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Zehn Jahre nach Selbstmord: Jürgen Möllemanns rästelhafter letzter Brief
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FDP bricht ihrer Möllemann-Tabu
dpa Jürgen W. Möllemann (1945-2003)

Vor zehn Jahren nahm sich der FDP-Politiker Jürgen W. Möllemann das Leben. Nun spricht sein Freund Wolfgang Kubicki über einen rätselhaften Brief, eine Mischung aus Abschiedsbrief und Testament. Der Staatsanwalt aber will nicht erneut ermitteln.

Für die Staatsanwaltschaft Essen ist ein Brief von Jürgen Möllemann kein Anlass für neue Ermittlungen zum Tod des FDP-Politikers vor zehn Jahren. „Das spielt für uns keine Rolle. Der Brief ist ja nicht einmal vollständig veröffentlicht“, sagte Behördensprecher Wilhelm Kassenböhmer am Mittwoch.

Möllemanns Freund Wolfgang Kubicki hatte in der „Bild“-Zeitung vom Mittwoch über dessen Abschiedsbrief gesprochen. Möllemann übergab ihn Kubicki im April 2003 in einem verschlossenen Umschlag mit dem Hinweis, ihn nach seinem Tod zu öffnen. Der Brief ist auf den 17. Mai 2003 vordatiert. Nur 19 Tage später sprang Möllemann in den Tod. Die Staatsanwaltschaft hatte bei ihren Ermittlungen nicht klären können, ob es Selbstmord oder ein Unfall war.

In dem zweiseitigen Schreiben an den heutigen Vorsitzenden der schleswig-holsteinischen FDP-Fraktion beschreibt Möllemann zunächst seine schlechte Verfassung: „Meine innere Unruhe, über die ich Dir berichtet habe, veranlasst mich, Dir für den angesprochenen Fall vertraulich folgendes zu schreiben.“

Liechtensteiner Konto mit mehr als vier Millionen Euro


Kubicki erinnert sich an den Tag, als Möllemann ihm den Brief in einem braunen Kuvert anvertraute. Der „Bild“ sagt er: „Er rief mich in Kiel an und bat mich, so schnell wie möglich nach Hamburg zu kommen.“ Beim Treffen im Hotel „Elysèe“ habe Möllemann einen sichtlich angeschlagenen Eindruck gemacht: „Er fühlte sich verfolgt und beobachtet. Er dachte, man wolle ihm ans Leder.“

Möllemann hatte sich zu dieser Zeit mit der FDP überworfen, weil er zur Bundestagswahl 2002 auf eigene Kosten einen antisemitischen Flyer drucken ließ. Es folgte der Ausschluss aus der Fraktion. Die Steuerfahndung bereitete eine Hausdurchsuchung wegen eines Kontos Möllemanns in Liechtenstein vor, auf dem mehr als vier Millionen Euro aus Provisionsgeschäften lagen.

Geschäfte in Teheran und Turkmenistan


In dem zweiseitigen Schreiben benenne der ehemalige Vize-Kanzler Ehefrau Carola als Erbin, schreibt das Blatt. An sie ginge auch das gemeinsame Konto bei der Banco Santander in Gran Canaria, wo das Ehepaar ein Ferienhaus hat.

In dem Vermächtnis geht es auch um Geschäfte in Teheran und Turkmenistan sowie um Dokumente, die Möllemann in Taschen bei Freunden in Luxemburg und Gran Canaria deponiert hatte. Und um ein Konto mit 1,2 Millionen Euro in Luxemburg, von dem der er die Flyer-Aktion bezahlte. „Das Konto in Luxemburg ist ausschließlich meines“, erklärt Möllemann.

Kubicki: „Möllemann konnte die Menschen begeistern“


An seinen Freund Kubicki gerichtet schreibt Möllemann: „Ich danke Dir sehr, mein Freund, dass Du – wenn nötig Carola und den Töchtern bei der Bewältigung der wirtschaftlichen/rechtlichen Fragen zu helfen.“

Wolfgang Kubicki holte den Brief noch am Abend des Todestages aus seinem Safe. Das Schreiben ließ ihn ratlos zurück. „Ich hatte in dem Brief mit Hinweisen darauf gerechnet, von wem er sich bedroht und verfolgt fühlte. Und was die Gründe dafür waren“, sagte Kubicki. Warum der Brief auf ein anderes Datum datiert war, ob Möllemann schon Selbstmordpläne hatte, als er ihn verfasste – diese Fragen bleiben unbeantwortet.

Über seinen Freund Möllemann sagte Kubicki der „Bild“: „Er war der humorvollste und mitreißendste Mensch, den ich kennengelernt habe. Er konnte wie kein anderer damals in der FDP die Menschen begeistern. Wie es heute auch keiner mehr kann.“
me/ps/jba
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