Faeser und Heil besuchen eine Schule mit Geflüchteten – und wollen bald nach Kiew reisen
Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (beide SPD) im Carl-von-Ossietzky-Gymnasium in Berlin-Pankow.
Quelle: Joerg Carstensen/dpa
Berlin. Innenministerin Nancy Faeser und Arbeitsminister Hubertus Heil (beide SPD) waren in letzter Zeit viel unterwegs – auf dem Gebiet der Flüchtlingspolitik im Allgemeinen und der Integration ukrainischer Flüchtlinge im Besonderen. Sie besuchten eine Unterkunft in Berlin-Spandau, sprachen in der Berliner Charité mit zwei geflüchteten Ukrainerinnen, die in der Klinik arbeiten.
Am Mittwoch nun kam das sozialdemokratische Duo am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium in Berlin mit geflüchteten Schülerinnen und Schülern nicht allein aus der Ukraine, sondern aus aller Welt zusammen. Dort schließlich gaben Faeser und Heil überraschend bekannt, dass sie „noch im Juli“ in die ukrainische Hauptstadt Kiew reisen wollen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (r) und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (beide SPD) unterhalten sich bei ihrer Ankunft am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium in Berlin-Pankow mit der Schulleiterin.
Quelle: Joerg Carstensen/dpa
In dem altehrwürdigen Gebäude mit wuchtigen Treppenhäusern und einer beeindruckenden Aula machten die Kabinettsmitglieder klar, dass es ihnen um Integration in das Schulsystem und den Arbeitsmarkt gleichermaßen gehe. Hier wartet eine große Aufgabe. Nach jetzigem Stand sind rund 867.000 Ukrainerinnen und Ukrainer bei uns, 38 Prozent von ihnen sind unter 18 Jahre alt.
Problem Lehrkräftemangel
Welche Probleme das macht, bekamen die Gäste von Jugendlichen zu hören, die das Gymnasium besuchen, und einer Mutter. Dort wurden drei zwölfköpfige Willkommensklassen eingerichtet. Die heranwachsenden Gesprächsteilnehmer wurden bewusst multinational ausgesucht. Denn nicht nur der Arbeitsminister findet es wichtig, „dass es nicht Flüchtlinge erster und zweiter Klasse gibt“.
Die Rechtsanwältin Natalia Dończyk, deren Kinder jetzt auf der Schule sind, berichtete, dass sie von der ukrainischen Schwarzmeerküste stamme und sich nicht habe vorstellen können, „dass so etwas passiert“. Gemeint war: der Krieg. Nach dessen Beginn setzte die Frau, die gut Deutsch spricht, ihre Kinder ins Auto, fuhr nach Berlin – und stellte als Helferin am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium fest, dass es in Deutschland zwar eine Schulpflicht gibt, aber nicht an allen Schulen freie Plätze.
Faeser gibt Karrieretipps
Faeser sagte dazu: „Wir müssen uns behelfen mit Lehrkräften.“ Da herrsche Mangel in ganz Deutschland. Rektorin Ilona Kowollik pflichtete bei, dass nicht zuletzt Berlin zu wenig Schulplätze habe. Sie halte es aber „nicht für richtig, das in dieser Runde zu diskutieren“.
Auf dem Arbeitsmarkt ist die Sache einfacher, weil der, so Heil, „sehr aufnahmefähig“ sei. Ein afghanischer Schüler sagte, dass er Automechaniker werden wolle. Die Minister bestärkten ihn darin und unterstrichen, dass man manchmal Umwege gehen müsse. „Ich wollte früher immer Erzieherin werden, ich bin dann Rechtsanwältin geworden“, sagte Faeser und fuhr fort: „Der Beruf muss Freude machen. Man macht das ein ganzes Leben lang. Sonst quält man sich.“
Problem Wohnungen
Der Schüler beklagte freilich, dass die Geflüchteten aus der Ukraine oft sofort Wohnungen bekommen hätten, während andere Geflüchtete mit Sammelunterkünften Vorlieb nehmen müssten. Da räumte Faeser ein: „Das ist kein guter Umgang.“
Heil hatte übrigens anfangs gesagt, er wolle an der Schule „gucken, wie das in der Wirklichkeit ist für die Menschen“. Ein bisschen besser weiß er es jetzt.
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