Netflix: Zuschauer verarscht mit KI Bildern in Doku „Jennifers Tat“ 🤯?

Die neue True-Crime-Doku „Jennifers Tat“ ist eine typische Netflix-Dokumentation, wie sie Millionen Abonnent*innen lieben: Sie erzählt die wahre Geschichte von der jungen Frau Jennifer Pan, die 2010 den Mord ihrer eigenen Eltern organisierte.

„Jennifers Tat“ versucht zu erklären, wie es so weit kommen konnte. Was lief schief in Jennifers Leben? Warum wollte sie ihre Eltern tot sehen? Wer hat ihr bei der schrecklichen Tat geholfen?

Der Film wirft einen Blick in Jennifers Vergangenheit. Rückblicke zeigen sie als lebenslustiges Mädchen, das wohl mit den strengen Regeln ihrer Eltern nicht klarkam.

Netflix zeigt dazu Bilder aus Jennifers Vergangenheit. Bilder, die per künstlicher Intelligenz generiert worden sein sollen. Und die Beweise für diesen Betrug sind ziemlich eindeutig …

Die Geschichte von Jennifer Pan ist echt. Die junge Frau wurde 2014 wegen des Mordes an ihrer Mutter und dem Mordversuch an ihrem Vater (der den Überfall überlebte) zu lebenslanger Haft verurteilt.

Der Fall erregte damals großes Aufsehen in der Öffentlichkeit, denn der Mord-Plan und die Durchführung – angewiesen vom eigenen Kind – schockierten Anwohner, Polizei und die ganze Welt.

In der 90-minütigen Dokumentation „Jennifers Tat“ zeigt Netflix Jennifers Aussagen, die sie bei der Polizei machte. Denn zunächst nahmen die Behörden an, dass auch Jennifer ein Opfer des Überfalls im Haus der Eltern war – und wie durch ein Wunder von den aggressiven Einbrechern verschont wurde.

Doch nach und nach verwickelte sich die junge Frau in Widersprüche und die Polizei wurde misstrauisch.

Mehr und mehr wird klar, dass Jennifer ein Problem mit den strengen Regeln ihrer Eltern gehabt haben muss. Sie forderten von ihr zu studieren, sie musste sich von ihrem Freund trennen, sie nahmen großen Einfluss auf Jennifers Leben …

Fotos in der Doku zeigen Jennifer lebensfroh und auf Partys. Diese Bilder sollen wohl unterstreichen, dass Jennifer lieber frei und wild leben wollte, statt den Regeln ihrer Eltern zu folgen.

Doch diese Bilder scheinen nicht echt zu sein, wie jetzt ans Licht kam!

Hatte Netflix nicht genug echtes Material, sodass hier in die Trickkiste der künstlichen Intelligenz gegriffen wurde?

Die besagten Bilder zeigen Jennifer – wohl auf einer Party, oder Partys – in einem roten, cuten Top (oder Kleid). Sie lacht. Scheint glücklich. Macht Peace-Zeichen ✌🏼 

Diese Fotos erwecken bei Zuschauer*innen von „Jennifers Tat“ den Eindruck, dass die junge Frau lieber ein Party-Girl sein wolle, anstatt sich an die (strengen) Regeln ihrer Eltern zu halten.

Ein genauer Blick lässt an den angeblich echten Bildern aus Jennifer Pans Vergangenheit allerdings Zweifel aufkommen.

Vor allem ihre Finger scheinen seltsam verformt.

Solche Verformungen oder eigenartige Darstellungen von Fingern und Händen sind typisch für Bilder, die per künstlicher Intelligenz generiert wurden. 

Künstliche Intelligenzen wie ChatGPT scheinen schlicht ein Problem damit zu haben, die komplizierte und komplexe Anatomie von Händen und Füßen bei Menschen nachzustellen. Aus diesem Grund sind diese „Fehlbildungen“ auf Bildern ein sehr gutes Indiz dafür, dass Bilder nicht echt sind. 

Außerdem scheint auf dem oben gezeigten Bild Jennifers rechte Schulter ungewöhnlich verzerrt, genauso wie ihre Nase. Zudem wirkt auch der Hintergrund seltsam ungenau und wirr. Was sind das für Hasenohren auf dem Schrank? Was ist auf den Bildern im Hintergrund zusehen? Warum hat die Tür keinen Türknauf? 

Auf einem anderen Bild scheint etwas mit Jennifers Zahn nicht zu stimmen. Auch ihre Wange und Ohr sehen verformt aus.

Aktuell ist nicht klar, wie unecht die Bilder wirklich sind.

• Wurden sie komplett von einer künstlichen Intelligenz generiert?

• Wurde bei dem Peace-Bild „nur“ der Hintergrund generiert, das Bild also „erweitert“?

• Oder handelt es sich um ursprünglich echte Bilder, die per KI „verbessert“ werden sollten? Denn auch das kann solche eigenartigen Verformungen zustande bringen …

True-Crime-Dokumentationen faszinieren viele Menschen, weil sie das ECHTE Leben bzw. Verbrechen nacherzählen und Hintergründe aufrollen.

Oft liegen Fälle viele Jahre zurück und es gibt nicht viele Bilder und Videos, die Täter und Opfer vor der Tat zeigen.

Seit Jahrzehnten nutzen die Doku-Macher deswegen Schauspieler*innen, die bestimmte Szenen nachspielen. Auch Illustrationen oder nachgestellte Bilder werden verwendet um Zuschauer*innen die Situationen eines Verbrechens nahezubringen. 

Was bei „Jennifers Tat“ und den dort gezeigten Bildern allerdings neu ist: Hier wurden wohl künstlich generierte oder veränderte Bilder verwendet. 

Besonders kritisch ist hier anzubringen, dass wohl unechte Bilder, die echte Jennifer Pan zeigen sollen. Sie sollen den Zuschauer*innen zeigen, wie Jennifer privat wirklich war. Aber ist das Jennifer? Daran kommen nun Zweifel auf. 

Und prompt könnte die Story über Jennifers Tat (zum Teil) erfunden oder verzerrt wirken: Wird in der Dokumentation wirklich erzählt, warum Jennifer so handelte? Oder wird hier eine Geschichte erfunden und künstlich dramatisiert (als ob der echte Fall nicht schon dramatisch genug war 😵‍💫)? 

Netflix verzichtete beim Zeigen der Bilder in „Jennifers Tat“ auch auf einen Hinweis wie „KI generiert“ oder „Foto nachgestellt“.

Und mit dem Unterschieben von wohl unechten Bildern ergeben sich noch viele weitere Fragen: 

•  Warum könnte hier getrickst worden sein? Reichten die echten Beweise nicht aus, um Jennifers Tat zu erklären oder ihren Charakter zu manifestieren? 

• Was kommt als nächstes: Ein Bild, das zeigt, wie sie ein Verbrechen begeht? 

• Weiß Jennifer Pan davon? Wurde sie um Erlaubnis gefragt, ob Bilder von ihr per KI erstellt/verändert werden dürfen? 

• Wenn in einer TRUE (dt.: echten) Crime Dokumentation nicht mit ECHTEN Beweisen gearbeitet wird – was MÜSSEN Zuschauer*innen sonst noch anzweifeln? 

• Welche Kontroll-Instanzen braucht es, um im KI-Zeitalter falsche Beweise zu entlarven?