James Turrell im Interview über seinen Skyspace „Ta Khut“ im Boutiquehotel „Posada Ayana” in Uruguay.
James Turrell ist der Großmeister des Lichts; er wurde auch schon als der Caravaggio des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Neben seinem Lebenswerk, der mächtigen Kunstinstallation „Roden Crater“ in Arizona, schuf er weltweit mehr als 75 Skyspaces. Angezogen vom klaren Nachthimmel an Uruguays Küste, realisierte der Künstler, Psychologe, Mathematiker und Pilot seinen jüngsten Lichtschrein. „Ta Khut“ ist Teil des Resorts „Posada Ayana“ in José Ignacio.
Ihre Werke lassen sich nur äußerst schwer in Worte fassen.
Wie würden Sie selbst Ihre Arbeit beschreiben?
Ich versuche es auch gar nicht erst, trotzdem stellen Sie da eine wichtige Frage. Ich denke, die bildende Kunst entwickelt sich aus einem ganzen Universum von Dingen. Darin liegt ihre größte Stärke, und genau in diesen Übergangsbereichen arbeite ich zumeist. Eine Beschreibung ist also vielleicht überhaupt nicht möglich. Es ist ein Gedanke ohne Worte.
Ihre große Obsession gilt dem Himmel. Sollten wir ihn jetzt mehr denn je betrachten?
Eines der ersten Dinge, die mir in New York auffielen, war, dass niemand nach oben schaut – allenfalls wenn man in einem Touristenbus sitzt, der am Empire State Building vorbeifährt. Aber der Blick nach oben ist ein Zeichen der Hoffnung und der Freude. Als Pilot blicke ich immer auf neue Landschaften, ganz ohne Horizont.
Finden Sie manche Himmel schöner als andere?
Sagen wir so: Es fällt mir leichter, mit einem Himmel zu arbeiten, den ich bereits sehr gut kenne. Aber es ist, als würde man einen Vater bitten, sein Lieblingskind auszuwählen. Vielleicht hat er tatsächlich eines, aber er wird es niemals sagen.
Was ist das Besondere am Himmel über José Ignacio?
Die Luftfeuchtigkeit! Trotz der besonderen Lage ist der Nachthimmel dort sehr klar. José Ignacio liegt direkt am Atlantik, und die magnetische Ladung ist dort sehr gering. Dadurch ist das Licht ganz speziell – nicht exakt wie das Polarlicht, aber es kommt dem schon sehr nah. Ich finde den Himmel der südlichen Hemisphäre insgesamt sehr spannend, besonders den Nachthimmel. Ich mag auch den Himmel an Orten, die der Trockenheit der Hochgebirge nahe sind, wie in Chile oder Arizona – aber auch an den Küsten von Irland und England, wo es sehr feucht ist. Dort herrscht eine dichte Atmosphäre, die den Nachthimmel oft verdeckt.
„Ta Khut“ lautet der Name Ihres neuen Observatoriums. Was bedeutet der Name und welche kulturellen oder historischen Bezüge verbergen sich dahinter?
Hier verschmelzen zwei Traditionen: zum einen die Pyramidenstruktur, wie wir sie etwa aus Ägypten oder der Maya-Kultur kennen. Zum anderen ist der Bau an die buddhistischen Stupas angelehnt. „Ta Khut“ bedeutet im Altägyptischen „das Licht“, und nach Helena Petrovna Blavatsky, Rudolf Steiner oder Edgar Cayce ist die Pyramide ein Zeichen des Lichts.
Inwiefern unterscheidet sich dieser Skyspace von Ihren
anderen Himmels- und Lichtinszenierungen?
Ich versuche, alle meine Arbeiten einzigartig zu machen. Zunächst einmal in ihrer Form, dann aber auch in der Weise, wie ich die Kunst behandle – also das Licht, das sich im Inneren ausbreitet. Das „Ta Khut“ mag ich sowohl nachts als auch tagsüber sehr. Aber gerade in den Momenten des Übergangs vom Tag zur Nacht hat das Licht die Kraft, mit dem Licht Gottes zusammenzuarbeiten.