Heil: Rentenbeiträge steigen erst nach 2025 leicht | BR24
Hubertus Heil (SPD), Bundesminister für Arbeit und Soziales
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Hubertus Heil (SPD), Bundesminister für Arbeit und Soziales

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Heil: Rentenbeiträge steigen erst nach 2025 leicht

Arbeitsminister Heil will den Beitragssatz in der gesetzlichen Rentenversicherung auch nach 2025 nur moderat anheben. Als unerwartet stabil beschreibt das die Chefin der Deutschen Rentenversicherung, Gundula Roßbach, im Interview mit BR24.

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Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat versichert, dass der Beitragssatz in der gesetzlichen Rentenversicherung nach der bis 2025 geltenden Begrenzung bis zum Ende des Jahrzehnts nur leicht angehoben werden muss. "Erst in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre wird der Satz leicht ansteigen", sagte der SPD-Politiker dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".

Rentenversicherungs-Präsidentin: Finanzen besser als erwartet

Der Beitragssatz von derzeit 18,6 Prozent vom Bruttolohn könne bis zum Jahr 2026 stabil bleiben, sagte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, Gundula Roßbach, im "Interview der Woche" auf BR24. Die Finanzen der Rentenkassen entwickelten sich besser als erwartet.

Heil erläuterte gegenüber dem RND, dass es derzeit fünf Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr gebe, als vor zehn Jahren vorhergesagt wurde. Dadurch könne der Beitragssatz länger als erwartet auf dem bisherigen Niveau gehalten werden. Auch Roßbach verwies im BR24-Interview auf den weiterhin ausgesprochen robusten Arbeitsmarkt. Das sorge dafür, dass mehr Beitragsgelder an die Rentenkassen fließen, als noch vor einigen Jahren erwartet worden sei.

Lebenserwartung steigt langsamer als prognostiziert

Gleichzeitig werden die Ausgaben der Rentenkassen in nächster Zeit weniger schnell wachsen als vorhergesagt. "Die Lebenserwartung von uns in Deutschland steigt, aber deutlich langsamer als vor einigen Jahren noch gedacht oder in der Prognose", so die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund.

Dass die Lebenserwartung langsamer zunimmt als erwartet, liege unter anderem an der vergleichsweise hohen Zahl von Corona-Toten im älteren Teil der Bevölkerung. Und die in letzter Zeit ungewöhnlich heißen Sommer führten zu einer höheren Sterblichkeit unter älteren Menschen. Diese im Grunde bedauerliche Entwicklung entlaste die Rentenkassen, so die Rentenversicherungs-Präsidentin.

Ampel will Rentenniveau über 2025 hinaus verlängern

Auch langfristig möchte der Bundesarbeitsminister "einen zu starken Anstieg" der Rentenbeiträge verhindern." Dies sei möglich, "wenn wir unsere Hausaufgaben beim Thema Fachkräftesicherung machen" und zudem durch die Aktienrente "eine Dämpfung der Beiträge erreichen". Er wolle die gesetzliche Rente "langfristig stabilisieren, damit die Menschen sich auch in Zukunft auf eine gute Altersvorsorge verlassen können".

Die Ampelkoalition plant, die sogenannte Haltelinie beim Rentenniveau, die bis 2025 ein Niveau von 48 Prozent absichert, zu verlängern. Die zweite Haltelinie, mit der verhindert werden soll, dass der Beitragssatz über 20 Prozent steigt, soll dagegen nach 2025 nicht fortgeführt werden.

Verzichtet man auf die Haltelinie beim Beitragssatz, bedeutet die Einhaltung der anderen Haltelinie einen Beitragssatzanstieg um das Doppelte der jetzt avisierten Erhöhung. Deshalb kann nur ein intelligenter Mix der in der umlagefinanzierten Rentenversicherung - also durch Bezuschussung in Form von anderen Steuern als Umlage -  den dramatischen Anstieg der Gesetzlichen Rentenversicherung verhindern.  Der Finanzierungsbedarf ist bis 2025 relativ gering prognostiziert. Anschließend erhöht er sich aufgrund höherer Zahl an Rentenempfängern und geringerer Zahl an sozialabgabenpflichtiger Arbeitnehmern im Vergleich zu heue jedoch dramatisch.

Allein in den folgenden fünf Jahren bis 2030 müsste die Mehrwertsteuer über den normalen Bundeszuschuss hinaus um ca. drei Prozentpunkte angehoben werden, langfristig sogar um zwischen sechs und sieben Prozentpunkten - so Schätzungen des ifo-Instituts. Auch Alternativen sind teuer. Würde man die Fixierung von Rentenniveau und Beitragssatz durch eine Erhöhung des Regelrenteneintrittsalters kompensieren, müsste dieses bis 2030 auf 69 und bis 2045 auf 71 Jahre angehoben werden.

"Generationenkapital": Aktienrente als Option

Heil verteidigte das Vorhaben von Finanzminister Christian Lindner (FDP), Schulden in Höhe von zunächst zehn Milliarden Euro aufzunehmen, um sie am Kapitalmarkt anzulegen und die Erträge ab Mitte der 2030er-Jahre zur Dämpfung der Rentenbeiträge einzusetzen. "Es geht nicht um irgendwelche Zockereien auf den Finanzmärkten, sondern um langfristig angelegtes Geld, um die gesetzliche Rente zu stärken", sagte Heil.

Der SPD-Minister zeigte sich auch bereit, weitere Mittel für die offiziell nun "Generationenkapital" genannte Aktienrente einzusetzen. "Wenn der Finanzminister Spielraum für weitere Summen sieht, schaue ich mir das gerne an", sagte er. "Aber klar ist auch: Je mehr Geld der Finanzminister vernünftig und langfristig im Generationenkapital anlegt, desto höher sind später die Erträge, um die Beiträge zu dämpfen. Dagegen kann ich als der für die Rente zuständige Minister nichts haben."

Mit Informationen von AFP und dpa

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