Im ZDF-Gerichtsdrama „Sie sagt. Er sagt.“ von Ferdinand von Schirach verkörpert Ina Weisse eine bekannte TV-Moderatorin, die ihrem ehemaligen Liebhaber Vergewaltigung vorwirft. Das faszinierende Element des Dramas liegt im kontinuierlichen Wechsel der Perspektiven, der auch das Urteil der Zuschauer beeinflusst. Richtig so, Frau Weisse?
Es war schon ein beeindruckendes Schauspiel, das man da am Montagabend im ZDF geboten bekam. Im Gerichtsdrama „Sie sagt. Er sagt. von Ferdinand von Schirach“ (auch in der Mediathek) spielten nach einem Drehbuch des Juristen und Bestsellerautors von Schirach Ina Weisse und Godehard Giese ein Ex-Liebespaar, bei dem ein Vergewaltigungsvorwurfverhandelt wurde. Facettenreich und mit ständigen Perspektivwechseln tendierten Zuschauerinnen und Zuschauer immer wieder dazu, mal der einen, mal der anderen Seite Glauben zu schenken.
So ging es selbst Ina Weisse, der Hauptdarstellerin und Ehefrau des Regisseurs, Matti Geschonneck ("Die Wannseekonferenz"). „Es ist kompliziert“, sagt die Schauspielerin im Interview mit der Agentur teleschau, „weil Aussage gegen Aussage steht. Die Zuschauenden wissen so viel wie die Richterin und befinden sich im gleichen Dilemma, wem sie glauben sollen. Als ich den Film das erste Mal sah, wurde ich von einer Position auf die andere geworfen.“
ZDF-Drama lässt den Zuschauer baff zurück
Damit reiht sich von Schirachs spannendes Gerichtsdrama in einen neuen Trend ein, das Thema Vergewaltigung respektive einvernehmlicher Sex komplexer behandelt als dies Filme noch vor einigen Jahren taten. Die Grimme-Preis-nominierte ARD-Serie „37 Sekunden“ (2023) wäre ein weiteres Beispiel. Dort und auch in „Sie sagt. Er sagt“ werden Fälle thematisiert, in denen nicht einvernehmlicher Sex auch innerhalb einer Liebesbeziehung vorkommen können.
Ein Thema, zu dem auch die Schauspielerin Ina Weisse eine klare Meinung hat: „Ich denke, das Paar in der Geschichte weiß das ganz genau, wann die Freiwilligkeit in der Berührung aufhört. Meine Figur beschreibt den Hergang der Vergewaltigung sehr detailliert. Das nimmt ihm die Zwangsläufigkeit. Sie zeigt, dass der Mann immer wieder die Möglichkeit gehabt hätte, anders zu handeln, aufzuhören. Das macht sie mit ihrer genauen Beschreibung deutlich. Sie waren in dem Film ein Liebespaar, aber das 'Nein' zählt immer.“
Am Ende staunten die meinsten Zuschauer wohl nicht schlecht. Denn am Schluss des 106-minütigen Dramas „Sie sagt. Er sagt.“ wird kein Urteil verkündet. Wie es ausfallen oder was tatsächlich passiert sein könnte, müssen sich Zuschauerinnen und Zuschauer selbst ausmalen. So wird dieses komplexe Gerichtsdrama auch fürs Publikum zu einer echten Herausforderung. Jeder ist gefordert, die eigenen Ansprüche an Moral und Gerechtigkeit zu hinterfragen - wie eigentlich immer bei Stoffen des Autors von Schirach.
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Das Original zu diesem Beitrag "Vergewaltigungsdrama im ZDF lässt den Zuschauer baff zurück" stammt von Teleschau.