Jan Böhmermann: Vom Studienabbrecher zum erfolgreichen Satiriker
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Jan Böhmermann: Vom Studienabbrecher zum erfolgreichen Satiriker

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Das „ZDF Magazin Royale“ von Jan Böhmermann eckt immer wieder mit satirischen Inhalten an und hat einen festen Platz in der deutschen Fernsehlandschaft.

Bremen – Dieser Tausendsassa ist aus dem ZDF längst nicht mehr wegzudenken: Mal treibt Jan Böhmermann als Satiriker sein Unwesen, mischt die Politik und große Entscheider auf, ist Entertainer, Journalist, mal zeigt er seinen Fans seine musikalische Seite per Rap-Video als „blasser dünner Junge“ oder mit einem Duett in seiner Sendung.

NameJan Böhmermann
ProfessionModerator und Satiriker
Geburtstag23. Februar 1981
AuszeichnungenuA. Deutscher Fernsehpreis, Grimme Preis, Deutscher Comedypreis, Romy Akademiepreis, Journalist des Jahres

Der Lebensweg von Jan Böhmermann

Aber zuerst einmal von Anfang an: Aufgewachsen ist Jan Böhmermann in Bremen-Nord. Seine Eltern seien bei seiner Geburt sehr jung gewesen – seine Mutter 18 Jahre alt – wie er in einem Interview mit dem Magazin Stern verriet. Als Böhmermann 17 Jahre alt war, verstarb sein Vater, ein Polizeibeamter, an Leukämie. Böhmermann ist selbst Vater von drei Kindern und verheiratet. Über sein weiteres Privatleben hält er sich weitestgehend bedeckt. 

Seine Medien-Karriere begann 1997 bei Die Norddeutsche, der Lokalausgabe der Bremer Tageszeitung. Darauf folgte nur zwei Jahre später eine Tätigkeit als Reporter und Moderator beim Radio Bremen. Und das, obwohl Böhmermanns Ausbildungsweg zunächst eher holprig verlaufen war: Seine Bewerbungen an drei Schauspielschulen wurden allesamt abgelehnt. Die einzige Zusage, an der Schauspielschule Hannover, nahm er nie an. Auch an der Universität lief es nicht ganz rund für ihn. In Köln studierte er Geschichte, Soziologie und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, brach sein Studium jedoch schon bald darauf ab.

Jan Böhmermann: Warum Lukas Podolski den Satiriker verklagte

Erste größere öffentliche Aufmerksamkeit erzielte er während seiner Tätigkeit als Moderator und Komiker beim Radiosender 1Live des WDR, zu dem er 2004 von Radio Bremen kommend wechselte. Dort erfand er die Unterhaltungsreihe „Lukas Tagebuch“, in der er den Fußballprofi Lukas Podolski parodierte.

Der damalige Nationalstürmer verklagte Böhmermann daraufhin mehrmals erfolglos, es kam zu einer öffentlichen Auseinandersetzung. Ein Glück für Böhmermann: Es folgten zahlreiche ausverkaufte Live-Tourneen und große mediale Aufmerksamkeit, die ihm den Weg seiner Karriere als erfolgreicher Satiriker ebneten. Auch vier Jahre später, während der Europameisterschaft 2008, griff er seine Podolski-Parodien mit dem Podcast „Pod-Olski – Der EM-Podcast von Lukas“ wieder auf. Er produzierte außerdem die Nachfolgeserie „Lukas’ WG“.

Böhmermann moderiert zahlreiche Show-Formate des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

2007 war er Moderator der Comedy-Show „echt böhmermann“ im WDR. 2009 initiierte er eine Satire-Show auf RTL („TV-Helden) und wurde zudem Ensemble-Mitglied in der Sendung „Harald Schmidtin der ARD und ab 2013 auch in der „Harald Schmidt Show auf Sat.1. 2010 stieß Böhmermann zur „Lateline, einer Call-In-Sendung der ARD.

Jan Böhmermann
Jan Böhmermann moderiert unter anderem die Comedy Show „ZDF Magazin Royale“ (Archivbild) © Jens Koch/dpa

Bis April 2011 moderierte er auf 1Live zusammen mit Simon Beeck die Nachmittagsshow „Beeck & Böhmermann. Auch für die 2011 bis 2012 ausgestrahlte Radiosendung „Zwei alte Hasen erzählen von früherhatte er mit Klaas Heufer-Umlauf einen Co-Moderator, mit dem er in einer gleichnamigen Kabarettshow bereits zuvor auf Deutschlandtour unterwegs gewesen war. 2012 moderierte er zudem gemeinsam mit der Autorin Charlotte Roche die Talkshow „Roche & Böhmermann auf ZDFkultur. 2023 moderierte er für den Radiosender FM4 des ORF den Eurovision Song Contest mit Olli Schulz.

Schmähgedicht von Böhmermann gegen Erdoğan im „Neo Magazin Royale“

Von Oktober 2013 bis Dezember 2019 moderierte er die Late-Night-Shows „Neo Magazin“ und anschließend das „Neo Magazin Royale“ auf ZDFneo. Mit seinen politisch-satirischen Inhalten sorgte er dort immer wieder für Aufsehen. Besonders bekannt ist die sogenannte „Böhmermann-Affäre“, bei der er sich 2016 mit einem satirischen Gedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ausließ.

Die Aktion sorgte für internationales Aufsehen und entfachte eine öffentliche Diskussion über die Freiheiten und Grenzen von Satire und löste sogar ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren aus. Auch mit weiteren Aktionen wie dem „Varoufake“ oder dem „Verafake“, in dessen Zuge er ein Fake-Duo bei einer RTL-Reality-Show einschleuste, machte Böhmermann auf sich aufmerksam und kritisierte zugleich die deutsche Medienlandschaft.

„ZDF Magazin Royale“ – Der bisherige Höhepunkt der Karriere von Jan Böhmermann

Nach sechs Jahren „Neo Magazin“ und „Neo Magazin Royale“ auf ZDFneo zog Böhmermann im November 2020 mit seiner Sendung in das ZDF-Hauptprogramm. Ebenso wie das „Neo Magazin Royale“ wird die in „ZDF Magazin Royale“ umbenannte Show in Köln-Ehrenfeld produziert. Ausstrahlungstermin ist jeden Freitagabend nach der „heute-show“. 

„Fest & Flauschig“ von Jan Böhmermann und Olli Schulz – Von der Radiosendung zum erfolgreichen Podcast

Von 2012 bis 2016 moderierte Böhmermann gemeinsam mit dem Liedermacher Olli Schulz die Radiosendung „Sanft & Sorgfältig“ auf Radio Eins, in der sie sich zunächst zweiwöchentlich, später wöchentlich, über Politik, Gesellschaft und alltägliche Beobachtungen unterhielten.

Jan Böhmermann und Olli Schulz
Jan Böhmermann und Podcast-Kollege Olli Schulz moderierten gemeinsam die Radiosendung „Sanft &Sorgfältig“ (Archivbild) © picture alliance / dpa

Auch weitere Landesrundfunkanstalten wie Radio Bremen, SWR, NDR, BR und hr strahlten die Sendung aus. Kurz nach der „Böhmermann-Affäre“ im April 2016 wechselten Böhmermann und Schulz im Mai mit ihrer Sendung zum Streamingdienst Spotify. Als Grund nannten sie ein höheres Honorar. Die Sendung läuft seitdem unter dem Namen „Fest & Flauschig“ und ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Podcasts auf Spotify.

Erster deutscher Comedian in US-amerikanischer Late-Night-Show

2017 war Böhmermann Gast in der US-Talkshow „Late Night und damit der erste Deutsche, der als Komiker in einer US-amerikanischen Late-Night-Show im Fernsehen auftrat. Hier sei es zu einigen Übersetzungsschwierigkeiten gekommen, was die Transportation des Witzes vom Deutschen ins Englische anbelangt, wie der Spiegel berichtete.

Auch hatte Böhmermann „unbedingt etwas Unanständiges sagen wollen“, so der Spiegel, um das legendäre „Beep“-Geräusch im US-Fernsehen ertönen zu lassen. Was Böhmermann dann wirklich sagte, blieb dem Publikum unbekannt – er hatte sein Ziel erreicht.

Jan Böhmermanns politische Stellung und sein Engagement in der Flüchtlingskrise

In seinen Sendungen kritisiert Böhmermann immer wieder die europäische Flüchtlingspolitik. 2019 rief er gemeinsam mit Klaas Heufer-Umlauf zu einer Spendenaktion für den Verein „Sea-Watch“ auf. Innerhalb weniger Tage konnten sie fast eine Million Euro für Sea Watch sammeln. 2019 gab er bekannt, SPD-Parteivorsitzender werden zu wollen, nahm von diesem Plan kurz darauf jedoch wieder Abstand, wie er auf Twitter mitteilte.

Jan Böhmermann als Autor und Musiker

Auch musikalisch und literarisch hat sich Böhmermann kreativ ausgelassen: 2009 veröffentlichte er sein erstes Buch mit dem Titel „Alles, alles über Deutschland – Halbwissen kompakt. 2020 folgte ein zweites Buch mit dem Titel „Gefolgt von niemandem, dem du folgst“. 2010 schrieb er außerdem für die Jugendausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ die Kolumne „Gott fragt, Böhmermann antwortet. Auch als Musiker machte er sich unter dem Pseudonym „POL1Z1STENS0HN“ einen Namen.

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