Leipzig und Wien 1920. – II. Folge. Dritte unver�nderte Auflage im Druck. – III. Folge. Zweite unver�nderte Auflage im Druck. – IV. Folge. Leipzig und Wien 1918.

Studien �ber Hysterie (mit Dr. Josef Breuer). Dritte Aufl. Leipzig u. Wien.

Der Wahn und die Tr�ume in W. Jensens �Gradiva�. (Schriften zur angewandten Seelenkunde, 1. Heft.) Zweite Auflage. Leipzig und Wien 1912.

Eine Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci. (Schriften zur angewandten Seelenkunde, 7. Heft.) Zweite Auflage. Leipzig und Wien 1919.

Jenseits des Lustprinzips. (II. Beiheft der Internationalen Zeitschrift f�r Psychoanalyse.) Zweite Auflage. Leipzig, Wien und Z�rich 1921.

Massenpsychologie und Ich-Analyse. Leipzig, Wien und Z�rich 1921.

Alle hier angef�hrten Werke von Prof. Freud, sowie ihre fremdsprachigen Ausgaben
sind zu beziehen durch den
INTERNATIONALEN PSYCHOANALYTISCHEN VERLAG
Auslieferungsstelle: Wien, III. Wei�g�rberl�nde 44.

 

BEIHEFTE
DER
INTERNATIONALEN ZEITSCHRIFT F�R PSYCHOANALYSE

HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. SIGM. FREUD.
Nr. II.

JENSEITS
DES
LUSTPRINZIPS

VON
SIGM. FREUD

2. DURCHGESEHENE AUFLAGE

(2.–4. TAUSEND)

1921
INTERNATIONALER PSYCHOANALYTISCHER VERLAG, G. M. B. H
LEIPZIG WIEN Z�RICH


Alle Rechte, besonders das der �bersetzung in alle Sprachen vorbehalten.
Copyright 1921 by �Internationaler Psychoanalytischer Verlag Ges. m. b. H.�
Wien, I.


Gesellschaft f�r graphische Industrie, Wien, III. R�dengasse 11.

 

3

I.

In der psychoanalytischen Theorie nehmen wir unbedenklich an, da� der Ablauf der seelischen Vorg�nge automatisch durch das Lustprinzip reguliert wird, das hei�t, wir glauben, da� er jedesmal durch eine unlustvolle Spannung angeregt wird und dann eine solche Richtung einschl�gt, da� sein Endergebnis mit einer Herabsetzung dieser Spannung, also mit einer Vermeidung von Unlust oder Erzeugung von Lust zusammenf�llt. Wenn wir die von uns studierten seelischen Prozesse mit R�cksicht auf diesen Ablauf betrachten, f�hren wir den �konomischen Gesichtspunkt in unsere Arbeit ein. Wir meinen, eine Darstellung, die neben dem topischen und dem dynamischen Moment noch dies �konomische zu w�rdigen versuche, sei die vollst�ndigste, die wir uns derzeit vorstellen k�nnen, und verdiene es, durch den Namen einer metapsychologischen hervorgehoben zu werden.

Es hat dabei f�r uns kein Interesse zu untersuchen, inwieweit wir uns mit der Aufstellung des Lustprinzips einem bestimmten, historisch festgelegten, philosophischen System angen�hert oder angeschlossen haben. Wir gelangen zu solchen spekulativen Annahmen bei dem Bem�hen, von den Tatsachen der t�glichen Beobachtung auf unserem Gebiete Beschreibung und Rechenschaft zu geben. Priorit�t und Originalit�t geh�ren nicht zu den Zielen, die der psychoanalytischen Arbeit gesetzt sind, und die Eindr�cke, welche der Aufstellung dieses Prinzips zugrunde liegen, sind so augenf�llig, da� es kaum m�glich ist, sie zu �bersehen. Dagegen w�rden wir uns gerne zur Dankbarkeit gegen eine philosophische oder psychologische Theorie bekennen, die uns zu sagen w��te, was die Bedeutungen der f�r uns so imperativen Lust- und Unlustempfindungen sind. 4Leider wird uns hier nichts Brauchbares geboten. Es ist das dunkelste und unzug�nglichste Gebiet des Seelenlebens, und wenn wir unm�glich vermeiden k�nnen, es zu ber�hren, so wird die lockerste Annahme dar�ber, meine ich, die beste sein. Wir haben uns entschlossen, Lust und Unlust mit der Quantit�t der im Seelenleben vorhandenen – und nicht irgendwie gebundenen – Erregung in Beziehung zu bringen, solcher Art, da� Unlust einer Steigerung, Lust einer Verringerung dieser Quantit�t entspricht. Wir denken dabei nicht an ein einfaches Verh�ltnis zwischen der St�rke der Empfindungen und den Ver�nderungen, auf die sie bezogen werden; am wenigsten – nach allen Erfahrungen der Psychophysiologie – an direkte Proportionalit�t; wahrscheinlich ist das Ma� der Verringerung oder Vermehrung in der Zeit das f�r die Empfindung entscheidende Moment. Das Experiment f�nde hier m�glicherweise Zutritt, f�r uns Analytiker ist weiteres Eingehen in diese Probleme nicht geraten, solange nicht ganz bestimmte Beobachtungen uns leiten k�nnen.

Es kann uns aber nicht gleichg�ltig lassen, wenn wir finden, da� ein so tiefblickender Forscher wie G. Th. Fechner eine Auffassung von Lust und Unlust vertreten hat, welche im wesentlichen mit der zusammenf�llt, die uns von der psychoanalytischen Arbeit aufgedr�ngt wird. Die �u�erung Fechner's ist in seiner kleinen Schrift: Einige Ideen zur Sch�pfungs- und Entwicklungsgeschichte der Organismen, 1873 (Abschnitt XI, Zusatz, p. 94), enthalten und lautet wie folgt: �Insofern bewu�te Antriebe immer mit Lust oder Unlust in Beziehung stehen, kann auch Lust oder Unlust mit Stabilit�ts- und Instabilit�tsverh�ltnissen in psychophysischer Beziehung gedacht werden, und es l��t sich hierauf die anderw�rts von mir n�her zu entwickelnde Hypothese begr�nden, da� jede, die Schwelle des Bewu�tseins �bersteigende psychophysische Bewegung nach Ma�gabe mit Lust behaftet sei, als sie sich der vollen Stabilit�t �ber eine gewisse Grenze hinaus n�hert, mit Unlust nach Ma�gabe, als sie �ber eine gewisse Grenze davon abweicht, indes zwischen beiden, als qualitative Schwelle der Lust und Unlust zu bezeichnenden Grenzen eine gewisse Breite �sthetischer Indifferenz besteht, ....�

5 Die Tatsachen, die uns veranla�t haben, an die Herrschaft des Lustprinzips im Seelenleben zu glauben, finden auch ihren Ausdruck in der Annahme, da� es ein Bestreben des seelischen Apparates sei, die in ihm vorhandene Quantit�t von Erregung m�glichst niedrig oder wenigstens konstant zu erhalten. Es ist dasselbe, nur in andere Fassung gebracht, denn wenn die Arbeit des seelischen Apparates dahin geht, die Erregungsquantit�t niedrig zu halten, so mu� alles, was dieselbe zu steigern geeignet ist, als funktionswidrig, das hei�t, als unlustvoll empfunden werden. Das Lustprinzip leitet sich aus dem Konstanzprinzip ab; in Wirklichkeit wurde das Konstanzprinzip aus den Tatsachen erschlossen, die uns die Annahme des Lustprinzips aufn�tigten. Bei eingehenderer Diskussion werden wir auch finden, da� dies von uns angenommene Bestreben des seelischen Apparates sich als spezieller Fall dem Fechner'schen Prinzip der Tendenz zur Stabilit�t unterordnet, zu dem er die Lust-Unlustempfindungen in Beziehung gebracht hat.

Dann m�ssen wir aber sagen, es sei eigentlich unrichtig, von einer Herrschaft des Lustprinzips �ber den Ablauf der seelischen Prozesse zu reden. Wenn eine solche best�nde, m��te die �bergro�e Mehrheit unserer Seelenvorg�nge von Lust begleitet sein oder zur Lust f�hren, w�hrend doch die allgemeinste Erfahrung dieser Folgerung energisch widerspricht. Es kann also nur so sein, da� eine starke Tendenz zum Lustprinzip in der Seele besteht, der sich aber gewisse andere Kr�fte oder Verh�ltnisse widersetzen, so da� der Endausgang nicht immer der Lusttendenz entsprechen kann. Vgl. die Bemerkung Fechner's bei �hnlichem Anlasse (ebenda, p. 90): �Damit aber, da� die Tendenz zum Ziele noch nicht die Erreichung des Zieles bedeutet und das Ziel �berhaupt nur in Approximationen erreichbar ist, ....� Wenn wir uns nun der Frage zuwenden, welche Umst�nde die Durchsetzung des Lustprinzips zu vereiteln verm�gen, dann betreten wir wieder sicheren und bekannten Boden und k�nnen unsere analytischen Erfahrungen in reichem Ausma�e zur Beantwortung heranziehen.

Der erste Fall einer solchen Hemmung des Lustprinzips ist uns als ein gesetzm��iger vertraut. Wir wissen, da� das 6Lustprinzip einer prim�ren Arbeitsweise des seelischen Apparates eignet, und da� es f�r die Selbstbehauptung des Organismus unter den Schwierigkeiten der Au�enwelt so recht von Anfang an unbrauchbar, ja in hohem Grade gef�hrlich ist. Unter dem Einflusse der Selbsterhaltungstriebe des Ichs wird es vom Realit�tsprinzip abgel�st, welches ohne die Absicht endlicher Lustgewinnung aufzugeben, doch den Aufschub der Befriedigung, den Verzicht auf mancherlei M�glichkeiten einer solchen und die zeitweilige Duldung der Unlust auf dem langen Umwege zur Lust fordert und durchsetzt. Das Lustprinzip bleibt dann noch lange Zeit die Arbeitsweise der schwerer �erziehbaren� Sexualtriebe, und es kommt immer wieder vor, da� es, sei es von diesen letzteren aus, sei es im Ich selbst, das Realit�tsprinzip zum Schaden des ganzen Organismus �berw�ltigt.

Es ist indes unzweifelhaft, da� die Abl�sung des Lustprinzips durch das Realit�tsprinzip nur f�r einen geringen und nicht f�r den intensivsten Teil der Unlusterfahrungen verantwortlich gemacht werden kann. Eine andere, nicht weniger gesetzm��ige Quelle der Unlustentbindung ergibt sich aus den Konflikten und Spaltungen im seelischen Apparat, w�hrend das Ich seine Entwicklung zu h�her zusammengesetzten Organisationen durchmacht. Fast alle Energie, die den Apparat erf�llt, stammt aus den mitgebrachten Triebregungen, aber diese werden nicht alle zu den gleichen Entwicklungsphasen zugelassen. Unterwegs geschieht es immer wieder, da� einzelne Triebe oder Triebanteile sich in ihren Zielen oder Anspr�chen als unvertr�glich mit den �brigen erweisen, die sich zu der umfassenden Einheit des Ichs zusammenschlie�en k�nnen. Sie werden dann von dieser Einheit durch den Proze� der Verdr�ngung abgespalten, auf niedrigeren Stufen der psychischen Entwicklung zur�ckgehalten und zun�chst von der M�glichkeit einer Befriedigung abgeschnitten. Gelingt es ihnen dann, was bei den verdr�ngten Sexualtrieben so leicht geschieht, sich auf Umwegen zu einer direkten oder Ersatzbefriedigung durchzuringen, so wird dieser Erfolg, der sonst eine Lustm�glichkeit gewesen w�re, vom Ich als Unlust empfunden. Infolge des alten, in die Verdr�ngung auslaufenden Konfliktes hat das Lustprinzip 7einen neuerlichen Durchbruch erfahren, gerade w�hrend gewisse Triebe am Werke waren, in Befolgung des Prinzips neue Lust zu gewinnen. Die Einzelheiten des Vorganges, durch welchen die Verdr�ngung eine Lustm�glichkeit in eine Unlustquelle verwandelt, sind noch nicht gut verstanden oder nicht klar darstellbar, aber sicherlich ist alle neurotische Unlust von solcher Art, ist Lust, die nicht als solche empfunden werden kann.

Die beiden hier angezeigten Quellen der Unlust decken noch lange nicht die Mehrzahl unserer Unlusterlebnisse, aber vom Rest wird man mit einem Anschein von gutem Recht behaupten, da� sein Vorhandensein der Herrschaft des Lustprinzips nicht widerspricht. Die meiste Unlust, die wir versp�ren, ist ja Wahrnehmungsunlust, entweder Wahrnehmung des Dr�ngens unbefriedigter Triebe oder �u�ere Wahrnehmung, sei es, da� diese an sich peinlich ist, oder da� sie unlustvolle Erwartungen im seelischen Apparat erregt, von ihm als �Gefahr� erkannt wird. Die Reaktion auf diese Triebanspr�che und Gefahrdrohungen, in der sich die eigentliche T�tigkeit des seelischen Apparates �u�ert, kann dann in korrekter Weise vom Lustprinzip oder dem es modifizierenden Realit�tsprinzip geleitet werden. Somit scheint es nicht notwendig, eine weitergehende Einschr�nkung des Lustprinzips anzuerkennen, und doch kann gerade die Untersuchung der seelischen Reaktion auf die �u�erliche Gefahr neuen Stoff und neue Fragestellungen zu dem hier behandelten Problem liefern.

 

8

II.

Nach schweren mechanischen Ersch�tterungen, Eisenbahnzusammenst��en und anderen, mit Lebensgefahr verbundenen Unf�llen ist seit langem ein Zustand beschrieben worden, dem dann der Name �traumatische Neurose� verblieben ist. Der schreckliche, eben jetzt abgelaufene Krieg hat eine gro�e Anzahl solcher Erkrankungen entstehen lassen und wenigstens der Versuchung ein Ende gesetzt, sie auf organische Sch�digung des Nervensystems durch Einwirkung mechanischer Gewalt zur�ckzuf�hren[1]. Das Zustandsbild der traumatischen Neurose n�hert sich der Hysterie durch seinen Reichtum an �hnlichen motorischen Symptomen, �bertrifft diese aber in der Regel durch die stark ausgebildeten Anzeichen subjektiven Leidens, etwa wie bei einer Hypochondrie oder Melancholie, und durch die Beweise einer weit umfassenderen allgemeinen Schw�chung und Zerr�ttung der seelischen Leistungen. Ein volles Verst�ndnis ist bisher weder f�r die Kriegsneurosen noch f�r die traumatischen Neurosen des Friedens erzielt worden. Bei den Kriegsneurosen wirkte es einerseits aufkl�rend, aber doch wiederum verwirrend, da� dasselbe Krankheitsbild gelegentlich ohne Mithilfe einer groben mechanischen Gewalt zustande kam; an der gemeinen traumatischen Neurose heben sich zwei Z�ge hervor, an welche die �berlegung ankn�pfen konnte, erstens, da� das Hauptgewicht der Verursachung auf das Moment der �berraschung, auf den Schreck, zu 9fallen schien, und zweitens, da� eine gleichzeitig erlittene Verletzung oder Wunde zumeist der Entstehung der Neurose entgegenwirkte. Schreck, Furcht, Angst werden mit Unrecht wie synonyme Ausdr�cke gebraucht; sie lassen sich in ihrer Beziehung zur Gefahr gut auseinanderhalten. Angst bezeichnet einen gewissen Zustand wie Erwartung der Gefahr und Vorbereitung auf dieselbe, mag sie auch eine unbekannte sein; Furcht verlangt ein bestimmtes Objekt, vor dem man sich f�rchtet; Schreck aber benennt den Zustand, in den man ger�t, wenn man in Gefahr kommt, ohne auf sie vorbereitet zu sein, betont das Moment der �berraschung. Ich glaube nicht, da� die Angst eine traumatische Neurose erzeugen kann; an der Angst ist etwas, was gegen den Schreck und also auch gegen die Schreckneurose sch�tzt. Wir werden auf diesen Satz sp�ter zur�ckkommen.

Das Studium des Traumes d�rfen wir als den zuverl�ssigsten Weg zur Erforschung der seelischen Tiefenvorg�nge betrachten. Nun zeigt das Traumleben der traumatischen Neurose den Charakter, da� es den Kranken immer wieder in die Situation seines Unfalles zur�ckf�hrt, aus der er mit neuem Schreck erwacht. Dar�ber verwundert man sich viel zu wenig. Man meint, es sei eben ein Beweis f�r die St�rke des Eindruckes, den das traumatische Erlebnis gemacht hat, da� es sich dem Kranken, sogar im Schlaf immer wieder aufdr�ngt. Der Kranke sei an das Trauma sozusagen psychisch fixiert. Solche Fixierungen an das Erlebnis, welches die Erkrankung ausgel�st hat, sind uns seit langem bei der Hysterie bekannt. Breuer und Freud �u�erten 1893: Die Hysterischen leiden gro�enteils an Reminiszenzen. Auch bei den Kriegsneurosen haben Beobachter, wie Ferenczi und Simmel, manche motorische Symptome durch Fixierung an den Moment des Traumas erkl�ren k�nnen.

Allein es ist mir nicht bekannt, da� die an traumatischer Neurose Krankenden sich im Wachleben viel mit der Erinnerung an ihren Unfall besch�ftigen. Vielleicht bem�hen sie sich eher, nicht an ihn zu denken. Wenn man es als selbstverst�ndlich hinnimmt, da� der n�chtliche Traum sie wieder in die krankmachende Situation versetzt, so verkennt man die Natur 10des Traumes. Dieser w�rde es eher entsprechen, dem Kranken Bilder aus der Zeit der Gesundheit oder der erhofften Genesung vorzuf�hren. Sollen wir durch die Tr�ume der Unfallsneurotiker nicht an der wunscherf�llenden Tendenz des Traumes irre werden, so bleibt uns etwa noch die Auskunft, bei diesem Zustand sei wie so vieles andere auch die Traumfunktion ersch�ttert und von ihren Absichten abgelenkt worden, oder wir m��ten der r�tselhaften masochistischen Tendenzen des Ichs gedenken.

Ich mache nun den Vorschlag, das dunkle und d�stere Thema der traumatischen Neurose zu verlassen und die Arbeitsweise des seelischen Apparates an einer seiner fr�hzeitigsten normalen Bet�tigungen zu studieren. Ich meine das Kinderspiel.

Die verschiedenen Theorien des Kinderspiels sind erst k�rzlich von S. Pfeifer in der �Imago� (V/4) zusammengestellt und analytisch gew�rdigt worden; ich kann hier auf diese Arbeit verweisen. Diese Theorien bem�hen sich, die Motive des Spielens der Kinder zu erraten, ohne da� dabei der �konomische Gesichtspunkt, die R�cksicht auf Lustgewinn, in den Vordergrund ger�ckt w�rde. Ich habe, ohne das Ganze dieser Erscheinungen umfassen zu wollen, eine Gelegenheit ausgen�tzt, die sich mir bot, um das erste selbstgeschaffene Spiel eines Knaben im Alter von 1� Jahren aufzukl�ren. Es war mehr als eine fl�chtige Beobachtung, denn ich lebte durch einige Wochen mit dem Kinde und dessen Eltern unter einem Dach, und es dauerte ziemlich lange, bis das r�tselhafte und andauernd wiederholte Tun mir seinen Sinn verriet.

Das Kind war in seiner intellektuellen Entwicklung keineswegs voreilig, es sprach mit 1� Jahren erst wenige verst�ndliche Worte und verf�gte au�erdem �ber mehrere bedeutungsvolle Laute, die von der Umgebung verstanden wurden. Aber es war in gutem Rapport mit den Eltern und dem einzigen Dienstm�dchen und wurde wegen seines �anst�ndigen� Charakters gelobt. Es st�rte die Eltern nicht zur Nachtzeit, befolgte gewissenhaft die Verbote, manche Gegenst�nde zu ber�hren und in gewisse R�ume zu gehen, und vor allem anderen, es weinte nie, wenn die Mutter es f�r Stunden verlie�, obwohl es 11dieser Mutter z�rtlich anhing, die das Kind nicht nur selbst gen�hrt, sondern auch ohne jede fremde Beihilfe gepflegt und betreut hatte. Dieses brave Kind zeigte nun die gelegentlich st�rende Gewohnheit, alle kleinen Gegenst�nde, deren es habhaft wurde, weit weg von sich in eine Zimmerecke, unter ein Bett usw. zu schleudern, so da� das Zusammensuchen seines Spielzeugs oft keine leichte Arbeit war. Dabei brachte es mit dem Ausdruck von Interesse und Befriedigung ein lautes, langgezogenes o–o–o–o hervor, das nach dem �bereinstimmenden Urteil der Mutter und des Beobachters keine Interjektion war, sondern �Fort� bedeutete. Ich merkte endlich, da� das ein Spiel sei, und da� das Kind alle seine Spielsachen nur dazu ben�tze, mit ihnen �fortsein� zu spielen. Eines Tages machte ich dann die Beobachtung, die meine Auffassung best�tigte. Das Kind hatte eine Holzspule, die mit einem Bindfaden umwickelt war. Es fiel ihm nie ein, sie z. B. am Boden hinter sich herzuziehen, also Wagen mit ihr zu spielen, sondern es warf die am Faden gehaltene Spule mit gro�em Geschick �ber den Rand seines verh�ngten Bettchens, so da� sie darin verschwand, sagte dazu sein bedeutungsvolles o–o–o–o und zog dann die Spule am Faden wieder aus dem Bett heraus, begr��te aber deren Erscheinen jetzt mit einem freudigen �Da�. Das war also das komplette Spiel, Verschwinden und Wiederkommen, wovon man zumeist nur den ersten Akt zu sehen bekam, und dieser wurde f�r sich allein unerm�dlich als Spiel wiederholt, obwohl die gr��ere Lust unzweifelhaft dem zweiten Akt anhing[2].

Die Deutung des Spieles lag dann nahe. Es war im Zusammenhang mit der gro�en kulturellen Leistung des Kindes, mit dem von ihm zustande gebrachten Triebverzicht (Verzicht auf Triebbefriedigung), das Fortgehen der Mutter ohne Str�uben 12zu gestatten. Es entsch�digte sich gleichsam daf�r, indem es dasselbe Verschwinden und Wiederkommen mit den ihm erreichbaren Gegenst�nden selbst in Szene setzte. F�r die affektive Einsch�tzung dieses Spieles ist es nat�rlich gleichg�ltig, ob das Kind es selbst erfunden oder sich infolge einer Anregung zu eigen gemacht hatte. Unser Interesse wird sich einem anderen Punkte zuwenden. Das Fortgehen der Mutter kann dem Kinde unm�glich angenehm oder auch nur gleichg�ltig gewesen sein. Wie stimmt es also zum Lustprinzip, da� es dieses ihm peinliche Erlebnis als Spiel wiederholt? Man wird vielleicht antworten wollen, das Fortgehen m��te als Vorbedingung des erfreulichen Wiedererscheinens gespielt werden, im letzteren sei die eigentliche Spielabsicht gelegen. Dem w�rde die Beobachtung widersprechen, da� der erste Akt, das Fortgehen, f�r sich allein als Spiel inszeniert wurde, und zwar ungleich h�ufiger als das zum lustvollen Ende fortgef�hrte Ganze.

Die Analyse eines solchen einzelnen Falles ergibt keine sichere Entscheidung; bei unbefangener Betrachtung gewinnt man den Eindruck, da� das Kind das Erlebnis aus einem anderen Motiv zum Spiel gemacht hat. Es war dabei passiv, wurde vom Erlebnis betroffen und bringt sich nun in eine aktive Rolle, indem es dasselbe, trotzdem es unlustvoll war, als Spiel wiederholt. Dieses Bestreben k�nnte man einem Bem�chtigungstrieb zurechnen, der sich davon unabh�ngig macht, ob die Erinnerung an sich lustvoll war oder nicht. Man kann aber auch eine andere Deutung versuchen. Das Wegwerfen des Gegenstandes, so da� er fort ist, k�nnte die Befriedigung eines im Leben unterdr�ckten Racheimpulses gegen die Mutter sein, weil sie vom Kinde fortgegangen ist und dann die trotzige Bedeutung haben: Ja, geh' nur fort, ich brauch' dich nicht, ich schick' dich selber weg. Dasselbe Kind, das ich mit 1� Jahren bei seinem ersten Spiel beobachtete, pflegte ein Jahr sp�ter ein Spielzeug, �ber das es sich ge�rgert hatte, auf den Boden zu werfen und dabei zu sagen: Geh' in K(r)ieg! Man hatte ihm damals erz�hlt, der abwesende Vater befinde sich im Krieg, und es vermi�te den Vater gar nicht, sondern gab die deutlichsten Anzeichen von sich, da� es im Alleinbesitz der Mutter 13nicht gest�rt werden wolle[3]. Wir wissen auch von anderen Kindern, da� sie �hnliche feindselige Regungen durch das Wegschleudern von Gegenst�nden an Stelle der Personen auszudr�cken verm�gen[4]. Man ger�t so in Zweifel, ob der Drang, etwas Eindrucksvolles psychisch zu verarbeiten, sich seiner voll zu bem�chtigen, sich prim�r und unabh�ngig vom Lustprinzip �u�ern kann. Im hier diskutierten Falle k�nnte er einen unangenehmen Eindruck doch nur darum im Spiel wiederholen, weil mit dieser Wiederholung ein andersartiger, aber direkter Lustgewinn verbunden ist.

Auch die weitere Verfolgung des Kinderspiels hilft diesem unserem Schwanken zwischen zwei Auffassungen nicht ab. Man sieht, da� die Kinder alles im Spiele wiederholen, was ihnen im Leben gro�en Eindruck gemacht hat, da� sie dabei die St�rke des Eindruckes abreagieren und sich sozusagen zu Herren der Situation machen. Aber anderseits ist es klar genug, da� all ihr Spielen unter dem Einflusse des Wunsches steht, der diese ihre Zeit dominiert, des Wunsches: gro� zu sein und so tun zu k�nnen wie die Gro�en. Man macht auch die Beobachtung, da� der Unlustcharakter des Erlebnisses es nicht immer f�r das Spiel unbrauchbar macht. Wenn der Doktor dem Kinde in den Hals geschaut oder eine kleine Operation an ihm ausgef�hrt hat, so wird dies erschreckende Erlebnis ganz gewi� zum Inhalt des n�chsten Spieles werden, aber der Lustgewinn aus anderer Quelle ist dabei nicht zu �bersehen. Indem das Kind aus der Passivit�t des Erlebens in die Aktivit�t des Spielens �bergeht, f�gt es einem Spielgef�hrten das Unangenehme zu, das ihm selbst widerfahren war, und r�cht sich so an der Person dieses Stellvertreters.

Aus diesen Er�rterungen geht immerhin hervor, da� die Annahme eines besonderen Nachahmungstriebes als Motiv des Spielens �berfl�ssig ist. Schlie�en wir noch die Mahnungen an, 14da� das k�nstlerische Spielen und Nachahmen der Erwachsenen, das zum Unterschied vom Verhalten des Kindes auf die Personen des Zuschauers zielt, diesem die schmerzlichsten Eindr�cke z. B. in der Trag�die nicht erspart und doch von ihm als hoher Genu� empfunden werden kann. Wir werden so davon �berzeugt, da� es auch unter der Herrschaft des Lustprinzips Mittel und Wege genug gibt, um das an sich Unlustvolle zum Gegenstand der Erinnerung und seelischen Bearbeitung zu machen. Mag sich mit diesen, in endlichen Lustgewinn auslaufenden F�llen und Situationen eine �konomisch gerichtete �sthetik befassen; f�r unsere Absichten leisten sie nichts, denn sie setzen Existenz und Herrschaft des Lustprinzips voraus und zeugen nicht f�r die Wirksamkeit von Tendenzen jenseits des Lustprinzips, das hei�t solcher, die urspr�nglicher als dies und von ihm unabh�ngig w�ren.

 

15

III.

F�nfundzwanzig Jahre intensiver Arbeit haben es mit sich gebracht, da� die n�chsten Ziele der psychoanalytischen Technik heute ganz andere sind als zu Anfang. Zuerst konnte der analysierende Arzt nichts anderes anstreben, als das dem Kranken verborgene Unbewu�te zu erraten, zusammenzusetzen und zur rechten Zeit mitzuteilen. Die Psychoanalyse war vor allem eine Deutungskunst. Da die therapeutische Aufgabe dadurch nicht gel�st war, trat sofort die n�chste Absicht auf, den Kranken zur Best�tigung der Konstruktion durch seine eigene Erinnerung zu n�tigen. Bei diesem Bem�hen fiel das Hauptgewicht auf die Widerst�nde des Kranken; die Kunst war jetzt, diese baldigst aufzudecken, dem Kranken zu zeigen und ihn durch menschliche Beeinflussung (hier die Stelle f�r die als ��bertragung� wirkende Suggestion) zum Aufgeben der Widerst�nde zu bewegen.

Dann aber wurde es immer deutlicher, da� das gesteckte Ziel, die Bewu�twerdung des Unbewu�ten, auch auf diesem Wege nicht voll erreichbar ist. Der Kranke kann von dem in ihm Verdr�ngten nicht alles erinnern, vielleicht gerade das Wesentliche nicht, und erwirbt so keine �berzeugung von der Richtigkeit der ihm mitgeteilten Konstruktion. Er ist vielmehr gen�tigt, das Verdr�ngte als gegenw�rtiges Erlebnis zu wiederholen, anstatt es, wie der Arzt es lieber s�he, als ein St�ck der Vergangenheit zu erinnern[5]. Diese mit unerw�nschter Treue auftretende Reproduktion hat immer ein St�ck des infantilen Sexuallebens, also des �dipuskomplexes 16und seiner Ausl�ufer zum Inhalt und spielt sich regelm��ig auf dem Gebiete der �bertragung, d. h. der Beziehung zum Arzt ab. Hat man es in der Behandlung so weit gebracht, so kann man sagen, die fr�here Neurose sei nun durch eine frische �bertragungsneurose ersetzt. Der Arzt hat sich bem�ht, den Bereich dieser �bertragungsneurose m�glichst einzuschr�nken, m�glichst viel in die Erinnerung zu dr�ngen und m�glichst wenig zur Wiederholung zuzulassen. Das Verh�ltnis, das sich zwischen Erinnerung und Reproduktion herstellt, ist f�r jeden Fall ein anderes. In der Regel kann der Arzt dem Analysierten diese Phase der Kur nicht ersparen; er mu� ihn ein gewisses St�ck seines vergessenen Lebens wiedererleben lassen und hat daf�r zu sorgen, da� ein Ma� von �berlegenheit erhalten bleibt, kraft dessen die anscheinende Realit�t doch immer wieder als Spiegelung einer vergessenen Vergangenheit erkannt wird. Gelingt dies, so ist die �berzeugung des Kranken und der von ihr abh�ngige therapeutische Erfolg gewonnen.

Um diesen �Wiederholungszwang�, der sich w�hrend der psychoanalytischen Behandlung der Neurotiker �u�ert, begreiflicher zu finden, mu� man sich vor allem von dem Irrtum frei machen, man habe es bei der Bek�mpfung der Widerst�nde mit dem Widerstand des Unbewu�ten zu tun. Das Unbewu�te, d. h. das �Verdr�ngte�, leistet den Bem�hungen der Kur �berhaupt keinen Widerstand, es strebt ja selbst nichts anderes an, als gegen den auf ihm lastenden Druck zum Bewu�tsein oder zur Abfuhr durch die reale Tat durchzudringen. Der Widerstand in der Kur geht von denselben h�heren Schichten und Systemen des Seelenlebens aus, die seinerzeit die Verdr�ngung durchgef�hrt haben. Da aber die Motive der Widerst�nde, ja diese selbst erfahrungsm��ig in der Kur zun�chst unbewu�t sind, werden wir gemahnt, eine Unzweckm��igkeit unserer Ausdrucksweise zu verbessern. Wir entgehen der Unklarheit, wenn wir nicht das Bewu�te und das Unbewu�te, sondern das zusammenh�ngende Ich und das Verdr�ngte in Gegensatz zueinander bringen. Vieles am Ich ist sicherlich selbst unbewu�t, gerade das, was man den Kern des Ichs nennen darf; nur einen geringen Teil davon decken wir mit dem Namen des Vorbewu�ten. Nach dieser Ersetzung 17einer blo� deskriptiven Ausdrucksweise durch eine systematische oder dynamische k�nnen wir sagen, der Widerstand der Analysierten gehe von ihrem Ich aus, und dann erfassen wir sofort, der Wiederholungszwang ist dem unbewu�ten Verdr�ngten zuzuschreiben. Er konnte sich wahrscheinlich nicht eher �u�ern, als bis die entgegenkommende Arbeit der Kur die Verdr�ngung gelockert hatte.

Es ist kein Zweifel, da� der Widerstand des bewu�ten und vorbewu�ten Ichs im Dienste des Lustprinzips steht, er will ja die Unlust ersparen, die durch das Freiwerden des Verdr�ngten erregt w�rde, und unsere Bem�hung geht dahin, solcher Unlust unter Berufung auf das Realit�tsprinzip Zulassung zu erwirken. In welcher Beziehung zum Lustprinzip steht aber der Wiederholungszwang, die Kraft�u�erung des Verdr�ngten? Es ist klar, da� das meiste, was der Wiederholungszwang wiedererleben l��t, dem Ich Unlust bringen mu�, denn er f�rdert ja Leistungen verdr�ngter Triebregungen zutage, aber das ist Unlust, die wir schon gew�rdigt haben, die dem Lustprinzip nicht widerspricht, Unlust f�r das eine System und gleichzeitig Befriedigung f�r das andere. Die neue und merkw�rdige Tatsache aber, die wir jetzt zu beschreiben haben, ist, da� der Wiederholungszwang auch solche Erlebnisse der Vergangenheit wiederbringt, die keine Lustm�glichkeit enthalten, die auch damals nicht Befriedigungen, selbst nicht von seither verdr�ngten Triebregungen, gewesen sein k�nnen.

Die Fr�hbl�te des infantilen Sexuallebens war infolge der Unvertr�glichkeit ihrer W�nsche mit der Realit�t und der Unzul�nglichkeit der kindlichen Entwicklungsstufe zum Untergang bestimmt. Sie ging bei den peinlichsten Anl�ssen unter tief schmerzlichen Empfindungen zugrunde. Der Liebesverlust und das Mi�lingen hinterlie�en eine dauernde Beeintr�chtigung des Selbstgef�hls als narzi�tische Narbe, nach meinen Erfahrungen wie nach den Ausf�hrungen Marcinowski's[6] den st�rksten Beitrag zu dem h�ufigen �Minderwertigkeitsgef�hl� der Neurotiker. Die Sexualforschung, der durch die k�rperliche 18Entwicklung des Kindes Schranken gesetzt waren, brachte es zu keinem befriedigenden Abschlu�; daher die sp�tere Klage: Ich kann nichts fertig bringen, mir kann nichts gelingen. Die z�rtliche Bindung, meist an den gegengeschlechtlichen Elternteil, erlag der Entt�uschung, dem vergeblichen Warten auf Befriedigung, der Eifersucht bei der Geburt eines neuen Kindes, die unzweideutig die Untreue des oder der Geliebten erwies; der eigene mit tragischem Ernst unternommene Versuch, selbst ein solches Kind zu schaffen, mi�lang in besch�mender Weise; die Abnahme der dem Kleinen gespendeten Z�rtlichkeit, der gesteigerte Anspruch der Erziehung, ernste Worte und eine gelegentliche Bestrafung hatten endlich den ganzen Umfang der ihm zugefallenen Verschm�hung enth�llt. Es gibt hier einige wenige Typen, die regelm��ig wiederkehren, wie der typischen Liebe dieser Kinderzeit ein Ende gesetzt wird.

Alle diese unerw�nschten Anl�sse und schmerzlichen Affektlagen werden nun vom Neurotiker in der �bertragung wiederholt und mit gro�em Geschick neu belebt. Sie streben den Abbruch der unvollendeten Kur an, sie wissen sich den Eindruck der Verschm�hung wieder zu verschaffen, den Arzt zu harten Worten und k�hlem Benehmen gegen sie zu n�tigen, sie finden die geeigneten Objekte f�r ihre Eifersucht, sie ersetzen das hei� begehrte Kind der Urzeit durch den Vorsatz oder das Versprechen eines gro�en Geschenks, das meist ebensowenig real wird wie jenes. Nichts von alledem konnte damals lustbringend sein; man sollte meinen, es m��te heute die geringere Unlust bringen, wenn es als Erinnerung auftauchte, als wenn es sich zum neuen Erlebnis gestaltete. Es handelt sich nat�rlich um die Aktion von Trieben, die zur Befriedigung f�hren sollten, allein die Erfahrung, da� sie anstatt dessen auch damals nur Unlust brachten, hat nichts gefruchtet. Sie wird trotzdem wiederholt; ein Zwang dr�ngt dazu.

Dasselbe, was die Psychoanalyse an den �bertragungsph�nomenen der Neurotiker aufzeigt, kann man auch im Leben nicht neurotischer Personen wiederfinden. Es macht bei diesen den Eindruck eines sie verfolgenden Schicksals, eines d�monischen Zuges in ihrem Erleben, und die Psychoanalyse hat von Anfang an solches Schicksal f�r zum gro�en Teil selbstbereitet 19und durch fr�hinfantile Einfl�sse determiniert gehalten. Der Zwang, der sich dabei �u�ert, ist vom Wiederholungszwang der Neurotiker nicht verschieden, wenngleich diese Personen niemals die Zeichen eines durch Symptombildung erledigten neurotischen Konflikts geboten haben. So kennt man Personen, bei denen jede menschliche Beziehung den gleichen Ausgang nimmt: Wohlt�ter, die von jedem ihrer Sch�tzlinge nach einiger Zeit im Groll verlassen werden, so verschieden sie sonst auch sein m�gen, denen also bestimmt scheint, alle Bitterkeit des Undanks auszukosten; M�nner, bei denen jede Freundschaft den Ausgang nimmt, da� der Freund sie verr�t; andere, die es unbestimmt oft in ihrem Leben wiederholen, eine andere Person zur gro�en Autorit�t f�r sich oder auch f�r die �ffentlichkeit zu erheben, und diese Autorit�t dann nach abgemessener Zeit selbst st�rzen, um sie durch eine neue zu ersetzen; Liebende, bei denen jedes z�rtliche Verh�ltnis zum Weibe dieselben Phasen durchmacht und zum gleichen Ende f�hrt usw. Wir verwundern uns �ber diese �ewige Wiederkehr des Gleichen� nur wenig, wenn es sich um ein aktives Verhalten des Betreffenden handelt, und wenn wir den sich gleichbleibenden Charakterzug seines Wesens auffinden, der sich in der Wiederholung der n�mlichen Erlebnisse �u�ern mu�. Weit st�rker wirken jene F�lle auf uns, bei denen die Person etwas passiv zu erleben scheint, worauf ihr ein Einflu� nicht zusteht, w�hrend sie doch immer nur die Wiederholung desselben Schicksals erlebt. Man denke z. B. an die Geschichte jener Frau, die dreimal nacheinander M�nner heiratete, die nach kurzer Zeit erkrankten und von ihr zu Tode gepflegt werden mu�ten[7]. Die ergreifendste poetische Darstellung eines solchen Schicksalszuges hat Tasso im romantischen Epos �Gerusalemme liberata� gegeben. Held Tankred hat unwissentlich die von ihm geliebte Clorinda get�tet, als sie in der R�stung eines feindlichen Ritters mit ihm k�mpfte. Nach ihrem Begr�bnis dringt er in den unheimlichen Zauberwald ein, der das Heer der Kreuzfahrer schreckt. Dort zerhaut er einen hohen Baum mit 20seinem Schwerte, aber aus der Wunde des Baumes str�mt Blut und die Stimme Clorindas, deren Seele in diesen Baum gebannt war, klagt ihn an, da� er wiederum die Geliebte gesch�digt habe.

Angesichts solcher Beobachtungen aus dem Verhalten in der �bertragung und aus dem Schicksal der Menschen werden wir den Mut zur Annahme finden, da� es im Seelenleben wirklich einen Wiederholungszwang gibt, der sich �ber das Lustprinzip hinaussetzt. Wir werden auch jetzt geneigt sein, die Tr�ume der Unfallsneurotiker und den Antrieb zum Spiel des Kindes auf diesen Zwang zu beziehen. Allerdings m�ssen wir uns sagen, da� wir die Wirkungen des Wiederholungszwanges nur in seltenen F�llen rein, ohne Mithilfe anderer Motive, erfassen k�nnen. Beim Kinderspiel haben wir bereits hervorgehoben, welche andere Deutungen seine Entstehung zul��t. Wiederholungszwang und direkte lustvolle Triebbefriedigung scheinen sich dabei zu intimer Gemeinsamkeit zu verschr�nken. Die Ph�nomene der �bertragung stehen offenkundig im Dienste des Widerstandes von seiten des auf der Verdr�ngung beharrenden Ichs; der Wiederholungszwang wird gleichsam von dem Ich, das am Lustprinzip festhalten will, zur Hilfe gerufen. An dem, was man den Schicksalszwang nennen k�nnte, scheint uns vieles durch die rationelle Erw�gung verst�ndlich, so da� man ein Bed�rfnis nach der Aufstellung eines neuen geheimnisvollen Motivs nicht versp�rt. Am unverd�chtigsten ist vielleicht der Fall der Unfallstr�ume, aber bei n�herer �berlegung mu� man doch zugestehen, da� auch in den anderen Beispielen der Sachverhalt durch die Leistung der uns bekannten Motive nicht gedeckt wird. Es bleibt genug �brig, was die Annahme des Wiederholungszwanges rechtfertigt, und dieser erscheint uns urspr�nglicher, elementarer, triebhafter als das von ihm zur Seite geschobene Lustprinzip. Wenn es aber einen solchen Wiederholungszwang im Seelischen gibt, so m�chten wir gerne etwas dar�ber wissen, welcher Funktion er entspricht, unter welchen Bedingungen er hervortreten kann und in welcher Beziehung er zum Lustprinzip steht, dem wir doch bisher die Herrschaft �ber den Ablauf der Erregungsvorg�nge im Seelenleben zugetraut haben.

 

21

IV.

Was nun folgt, ist Spekulation, oft weitausholende Spekulation, die ein jeder nach seiner besonderen Einstellung w�rdigen oder vernachl�ssigen wird. Im weiteren ein Versuch zur konsequenten Ausbeutung einer Idee, aus Neugierde, wohin dies f�hren wird.

Die psychoanalytische Spekulation kn�pft an den bei der Untersuchung unbewu�ter Vorg�nge empfangenen Eindruck an, da� das Bewu�tsein nicht der allgemeinste Charakter der seelischen Vorg�nge, sondern nur eine besondere Funktion derselben sein k�nne. In metapsychologischer Ausdrucksweise behauptet sie, das Bewu�tsein sei die Leistung eines besonderen Systems, das sie Bw. benennt. Da das Bewu�tsein im wesentlichen Wahrnehmungen von Erregungen liefert, die aus der Au�enwelt kommen und Empfindungen von Lust und Unlust, die nur aus dem Inneren des seelischen Apparates stammen k�nnen, kann dem System W-Bw. eine r�umliche Stellung zugewiesen werden. Es mu� an der Grenze von au�en und innen liegen, der Au�enwelt zugekehrt sein und die anderen psychischen Systeme umh�llen. Wir bemerken dann, da� wir mit diesen Annahmen nichts Neues gewagt, sondern uns der lokalisierenden Hirnanatomie angeschlossen haben, welche den �Sitz� des Bewu�tseins in die Hirnrinde, in die �u�erste, umh�llende Schicht des Zentralorgans verlegt. Die Hirnanatomie braucht sich keine Gedanken dar�ber zu machen, warum – anatomisch gesprochen – das Bewu�tsein gerade an der Oberfl�che des Gehirns untergebracht ist, anstatt wohlverwahrt irgendwo im innersten Innern desselben zu hausen. Vielleicht bringen wir es in der Ableitung einer solchen Lage f�r unser System W-Bw. weiter.

22 Das Bewu�tsein ist nicht die einzige Eigent�mlichkeit, die wir den Vorg�ngen in diesem System zuschreiben. Wir st�tzen uns auf die Eindr�cke unserer psychoanalytischen Erfahrung, wenn wir annehmen, da� alle Erregungsvorg�nge in den anderen Systemen Dauerspuren als Grundlage des Ged�chtnisses in diesen hinterlassen, Erinnerungsreste also, die nichts mit dem Bewu�twerden zu tun haben. Sie sind oft am st�rksten und haltbarsten, wenn der sie zur�cklassende Vorgang niemals zum Bewu�tsein gekommen ist. Wir finden es aber beschwerlich zu glauben, da� solche Dauerspuren der Erregung auch im System W-Bw. zustande kommen. Sie w�rden die Eignung des Systems zur Aufnahme neuer Erregungen sehr bald einschr�nken[8], wenn sie immer bewu�t blieben; im anderen Falle, wenn sie unbewu�t w�rden, stellten sie uns vor die Aufgabe, die Existenz unbewu�ter Vorg�nge in einem System zu erkl�ren, dessen Funktionieren sonst vom Ph�nomen des Bewu�tseins begleitet wird. Wir h�tten sozusagen durch unsere Annahme, welche das Bewu�twerden in ein besonderes System verweist, nichts ver�ndert und nichts gewonnen. Wenn dies auch keine absolut verbindliche Erw�gung sein mag, so kann sie uns doch zur Vermutung bewegen, da� Bewu�twerden und Hinterlassung einer Ged�chtnisspur f�r dasselbe System miteinander unvertr�glich sind. Wir w�rden so sagen k�nnen, im System Bw. werde der Erregungsvorgang bewu�t, hinterlasse aber keine Dauerspur; alle die Spuren desselben, auf welche sich die Erinnerung st�tzt, k�men bei der Fortpflanzung der Erregung auf die n�chsten inneren Systeme in diesen zustande. In diesem Sinne ist auch das Schema entworfen, welches ich dem spekulativen Abschnitt meiner �Traumdeutung� 1900 eingef�gt habe. Wenn man bedenkt, wie wenig wir aus anderen Quellen �ber die Entstehung des Bewu�tseins wissen, wird man dem Satze, das Bewu�tsein entstehe an Stelle der Erinnerungsspur, wenigstens die Bedeutung einer irgendwie bestimmten Behauptung einr�umen m�ssen.

Das System Bw. w�re also durch die Besonderheit ausgezeichnet, 23da� der Erregungsvorgang in ihm nicht wie in allen anderen psychischen Systemen eine dauernde Ver�nderung seiner Elemente hinterl��t, sondern gleichsam im Ph�nomen des Bewu�twerdens verpufft. Eine solche Abweichung von der allgemeinen Regel fordert eine Erkl�rung durch ein Moment, welches ausschlie�lich bei diesem einen System in Betracht kommt, und dies den anderen Systemen abzusprechende Moment k�nnte leicht die exponierte Lage des Systems Bw. sein, sein unmittelbares Ansto�en an die Au�enwelt.

Stellen wir uns den lebenden Organismus in seiner gr��tm�glichen Vereinfachung als undifferenziertes Bl�schen reizbarer Substanz vor; dann ist seine der Au�enwelt zugekehrte Oberfl�che durch ihre Lage selbst differenziert und dient als reizaufnehmendes Organ. Die Embryologie als Wiederholung der Entwicklungsgeschichte zeigt auch wirklich, da� das Zentralnervensystem aus dem Ektoderm hervorgeht, und die graue Hirnrinde ist noch immer ein Abk�mmling der primitiven Oberfl�che und k�nnte wesentliche Eigenschaften derselben durch Erbschaft �bernommen haben. Es w�re dann leicht denkbar, da� durch unausgesetzten Anprall der �u�eren Reize an die Oberfl�che des Bl�schens dessen Substanz bis in eine gewisse Tiefe dauernd ver�ndert wird, so da� ihr Erregungsvorgang anders abl�uft als in tieferen Schichten. Es bildete sich so eine Rinde, die endlich durch die Reizwirkung so durchgebrannt ist, da� sie der Reizaufnahme die g�nstigsten Verh�ltnisse entgegenbringt und einer weiteren Modifikation nicht f�hig ist. Auf das System Bw. �bertragen, w�rde dies meinen, da� dessen Elemente keine Dauerver�nderung beim Durchgang der Erregung mehr annehmen k�nnen, weil sie bereits aufs �u�erste im Sinne dieser Wirkung modifiziert sind. Dann sind sie aber bef�higt, das Bewu�tsein entstehen zu lassen. Worin diese Modifikation der Substanz und des Erregungsvorgangs in ihr besteht, dar�ber kann man sich mancherlei Vorstellungen machen, die sich der Pr�fung derzeit entziehen. Man kann annehmen, die Erregung habe bei ihrem Fortgang von einem Element zum anderen einen Widerstand zu �berwinden und diese Verringerung des Widerstandes setze eben die Dauerspur der Erregung (Bahnung); im System Bw. best�nde 24also ein solcher �bergangswiderstand von einem Element zum anderen nicht mehr. Man kann mit dieser Vorstellung die Breuer'sche Unterscheidung von ruhender (gebundener) und frei beweglicher Besetzungsenergie in den Elementen der psychischen Systeme zusammenbringen[9]; die Elemente des Systems Bw. w�rden dann keine gebundene und nur frei abfuhrf�hige Energie f�hren. Aber ich meine, vorl�ufig ist es besser, wenn man sich �ber diese Verh�ltnisse m�glichst unbestimmt �u�ert. Immerhin h�tten wir durch diese Spekulationen die Entstehung des Bewu�tseins in einen gewissen Zusammenhang mit der Lage des Systems Bw. und den ihm zuzuschreibenden Besonderheiten des Erregungsvorganges verflochten.

An dem lebenden Bl�schen mit seiner reizaufnehmenden Rindenschichte haben wir noch anderes zu er�rtern. Dieses St�ckchen lebender Substanz schwebt inmitten einer mit den st�rksten Energien geladenen Au�enwelt und w�rde von den Reizwirkungen derselben erschlagen werden, wenn es nicht mit einem Reizschutz versehen w�re. Es bekommt ihn dadurch, da� seine �u�erste Oberfl�che die dem Lebenden zukommende Struktur aufgibt, gewisserma�en anorganisch wird und nun als eine besondere H�lle oder Membran reizabhaltend wirkt, das hei�t, veranla�t, da� die Energien der Au�enwelt sich nur mit einem Bruchteil ihrer Intensit�t auf die n�chsten lebend gebliebenen Schichten fortsetzen k�nnen. Diese k�nnen nun hinter dem Reizschutz sich der Aufnahme der durchgelassenen Reizmengen widmen. Die Au�enschicht hat aber durch ihr Absterben alle tieferen vor dem gleichen Schicksal bewahrt, wenigstens so lange, bis nicht Reize von solcher St�rke herankommen, da� sie den Reizschutz durchbrechen. F�r den lebenden Organismus ist der Reizschutz eine beinahe wichtigere Aufgabe als die Reizaufnahme; er ist mit einem eigenen Energievorrat ausgestattet und mu� vor allem bestrebt sein, die besonderen Formen der Energieumsetzung, die in ihm spielen, vor dem gleichmachenden, also zerst�renden Einflu� der �bergro�en, drau�en arbeitenden Energien zu bewahren. Die Reizaufnahme dient vor allem der Absicht, Richtung und Art der 25�u�eren Reize zu erfahren, und dazu mu� es gen�gen, der Au�enwelt kleine Proben zu entnehmen, sie in geringen Quantit�ten zu verkosten. Bei den hochentwickelten Organismen hat sich die reizaufnehmende Rindenschicht des einstigen Bl�schens l�ngst in die Tiefe des K�rperinnern zur�ckgezogen, aber Anteile von ihr sind an der Oberfl�che unmittelbar unter dem allgemeinen Reizschutz zur�ckgelassen. Dies sind die Sinnesorgane, die im wesentlichen Einrichtungen zur Aufnahme spezifischer Reizeinwirkungen enthalten, aber au�erdem besondere Vorrichtungen zu neuerlichem Schutz gegen �bergro�e Reizmengen und zur Abhaltung unangemessener Reizarten. Es ist f�r sie charakteristisch, da� sie nur sehr geringe Quantit�ten des �u�eren Reizes verarbeiten, sie nehmen nur Stichproben der Au�enwelt vor; vielleicht darf man sie F�hlern vergleichen, die sich an die Au�enwelt herantasten und dann immer wieder von ihr zur�ckziehen.

Ich gestatte mir an dieser Stelle ein Thema fl�chtig zu ber�hren, welches die gr�ndlichste Behandlung verdienen w�rde. Der Kant'sche Satz, da� Zeit und Raum notwendige Formen unseres Denkens sind, kann heute infolge gewisser psychoanalytischer Erkenntnisse einer Diskussion unterzogen werden. Wir haben erfahren, da� die unbewu�ten Seelenvorg�nge an sich �zeitlos� sind. Das hei�t zun�chst, da� sie nicht zeitlich geordnet werden, da� die Zeit nichts an ihnen ver�ndert, da� man die Zeitvorstellung nicht an sie heranbringen kann. Es sind dies negative Charaktere, die man sich nur durch Vergleichung mit den bewu�ten seelischen Prozessen deutlich machen kann. Unsere abstrakte Zeitvorstellung scheint vielmehr durchaus von der Arbeitsweise des Systems W-Bw. hergeholt zu sein und einer Selbstwahrnehmung derselben zu entsprechen. Bei dieser Funktionsweise des Systems d�rfte ein anderer Weg des Reizschutzes beschritten werden. Ich wei�, da� diese Behauptungen sehr dunkel klingen, mu� mich aber auf solche Andeutungen beschr�nken.

Wir haben bisher ausgef�hrt, da� das lebende Bl�schen mit einem Reizschutz gegen die Au�enwelt ausgestattet ist. Vorhin hatten wir festgelegt, da� die n�chste Rindenschicht desselben als Organ zur Reizaufnahme von au�en differenziert 26sein mu�. Diese empfindliche Rindenschicht, das sp�tere System Bw., empf�ngt aber auch Erregungen von innen her; die Stellung des Systems zwischen au�en und innen und die Verschiedenheit der Bedingungen f�r die Einwirkung von der einen und der anderen Seite werden ma�gebend f�r die Leistung des Systems und des ganzen seelischen Apparats. Gegen au�en gibt es einen Reizschutz, die ankommenden Erregungsgr��en werden nur in verkleinertem Ma�stab wirken; nach innen zu ist ein Reizschutz unm�glich, die Erregungen der tieferen Schichten setzen sich direkt und in unverringertem Ma�e auf das System fort, indem gewisse Charaktere ihres Ablaufes die Reihe der Lust-Unlustempfindungen erzeugen. Allerdings werden die von innen kommenden Erregungen nach ihrer Intensit�t und nach anderen qualitativen Charakteren (eventuell nach ihrer Amplitude) der Arbeitsweise des Systems adaequater sein als die von der Au�enwelt zustr�menden Reize. Aber zweierlei ist durch diese Verh�ltnisse entscheidend bestimmt, erstens die Praevalenz der Lust- und Unlustempfindungen, die ein Index f�r Vorg�nge im Innern des Apparates sind, �ber alle �u�eren Reize, und zweitens eine Richtung des Verhaltens gegen solche innere Erregungen, welche allzu gro�e Unlustvermehrung herbeif�hren. Es wird sich die Neigung ergeben, sie so zu behandeln, als ob sie nicht von innen, sondern von au�en her einwirkten, um die Abwehrmittel des Reizschutzes gegen sie in Anwendung bringen zu k�nnen. Dies ist die Herkunft der Projektion, der eine so gro�e Rolle bei der Verursachung pathologischer Prozesse vorbehalten ist.

Ich habe den Eindruck, da� wir durch die letzten �berlegungen die Herrschaft des Lustprinzips unserem Verst�ndnis angen�hert haben; eine Aufkl�rung jener F�lle, die sich ihm widersetzen, haben wir aber nicht erreicht. Gehen wir darum einen Schritt weiter. Solche Erregungen von au�en, die stark genug sind, den Reizschutz zu durchbrechen, hei�en wir traumatische. Ich glaube, da� der Begriff des Traumas eine solche Beziehung auf eine sonst wirksame Reizabhaltung erfordert. Ein Vorkommnis wie das �u�ere Trauma wird gewi� eine gro�artige St�rung im Energiebetrieb des Organismus hervorrufen und alle Abwehrmittel in Bewegung setzen. Aber das 27Lustprinzip ist dabei zun�chst au�er Kraft gesetzt. Die �berschwemmung des seelischen Apparats mit gro�en Reizmengen ist nicht mehr hintanzuhalten; es ergibt sich vielmehr eine andere Aufgabe, den Reiz zu bew�ltigen, die hereingebrochenen Reizmengen psychisch zu binden, um sie dann der Erledigung zuzuf�hren.

Wahrscheinlich ist die spezifische Unlust des k�rperlichen Schmerzes der Erfolg davon, da� der Reizschutz in beschr�nktem Umfange durchbrochen wurde. Von dieser Stelle der Peripherie str�men dann dem seelischen Zentralapparat kontinuierliche Erregungen zu, wie sie sonst nur aus dem Innern des Apparates kommen konnten[10]. Und was k�nnen wir als die Reaktion des Seelenlebens auf diesen Einbruch erwarten? Von allen Seiten her wird die Besetzungsenergie aufgeboten, um in der Umgebung der Einbruchstelle entsprechend hohe Energiebesetzungen zu schaffen. Es wird eine gro�artige �Gegenbesetzung� hergestellt, zu deren Gunsten alle anderen psychischen Systeme verarmen, so da� eine ausgedehnte L�hmung oder Herabsetzung der sonstigen psychischen Leistung erfolgt. Wir suchen aus solchen Beispielen zu lernen, unsere metapsychologischen Vermutungen an solche Vorbilder anzulehnen. Wir ziehen also aus diesem Verhalten den Schlu�, da� ein selbst hochbesetztes System imstande ist, neu hinzukommende str�mende Energie aufzunehmen, sie in ruhende Besetzung umzuwandeln, also sie psychisch zu �binden�. Je h�her die eigene ruhende Besetzung ist, desto gr��er w�re auch ihre bindende Kraft; umgekehrt also, je niedriger seine Besetzung ist, desto weniger wird das System f�r die Aufnahme zustr�mender Energie bef�higt sein, desto gewaltsamer m�ssen dann die Folgen eines solchen Durchbruchs des Reizschutzes sein. Man wird gegen diese Auffassung nicht mit Recht einwenden, da� die Erh�hung der Besetzungen um die Einbruchsstelle sich weit einfacher aus der direkten Fortleitung der ankommenden Erregungsmengen erkl�re. Wenn dem so w�re, so w�rde der seelische Apparat ja nur eine Vermehrung seiner Energiebesetzungen 28erfahren, und der l�hmende Charakter des Schmerzes, die Verarmung aller anderen Systeme bliebe unaufgekl�rt. Auch die sehr heftigen Abfuhrwirkungen des Schmerzes st�ren unsere Erkl�rung nicht, denn sie gehen reflektorisch vor sich, das hei�t, sie erfolgen ohne Vermittlung des seelischen Apparats. Die Unbestimmtheit all unserer Er�rterungen, die wir metapsychologische hei�en, r�hrt nat�rlich daher, da� wir nichts �ber die Natur des Erregungsvorganges in den Elementen der psychischen Systeme wissen und uns zu keiner Annahme dar�ber berechtigt f�hlen. So operieren wir also stets mit einem gro�en X, welches wir in jede neue Formel mit hin�bernehmen. Da� dieser Vorgang sich mit quantitativ verschiedenen Energien vollzieht, ist eine leicht zul�ssige Forderung, da� er auch mehr als eine Qualit�t (z. B. in der Art einer Amplitude) hat, mag uns wahrscheinlich sein; als neu haben wir die Aufstellung Breuer's in Betracht gezogen, da� es sich um zweierlei Formen der Energieerf�llung handelt, so da� eine freistr�mende, nach Abfuhr dr�ngende, und eine ruhende Besetzung der psychischen Systeme (oder ihrer Elemente) zu unterscheiden ist. Vielleicht geben wir der Vermutung Raum, da� die �Bindung� der in den seelischen Apparat einstr�menden Energie in einer �berf�hrung aus dem frei str�menden in den ruhenden Zustand besteht.

Ich glaube, man darf den Versuch wagen, die gemeine traumatische Neurose als die Folge eines ausgiebigen Durchbruchs des Reizschutzes aufzufassen. Damit w�re die alte, naive Lehre vom Schock in ihre Rechte eingesetzt, anscheinend im Gegensatz zu einer sp�teren und psychologisch anspruchsvolleren, welche nicht der mechanischen Gewalteinwirkung, sondern dem Schreck und der Lebensbedrohung die �tiologische Bedeutung zuspricht. Allein diese Gegens�tze sind nicht unvers�hnlich, und die psychoanalytische Auffassung der traumatischen Neurose ist mit der rohesten Form der Schocktheorie nicht identisch. Versetzt letztere das Wesen des Schocks in die direkte Sch�digung der molekularen Struktur, oder selbst der histologischen Struktur der nerv�sen Elemente, so suchen wir dessen Wirkung aus der Durchbrechung des Reizschutzes f�r das Seelenorgan und aus den daraus sich ergebenden Aufgaben 29zu verstehen. Der Schreck beh�lt seine Bedeutung auch f�r uns. Seine Bedingung ist das Fehlen der Angstbereitschaft, welche die �berbesetzung der den Reiz zun�chst aufnehmenden Systeme einschlie�t. Infolge dieser niedrigeren Besetzung sind die Systeme dann nicht gut imstande, die ankommenden Erregungsmengen zu binden, die Folgen der Durchbrechung des Reizschutzes stellen sich um so vieles leichter ein. Wir finden so, da� die Angstbereitschaft mit der �berbesetzung der aufnehmenden Systeme die letzte Linie des Reizschutzes darstellt. F�r eine ganze Anzahl von Traumen mag der Unterschied zwischen den unvorbereiteten und den durch �berbesetzung vorbereiteten Systemen das f�r den Ausgang entscheidende Moment sein; von einer gewissen St�rke des Traumas an wird er wohl nicht mehr ins Gewicht fallen. Wenn die Tr�ume der Unfallsneurotiker die Kranken so regelm��ig in die Situation des Unfalles zur�ckf�hren, so dienen sie damit allerdings nicht der Wunscherf�llung, deren halluzinatorische Herbeif�hrung ihnen unter der Herrschaft des Lustprinzips zur Funktion geworden ist. Aber wir d�rfen annehmen, da� sie sich dadurch einer anderen Aufgabe zur Verf�gung stellen, deren L�sung vorangehen mu�, ehe das Lustprinzip seine Herrschaft beginnen kann. Diese Tr�ume suchen die Reizbew�ltigung unter Angstentwicklung nachzuholen, deren Unterlassung die Ursache der traumatischen Neurose geworden ist. Sie geben uns so einen Ausblick auf eine Funktion des seelischen Apparats, welche, ohne dem Lustprinzip zu widersprechen, doch unabh�ngig von ihm ist und urspr�nglicher scheint als die Absicht des Lustgewinns und der Unlustvermeidung.

Hier w�re also die Stelle, zuerst eine Ausnahme von dem Satze, der Traum ist eine Wunscherf�llung, zuzugestehen. Die Angsttr�ume sind keine solche Ausnahme, wie ich wiederholt und eingehend gezeigt habe, auch die �Straftr�ume� nicht, denn diese setzen nur an die Stelle der verp�nten Wunscherf�llung die daf�r geb�hrende Strafe, sind also die Wunscherf�llung des auf den verworfenen Trieb reagierenden Schuldbewu�tseins. Aber die obenerw�hnten Tr�ume der Unfallsneurotiker lassen sich nicht mehr unter den Gesichtspunkt der Wunscherf�llung bringen, und ebensowenig die in den Psychoanalysen vorfallenden 30Tr�ume, die uns die Erinnerung der psychischen Traumen der Kindheit wiederbringen. Sie gehorchen vielmehr dem Wiederholungszwang, der in der Analyse allerdings durch den – nicht unbewu�ten – Wunsch, das Vergessene und Verdr�ngte heraufzubeschw�ren, unterst�tzt wird. So w�re also auch die Funktion des Traumes, Motive zur Unterbrechung des Schlafes durch Wunscherf�llung der st�renden Regungen zu beseitigen, nicht seine urspr�ngliche, er konnte sich ihrer erst bem�chtigen, nachdem das gesamte Seelenleben die Herrschaft des Lustprinzips angenommen hatte. Gibt es ein �Jenseits des Lustprinzips�, so ist es folgerichtig, auch f�r die wunscherf�llende Tendenz des Traumes eine Vorzeit zuzulassen. Damit wird seiner sp�teren Funktion nicht widersprochen. Nun erhebt sich, wenn diese Tendenz einmal durchbrochen ist, die weitere Frage: Sind solche Tr�ume, welche im Interesse der psychischen Bindung traumatischer Eindr�cke dem Wiederholungszwange folgen, nicht auch au�erhalb der Analyse m�glich? Dies ist durchaus zu bejahen.

Von den �Kriegsneurosen�, soweit diese Bezeichnung mehr als die Beziehung zur Veranlassung des Leidens bedeutet, habe ich an anderer Stelle ausgef�hrt, da� sie sehr wohl traumatische Neurosen sein k�nnten, die durch einen Ichkonflikt erleichtert worden sind[11]. Die auf Seite 8 erw�hnte Tatsache, da� eine gleichzeitige grobe Verletzung durch das Trauma die Chance f�r die Entstehung einer Neurose verringert, ist nicht mehr unverst�ndlich, wenn man zweier von der psychoanalytischen Forschung betonten Verh�ltnisse gedenkt. Erstens, da� mechanische Ersch�tterung als eine der Quellen der Sexualerregung anerkannt werden mu� (vgl. die Bemerkungen, �Die Wirkung des Schaukelns und Eisenbahnfahrens� in �Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie�, 4. Auflage, 1920), und zweitens, da� dem schmerzhaften und fieberhaften Kranksein w�hrend seiner Dauer ein m�chtiger Einflu� auf die Verteilung der Libido zukommt. So w�rde also die mechanische Gewalt des Traumas das Quantum Sexualerregung frei machen, welches 31infolge der mangelnden Angstvorbereitung traumatisch wirkt, die gleichzeitige K�rperverletzung w�rde aber durch die Anspruchnahme einer narzi�tischen �berbesetzung des leidenden Organs den �berschu� an Erregung binden (s. �Zur Einf�hrung des Narzi�mus�, Kleine Schriften zur Neurosenlehre, 4. Folge, 1918). Es ist auch bekannt, aber f�r die Libidotheorie nicht gen�gend verwertet worden, da� so schwere St�rungen in der Libidoverteilung wie die einer Melancholie durch eine interkurrente organische Erkrankung zeitweilig aufgehoben werden, ja da� sogar der Zustand einer vollentwickelten Dementia praecox unter der n�mlichen Bedingung einer vor�bergehenden R�ckbildung f�hig ist.

 

32

V.

Der Mangel eines Reizschutzes f�r die reizaufnehmende Rindenschicht gegen Erregungen von innen her wird die Folge haben m�ssen, da� diese Reiz�bertragungen die gr��ere �konomische Bedeutung gewinnen und h�ufig zu �konomischen St�rungen Anla� geben, die den traumatischen Neurosen gleichzustellen sind. Die ausgiebigsten Quellen solch innerer Erregung sind die sogenannten Triebe des Organismus, die Repr�sentanten aller aus dem K�rperinnern stammenden, auf den seelischen Apparat �bertragenen Kraftwirkungen, selbst das wichtigste wie das dunkelste Element der psychologischen Forschung.

Vielleicht finden wir die Annahme nicht zu gewagt, da� die von den Trieben ausgehenden Regungen nicht den Typus des gebundenen, sondern den des frei beweglichen, nach Abfuhr dr�ngenden Nervenvorganges einhalten. Das Beste, was wir �ber diese Vorg�nge wissen, r�hrt aus dem Studium der Traumarbeit her. Dabei fanden wir, da� die Prozesse in den unbewu�ten Systemen von denen in den (vor-)bewu�ten gr�ndlich verschieden sind, da� im Unbewu�ten Besetzungen leicht vollst�ndig �bertragen, verschoben, verdichtet werden k�nnen, was nur fehlerhafte Resultate ergeben k�nnte, wenn es an vorbewu�tem Material gesch�he, und was darum auch die bekannten Sonderbarkeiten des manifesten Traumes ergibt, nachdem die vorbewu�ten Tagesreste die Bearbeitung nach den Gesetzen des Unbewu�ten erfahren haben. Ich nannte die Art dieser Prozesse im Unbewu�ten den psychischen �Prim�rvorgang� zum Unterschied von dem f�r unser normales Wachleben g�ltigen Sekund�rvorgang. Da die Triebregungen alle 33an den unbewu�ten Systemen angreifen, ist es kaum eine Neuerung zu sagen, da� sie dem Prim�rvorgang folgen, und andererseits geh�rt wenig dazu, um den psychischen Prim�rvorgang mit der frei beweglichen Besetzung, den Sekund�rvorgang mit den Ver�nderungen an der gebundenen oder tonischen Besetzung Breuer's zu identifizieren[12]. Es w�re dann die Aufgabe der h�heren Schichten des seelischen Apparates, die im Prim�rvorgang anlangende Erregung der Triebe zu binden. Das Mi�gl�cken dieser Bindung w�rde eine der traumatischen Neurose analoge St�rung hervorrufen; erst nach erfolgter Bindung k�nnte sich die Herrschaft des Lustprinzips (und seiner Modifikation zum Realit�tsprinzip) ungehemmt durchsetzen. Bis dahin aber w�rde die andere Aufgabe des Seelenapparates, die Erregung zu bew�ltigen oder zu binden, voranstehen, zwar nicht im Gegensatz zum Lustprinzip aber unabh�ngig von ihm und zum Teil ohne R�cksicht auf dieses.

Die �u�erungen eines Wiederholungszwanges, die wir an den fr�hen T�tigkeiten des kindlichen Seelenlebens wie an den Erlebnissen der psychoanalytischen Kur beschrieben haben, zeigen im hohen Grade den triebhaften, und wo sie sich im Gegensatz zum Lustprinzip befinden, den d�monischen Charakter. Beim Kinderspiel glauben wir es zu begreifen, da� das Kind auch das unlustvolle Erlebnis darum wiederholt, weil es sich durch seine Aktivit�t eine weit gr�ndlichere Bew�ltigung des starken Eindruckes erwirbt, als beim blo� passiven Erleben m�glich war. Jede neuerliche Wiederholung scheint diese angestrebte Beherrschung zu verbessern, und auch bei lustvollen Erlebnissen kann sich das Kind an Wiederholungen nicht genug tun und wird unerbittlich auf der Identit�t des Eindruckes bestehen. Dieser Charakterzug ist dazu bestimmt, sp�terhin zu verschwinden. Ein zum zweitenmal angeh�rter Witz wird fast wirkungslos bleiben, eine Theaterauff�hrung wird nie mehr zum zweitenmal den Eindruck erreichen, den sie das erstemal hinterlie�; ja, der Erwachsene wird schwer zu bewegen sein, ein Buch, das ihm sehr gefallen hat, sobald nochmals durchzulesen. 34Immer wird die Neuheit die Bedingung des Genusses sein. Das Kind aber wird nicht m�de werden, vom Erwachsenen die Wiederholung eines ihm gezeigten oder mit ihm angestellten Spieles zu verlangen, bis dieser ersch�pft es verweigert, und wenn man ihm eine sch�ne Geschichte erz�hlt hat, will es immer wieder die n�mliche Geschichte anstatt einer neuen h�ren, besteht unerbittlich auf der Identit�t der Wiederholung und verbessert jede Ab�nderung, die sich der Erz�hler zuschulden kommen l��t, mit der er sich vielleicht sogar ein neues Verdienst erwerben wollte. Dem Lustprinzip wird dabei nicht widersprochen; es ist sinnf�llig, da� die Wiederholung, das Wiederfinden der Identit�t, selbst eine Lustquelle bedeutet. Beim Analysierten hingegen wird es klar, da� der Zwang, die Begebenheiten seiner infantilen Lebensperiode in der �bertragung zu wiederholen, sich in jeder Weise �ber das Lustprinzip hinaussetzt. Der Kranke benimmt sich dabei v�llig wie infantil und zeigt uns so, da� die verdr�ngten Erinnerungsspuren seiner urzeitlichen Erlebnisse nicht im gebundenen Zustande in ihm vorhanden, ja gewisserma�en des Sekund�rvorganges nicht f�hig sind. Dieser Ungebundenheit verdanken sie auch ihr Verm�gen, durch Anheftung an die Tagesreste eine im Traum darzustellende Wunschphantasie zu bilden. Derselbe Wiederholungszwang tritt uns so oft als therapeutisches Hindernis entgegen, wenn wir zu Ende der Kur die v�llige Abl�sung vom Arzte durchsetzen wollen, und es ist anzunehmen, da� die dunkle Angst der mit der Analyse nicht Vertrauten, die sich scheuen irgend etwas aufzuwecken, was man nach ihrer Meinung besser schlafen lie�e, im Grunde das Auftreten dieses d�monischen Zwanges f�rchtet.

Auf welche Art h�ngt aber das Triebhafte mit dem Zwang zur Wiederholung zusammen? Hier mu� sich uns die Idee aufdr�ngen, da� wir einem allgemeinen, bisher nicht klar erkannten – oder wenigstens nicht ausdr�cklich betonten – Charakter der Triebe, vielleicht alles organischen Lebens �berhaupt, auf die Spur gekommen sind. Ein Trieb w�re also ein dem belebten Organischen innewohnender Drang zur Wiederherstellung eines fr�heren Zustandes, welchen dies Belebte unter dem 35Einflusse �u�erer St�rungskr�fte aufgeben mu�te, eine Art von organischer Elastizit�t, oder wenn man will, die �u�erung der Tr�gheit im organischen Leben[13].

Diese Auffassung des Triebes klingt befremdlich, denn wir haben uns daran gew�hnt, im Triebe das zur Ver�nderung und Entwicklung dr�ngende Moment zu sehen, und sollen nun das gerade Gegenteil in ihm erkennen, den Ausdruck der konservativen Natur des Lebenden. Andererseits fallen uns sehr bald jene Beispiele aus dem Tierleben ein, welche die historische Bedingtheit der Triebe zu best�tigen scheinen. Wenn gewisse Fische um die Laichzeit beschwerliche Wanderungen unternehmen, um den Laich in bestimmten Gew�ssern, weit entfernt von ihren sonstigen Wohnorten abzulegen, so haben sie nach der Deutung vieler Biologen nur die fr�heren Wohnst�tten ihrer Art aufgesucht, die sie im Laufe der Zeit gegen andere vertauscht hatten. Dasselbe soll f�r die Wanderfl�ge der Zugv�gel gelten, aber der Suche nach weiteren Beispielen enthebt uns bald die Mahnung, da� wir in den Ph�nomenen der Erblichkeit und in den Tatsachen der Embryologie die gro�artigsten Beweise f�r den organischen Wiederholungszwang haben. Wir sehen, der Keim eines lebenden Tieres ist gen�tigt, in seiner Entwicklung die Strukturen all der Formen, von denen das Tier abstammt – wenn auch in fl�chtiger Abk�rzung – zu wiederholen, anstatt auf dem k�rzesten Wege zu seiner definitiven Gestaltung zu eilen, und k�nnen dies Verhalten nur zum geringsten Teile mechanisch erkl�ren, d�rfen die historische Erkl�rung nicht beiseite lassen. Und ebenso erstreckt sich weit in die Tierreihe hinauf ein Reproduktionsverm�gen, welches ein verlorenes Organ durch die Neubildung eines ihm durchaus gleichen ersetzt.

Der naheliegende Einwand, es verhalte sich wohl so, da� es au�er den konservativen Trieben, die zur Wiederholung n�tigen, auch andere gibt, die zur Neugestaltung und zum Fortschritt dr�ngen, darf gewi� nicht unber�cksichtigt bleiben; er soll auch sp�terhin in unsere Erw�gungen einbezogen werden. Aber vorher mag es uns verlocken, die Annahme, da� alle 36Triebe Fr�heres wiederherstellen wollen, in ihre letzten Konsequenzen zu verfolgen. Mag, was dabei herauskommt, den Anschein des �Tiefsinnigen� erwecken oder an Mystisches anklingen, so wissen wir uns doch von dem Vorwurf frei, etwas derartiges angestrebt zu haben. Wir suchen n�chterne Resultate der Forschung oder der auf sie gegr�ndeten �berlegung, und unser Wunsch m�chte diesen keinen anderen Charakter als den der Sicherheit verleihen.

Wenn also alle organischen Triebe konservativ, historisch erworben und auf Regression, Wiederherstellung von Fr�herem gerichtet sind, so m�ssen wir alle Erfolge der organischen Entwicklung auf die Rechnung �u�erer, st�render und ablenkender Einfl�sse setzen. Das elementare Lebewesen w�rde sich von seinem Anfang an nicht haben �ndern wollen, h�tte unter sich gleichbleibenden Verh�ltnissen stets nur den n�mlichen Lebenslauf wiederholt. Aber im letzten Grunde m��te es die Entwicklungsgeschichte unserer Erde und ihres Verh�ltnisses zur Sonne sein, die uns in der Entwicklung der Organismen ihren Abdruck hinterlassen hat. Die konservativen organischen Triebe haben jede dieser aufgezwungenen Ab�nderungen des Lebenslaufes aufgenommen und zur Wiederholung aufbewahrt und m�ssen so den t�uschenden Eindruck von Kr�ften machen, die nach Ver�nderung und Fortschritt streben, w�hrend sie blo� ein altes Ziel auf alten und neuen Wegen zu erreichen trachten. Auch dieses Endziel alles organischen Strebens lie�e sich angeben. Der konservativen Natur der Triebe widerspr�che es, wenn das Ziel des Lebens ein noch nie zuvor erreichter Zustand w�re. Es mu� vielmehr ein alter, ein Ausgangszustand, sein, den das Lebende einmal verlassen hat, und zu dem es �ber alle Umwege der Entwicklung zur�ckstrebt. Wenn wir es als ausnahmslose Erfahrung annehmen d�rfen, da� alles Lebende aus inneren Gr�nden stirbt, ins Anorganische zur�ckkehrt, so k�nnen wir nur sagen: Das Ziel alles Lebens ist der Tod, und zur�ckgreifend: Das Leblose war fr�her da als das Lebende.

Irgend einmal wurden in unbelebter Materie durch eine noch ganz unvorstellbare Krafteinwirkung die Eigenschaften des Lebenden erweckt. Vielleicht war es ein Vorgang vorbildlich 37�hnlich jenem anderen, der in einer gewissen Schicht der lebenden Materie sp�ter das Bewu�tsein entstehen lie�. Die damals entstandene Spannung in dem vorhin unbelebten Stoff trachtete darnach, sich abzugleichen; es war der erste Trieb gegeben, der, zum Leblosen zur�ckzukehren. Die damals lebende Substanz hatte das Sterben noch leicht, es war wahrscheinlich nur ein kurzer Lebensweg zu durchlaufen, dessen Richtung durch die chemische Struktur des jungen Lebens bestimmt war. Eine lange Zeit hindurch mag so die lebende Substanz immer wieder neu geschaffen worden und leicht gestorben sein, bis sich ma�gebende �u�ere Einfl�sse so �nderten, da� sie die noch �berlebende Substanz zu immer gr��eren Ablenkungen vom urspr�nglichen Lebensweg und zu immer komplizierteren Umwegen bis zur Erreichung des Todeszieles n�tigten. Diese Umwege zum Tode, von den konservativen Trieben getreulich festgehalten, b�ten uns heute das Bild der Lebenserscheinungen. Wenn man an der ausschlie�lich konservativen Natur der Triebe festh�lt, kann man zu anderen Vermutungen �ber Herkunft und Ziel des Lebens nicht gelangen.

Ebenso befremdend wie diese Folgerungen klingt dann, was sich f�r die gro�en Gruppen von Trieben ergibt, die wir hinter den Lebenserscheinungen der Organismen statuieren. Die Aufstellung der Selbsterhaltungstriebe, die wir jedem lebenden Wesen zugestehen, steht in merkw�rdigem Gegensatz zur Voraussetzung, da� das gesamte Triebleben der Herbeif�hrung des Todes dient. Die theoretische Bedeutung der Selbsterhaltungs-, Macht- und Geltungstriebe schrumpft, in diesem Licht gesehen, ein; es sind Partialtriebe, dazu bestimmt, den eigenen Todesweg des Organismus zu sichern und andere M�glichkeiten der R�ckkehr zum Anorganischen als die immanenten fernzuhalten, aber das r�tselhafte, in keinen Zusammenhang einf�gbare Bestreben des Organismus, sich aller Welt zum Trotz zu behaupten, entf�llt. Es er�brigt, da� der Organismus nur auf seine Weise sterben will; auch diese Lebensw�chter sind urspr�nglich Trabanten des Todes gewesen. Dabei kommt das Paradoxe zustande, da� der lebende Organismus sich auf das energischeste gegen Einwirkungen (Gefahren) str�ubt, die ihm dazu verhelfen k�nnten, sein Lebensziel auf kurzem Wege 38(durch Kurzschlu� sozusagen) zu erreichen, aber dies Verhalten charakterisiert eben ein rein triebhaftes im Gegensatz zu einem intelligenten Streben[14].

Aber besinnen wir uns, dem kann nicht so sein! In ein ganz anderes Licht r�cken die Sexualtriebe, f�r welche die Neurosenlehre eine Sonderstellung in Anspruch genommen hat. Nicht alle Organismen sind dem �u�eren Zwang unterlegen, der sie zu immer weiter gehender Entwicklung antrieb. Vielen ist es gelungen, sich auf ihrer niedrigen Stufe bis auf die Gegenwart zu bewahren; es leben ja noch heute, wenn nicht alle, so doch viele Lebewesen, die den Vorstufen der h�heren Tiere und Pflanzen �hnlich sein m�ssen. Und ebenso machen nicht alle Elementarorganismen, welche den komplizierten Leib eines h�heren Lebewesens zusammensetzen, den ganzen Entwicklungsweg bis zum nat�rlichen Tode mit. Einige unter ihnen, die Keimzellen, bewahren wahrscheinlich die urspr�ngliche Struktur der lebenden Substanz und l�sen sich, mit allen ererbten und neu erworbenen Triebanlagen beladen, nach einer gewissen Zeit vom ganzen Organismus ab. Vielleicht sind es gerade diese beiden Eigenschaften, die ihnen ihre selbst�ndige Existenz erm�glichen. Unter g�nstige Bedingungen gebracht, beginnen sie sich zu entwickeln, das hei�t, das Spiel, dem sie ihre Entstehung verdanken, zu wiederholen, und dies endet damit, da� wieder ein Anteil ihrer Substanz die Entwicklung bis zum Ende fortf�hrt, w�hrend ein anderer als neuer Keimrest von neuem auf den Anfang der Entwicklung zur�ckgreift. So arbeiten diese Keimzellen dem Sterben der lebenden Substanz entgegen und wissen f�r sie zu erringen, was uns als potentielle Unsterblichkeit erscheinen mu�, wenngleich es vielleicht nur eine Verl�ngerung des Todesweges bedeutet. Im h�chsten Grade bedeutungsvoll ist uns die Tatsache, da� die Keimzelle f�r diese Leistung durch die Verschmelzung mit einer anderen, ihr �hnlichen und doch von ihr verschiedenen, gekr�ftigt oder �berhaupt erst bef�higt wird.

Die Triebe, welche die Schicksale dieser das Einzelwesen �berlebenden Elementarorganismen in acht nehmen, f�r ihre 39sichere Unterbringung sorgen, so lange sie wehrlos gegen die Reize der Au�enwelt sind, ihr Zusammentreffen mit den anderen Keimzellen herbeif�hren usw., bilden die Gruppe der Sexualtriebe. Sie sind in demselben Sinne konservativ wie die anderen, indem sie fr�here Zust�nde der lebenden Substanz wiederbringen, aber sie sind es in st�rkerem Ma�e, indem sie sich als besonders resistent gegen �u�ere Einwirkungen erweisen, und dann noch in einem weiteren Sinne, da sie das Leben selbst f�r l�ngere Zeiten erhalten. Sie sind die eigentlichen Lebenstriebe; dadurch, da� sie der Absicht der anderen Triebe, welche durch die Funktion zum Tode f�hrt, entgegenwirken, deutet sich ein Gegensatz zwischen ihnen und den �brigen an, den die Neurosenlehre als bedeutungsvoll erkannt hat. Es ist wie ein Zauderrhythmus im Leben der Organismen; die eine Triebgruppe st�rmt nach vorw�rts, um das Endziel des Lebens m�glichst bald zu erreichen, die andere schnellt an einer gewissen Stelle dieses Weges zur�ck, um ihn von einem bestimmten Punkt an nochmals zu machen und so die Dauer des Weges zu verl�ngern. Aber wenn auch Sexualit�t und Unterschied der Geschlechter zu Beginn des Lebens gewi� nicht vorhanden waren, so bleibt es doch m�glich, da� die sp�ter als sexuell zu bezeichnenden Triebe von allem Anfang an in T�tigkeit getreten sind und ihre Gegenarbeit gegen das Spiel der �Ichtriebe� nicht erst zu einem sp�teren Zeitpunkte aufgenommen haben.

Greifen wir nun selbst ein erstes Mal zur�ck, um zu fragen, ob nicht alle diese Spekulationen der Begr�ndung entbehren. Gibt es wirklich, abgesehen von den Sexualtrieben, keine anderen Triebe als solche, die einen fr�heren Zustand wiederherstellen wollen, nicht auch andere, die nach einem noch nie erreichten streben? Ich wei� in der organischen Welt kein sicheres Beispiel, das unserer vorgeschlagenen Charakteristik widerspr�che. Ein allgemeiner Trieb zur H�herentwicklung in der Tier- und Pflanzenwelt l��t sich gewi� nicht feststellen, wenn auch eine solche Entwicklungsrichtung tats�chlich unbestritten bleibt. Aber einerseits ist es vielfach nur Sache unserer Einsch�tzung, wenn wir eine Entwicklungsstufe f�r h�her als eine andere erkl�ren, und andererseits zeigt uns die Wissenschaft 40des Lebenden, da� H�herentwicklung in einem Punkte sehr h�ufig durch R�ckbildung in einem anderen erkauft oder wettgemacht wird. Auch gibt es Tierformen genug, deren Jugendzust�nde uns erkennen lassen, da� ihre Entwicklung vielmehr einen r�ckschreitenden Charakter genommen hat. H�herentwicklung wie R�ckbildung k�nnten beide Folgen der zur Anpassung dr�ngenden �u�eren Kr�fte sein, und die Rolle der Triebe konnte sich f�r beide F�lle darauf beschr�nken, die aufgezwungene Ver�nderung als innere Lustquelle festzuhalten[15].

Vielen von uns mag es auch schwer werden, auf den Glauben zu verzichten, da� im Menschen selbst ein Trieb zur Vervollkommnung wohnt, der ihn auf seine gegenw�rtige H�he geistiger Leistung und ethischer Sublimierung gebracht hat, und von dem man erwarten darf, da� er seine Entwicklung zum �bermenschen besorgen wird. Allein ich glaube nicht an einen solchen inneren Trieb und sehe keinen Weg, diese wohltuende Illusion zu schonen. Die bisherige Entwicklung des Menschen scheint mir keiner anderen Erkl�rung zu bed�rfen als die der Tiere, und was man an einer Minderzahl von menschlichen Individuen als rastlosen Drang zu weiterer Vervollkommnung beobachtet, l��t sich ungezwungen als Folge der Triebverdr�ngung verstehen, auf welche das Wertvollste an der menschlichen Kultur aufgebaut ist. Der verdr�ngte Trieb gibt es nie auf, nach seiner vollen Befriedigung zu streben, die in der Wiederholung eines prim�ren Befriedigungserlebnisses best�nde; alle Ersatz-, Reaktionsbildungen und Sublimierungen sind ungen�gend, um seine anhaltende Spannung aufzuheben, und aus der Differenz zwischen der gefundenen und der geforderten Befriedigungslust ergibt sich das treibende Moment, welches bei keiner der hergestellten Situationen zu verharren gestattet, sondern nach des Dichters Worten �ungeb�ndigt immer vorw�rts dringt� 41(Mephisto im �Faust�, I, Studierzimmer). Der Weg nach r�ckw�rts, zur vollen Befriedigung, ist in der Regel durch die Widerst�nde, welche die Verdr�ngungen aufrecht halten, verlegt, und somit bleibt nichts anderes �brig, als in der anderen, noch freien Entwicklungsrichtung fortzuschreiten, allerdings ohne Aussicht, den Proze� abschlie�en und das Ziel erreichen zu k�nnen. Die Vorg�nge bei der Ausbildung einer neurotischen Phobie, die ja nichts anderes als ein Fluchtversuch vor einer Triebbefriedigung ist, geben uns das Vorbild f�r die Entstehung dieses anscheinenden �Vervollkommnungstriebes�, den wir aber unm�glich allen menschlichen Individuen zuschreiben k�nnen. Die dynamischen Bedingungen daf�r sind zwar ganz allgemein vorhanden, aber die �konomischen Verh�ltnisse scheinen das Ph�nomen nur in seltenen F�llen zu beg�nstigen.

 

42

VI.

Unser bisheriges Ergebnis, welches einen scharfen Gegensatz zwischen den �Ichtrieben� und den Sexualtrieben aufstellt, die ersteren zum Tode und die letzteren zur Lebenserhaltung dr�ngen l��t, wird uns gewi� nach vielen Richtungen selbst nicht befriedigen. Dazu kommt, da� wir eigentlich nur f�r die ersteren den konservativen oder besser regredierenden, einem Wiederholungszwang entsprechenden Charakter des Triebes in Anspruch nehmen konnten. Denn nach unserer Annahme r�hren die Ichtriebe von der Belebung der unbelebten Materie her und wollen die Unbelebtheit wieder herstellen. Die Sexualtriebe hingegen – es ist augenf�llig, da� sie primitive Zust�nde des Lebewesens reproduzieren, aber ihr mit allen Mitteln angestrebtes Ziel ist die Verschmelzung zweier in bestimmter Weise differenzierter Keimzellen. Wenn diese Vereinigung nicht zustande kommt, dann stirbt die Keimzelle wie alle anderen Elemente des vielzelligen Organismus. Nur unter dieser Bedingung kann die Geschlechtsfunktion das Leben verl�ngern und ihm den Schein der Unsterblichkeit verleihen. Welches wichtige Ereignis im Entwicklungsgang der lebenden Substanz wird aber durch die geschlechtliche Fortpflanzung oder ihren Vorl�ufer, die Kopulation zweier Individuen unter den Protisten, wiederholt? Das wissen wir nicht zu sagen, und darum w�rden wir es als Erleichterung empfinden, wenn unser ganzer Gedankenaufbau sich als irrt�mlich erkennen lie�e. Der Gegensatz von Ich(Todes-)trieben und Sexual(Lebens-)trieben w�rde dann entfallen, damit auch der Wiederholungszwang die ihm zugeschriebene Bedeutung einb��en.

43 Kehren wir darum zu einer von uns eingeflochtenen Annahme zur�ck, in der Erwartung, sie werde sich exakt widerlegen lassen. Wir haben auf Grund der Voraussetzung weitere Schl�sse aufgebaut, da� alles Lebende aus inneren Ursachen sterben m�sse. Wir haben diese Annahme so sorglos gemacht, weil sie uns nicht als solche erscheint. Wir sind gewohnt so zu denken, unsere Dichter best�rken uns darin. Vielleicht haben wir uns dazu entschlossen, weil ein Trost in diesem Glauben liegt. Wenn man schon selbst sterben und vorher seine Liebsten durch den Tod verlieren soll, so will man lieber einem unerbittlichen Naturgesetz, der hehren Ἀναγκη, erlegen sein, als einem Zufall, der sich etwa noch h�tte vermeiden lassen. Aber vielleicht ist dieser Glaube an die innere Gesetzm��igkeit des Sterbens auch nur eine der Illusionen, die wir uns geschaffen haben, �um die Schwere des Daseins zu ertragen�. Urspr�nglich ist er sicherlich nicht, den primitiven V�lkern ist die Idee eines �nat�rlichen Todes� fremd; sie f�hren jedes Sterben unter ihnen auf den Einflu� eines Feindes oder eines b�sen Geistes zur�ck. Vers�umen wir es darum nicht, uns zur Pr�fung dieses Glaubens an die biologische Wissenschaft zu wenden.

Wenn wir so tun, d�rfen wir erstaunt sein, wie wenig die Biologen in der Frage des nat�rlichen Todes einig sind, ja da� ihnen der Begriff des Todes �berhaupt unter den H�nden zerrinnt. Die Tatsache einer bestimmten durchschnittlichen Lebensdauer wenigstens bei h�heren Tieren spricht nat�rlich f�r den Tod aus inneren Ursachen, aber der Umstand, da� einzelne gro�e Tiere und riesenhafte Baumgew�chse ein sehr hohes und bisher nicht absch�tzbares Alter erreichen, hebt diesen Eindruck wieder auf. Nach der gro�artigen Konzeption von W. Flie� sind alle Lebenserscheinungen – und gewi� auch der Tod – der Organismen an die Erf�llung bestimmter Termine gebunden, in denen die Abh�ngigkeit zweier lebenden Substanzen, einer m�nnlichen und einer weiblichen, vom Sonnenjahr zum Ausdruck kommt. Allein die Beobachtungen, wie leicht und bis zu welchem Ausma� es dem Einflusse �u�erer Kr�fte m�glich ist, die Lebens�u�erungen insbesondere der Pflanzenwelt in ihrem zeitlichen Auftreten zu ver�ndern, sie 44zu verfr�hen oder hintanzuhalten, str�uben sich gegen die Starrheit der Flie�'schen Formeln und lassen zum mindesten an der Alleinherrschaft der von ihm aufgestellten Gesetze zweifeln.

Das gr��te Interesse kn�pft sich f�r uns an die Behandlung, welche das Thema von der Lebensdauer und vom Tode der Organismen in den Arbeiten von A. Weismann gefunden hat[16]. Von diesem Forscher r�hrt die Unterscheidung der lebenden Substanz in eine sterbliche und unsterbliche H�lfte her; die sterbliche ist der K�rper im engeren Sinne, das Soma, sie allein ist dem nat�rlichen Tode unterworfen, die Keimzellen aber sind potentia unsterblich, insofern sie imstande sind, unter gewissen g�nstigen Bedingungen sich zu einem neuen Individuum zu entwickeln, oder anders ausgedr�ckt, sich mit einem neuen Soma zu umgeben[17].

Was uns hieran fesselt, ist die unerwartete Analogie mit unserer eigenen, auf so verschiedenem Wege entwickelten Auffassung. Weismann, der die lebende Substanz morphologisch betrachtet, erkennt in ihr einen Bestandteil, der dem Tode verfallen ist, das Soma, den K�rper abgesehen vom Geschlechts- und Vererbungsstoff, und einen unsterblichen, eben dieses Keimplasma, welches der Erhaltung der Art, der Fortpflanzung, dient. Wir haben nicht den lebenden Stoff, sondern die in ihm t�tigen Kr�fte eingestellt, und sind dazu gef�hrt worden, zwei Arten von Trieben zu unterscheiden, jene, welche das Leben zum Tod f�hren wollen, die anderen, die Sexualtriebe, welche immer wieder die Erneuerung des Lebens anstreben und durchsetzen. Das klingt wie ein dynamisches Korollar zu Weismann's morphologischer Theorie.

Der Anschein einer bedeutsamen �bereinstimmung verfl�chtigt sich alsbald, wenn wir Weismann's Entscheidung �ber das Problem des Todes vernehmen. Denn Weismann l��t die Sonderung vom sterblichen Soma und unsterblichen Keimplasma erst bei den vielzelligen Organismen gelten, bei den einzelligen Tieren sind Individuum und Fortpflanzungszelle 45noch ein- und dasselbe[18]. Die Einzelligen erkl�rt er also f�r potentiell unsterblich, der Tod tritt erst bei den Metazoen, den Vielzelligen, auf. Dieser Tod der h�heren Lebewesen ist allerdings ein nat�rlicher, ein Tod aus inneren Ursachen, aber er beruht nicht auf einer Ureigenschaft der lebenden Substanz[19], kann nicht als eine absolute, im Wesen des Lebens begr�ndete Notwendigkeit aufgefa�t werden[20]. Der Tod ist vielmehr eine Zweckm��igkeitseinrichtung, eine Erscheinung der Anpassung an die �u�eren Lebensbedingungen, weil von der Sonderung der K�rperzellen in Soma und Keimplasmen an die unbegrenzte Lebensdauer des Individuums ein ganz unzweckm��iger Luxus geworden w�re. Mit dem Eintritt dieser Differenzierung bei den Vielzelligen wurde der Tod m�glich und zweckm��ig. Seither stirbt das Soma der h�heren Lebewesen aus inneren Gr�nden zu bestimmten Zeiten ab, die Protisten aber sind unsterblich geblieben. Die Fortpflanzung hingegen ist nicht erst mit dem Tod eingef�hrt worden, sie ist vielmehr eine Ureigenschaft der lebenden Materie wie das Wachstum, aus welchem sie hervorging, und das Leben ist von seinem Beginn auf Erden an kontinuierlich geblieben[21].

Es ist leicht einzusehen, da� das Zugest�ndnis eines nat�rlichen Todes f�r die h�heren Organismen unserer Sache wenig hilft. Wenn der Tod eine sp�te Erwerbung der Lebewesen ist, dann kommen Todestriebe, die sich vom Beginn des Lebens auf Erden ableiten, weiter nicht in Betracht. Die Vielzelligen m�gen dann immerhin aus inneren Gr�nden sterben, an den M�ngeln ihrer Differenzierung oder an den Unvollkommenheiten ihres Stoffwechsels; es hat f�r die Frage, die uns besch�ftigt, kein Interesse. Eine solche Auffassung und Ableitung des Todes liegt dem gewohnten Denken der Menschen auch sicherlich viel n�her als die befremdende Annahme von �Todestrieben�.

Die Diskussion, die sich an die Aufstellungen von Weismann angeschlossen, hat nach meinem Urteil in keiner Richtung 46Entscheidendes ergeben[22]. Manche Autoren sind zum Standpunkt von Goette zur�ckgekehrt (1883), der in dem Tod die direkte Folge der Fortpflanzung sah. Hartmann charakterisiert den Tod nicht durch Auftreten einer �Leiche�, eines abgestorbenen Anteiles der lebenden Substanz, sondern definiert ihn als den �Abschlu� der individuellen Entwicklung�. In diesem Sinne sind auch die Protozoen sterblich, der Tod f�llt bei ihnen immer mit der Fortpflanzung zusammen, aber er wird durch diese gewisserma�en verschleiert, indem die ganze Substanz des Elterntieres direkt in die jungen Kinderindividuen �bergef�hrt werden kann (l. c., S. 29).

Das Interesse der Forschung hat sich bald darauf gerichtet, die behauptete Unsterblichkeit der lebenden Substanz an den Einzelligen experimentell zu erproben. Ein Amerikaner, Woodruff, hat ein bewimpertes Infusorium, ein �Pantoffeltierchen�, das sich durch Teilung in zwei Individuen fortpflanzt, in Zucht genommen und es bis zur 3029sten Generation, wo er den Versuch abbrach, verfolgt, indem er jedesmal das eine der Teilprodukte isolierte und in frisches Wasser brachte. Dieser sp�te Abk�mmling des ersten Pantoffeltierchens war ebenso frisch wie der Urahn, ohne alle Zeichen des Alterns oder der Degeneration; somit schien, wenn solchen Zahlen bereits Beweiskraft zukommt, die Unsterblichkeit der Protisten experimentell erweisbar[23].

Andere Forscher sind zu anderen Resultaten gekommen. Maupas, Calkins u. a. haben im Gegensatz zu Woodruff gefunden, da� auch diese Infusorien nach einer gewissen Anzahl von Teilungen schw�cher werden, an Gr��e abnehmen, einen Teil ihrer Organisation einb��en und endlich sterben, wenn sie nicht gewisse auffrischende Einfl�sse erfahren. Demnach st�rben die Protozoen nach einer Phase des Altersverfalls ganz wie die h�heren Tiere, so recht im Widerspruch zu den Behauptungen Weismann's, der 47den Tod als eine sp�te Erwerbung der lebenden Organismen anerkennt.

Aus dem Zusammenhang dieser Untersuchungen heben wir zwei Tatsachen heraus, die uns einen festen Anhalt zu bieten scheinen. Erstens: Wenn die Tierchen zu einem Zeitpunkt, da sie noch keine Altersver�nderung zeigen, miteinander zuzweit verschmelzen, �kopulieren� k�nnen – worauf sie nach einiger Zeit wieder auseinandergehen –, so bleiben sie vom Alter verschont, sie sind �verj�ngt� worden. Diese Kopulation ist doch wohl der Vorl�ufer der geschlechtlichen Fortpflanzung h�herer Wesen; sie hat mit der Vermehrung noch nichts zu tun, beschr�nkt sich auf die Vermischung der Substanzen beider Individuen (Weismann's Amphimixis). Der auffrischende Einflu� der Kopulation kann aber auch ersetzt werden durch bestimmte Reizmittel, Ver�nderungen in der Zusammensetzung der N�hrfl�ssigkeit, Temperatursteigerung oder Sch�tteln. Man erinnert sich an das ber�hmte Experiment von J. Loeb, der Seeigeleier durch gewisse chemische Reize zu Teilungsvorg�ngen zwang, die sonst nur nach der Befruchtung auftreten.

Zweitens: Es ist doch wahrscheinlich, da� die Infusorien durch ihren eigenen Lebensproze� zu einem nat�rlichen Tod gef�hrt werden, denn der Widerspruch zwischen den Ergebnissen von Woodruff und von anderen r�hrt daher, da� Woodruff jede neue Generation in frische N�hrfl�ssigkeit brachte. Unterlie� er dies, so beobachtete er dieselben Altersver�nderungen der Generationen wie die anderen Forscher. Er schlo�, da� die Tierchen durch die Produkte des Stoffwechsels, die sie an die umgebende Fl�ssigkeit abgeben, gesch�digt werden, und konnte dann �berzeugend nachweisen, da� nur die Produkte des eigenen Stoffwechsels diese zum Tod der Generation f�hrende Wirkung haben. Denn in einer L�sung, die mit den Abfallsprodukten einer entfernter verwandten Art �bers�ttigt war, gediehen dieselben Tierchen ausgezeichnet, die, in ihrer eigenen N�hrfl�ssigkeit angeh�uft, sicher zugrunde gingen. Das Infusor stirbt also, sich selbst �berlassen, eines nat�rlichen Todes an der Unvollkommenheit der Beseitigung seiner eigenen Stoffwechselprodukte; aber vielleicht sterben 48auch alle h�heren Tiere im Grunde an dem gleichen Unverm�gen.

Es mag uns da der Zweifel anwandeln, ob es �berhaupt zweckdienlich war, die Entscheidung der Frage nach dem nat�rlichen Tod im Studium der Protozoen zu suchen. Die primitive Organisation dieser Lebewesen mag uns wichtige Verh�ltnisse verschleiern, die auch bei ihnen statthaben, aber erst bei h�heren Tieren erkannt werden k�nnen, wo sie sich einen morphologischen Ausdruck verschafft haben. Wenn wir den morphologischen Standpunkt verlassen, um den dynamischen einzunehmen, so kann es uns �berhaupt gleichg�ltig sein, ob sich der nat�rliche Tod der Protozoen erweisen l��t oder nicht. Bei ihnen hat sich die sp�ter als unsterblich erkannte Substanz von der sterblichen noch in keiner Weise gesondert. Die Triebkr�fte, die das Leben in den Tod �berf�hren wollen, k�nnten auch in ihnen von Anfang an wirksam sein, und doch k�nnte ihr Effekt durch den der lebenserhaltenden Kr�fte so gedeckt werden, da� ihr direkter Nachweis sehr schwierig wird. Wir haben allerdings geh�rt, da� die Beobachtungen der Biologen uns die Annahme solcher zum Tod f�hrenden inneren Vorg�nge auch f�r die Protisten gestatten. Aber selbst, wenn die Protisten sich als unsterblich im Sinne von Weismann erweisen, so gilt seine Behauptung, der Tod sei eine sp�te Erwerbung, nur f�r die manifesten �u�erungen des Todes und macht keine Annahme �ber die zum Tode dr�ngenden Prozesse unm�glich. Unsere Erwartung, die Biologie werde die Anerkennung der Todestriebe glatt beseitigen, hat sich nicht erf�llt. Wir k�nnen uns mit ihrer M�glichkeit weiter besch�ftigen, wenn wir sonst Gr�nde daf�r haben. Die auff�llige �hnlichkeit der Weismann'schen Sonderung von Soma und Keimplasma mit unserer Scheidung der Todestriebe von den Lebenstrieben bleibt aber bestehen und erh�lt ihren Wert wieder.

Verweilen wir kurz bei dieser exquisit dualistischen Auffassung des Trieblebens. Nach der Theorie E. Hering's von den Vorg�ngen in der lebenden Substanz laufen in ihr unausgesetzt zweierlei Prozesse entgegengesetzter Richtung ab, die einen aufbauend – assimilatorisch, die anderen abbauend – dissimilatorisch. Sollen wir es wagen, in diesen beiden Richtungen 49der Lebensprozesse die Bet�tigung unserer beiden Triebregungen, der Lebenstriebe und der Todestriebe, zu erkennen? Aber etwas anderes k�nnen wir uns nicht verhehlen, da� wir unversehens in den Hafen der Philosophie Schopenhauer's eingelaufen sind, f�r den ja der Tod �das eigentliche Resultat� und insofern der Zweck des Lebens ist[24], der Sexualtrieb aber die Verk�rperung des Willens zum Leben.

Versuchen wir k�hn, einen Schritt weiter zu gehen. Nach allgemeiner Einsicht ist die Vereinigung zahlreicher Zellen zu einem Lebensverband, die Vielzelligkeit der Organismen, ein Mittel zur Verl�ngerung ihrer Lebensdauer geworden. Eine Zelle hilft dazu, das Leben der anderen zu erhalten, und der Zellenstaat kann weiter leben, auch wenn einzelne Zellen absterben m�ssen. Wir haben bereits geh�rt, da� auch die Kopulation, die zeitweilige Verschmelzung zweier Einzelligen, lebenserhaltend und verj�ngend auf beide wirkt. Somit k�nnte man den Versuch machen, die in der Psychoanalyse gewonnene Libidotheorie auf das Verh�ltnis der Zellen zueinander zu �bertragen und sich vorzustellen, da� es die in jeder Zelle t�tigen Lebens- oder Sexualtriebe sind, welche die anderen Zellen zum Objekt nehmen, deren Todestriebe, d. i. die von diesen angeregten Prozesse, teilweise neutralisieren und sie so am Leben erhalten, w�hrend andere Zellen dasselbe f�r sie besorgen und noch andere in der Aus�bung dieser libidin�sen Funktion sich selbst aufopfern. Die Keimzellen selbst w�rden sich absolut �narzi�tisch� benehmen, wie wir es in der Neurosenlehre zu bezeichnen gewohnt sind, wenn ein ganzes Individuum seine Libido im Ich beh�lt und nichts von ihr f�r Objektbesetzungen verausgabt. Die Keimzellen brauchen ihre Libido, die T�tigkeit ihrer Lebenstriebe, f�r sich selbst als Vorrat f�r ihre sp�tere, gro�artig aufbauende T�tigkeit. Vielleicht darf man auch die Zellen der b�sartigen Neugebilde, die den Organismus zerst�ren, f�r narzi�tisch in demselben Sinne erkl�ren. Die Pathologie ist ja bereit, ihre Keime f�r mitgeboren zu halten und ihnen embryonale Eigenschaften zuzugestehen. So w�rde also die 50Libido unserer Sexualtriebe mit dem Eros der Dichter und Philosophen zusammenfallen, der alles Lebende zusammenh�lt.

An dieser Stelle finden wir den Anla�, die langsame Entwicklung unserer Libidotheorie zu �berschauen. Die Analyse der �bertragungsneurosen zwang uns zun�chst den Gegensatz zwischen �Sexualtrieben�, die auf das Objekt gerichtet sind, und anderen Trieben auf, die wir nur sehr ungen�gend erkannten und vorl�ufig als �Ichtriebe� bezeichneten. Unter ihnen mu�ten Triebe, die der Selbsterhaltung des Individuums dienen, in erster Linie anerkannt werden. Was f�r andere Unterscheidungen da zu machen waren, konnte man nicht wissen. Keine Kenntnis w�re f�r die Begr�ndung einer richtigen Psychologie so wichtig gewesen, wie eine ungef�hre Einsicht in die gemeinsame Natur und die etwaigen Besonderheiten der Triebe. Aber auf keinem Gebiete der Psychologie tappte man so sehr im Dunkeln. Jedermann stellte so viele Triebe oder �Grundtriebe� auf, als ihm beliebte, und wirtschaftete mit ihnen wie die alten griechischen Naturphilosophen mit ihren vier Elementen: dem Wasser, der Erde, dem Feuer und der Luft. Die Psychoanalyse, die irgendeiner Annahme �ber die Triebe nicht entraten konnte, hielt sich vorerst an die popul�re Triebunterscheidung, f�r die das Wort von �Hunger und Liebe� vorbildlich ist. Es war wenigstens kein neuer Willk�rakt. Damit reichte man in der Analyse der Psychoneurosen ein ganzes St�ck weit aus. Der Begriff der �Sexualit�t� – und damit der eines Sexualtriebes – mu�te freilich erweitert werden, bis er vieles einschlo�, was sich nicht der Fortpflanzungsfunktion einordnete, und dar�ber gab es L�rm genug in der strengen, vornehmen oder blo� heuchlerischen Welt.

Der n�chste Schritt erfolgte, als sich die Psychoanalyse n�her an das psychologische Ich herantasten konnte, das ihr zun�chst nur als verdr�ngende, zensurierende und zu Schutzbauten, Reaktionsbildungen bef�higte Instanz bekannt geworden war. Kritische und andere weitblickende Geister hatten zwar l�ngst gegen die Einschr�nkung des Libidobegriffes auf die Energie der dem Objekt zugewendeten Sexualtriebe Einspruch erhoben. Aber sie vers�umten es mitzuteilen, woher ihnen die bessere Einsicht gekommen war, und verstanden 51nicht, etwas f�r die Analyse Brauchbares aus ihr abzuleiten. In bed�chtigerem Fortschreiten fiel es nun der psychoanalytischen Beobachtung auf, wie regelm��ig Libido vom Objekt abgezogen und aufs Ich gerichtet wird (Introversion), und indem sie die Libidoentwicklung des Kindes in ihren fr�hesten Phasen studierte, kam sie zur Einsicht, da� das Ich das eigentliche und urspr�ngliche Reservoir der Libido sei, die erst von da aus auf das Objekt erstreckt werde. Das Ich trat unter die Sexualobjekte und wurde gleich als das vornehmste unter ihnen erkannt. Wenn die Libido so im Ich verweilte, wurde sie narzi�tisch genannt[25]. Diese narzi�tische Libido war nat�rlich auch die Kraft�u�erung von Sexualtrieben im analytischen Sinne, die man mit den von Anfang an zugestandenen �Selbsterhaltungstrieben� identifizieren mu�te. Somit war der urspr�ngliche Gegensatz von Ichtrieben und Sexualtrieben unzureichend geworden. Ein Teil der Ichtriebe war als libidin�s erkannt; im Ich waren – neben anderen wahrscheinlich – auch Sexualtriebe wirksam, doch ist man berechtigt zu sagen, da� die alte Formel, die Psychoneurose beruhe auf einem Konflikt zwischen den Ichtrieben und den Sexualtrieben, nichts enthielt, was heute zu verwerfen w�re. Der Unterschied der beiden Triebarten, der urspr�nglich irgendwie qualitativ gemeint war, ist jetzt nur anders, n�mlich topisch zu bestimmen. Insbesondere die �bertragungsneurose, das eigentliche Studienobjekt der Psychoanalyse, bleibt das Ergebnis eines Konflikts zwischen dem Ich und der libidin�sen Objektbesetzung.

Um so mehr m�ssen wir den libidin�sen Charakter der Selbsterhaltungstriebe jetzt betonen, da wir den weiteren Schritt wagen, den Sexualtrieb als den alles erhaltenden Eros zu erkennen und die narzi�tische Libido des Ichs aus den Libidobeitr�gen ableiten, mit denen die Somazellen aneinander haften. Nun aber finden wir uns pl�tzlich folgender Frage gegen�ber: Wenn auch die Selbsterhaltungstriebe libidin�ser Natur sind, dann haben wir vielleicht �berhaupt keine anderen Triebe als libidin�se. Es sind wenigstens keine anderen zu 52sehen. Dann mu� man aber doch den Kritikern recht geben, die von Anfang an geahnt haben, die Psychoanalyse erkl�re alles aus der Sexualit�t, oder den Neuerern wie Jung, die, kurz entschlossen, Libido f�r �Triebkraft� �berhaupt gebraucht haben. Ist dem nicht so?

In unserer Absicht l�ge dies Resultat allerdings nicht. Wir sind ja vielmehr von einer scharfen Scheidung zwischen Ichtrieben = Todestrieben und Sexualtrieben = Lebenstrieben ausgegangen. Wir waren ja bereit, auch die angeblichen Selbsterhaltungstriebe des Ichs zu den Todestrieben zu rechnen, was wir seither berichtigend zur�ckgezogen haben. Unsere Auffassung war von Anfang eine dualistische und sie ist es heute sch�rfer denn zuvor, seitdem wir die Gegens�tze nicht mehr Ich- und Sexualtriebe, sondern Lebens- und Todestriebe benennen. Jung's Libidotheorie ist dagegen eine monistische; da� er seine einzige Triebkraft Libido gehei�en hat, mu�te Verwirrung stiften, soll uns aber weiter nicht beeinflussen. Wir vermuten, da� im Ich noch andere als die libidin�sen Selbsterhaltungstriebe t�tig sind, wir sollten nur imstande sein, sie aufzuzeigen. Es ist zu bedauern, da� die Analyse des Ichs so wenig fortgeschritten ist, da� dieser Nachweis uns recht schwer wird. Die libidin�sen Triebe des Ichs m�gen allerdings in besonderer Weise mit den anderen, uns noch fremden Ichtrieben verkn�pft sein. Noch ehe wir den Narzi�mus klar erkannt hatten, bestand bereits in der Psychoanalyse die Vermutung, da� die �Ichtriebe� libidin�se Komponenten an sich gezogen haben. Aber das sind recht unsichere M�glichkeiten, denen die Gegner kaum Rechnung tragen werden. Es bleibt mi�lich, da� uns die Analyse bisher immer nur in den Stand gesetzt hat, libidin�se Triebe nachzuweisen. Den Schlu�, da� es andere nicht gibt, m�chten wir darum doch nicht mitmachen.

Bei dem gegenw�rtigen Dunkel der Trieblehre tun wir wohl nicht gut, irgend einen Einfall, der uns Aufkl�rung verspricht, zur�ckzuweisen. Wir sind von der gro�en Gegens�tzlichkeit von Lebens- und Todestrieben ausgegangen. Die Objektliebe selbst zeigt uns eine zweite solche Polarit�t, die von Liebe (Z�rtlichkeit) und Ha� (Aggression). Wenn es uns 53nun gel�nge, diese beiden Polarit�ten in Beziehung zu einander zu bringen, die eine auf die andere zur�ckzuf�hren! Wir haben von jeher eine sadistische Komponente des Sexualtriebes anerkannt[26]; sie kann sich, wie wir wissen, selbst�ndig machen und als Perversion das gesamte Sexualstreben der Person beherrschen. Sie tritt auch in einer der von mir sogenannten �pr�genitalen Organisationen� als dominierender Partialtrieb hervor. Wie soll man aber den sadistischen Trieb, der auf die Sch�digung des Objektes zielt, vom lebenserhaltenden Eros ableiten k�nnen? Liegt da nicht die Annahme nahe, da� dieser Sadismus eigentlich ein Todestrieb ist, der durch den Einflu� der narzi�tischen Libido vom Ich abgedr�ngt wurde, so da� er erst am Objekt zum Vorschein kommt? Er tritt dann in den Dienst der Sexualfunktion; im oralen Organisationsstadium der Libido f�llt die Liebesbem�chtigung noch mit der Vernichtung des Objekts zusammen, sp�ter trennt sich der sadistische Trieb ab und endlich �bernimmt er auf der Stufe des Genitalprimats zum Zwecke der Fortpflanzung die Funktion, das Sexualobjekt so weit zu bew�ltigen, als es die Ausf�hrung des Geschlechtsaktes erfordert. Ja, man k�nnte sagen, der aus dem Ich herausgedr�ngte Sadismus habe den libidin�sen Komponenten des Sexualtriebs den Weg gezeigt; sp�terhin dr�ngen diese zum Objekt nach. Wo der urspr�ngliche Sadismus keine Erm��igung und Verschmelzung erf�hrt, ist die bekannte Liebe-Ha�-Ambivalenz des Liebeslebens hergestellt.

Wenn es erlaubt ist, eine solche Annahme zu machen, so w�re die Forderung erf�llt, ein Beispiel eines – allerdings verschobenen – Todestriebes aufzuzeigen. Nur da� diese Auffassung von jeder Anschaulichkeit weit entfernt ist und einen geradezu mystischen Eindruck macht. Wir kommen in den Verdacht, um jeden Preis eine Auskunft aus einer gro�en Verlegenheit gesucht zu haben. Dann d�rfen wir uns darauf berufen, da� eine solche Annahme nicht neu ist, da� wir sie bereits fr�her einmal gemacht haben, als von einer Verlegenheit noch keine Rede war. Klinische Beobachtungen haben uns seinerzeit zur Auffassung gen�tigt, da� der dem Sadismus komplement�re 54Partialtrieb des Masochismus als eine R�ckwendung des Sadismus gegen das eigene Ich zu verstehen sei[27]. Eine Wendung des Triebs vom Objekt zum Ich ist aber prinzipiell nichts anderes als die Wendung vom Ich zum Objekt, die hier als neu in Frage steht. Der Masochismus, die Wendung des Triebs gegen das eigene Ich, w�re dann in Wirklichkeit eine R�ckkehr zu einer fr�heren Phase desselben, eine Regression. In einem Punkte bed�rfte die damals vom Masochismus gegebene Darstellung einer Berichtigung als allzu ausschlie�lich; der Masochismus k�nnte auch, was ich dort bestreiten wollte, ein prim�rer sein[28].

Aber kehren wir zu den lebenserhaltenden Sexualtrieben zur�ck. Schon aus der Protistenforschung haben wir erfahren, da� die Verschmelzung zweier Individuen ohne nachfolgende Teilung, die Kopulation, auf beide Individuen, die sich dann bald voneinander l�sen, st�rkend und verj�ngend wirkt. (S. o. Lipsch�tz.) Sie zeigen in weiteren Generationen keine Degenerationserscheinungen und scheinen bef�higt, den Sch�dlichkeiten ihres eigenen Stoffwechsels l�nger zu widerstehen. Ich meine, da� diese eine Beobachtung als vorbildlich f�r den Effekt auch der geschlechtlichen Vereinigung genommen werden darf. Aber auf welche Weise bringt die Verschmelzung zweier wenig verschiedener Zellen eine solche Erneuerung des Lebens zustande? Der Versuch, der die Kopulation bei den Protozoen durch die Einwirkung chemischer, ja selbst mechanischer Reize (l. c.) ersetzt, gestattet wohl eine sichere Antwort zu geben: Es geschieht durch die Zufuhr neuer Reizgr��en. Das stimmt 55nun aber gut zur Annahme, da� der Lebensproze� des Individuums aus inneren Gr�nden zur Abgleichung chemischer Spannungen, das hei�t zum Tode f�hrt, w�hrend die Vereinigung mit einer individuell verschiedenen lebenden Substanz diese Spannungen vergr��ert, sozusagen neue Vitaldifferenzen einf�hrt, die dann abgelebt werden m�ssen. F�r diese Verschiedenheit mu� es nat�rlich ein oder mehrere Optima geben. Da� wir als die herrschende Tendenz des Seelenlebens, vielleicht des Nervenlebens �berhaupt, das Streben nach Herabsetzung, Konstanterhaltung, Aufhebung der inneren Reizspannung erkannten (das Nirwanaprinzip nach einem Ausdruck von Barbara Low), wie es im Lustprinzip zum Ausdruck kommt, das ist ja eines unserer st�rksten Motive, an die Existenz von Todestrieben zu glauben.

Als empfindliche St�rung unseres Gedankenganges versp�ren wir es aber noch immer, da� wir gerade f�r den Sexualtrieb jenen Charakter eines Wiederholungszwanges nicht nachweisen k�nnen, der uns zuerst zur Aufsp�rung der Todestriebe f�hrte. Das Gebiet der embryonalen Entwicklungsvorg�nge ist zwar �berreich an solchen Wiederholungserscheinungen, die beiden Keimzellen der geschlechtlichen Fortpflanzung und ihre Lebensgeschichte sind selbst nur Wiederholungen der Anf�nge des organischen Lebens; aber das Wesentliche an den vom Sexualtrieb intendierten Vorg�ngen ist doch die Verschmelzung zweier Zelleiber. Erst durch diese wird bei den h�heren Lebewesen die Unsterblichkeit der lebenden Substanz gesichert.

Mit anderen Worten: wir sollen Auskunft schaffen �ber die Entstehung der geschlechtlichen Fortpflanzung und die Herkunft der Sexualtriebe �berhaupt, eine Aufgabe, vor der ein Au�enstehender zur�ckschrecken mu�, und die von den Spezialforschern selbst bisher noch nicht gel�st werden konnte. In knappster Zusammendr�ngung sei darum aus all den widerstreitenden Angaben und Meinungen hervorgehoben, was einen Anschlu� an unseren Gedankengang zul��t.

Die eine Auffassung benimmt dem Problem der Fortpflanzung seinen geheimnisvollen Reiz, indem sie die Fortpflanzung als eine Teilerscheinung des Wachstums darstellt. (Vermehrung durch Teilung, Spro�ung, Knospung.) Die Entstehung der Fortpflanzung 56durch geschlechtlich differenzierte Keimzellen k�nnte man sich nach n�chterner Darwin'scher Denkungsart so vorstellen, da� der Vorteil der Amphimixis, der sich dereinst bei der zuf�lligen Kopulation zweier Protisten ergab, in der ferneren Entwicklung festgehalten und weiter ausgen�tzt wurde[29]. Das �Geschlecht� w�re also nicht sehr alt, und die au�erordentlich heftigen Triebe, welche die geschlechtliche Vereinigung herbeif�hren wollen, wiederholten dabei etwas, was sich zuf�llig einmal ereignet und seither als vorteilhaft befestigt hat.

Es ist hier wiederum wie beim Tod die Frage, ob man bei den Protisten nichts anderes gelten lassen soll, als was sie zeigen, und ob man annehmen darf, da� Kr�fte und Vorg�nge, die erst bei h�heren Lebewesen sichtbar werden, auch bei diesen zuerst entstanden sind. F�r unsere Absichten leistet die erw�hnte Auffassung der Sexualit�t sehr wenig. Man wird gegen sie einwenden d�rfen, da� sie die Existenz von Lebenstrieben, die schon im einfachsten Lebewesen wirken, voraussetzt, denn sonst w�re ja die Kopulation, die dem Lebensablauf entgegenwirkt und die Aufgabe des Ablebens erschwert, nicht festgehalten und ausgearbeitet, sondern vermieden worden. Wenn man also die Annahme von Todestrieben nicht fahren lassen will, mu� man ihnen von allem Anfang an Lebenstriebe zugesellen. Aber man mu� es zugestehen, wir arbeiten da an einer Gleichung mit zwei Unbekannten. Was wir sonst in der Wissenschaft �ber die Entstehung der Geschlechtlichkeit finden, ist so wenig, da� man dies Problem einem Dunkel vergleichen kann, in welches auch nicht der Lichtstrahl einer Hypothese gedrungen ist. An ganz anderer Stelle begegnen wir allerdings einer solchen Hypothese, die aber von so phantastischer Art ist – gewi� eher ein Mythus als eine wissenschaftliche Erkl�rung –, da� ich nicht wagen w�rde, sie hier anzuf�hren, 57wenn sie nicht gerade die eine Bedingung erf�llen w�rde, nach deren Erf�llung wir streben. Sie leitet n�mlich einen Trieb ab von dem Bed�rfnis nach Wiederherstellung eines fr�heren Zustandes.

Ich meine nat�rlich die Theorie, die Plato im Symposion durch Aristophanes entwickeln l��t, und die nicht nur die Herkunft des Geschlechtstriebes, sondern auch seiner wichtigsten Variation in bezug auf das Objekt behandelt[30]:

�Die menschliche Natur war ja einst ganz anders. Urspr�nglich gab es drei Geschlechter, drei und nicht wie heute zwei: neben dem m�nnlichen und weiblichen lebte ein drittes Geschlecht, welches an den beiden ersten gleichen Anteil hatte, ....� Alles an diesen Menschen war aber doppelt, sie hatten also vier H�nde und vier F��e, zwei Gesichter, doppelte Schamteile usw. Da lie� sich Zeus bewegen, jeden Menschen in zwei Teile zu teilen, �wie man Birnen, um sie einzukochen, entzweischneidet ....� �Als nun auf diese Weise die ganze Natur entzwei war, kam in jedem Menschen die Sehnsucht nach seiner eigenen anderen H�lfte, und die beiden H�lften schlugen die Arme umeinander und verflochten ihre Leiber und wollten wieder zusammenwachsen ....�[31]

58 Sollen wir, dem Wink des Dichterphilosophen folgend, die Annahme wagen, da� die lebende Substanz bei ihrer Belebung in kleine Partikel zerrissen wurde, die seither durch die Sexualtriebe ihre Wiedervereinigung anstreben? Da� diese Triebe, in denen sich die chemische Affinit�t der unbelebten Materie fortsetzt, durch das Reich der Protisten hindurch allm�hlich die Schwierigkeiten �berwinden, welche eine mit lebensgef�hrlichen Reizen geladene Umgebung diesem Streben entgegensetzt, die sie zur Bildung einer sch�tzenden Rindenschicht n�tigt? Da� diese zersprengten Teilchen lebender Substanz so die Vielzelligkeit erreichen und endlich den Keimzellen den Trieb zur Wiedervereinigung in h�chster Konzentration �bertragen? Ich glaube, es ist hier die Stelle, abzubrechen.

Doch nicht, ohne einige Worte kritischer Besinnung anzuschlie�en. Man k�nnte mich fragen, ob und inwieweit ich selbst von den hier entwickelten Annahmen �berzeugt bin. Meine Antwort w�rde lauten, da� ich weder selbst �berzeugt bin, noch bei anderen um Glauben f�r sie werbe. Richtiger: ich wei� nicht, wie weit ich an sie glaube. Es scheint mir, da� das affektive Moment der �berzeugung hier gar nicht in Betracht zu kommen braucht. Man kann sich doch einem Gedankengang hingeben, ihn verfolgen, soweit er f�hrt, nur aus wissenschaftlicher Neugierde, oder wenn man will, als advocatus diaboli, der sich darum doch nicht dem Teufel selbst verschreibt. Ich verkenne nicht, da� der dritte Schritt in der Trieblehre, den ich hier unternehme, nicht dieselbe Sicherheit beanspruchen kann 59wie die beiden fr�heren, die Erweiterung des Begriffes der Sexualit�t und die Aufstellung des Narzi�mus. Diese Neuerungen waren direkte �bersetzungen der Beobachtung in Theorie, mit nicht gr��eren Fehlerquellen behaftet, als in all solchen F�llen unvermeidlich ist. Die Behauptung des regressiven Charakters der Triebe ruht allerdings auch auf beobachtetem Material, n�mlich auf den Tatsachen des Wiederholungszwanges. Allein vielleicht habe ich deren Bedeutung �bersch�tzt. Die Durchf�hrung dieser Idee ist jedenfalls nicht anders m�glich, als da� man mehrmals nacheinander Tats�chliches mit blo� Erdachtem kombiniert und sich dabei weit von der Beobachtung entfernt. Man wei�, da� das Endergebnis um so unverl��licher wird, je �fter man dies w�hrend des Aufbaues einer Theorie tut, aber der Grad der Unsicherheit ist nicht angebbar. Man kann dabei gl�cklich geraten haben oder schm�hlich in die Irre gegangen sein. Der sogenannten Intuition traue ich bei solchen Arbeiten wenig zu; was ich von ihr gesehen habe, schien mir eher der Erfolg einer gewissen Unparteilichkeit des Intellekts. Nur da� man leider selten unparteiisch ist, wo es sich um die letzten Dinge, die gro�en Probleme der Wissenschaft und des Lebens handelt. Ich glaube, ein jeder wird da von innerlich tief begr�ndeten Vorlieben beherrscht, denen er mit seiner Spekulation unwissentlich in die H�nde arbeitet. Bei so guten Gr�nden zum Mi�trauen bleibt wohl nichts anderes als ein k�hles Wohlwollen f�r die Ergebnisse der eigenen Denkbem�hung m�glich. Ich beeile mich nur hinzuzuf�gen, da� solche Selbstkritik durchaus nicht zu besonderer Toleranz gegen abweichende Meinungen verpflichtet. Man darf unerbittlich Theorien abweisen, denen schon die ersten Schritte in der Analyse der Beobachtung widersprechen, und kann dabei doch wissen, da� die Richtigkeit derer, die man vertritt, doch nur eine vorl�ufige ist. In der Beurteilung unserer Spekulation �ber die Lebens- und Todestriebe w�rde es uns wenig st�ren, da� so viel befremdende und unanschauliche Vorg�nge darin vorkommen, wie ein Trieb werde von anderen herausgedr�ngt, oder er wende sich vom Ich zum Objekt u. dgl. Dies r�hrt nur daher, da� wir gen�tigt sind, mit den wissenschaftlichen Termini, das hei�t, mit der eigenen Bildersprache der Psychologie 60(richtig: der Tiefenpsychologie) zu arbeiten. Sonst k�nnten wir die entsprechenden Vorg�nge �berhaupt nicht beschreiben, ja w�rden sie gar nicht wahrgenommen haben. Die M�ngel unserer Beschreibung w�rden wahrscheinlich verschwinden, wenn wir anstatt der psychologischen Termini schon die physiologischen oder chemischen einsetzen k�nnten. Diese geh�ren zwar auch nur einer Bildersprache an, aber einer uns seit l�ngerer Zeit vertrauten und vielleicht auch einfacheren.

Hingegen wollen wir uns recht klar machen, da� die Unsicherheit unserer Spekulation zu einem hohen Grade durch die N�tigung gesteigert wurde, Anleihen bei der biologischen Wissenschaft zu machen. Die Biologie ist wahrlich ein Reich der unbegrenzten M�glichkeiten, wir haben die �berraschendsten Aufkl�rungen von ihr zu erwarten und k�nnen nicht erraten, welche Antworten sie auf die von uns an sie gestellten Fragen einige Jahrzehnte sp�ter geben w�rde. Vielleicht gerade solche, durch die unser ganzer k�nstlicher Bau von Hypothesen umgeblasen wird. Wenn dem so ist, k�nnte jemand fragen, wozu unternimmt man also solche Arbeiten wie die in diesem Abschnitt niedergelegte, und warum bringt man sie doch zur Mitteilung? Nun, ich kann nicht in Abrede stellen, da� einige der Analogien, Verkn�pfungen und Zusammenh�nge darin mir der Beachtung w�rdig erschienen sind[32].61

 

62

VII.

Wenn es wirklich ein so allgemeiner Charakter der Triebe ist, da� sie einen fr�heren Zustand wiederherstellen wollen, so d�rfen wir uns nicht dar�ber verwundern, da� im Seelenleben so viele Vorg�nge sich unabh�ngig vom Lustprinzip vollziehen. Dieser Charakter w�rde sich jedem Partialtrieb mitteilen und sich in seinem Falle auf die Wiedererreichung einer bestimmten Station des Entwicklungsweges beziehen. Aber all dies, wor�ber das Lustprinzip noch keine Macht bekommen hat, brauchte darum noch nicht im Gegensatz zu ihm zu stehen, und die Aufgabe ist noch ungel�st, das Verh�ltnis der triebhaften Wiederholungsvorg�nge zur Herrschaft des Lustprinzips zu bestimmen.

Wir haben es als eine der fr�hesten und wichtigsten Funktionen des seelischen Apparates erkannt, die anlangenden Triebregungen zu �binden�, den in ihnen herrschenden Prim�rvorgang durch den Sekund�rvorgang zu ersetzen, ihre frei bewegliche Besetzungsenergie in vorwiegend ruhende (tonische) Besetzung umzuwandeln. W�hrend dieser Umsetzung kann auf die Entwicklung von Unlust nicht R�cksicht genommen werden, allein das Lustprinzip wird dadurch nicht aufgehoben. Die Umsetzung geschieht vielmehr im Dienste des Lustprinzips; die Bindung ist ein vorbereitender Akt, der die Herrschaft des Lustprinzips einleitet und sichert.

Trennen wir Funktion und Tendenz sch�rfer voneinander, als wir es bisher getan haben. Das Lustprinzip ist dann eine Tendenz, welche im Dienste einer Funktion steht, der es zuf�llt, den seelischen Apparat �berhaupt erregungslos zu machen, oder den Betrag der Erregung in ihm konstant oder m�glichst niedrig zu erhalten. Wir k�nnen uns noch f�r keine dieser Fassungen sicher entscheiden, aber wir merken, da� die so bestimmte 63Funktion Anteil h�tte an dem allgemeinsten Streben alles Lebenden, zur Ruhe der anorganischen Welt zur�ckzukehren. Wir haben alle erfahren, da� die gr��te uns erreichbare Lust, die des Sexualaktes, mit dem momentanen Erl�schen einer hochgesteigerten Erregung verbunden ist. Die Bindung der Triebregung w�re aber eine vorbereitende Funktion, welche die Erregung f�r ihre endg�ltige Erledigung in der Abfuhrlust zurichten soll.

Aus demselben Zusammenhang erhebt sich die Frage, ob die Lust- und Unlustempfindungen von den gebundenen wie von den ungebundenen Erregungsvorg�ngen in gleicher Weise erzeugt werden k�nnen. Da erscheint es denn ganz unzweifelhaft, da� die ungebundenen, die Prim�rvorg�nge weit intensivere Empfindungen nach beiden Richtungen ergeben als die gebundenen, die des Sekund�rvorganges. Die Prim�rvorg�nge sind auch die zeitlich fr�heren, zu Anfang des Seelenlebens gibt es keine anderen, und wir k�nnen schlie�en, wenn das Lustprinzip nicht schon bei ihnen in Wirksamkeit w�re, k�nnte es sich �berhaupt f�r die sp�teren nicht herstellen. Wir kommen so zu dem im Grunde nicht einfachen Ergebnis, da� das Luststreben zu Anfang des seelischen Lebens sich weit intensiver �u�ert als sp�terhin, aber nicht so uneingeschr�nkt; es mu� sich h�ufige Durchbr�che gefallen lassen. In reiferen Zeiten ist die Herrschaft des Lustprinzips sehr viel mehr gesichert, aber dieses selbst ist der B�ndigung so wenig entgangen wie die anderen Triebe �berhaupt. Jedenfalls mu� das, was am Erregungsvorgange die Empfindungen von Lust und Unlust entstehen l��t, beim Sekund�rvorgang ebenso vorhanden sein wie beim Prim�rvorgang.

Hier w�re die Stelle, mit weiteren Studien einzusetzen. Unser Bewu�tsein vermittelt uns von innen her nicht nur die Empfindungen von Lust und Unlust, sondern auch von einer eigent�mlichen Spannung, die selbst wieder eine lustvolle oder unlustvolle sein kann. Sind es nun die gebundenen und die ungebundenen Energievorg�nge, die wir mittels dieser Empfindung von einander unterscheiden sollen, oder ist die Spannungsempfindung auf die absolute Gr��e, eventuell das Niveau der Besetzung zu beziehen, w�hrend die Lust-Unlustreihe auf 64die �nderung der Besetzungsgr��e in der Zeiteinheit hindeutet? Es mu� uns auch auffallen, da� die Lebenstriebe so viel mehr mit unserer inneren Wahrnehmung zu tun haben, da sie als St�renfriede auftreten, unausgesetzt Spannungen mit sich bringen, deren Erledigung als Lust empfunden wird, w�hrend die Todestriebe ihre Arbeit unauff�llig zu leisten scheinen. Das Lustprinzip scheint geradezu im Dienste der Todestriebe zu stehen; es wacht allerdings auch �ber die Reize von au�en, die von beiderlei Triebarten als Gefahren eingesch�tzt werden, aber ganz besonders �ber die Reizsteigerungen von innen her, die eine Erschwerung der Lebensaufgabe erzielen. Hieran kn�pfen sich ungez�hlte andere Fragen, deren Beantwortung jetzt nicht m�glich ist. Man mu� geduldig sein und auf weitere Mittel und Anl�sse zur Forschung warten. Auch bereit bleiben, einen Weg wieder zu verlassen, den man eine Weile verfolgt hat, wenn er zu nichts Gutem zu f�hren scheint. Nur solche Gl�ubige, die von der Wissenschaft einen Ersatz f�r den aufgegebenen Katechismus fordern, werden dem Forscher die Fortbildung oder selbst die Umbildung seiner Ansichten ver�beln d�rfen. Im �brigen mag uns ein Dichter (R�ckert in den Makamen des Hariri) �ber die langsamen Fortschritte unserer wissenschaftlichen Erkenntnis tr�sten:

�Was man nicht erfliegen kann, mu� man erhinken.
..................
Die Schrift sagt, es ist keine S�nde zu hinken.�

[1] Vgl. Zur Psychoanalyse der Kriegsneurosen, mit Beitr�gen von Ferenczi, Abraham, Simmel und E. Jones. Band I der Internationalen Psychoanalytischen Bibliothek, 1919.

[2] Diese Deutung wurde dann durch eine weitere Beobachtung v�llig gesichert. Als eines Tages die Mutter �ber viele Stunden abwesend gewesen war, wurde sie beim Wiederkommen mit der Mitteilung begr��t: Bebi o–o–o–o!, die zun�chst unverst�ndlich blieb. Es ergab sich aber bald, da� das Kind w�hrend dieses langen Alleinseins ein Mittel gefunden hatte, sich selbst verschwinden zu lassen. Es hatte sein Bild in dem fast bis zum Boden reichenden Standspiegel entdeckt und sich dann niedergekauert, so da� das Spiegelbild �fort� war.

[3] Als das Kind 5� Jahre alt war, starb die Mutter. Jetzt, da sie wirklich �fort� (o–o–o) war, zeigte der Knabe keine Trauer um sie. Allerdings war inzwischen ein zweites Kind geboren worden, das seine st�rkste Eifersucht erweckt hatte.

[4] Vgl. Eine Kindheitserinnerung aus �Dichtung und Wahrheit�. Imago, V/4, Sammlung kleiner Schriften zur Neurosenlehre, IV. Folge.

[5] S. Zur Technik der Psychoanalyse II. Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten. Sammlung kleiner Schriften zur Neurosenlehre, IV. Folge, S. 441, 1918.

[6] Marcinowski, Die erotischen Quellen der Minderwertigkeitsgef�hle. Zeitschrift f�r Sexualwissenschaft, IV., 1918.

[7] Vgl. hiezu die treffenden Bemerkungen in dem Aufsatz von C. G. Jung, Die Bedeutung des Vaters f�r das Schicksal des Einzelnen. Jahrbuch f�r Psychoanalyse, I, 1909.

[8] Dies durchaus nach J. Breuer's Auseinandersetzung im theoretischen Abschnitt der �Studien �ber Hysterie�, 1895.

[9] Studien �ber Hysterie von J. Breuer und S. Freud, 3. unver�nderte Auflage, 1917.

[10] Vgl. Triebe und Triebschicksale. Sammlung kleiner Schriften zur Neurosenlehre, IV, 1918.

[11] Zur Psychoanalyse der Kriegsneurosen. Einleitung. Internationale Psychoanalytische Bibliothek, Nr. 1, 1919.

[12] Vgl. den Abschnitt VII, Psychologie der Traumvorg�nge in meiner �Traumdeutung�.

[13] Ich bezweifle nicht, da� �hnliche Vermutungen �ber die Natur der �Triebe� bereits wiederholt ge�u�ert worden sind.

[14] Vgl. �brigens die sp�ter folgende Korrektur dieser extremen Auffassung der Selbsterhaltungstriebe.

[15] Auf anderem Wege ist Ferenczi zur M�glichkeit derselben Auffassung gelangt (Entwicklungsstufen des Wirklichkeitssinnes, Internationale Zeitschrift f�r Psychoanalyse, I, 1913): �Bei konsequenter Durchf�hrung dieses Gedankenganges mu� man sich mit der Idee einer auch das organische Leben beherrschenden Beharrungs- resp. Regressionstendenz vertraut machen, w�hrend die Tendenz nach Fortentwicklung, Anpassung etc. nur auf �u�ere Reize hin lebendig wird.� (S. 137.)

[16] �ber die Dauer des Lebens, 1882; �ber Leben und Tod, 1892; Das Keimplasma, 1892, u. a.

[17] �ber Leben und Tod, 2. Aufl. 1892, S. 20.

[18] Dauer des Lebens, S. 38.

[19] Leben und Tod, 2. Aufl., S. 67.

[20] Dauer des Lebens, S. 33.

[21] �ber Leben und Tod, Schlu�.

[22] Vgl. Max Hartmann, Tod und Fortpflanzung, 1906; Alex. Lipsch�tz, Warum wir sterben, Kosmosb�cher, 1914; Franz Doflein, Das Problem des Todes und der Unsterblichkeit bei den Pflanzen und Tieren, 1919.

[23] F�r dies und das Folgende vgl. Lipsch�tz l. c., S. 26 und 52 ff.

[24] ��ber die anscheinende Absichtlichkeit im Schicksale des Einzelnen�, Gro�herzog Wilhelm Ernst-Ausgabe, IV. Bd., S. 268.

[25] Zur Einf�hrung des Narzi�mus. Jahrbuch der Psychoanalyse, VI, 1914, und Sammlung kleiner Schriften zur Neurosenlehre, IV. Folge, 1918.

[26] �Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie�, von der 1. Auflage, 1905, an.

[27] Vgl. Sexualtheorie, 4. Aufl., 1920, und �Triebe und Triebschicksale� in Sammlung kleiner Schriften, IV. Folge.

[28] In einer inhalts- und gedankenreichen, f�r mich leider nicht ganz durchsichtigen Arbeit hat Sabina Spielrein ein ganzes St�ck dieser Spekulation vorweggenommen. Sie bezeichnet die sadistische Komponente des Sexualtriebes als die �destruktive�. (Die Destruktion als Ursache des Werdens. Jahrbuch f�r Psychoanalyse, IV, 1912.) In noch anderer Weise suchte A. St�rcke (Inleiding by de vertaling, von S. Freud, De sexuele beschavingsmoral etc., 1914) den Libidobegriff selbst mit dem theoretisch zu supponierenden biologischen Begriff eines Antriebes zum Tode zu identifizieren. (Vgl. auch Rank, Der K�nstler.) Alle diese Bem�hungen zeigen, wie die im Texte, von dem Drang nach einer noch nicht erreichten Kl�rung in der Trieblehre.

[29] Obwohl Weismann (Das Keimplasma, 1892) auch diesen Vorteil leugnet: �Die Befruchtung bedeutet keinesfalls eine Verj�ngung oder Erneuerung des Lebens, sie w�re durchaus nicht notwendig zur Fortdauer des Lebens, sie ist nichts als eine Einrichtung, um die Vermischung zweier verschiedener Vererbungstendenzen m�glich zu machen.� Als die Wirkung einer solchen Vermischung betrachtet er aber doch eine Steigerung der Variabilit�t der Lebewesen.

[30] �bersetzung von Rud. Ka�ner.

[31] Prof. Heinrich Gomperz (Wien) verdanke ich die nachstehenden Andeutungen �ber die Herkunft des Platonischen Mythus, die ich zum Teil in seinen Worten wiedergebe: Ich m�chte darauf aufmerksam machen, da� sich wesentlich dieselbe Theorie auch schon in den Upanishaden findet. Denn Brihad-Āranyaka-Upanishad I, 4, 3 (Deussen, 60 Upanishads des Veda, S. 393), wo das Hervorgehen der Welt aus dem Ātman (dem Selbst oder Ich) geschildert wird, hei�t es: �.... Aber er (der Ātman, das Selbst oder das Ich) hatte auch keine Freude; darum hat einer keine Freude, wenn er allein ist. Da begehrte er nach einem Zweiten. N�mlich er war so gro� wie ein Weib und ein Mann, wenn sie sich umschlungen halten. Dieses sein Selbst zerf�llte er in zwei Teile: daraus entstanden Gatte und Gattin. Darum ist dieser Leib an dem Selbst gleichsam eine Halbscheid, so n�mlich hat es Taj�avalkya erkl�rt. Darum wird dieser leere Raum hier durch das Weib ausgef�llt.�

Die Brihad-Āranyaka-Upanishad ist die �lteste aller Upanishaden und wird wohl von keinem urteilsf�higen Forscher sp�ter angesetzt als etwa um das Jahr 800 v. Chr. Die Frage, ob eine, wenn auch sehr mittelbare Abh�ngigkeit Platon's von diesen indischen Gedanken m�glich w�re, m�chte ich im Gegensatz zur herrschenden Meinung nicht unbedingt verneinen, da eine solche M�glichkeit wohl auch f�r die Seelenwanderungslehre nicht geradezu in Abrede gestellt werden kann. Eine solche, zun�chst durch Pythagoraeer vermittelte Abh�ngigkeit w�rde dem gedanklichen Zusammentreffen kaum etwas von seiner Bedeutsamkeit nehmen, da Platon eine derartige ihm irgendwie aus orientalischer �berlieferung zugetragene Geschichte sich nicht zu eigen gemacht, geschweige denn ihr eine so bedeutsame Stellung angewiesen h�tte, h�tte sie ihm nicht selbst als wahrheitsh�ltig eingeleuchtet.

In einer Schrift von K. Ziegler, Menschen- und Weltenwerden (Neue Jahrb�cher f�r das klassische Altertum, Bd. 31, Sonderabdruck 1913), die sich planm��ig mit der Erforschung des fraglichen Gedankens vor Plato besch�ftigt, wird dieser auf babylonische Vorstellungen zur�ckgef�hrt.

[32] Anschlie�end hier einige Worte zur Kl�rung unserer Namengebung, die im Laufe dieser Er�rterungen eine gewisse Entwicklung durchgemacht hat. Was �Sexualtriebe� sind, wu�ten wir aus ihrer Beziehung zu den Geschlechtern und zur Fortpflanzungsfunktion. Wir behielten dann diesen Namen bei, als wir durch die Ergebnisse der Psychoanalyse gen�tigt waren, deren Beziehung zur Fortpflanzung zu lockern. Mit der Aufstellung der narzi�tischen Libido und der Ausdehnung des Libidobegriffes auf die einzelne Zelle wandelte sich uns der Sexualtrieb zum Eros, der die Teile der lebenden Substanz zu einander zu dr�ngen und zusammenzuhalten sucht, und die gemeinhin so genannten Sexualtriebe erschienen als der dem Objekt zugewandte Anteil dieses Eros. Die Spekulation l��t dann diesen Eros vom Anfang des Lebens an wirken und als �Lebenstrieb� im Gegensatz zum �Todestrieb� treten, der durch die Belebung des Anorganischen entstanden ist. Sie versucht das R�tsel des Lebens durch die Annahme dieser beiden von Uranfang an miteinander ringenden Triebe zu l�sen. Un�bersichtlicher ist vielleicht die Wandlung, die der Begriff der �Ichtriebe� erfahren hat. Urspr�nglich nannten wir so alle jene von uns nicht n�her gekannten Triebrichtungen, die sich von den auf das Objekt gerichteten Sexualtrieben abscheiden lassen, und brachten die Ichtriebe in Gegensatz zu den Sexualtrieben, deren Ausdruck die Libido ist. Sp�terhin n�herten wir uns der Analyse des Ichs und erkannten, da� auch ein Teil der �Ichtriebe� libidin�ser Natur ist, das eigene Ich zum Objekt genommen hat. Diese narzi�tischen Selbsterhaltungstriebe mu�ten also jetzt den libidin�sen Sexualtrieben zugerechnet werden. Der Gegensatz zwischen Ich- und Sexualtrieben wandelte sich in den zwischen Ich- und Objekttrieben, beide libidin�ser Natur. An seine Stelle trat aber ein neuer Gegensatz zwischen libidin�sen (Ich- und Objekt-) Trieben und anderen, die im Ich zu statuieren und vielleicht in den Destruktionstrieben aufzuzeigen sind. Die Spekulation wandelt diesen Gegensatz in den von Lebenstrieben (Eros) und von Todestrieben um.






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