Geschichte von Burda: Von der Gründung des Verlags bis heute!

Die Geschichte von Burda

Tradition und Innovation

Den Grundstein für das nahezu 120 Jahre alte Familienunternehmen legte Franz Burda I. 1903 in Philippsburg; fünf Jahre später gründete er den Stammsitz in Offenburg. Sein Sohn, Senator Franz Burda, schuf aus der Drei-Mann-Druckerei eines der größten Druck- und Verlagshäuser der Bundesrepublik. Er war ein Visionär und einer der Väter des deutschen Wirtschaftswunders. In den 1970er- und 1980er-Jahren baute er neue Druckereien in den USA, und Burda wurde zum größten Tiefdrucker der Welt in dieser Zeit.

Auch seine Frau, Aenne Burda, verfolgte internationale Ziele. Noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs erschien „Burda Moden“ als erstes westliches Magazin in der UdSSR. Die Frau des damaligen sowjetischen Präsidenten, Raissa Gorbatschowa, ergriff höchstpersönlich die Initiative dazu: „Burda Moden ist mein Beitrag zur Demokratisierung der Frauen in der Sowjetunion.“

1987 übernahm Hubert Burda nach der Realteilung den Konzern und seit Mitte der 1990er-Jahre eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle. Heute erzielt Hubert Burda Media mehr als die Hälfte seines Umsatzes in diesem Bereich. Der Medienkonzern ist mit rund 500 Medienmarken in 14 Ländern engagiert und beschäftigt rund 10.500 Mitarbeiter. Heimat der Ideen ist nach wie vor Deutschland: Hier sind die Unternehmen des Konzerns an mehr als 20 Standorten vertreten – die wichtigsten davon sind Offenburg, München, Hamburg und Berlin.

In seiner Historie hat Burda schon immer Tradition mit Erneuerung und Bodenständigkeit mit Weltläufigkeit verbunden. Das Tempo, in dem das Consumer Internet die Medienbranche verändert, hat sich in den letzten Jahren noch einmal deutlich verschärft. Die Digitalisierung ermöglicht es Hubert Burda Media, neue Medienprodukte zu entwickeln und neue Beziehungen zum Konsumenten aufzubauen. Mit diesen Produkten Leidenschaft zu wecken und Nähe zu unseren Kunden, den Lesern und Nutzern, zu schaffen, bildet auch in Zukunft das Fundament des unternehmerischen Erfolgs. Burda verändert sich ständig, und das wird auch so bleiben.

Inhaltsübersicht

2010er-Jahre: Erfolgreich im Zeichen des Wandels
2000er-Jahre: Burda expandiert ins Netz
1990er-Jahre: Aufbruch in die mediale Zukunft
1980er-Jahre: Realteilung nach dem Tod von Senator Dr. Franz Burda und Burda Moden geht nach Moskau
1970er-Jahre: Führungsaufgaben für die dritte Generation
1960er-Jahre: Sensationen und Kooperationen
1950er-Jahre: Die Wirtschaftswunderjahre
1949: Aenne Burda gründet Burda Moden
1945 – 1949: Schulbücher für die französische Besatzungszone und erste Zeitschriften
1939 – 1945: Erster mehrfarbiger Kartentiefdruck
1933 – 1939: Die Druckerei Burda stellt auf Tiefdruck um und kauft die Druckerei Gebrüder Bauer in Mannheim
1918 – 1933: Franz Burda II. publiziert das erste eigene Verlagsobjekt und übernimmt die Druckerei seines Vaters
1871 – 1918: Die Gründung von Franz Burda Druck & Verlag

2010er-Jahre

Erfolgreich im Zeichen des Wandels


Newsticker 2010 Hubert Burda bereitet seine Nachfolge vor und beruft Paul-Bernhard Kallen zum Vorstandsvorsitzenden +++ Anfang März startet der Illustrationstiefdruck in Indien +++ Print-Offensive mit den Magazinen Mein Schönes Land, Lisa Romance, Instyle Men und Freundin Donna +++ Gründung des Internet Business Clusters (IBC) +++ 2012 Hubert Burda geht als VDZ-Präsident in die Verlängerung +++ Mehrheitliche Übernahme des Karrierenetzwerks Xing +++ Erste Ausgabe von Harper’s Bazaar +++ Launch der deutschen Huffington Post +++ 2014 Einstieg beim Stuttgarter Kinderzeitschriftenverlag Blue Ocean Entertainment +++ 2015 Burda übernimmt das eHealth-Portal Jameda +++ 2016 Cliqz stellt weltweit ersten Browser mit integrierter Suchmaschine und Anti-Tracking-Technologie vor +++ Burda stellt Thunder-CMS zur freien Nutzung im Netz zur Verfügung +++ BurdaPrincipal Investments baut seine internationalen Investments aus und beteiligt sich u.a. an Notonthehighstreet.com +++ Die neue Unternehmenszentrale von BurdaForward eröffnet in München +++ 2017 Übernahme des Special-Interest-Medien- und Plattformunternehmens Immediate Media +++ Im Juli beruft Burda Martin Weiss in den Vorstand (International) +++ 2018 Investition von 30 Millionen Euro in die Druckerei am Offenburger Güterbahnhof +++ Gründung des „Zukunftspakts Apotheke“ +++ 2019 Neuer Firmenname: aus der XING SE wird die New Work SE +++ Der ADAC richtet sein Mitgliedermagazin „ADAC Motorwelt“ neu aus und beschließt eine strategische Zusammenarbeit mit Burda


Zu Anfang des neuen Jahrzehnts bereitet Hubert Burda seine Nachfolge vor und beruft Paul-Bernhard Kallen, im Vorstand bislang verantwortlich für die Bereiche Technologie, Finanzen, International, zum Vorstandsvorsitzenden der Holding. Als geschäftsführender persönlich haftender Gesellschafter nimmt Hubert Burda seine verlegerische und unternehmerische Richtlinienkompetenz weiter in vollem Umfang wahr. 2010 nimmt der Verleger zudem seine beiden Kinder Jacob Burda und Elisabeth Furtwängler, die vierte Unternehmergeneration, als Gesellschafter ins Unternehmen auf. Damit sind die Weichen gestellt, dass Hubert Burda Media auch in Zukunft ein Familienunternehmen bleibt.

Aber nicht nur an der Spitze verändert sich einiges: Das gesamte Unternehmen steht im Zeichen des Wandels. Paul-Bernhard Kallen bündelt die digitalen Wachstumsunternehmen mit Konsumentenschwerpunkt unter dem Dach der Burda Digital. Im März 2010 startete das Joint-Venture HT Burda Media Ltd. mit der ersten Tiefdruckrotation in Neu-Delhi den Illustrationstiefdruck in Indien. Indien ist ein riesiger Markt – die Druckmaschinen in der indischen Hauptstadt produzieren nicht nur Schulbücher und Lehrmaterialien für afrikanische Länder, sondern auch Geschäftsberichte, die börsennotierte Unternehmen in Indien an jeden Aktionär senden müssen, und wöchentliche Zeitungsbeilagen. Als Experte für Technologie-Beratung und Direktmarketing geht im November die Burda Direkt Services an den Start. Zudem startet Verlagsvorstand Philipp Welte eine Print-Offensive und etabliert u.a. die Magazine Mein Schönes Land, Lisa Romance und InStyle Men erfolgreich im Markt; im Jahr 2013 folgt Harper’s Bazaar.

Im Jahr 2011 stärkt die Burda Holding International ihre Positionen in Boom-Märkten wie Singapur, Hongkong und Malaysia. Burda und seine Partnerverlage publizieren im Ausland inzwischen rund 230 Magazine. Allein in Deutschland verkauft der Konzern mehr als 330 Millionen Zeitschriften, mit allen Magazinen erreicht Hubert Burda Media 55,6 Millionen Leser pro Jahr. Weil sich der strukturelle Wandel der Medienlandschaft mit Tablet-PCs und Smartphones weiter beschleunigt, wird ein tiefgreifender Veränderungsprozess des Bereichs Verlag Inland eingeleitet, dessen volle Wirkung sich in den nächsten Jahren entfalten soll.

Forschung und Praxis miteinander vernetzen und dabei die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit des Digitalstandorts Deutschland stärken: Das sind die Ziele des Internet Business Cluster (IBC). Gegründet wird die Digital-Initiative im April 2011 von Burda Digital, der Tomorrow Focus AG und ProSiebenSat.1 Digital mit der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) als Kooperationspartner. Die Vernetzung in die digitale Welt steht auch bei DLD (Digital, Life, Design) im Fokus: Sieben Jahren nach ihrer Gründung hat sich die Burda-Konferenz zu einem wichtigen Umschlagplatz unternehmerischer Ideen und Visionen entwickelt. Neben den Konferenzen in München, Moskau und Tel Aviv finden 2012 auch Global Events in Palo Alto, Istanbul, London, New York und Warschau statt. Noch im gleichen Jahr übernimmt Burda das Karrierenetzwerk Xing mehrheitlich und kauft 59,2 Prozent der Xing-Anteile zum Preis von 44 Euro je Aktie.

Für die deutsche Ausgabe der Huffington Post arbeiten seit Oktober 2013 Arianna Huffington und die Tomorrow Focus AG eng zusammen. Die „HuffPo“ ist das spannendste Projekt im deutschen Online-Journalismus und verbindet Blogs, Social Media und News zu einer neuen Art von Nachrichtenportal. Zum Burda Hackday treffen sich auf Initiative von Verleger Hubert Burda Webdesigner, Journalisten und Programmierer, um in Projektgruppen im Wettbewerb gegeneinander Daten zu ganz unterschiedlichen, aktuellen Themen digital zu visualisieren.

„Die digitale Revolution hat alles auf den Kopf gestellt, erfasst alle Lebensbereiche – and it's only the beginning.“

Hubert Burda

Neue Technologien zu verstehen und zu beherrschen ist fest in der DNA von Burda verankert: Cliqz ist eines der spannendsten Start-ups in Deutschland und entwickelt im Münchner Arabellapark eine neuartige Suchtechnologie, die Internet-Nutzer direkter, schneller und sicherer zum Ziel bringen soll als herkömmliche Suchmaschinen. Anfang März 2016 stellt das Team den weltweit ersten Browser mit integrierter Suchmaschine und Anti-Tracking-Technologie vor. Mit Thunder stellt Burda im gleichen Monat eine neu konfigurierte Software zum Erstellen von Websites zur freien Nutzung im Netz zur Verfügung. 2016 investiert Burda außerdem erstmals in das soziale Online-Netzwerk Nebenan.de, das als kostenlose, lokale Plattform zum Aufbau und zur Pflege nachbarschaftlicher Beziehungen beitragen möchte. Das Team der neu geschaffenen BurdaPrincipal Investments rund um Martin Weiss baut seine internationalen Investments seit 2016 kontinuierlich aus und beteiligt sich unter anderem an der britischen E-Commerce-Plattform Notonthehighstreet.com, dem europäischen Online-Marktplatz für Second-Hand-Mode Vinted, Südostasiens führender Fashion-Plattform Zilingo oder dem in Großbritannien führenden Online-Blumenhändler Bloom & Wild. Mit der Eröffnung des Büros in Singapur bündelt die Investment-Einheit ihre Aktivitäten in Asien.

Im Juni 2016 feiert der Stuttgarter Kinderzeitschriftenverlag Blue Ocean den 10. Geburtstag mit einem großen Festakt. Zum Jubiläum schenkt sich der Verlag den fünften Umsatzrekord in Folge. Burda hatte sich bereits vor zwei Jahren mit zunächst 50,1 Prozent der Anteile an Blue Ocean beteiligt. Gemeinsames Ziel: Die Erschließung von Synergien auf dem deutschen Markt, bei der Digitalisierung und bei der internationalen Lizensierung von Titeln. Die Übernahme des Special-Interest-Medien- und Plattformunternehmens Immediate Media, das einige der beliebtesten Titel Großbritanniens wie die traditionsreiche Radio Times herausgibt, läutet im Januar das Jahr 2017 ein. Mehr als 1.300 Mitarbeiter sorgen dafür, dass über 19 Millionen Konsumenten jeden Monat mit den erstklassigen Inhalten und innovativen neuen Produkten und Services des Unternehmens interagieren, dazu gehören auch E-Commerce-Angebote und TV-Shopping.

Einen zentralen Newsroom in Berlin gründet der Software-Konzern Microsoft 2017 mit rund 70 Redakteuren aus verschiedenen Ländern. Zunächst will Microsoft aus der Hauptstadt die Seiten MSN und Bing für Deutschland, Österreich, die Schweiz, Schweden und Polen bestücken, weitere europäische Länder sollen folgen. Der Newsroom wird von Burdas Content-Marketing-Agentur C3, bereits Ende 2014 aus der Fusion von BurdaCreative und KircherBurkhardt hervorgegangen, und dessen Tochter Wunder Media betrieben. Mit einer Investition von 30 Millionen Euro setzt Burda 2018 erneut ein Zeichen für den Tiefdruck als solches und den Druckstandort Offenburg. Mit dem Geld baut Burda die Produktionshallen am Offenburger Güterbahnhof um, in zwei Jahren werden Maschinen für Druck und Weiterverarbeitung aus einem nahe gelegenen Werk umziehen. Bereits 2009 wurde der zweite Bauabschnitt des modernen Druckzentrums fertiggestellt.

Am 13. September 2018 begründen die Noweda Apothekergenossenschaft und Hubert Burda Media den „Zukunftspakt Apotheke“. Hinter der Leitidee „Gemeinsam. Stärker.“ steht eine umfassende Initiative zur Stärkung der Apotheken vor Ort, die als Rückgrat des deutschen Gesundheitssystems die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln und die notwendige qualitativ hochwertige fachliche Beratung sicherstellen. Das Apotheken-Kundenmagazin My Life startet im Frühjahr 2019 mit einer Auflage von rund 1,15 Millionen Exemplaren und bietet auf rund 100 Seiten einen fundierten Medizinjournalismus und zeitgleich Lifestylethemen. Zu den Auflagenmillionären zählt auch die „ADAC Motorwelt“, die im März 2020 erstmals nach einem umfassenden Relaunch erscheint. Das Club-Mitglieder-Magazin präsentiert sich in neuem inhaltlichen und optischen Gewand sowie mit einem neuen Distributions-Konzept; der Burda-Vermarkter BCN ist als Generalunternehmer sowohl für Produktion, Herstellung und Druck als auch für Redaktion, Vermarktung, Marketing und Distribution von Europas größter Zeitschrift zuständig.

2000er-Jahre

Burda expandiert ins Netz


Newsticker 2000 Einweihung des Burda Medien Parks in Offenburg +++ Focus-Money und Wellfit erscheinen +++ Gründung der Chip Holding mit der Vogel Medien Gruppe +++ Gründung der Burda Holdings (Thailand) +++ Ende 2001 fusionieren die Focus Digital AG und die Tomorrow Internet AG zur Tomorrow Focus AG +++ Gründung der Burda Journalistenschule (BJS) am Standort Offenburg +++ 2002 Guter Rat wird übernommen, Young Lisa erscheint +++ 2003 Start des deutschen Playboy bei Burda +++ Burda feiert 100-jähriges Firmenjubiläum +++ Burda Rizzoli erwirbt 75 Prozent des Zeitschriftenverlags Catherine Nemo Holding in Paris +++ Start von Frau im Trend +++ 2004 Grundsteinlegung für das neue Druckzentrum in Offenburg und Einweihung des rundum renovierten Media Towers +++ Burda beteiligt sich an TV Today +++ Übernahme der restlichen Anteile des Verlags Milchstraße von RCS Rizzoli +++ 2005 Erster Digital Lifestyle Day (DLD) in München +++ Aenne Burda stirbt am 3. November 2005 in Offenburg +++ 2006 Der Zentralrat der Juden in Deutschland würdigt Hubert Burda mit dem Leo-Baeck-Preis +++ 2007 Burda übernimmt die restlichen 50 Prozent der Vogel Burda Group (Chip, Chip Xonio) +++ Das Beteiligungsportfolio von Burda Digital Ventures zählt zu den am schnellsten wachsenden Unternehmensbereichen +++ 2008 Philipp Welte wird Nachfolger von Jürgen Todenhöfer als neuer Vorstand Verlage +++ Zum 60. Jubiläum kehrt Bambi nach Offenburg zurück +++ 2009 Beteiligung an der XING AG


Zum 60. Geburtstag Hubert Burdas im Jahr 2000 wird ein modernes Kommunikationszentrum in Offenburg mit 16.000 Quadratmetern Bürofläche eingeweiht: Der „Medienpark“ soll die bisher auf mehrere Burda-Standorte verteilten Verlagsgeschäfte und Dienstleistungen aufnehmen und bietet Platz für rund 500 Mitarbeiter. Der futuristische Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Kinzigstadions war vom Düsseldorfer Star-Architekten Christoph Ingenhoven konzipiert worden. Jubilar Hubert Burda freut sich über gleich zwei Ehrungen: Baden-Württembergs Ministerpräsident Teufel zeichnet ihn mit dem Ehrentitel „Professor“ aus, und Offenburgs Oberbürgermeister Bruder überreicht dem Verleger die Urkunde mit den Ehrenbürgerrechten der Stadt.

Ebenfalls im Millenniumsjahr startet die Focus Digital AG als erstes börsennotiertes Unternehmen der Hubert Burda Media in Frankfurt am neuen Markt, aus der im darauffolgenden Jahr schließlich die Tomorrow Focus AG errichtet wird. Das Internet-Unternehmen entwickelt sich schnell zu einem der führenden Anbieter digitaler Medieninhalte in Deutschland. Strategische Investitionen in Holidaycheck und ElitePartner ebenso wie der starke Reichweitenausbau des Nachrichtenportals Focus Online prägen den Wachstumskurs des Digitalunternehmens in den nächsten Jahren.

Ein weiteres Wahrzeichen Offenburgs strahlt seit September 2004 wieder in neuer Pracht: Der Burda Media Tower, das 67 Meter hohe Hochhaus des Medienzentrums, vervollständigt das modernisierte Gebäudeensemble am Kestendamm. Mit der Grundsteinlegung für ein neues Druckzentrum auf dem Gelände des alten Bahn-Ausbesserungswerks in Offenburg stellt Burda auch im Druckgeschäft die Weichen für die Zukunft. Bereits im Mai des nächsten Jahres geht hier die erste hochmoderne Rotationsdruckmaschine in Betrieb.

Im Jahr 2005 hat sich das Titelportfolio von Burda durch gezielte Akquisitionen und Verkäufe im In- und Ausland weiterentwickelt. Das Unternehmen erwirbt die verbliebenen Anteile an der Verlagsgruppe Milchstraße in Hamburg sowie die Zeitschrift TV Today und tritt in den Zeitschriftenmarkt in Großbritannien ein. Auch in Frankreich sowie im osteuropäischen Raum baut der Konzern sein Verlagsgeschäft weiter aus. Der Grundstein für den Erfolg der Burda Eastern Europe wurde indes 1987 in Russland mit dem Klassiker „Burda Moden“ gelegt. Gründerin und Verlagsikone Aenne Burda hatte ihr Unternehmen zum weltweit größten Modeverlag ausgebaut und stand 45 Jahre an dessen Spitze. Am 3. November 2005 stirbt sie im 97. Lebensjahr im Kreise ihrer Familie. Mit Ehrenspalier und roten Rosen säumen die Mitarbeiter in Offenburg Aenne Burdas letzten Weg.

Mitte der Nullerjahre liegt viel Technik-Euphorie in der Luft. Zwar gibt es noch keine großen sozialen Medien, kein flächendeckendes WiFi und keine Smartphones, aber vieles ist in der Entwicklung. Die neue Medienvielfalt im Internet vernetzt Menschen und Medien. Mit dem ersten „Digital Lifestyle Day“ (kurz: DLD) in München inszeniert Hubert Burda gemeinsam mit dem israelischen Business Angel Yossi Vardi die Zukunft der digitalen Welt. Mehr als 400 internationale Vertreter aus den Consumer-Technologies, Design und Medien folgen der Einladung in das verschneite Schloss Nymphenburg.

„Für die Medien ist es wichtig, zu verstehen, wie sich Kommunikation verändert und damit unsere Märkte, Kultur und Lebensstile. Der Digital Lifestyle Day bringt die spannendsten Köpfe zusammen, um von ihnen zu lernen und uns mit ihnen auszutauschen“, so Gastgeber Hubert Burda. Zu den Gästen der „heißesten Konferenz Europas“ (Wired) zählt in den kommenden Jahren das Who’s Who der digitalen Welt, darunter Mark Zuckerberg, Kevin Systrom, Niklas Zennström, Jack Dorsey, Jimmy Wales, Reid Hoffman, dann auch Lady Gaga.

Burda baut derweil neue digitale Geschäftsfelder wie Spiele-Communities oder Partnervermittlungen auf und seine bestehenden Beteiligungen aus. Im Jahr 2007 umfasst das Portfolio der Burda Digital Ventures bereits 28 Beteiligungen, und ist mit einem Umsatzanstieg um 24,2 Prozent auf 287 Mio. Euro der am schnellsten wachsende Bereich des Konzerns. Im gleichen Jahr übernimmt übernimmt Burda die restlichen 50 Prozent der Vogel Burda Group mit Erfolgsmarken wie Chip und Chip Xonio. Mit einem Paukenschlag sorgt Burda im November 2009 für Aufsehen: Über seine Digitaltochter hält das Unternehmen ab sofort 25,1 Prozent an der börsennotierten XING AG (heute: New Work SE) und wird zum größter Aktionär.

1990er-Jahre

Aufbruch in die mediale Zukunft


Newsticker 1990 Start von Super Illu und Super TV +++ Elle Decoration erscheint +++ Burda beteiligt sich mit 16 Prozent an Antenne Bayern +++ 1991 Start Super! Zeitung mit Rupert Murdoch in Berlin +++ Burda kauft Schweriner Volkszeitung sowie Norddeutsche Neueste Nachrichten +++ 1992 Beteiligung an RTL2 +++ 1993 Start des Nachrichtenmagazins Focus +++ 1994 Hubert Burda übernimmt den Verlag Aenne Burda +++ Mit anderen Verlagshäusern startet Burda „Europe Online“ in Luxemburg +++ Startschuss der „Akademie zum Dritten Jahrtausend“ +++ Gründung von Lisa +++ 1995 Hubert Burda gliedert sein Unternehmen in schlagkräftige Profitcenter +++ Kooperation mit dem italienischen Verlagshaus RCS Rizzoli Corriere della Sera +++ Einstieg in die Verlagsgruppe Milchstraße +++ 1996 Start Focus Online +++ Focus TV geht auf Sendung +++ Burda und Bertelsmann gründen „Futurekids“, eine Kette von Computerschulen +++ 1998 Hubert Burda gründet mit den Verlagen Bertelsmann und Springer die Initiative „Partners in Tolerance“ zugunsten der Shoah Foundation +++ Beteiligung am türkischen Zeitschriftenverlag Hürgüc, einem Joint Venture mit der Dogan Media Group +++ Grundsteinlegung zum Medienpark Offenburg +++ 1999 Das Unternehmen firmiert als Hubert Burda Media +++ Start der deutschen Lizenzausgabe von InStyle


Unter spannenden Bedingungen startet 1990 ein rund 20-köpfiges Ost-West-Redaktionsteam das große Abenteuer Super Illu. Wenige Wochen vor der Wiedervereinigung entsteht das aufregendste Medienexperiment der damaligen Zeit in der Mollstraße in Berlin-Mitte, in den ehemaligen Räumen der DDR-Nachrichtenagentur ADN. Hubert Burda hatte bei seinen Reisen in den Osten Land und Leute schätzen gelernt und nach dem Mauerfall bietet sich ihm die Chance, für die Menschen in Ostdeutschland eine eigene Zeitschrift zu machen. Super Illu ist bis heute die meistgelesene Kaufzeitschrift in den ostdeutschen Bundesländern.

Unter dem internen Decknamen „Zugmieze“ beginnt im Sommer 1991 die Arbeit an einem wöchentlichen Nachrichtenmagazin – in Farbe und mit breitem Themenspektrum. Bis dahin war Nachrichtenjournalismus in Deutschland schwarzweiß und textlastig gewesen. Chefredakteur Helmut Markwort und sein Stellvertreter Uli Baur setzen mit der Entwicklung von Focus dagegen auf „News to use“ und die Vernetzung von Text, Bild und Grafik.

„Wenige Monate bevor der Focus am 18. Januar 1993 in den Markt ging, befand sich der Verlag in einer wirtschaftlich schwierigen Lage. Viele rieten mir ab, ein zweites Nachrichtenmagazin in Deutschland zu starten. Selbst im eigenen Haus. Der Rest dieser Story ist bekannt. Nach einigen Wochen etablierte sich das neue Magazin erfolgreich im Markt und wurde wider aller Erwartungen ein großer Erfolg.“

Hubert Burda

Die neue Herangehensweise an Geschichten revolutioniert die Medienlandschaft. Focus steht von Anfang an für objektive Berichterstattung, gut recherchierten Nachrichtenjournalismus und konstruktiven Nutzwert. Auch bei den Anzeigenseiten überholt der Titel im ersten Halbjahr 1994 alle Wettbewerber und veröffentlicht die meisten Anzeigen aller deutschen Printwerbeträger.

Mit der Gründung von Lisa – benannt nach Hubert Burdas Tochter – beginnt 1994 in Baden-Baden eine echte Print-Erfolgsgeschichte. Die wöchentliche Frauenzeitschrift ist in den vielfältigen Lebenswelten ihrer Leserinnen zu Hause und setzt neben Mode- und Beauty-Tipps auch auf Ratgeber- und Servicethemen – leckere Rezepte nicht zu vergessen. Lisa legt den Grundstein für das Segment der jungen Women Weeklies und bringt in den nächsten Jahren diverse erfolgreiche Line-Extensions hervor; auch international ist der Titel in Lizenzen in vielen Ländern vertreten. 

Hubert Burda versucht, das Aufkommen der neuen digitalen Technologien schnell für sein Unternehmen fruchtbar zu machen. Als Focus auf den Markt kommt, ist es das erste Magazin, das im digitalen Verfahren „Computer to Plate“ gedruckt wird. Ab Mitte der 1990er-Jahre besucht der Verleger die Macher der neuen Technologien regelmäßig in Kalifornien, wo die ersten Browser programmiert werden und das Internet Gestalt annimmt. Gemeinsam mit anderen Verlagshäusern startet er bereits 1994 „Europe Online“ in Luxemburg, das erste private europäische Datennetzwerk. Mit Focus Online erscheint 1996 eines der ersten Nachrichtenportale in Deutschland und setzt von Anfang an auf höchste Aktualität und journalistische Qualität. Dem Online-Auftritt folgen sukzessive die weiteren Zeitschriftenmarken des Hauses. Für das neue Magazin Focus TV wird ein großzügiges virtuelles TV-Studio geschaffen – zu dieser Zeit noch eine absolute Ausnahme.

Auch die Internationalisierung seines Verlags treibt Hubert Burda strategisch voran. Burda und das italienische Verlagshaus RCS Rizzoli Corriere della Sera vereinbaren 1995 eine internationale Kooperation. Burda beteiligt sich mit 20 Prozent bei RCS Periodici in Mailand, Rizzoli ist mit 20 Prozent am Burda Verlag Osteuropa beteiligt. Außerdem steigt Burda mit 40 Prozent in die Verlagsgruppe Milchstraße mit den Zeitschriften TV Spielfilm, Fit for Fun und Cinema in Hamburg ein. 1998 beteiligen sich die beiden Partner Burda und Rizzoli an dem türkischen Zeitschriftenverlag Hürgüc, einem Joint Venture mit der türkischen Dogan Media Group. Die Burda-Gruppe erwirtschaftet in diesem Jahr einen konsolidierten Umsatz von 2,066 Mrd. DM – der Erlös hat sich seit der alleinigen Übernahme durch Hubert Burda verdoppelt.

Unter der Verantwortung von Paul-Bernhard Kallen, der 1999 in den Burda-Vorstand aufrückt, stellt Burda über seine Beteiligungsgesellschaft Gründern in der New Economy Risikokapital zur Verfügung und baut seit Frühsommer des gleichen Jahres ein Portfolio von Online-Beteiligungen auf. Das Unternehmen erwirbt Anteile an Onvista, Ciao, Tomorrow Internet AG, Just Books, Cyberport, Zooplus und Edgar. Der Burda-Konzern firmiert nun auch erstmals als Hubert Burda Media und startet die deutsche Lizenzausgabe des bei Time Inc. erscheinenden Magazins Instyle, der erfolgreichsten US-Neugründung der letzten Jahre.

1980er-Jahre

Realteilung nach dem Tod von Senator Dr. Franz Burda und Burda Moden geht nach Moskau


Newsticker 1980 Erstausgabe von „Pan“ +++ Erstausgabe von „Ambiente“ +++ Erstausgabe von „Anna“ im Verlag Aenne Burda +++ 1983 Fertigstellung des Verlagshauses im Münchner Arabellapark +++ Bunte zieht von Offenburg nach München +++ 1986 Erstausgabe von „Verena“ im Verlag Aenne Burda +++ Neue Druckerei in Darmstadt fertiggestellt +++ Besuch einer russischen Delegation in Offenburg mit Besichtigung der Burda-Druckereien und des Verlags Aenne Burda +++ Erstausgabe der Glücks Revue +++ Tod von Senator Dr. Franz Burda am 30. September +++ Absichtserklärung zwischen dem Verlag Aenne Burda und „Vneschtorgistad“, „Burda Moden“ in der UdSSR einzuführen +++ Die drei Burda-Brüder vereinbaren die Realteilung +++ Fertigstellung der Meredith-Burda-Druckerei in Casa Grande, Arizona/ USA +++ 1987 Franz und Frieder Burda übernehmen Anteile der Meredith/Burda Inc. in den USA +++ „Burda Moden“ erscheint erstmals auf russisch +++ Druckereineubau im französischen Vieux-Thann fertiggestellt +++ 1988 Burda startet in einem Joint Venture mit der französsichen Groupe Hachette die deutsche Ausgabe von Elle +++ 1989 Der Verlag Aenne Burda und der Burda Verlag übernehmen in der westlichen Welt den Anzeigenverkauf für die russische Regierungszeitung „Iswestija“ +++ Mit einer Auflage von über 4 Millionen ist „Burda Moden“ die größte Modezeitschrift der Welt


„Media is Art.“ Der 4,30 Meter hohe Siebdruck „Magazine & History“, den Hubert Burda bei Pop-Art-Künstler Andy Warhol in Auftrag gegeben hat und der 25 Bunte-Cover abbildet, symbolisiert einen Generationenwechsel. Das Kunstwerk wird 1983 zur Eröffnung der neuen Burda-Zentrale im Arabellapark in München-Bogenhausen feierlich enthüllt. Im selben Jahr zieht die Bunte-Redaktion von Offenburg nach München.

Das Kunstmagazin Pan ist die letzte Zeitschrift, die der leidenschaftliche Kunstsammler und -mäzen Franz Burda 1980 gründet. Er stirbt am 30. September 1986 in seiner Heimatstadt Offenburg. Der letzte große Patriarch des deutschen Pressewesens hinterlässt seinen Söhnen Franz, Frieder und Hubert sein Unternehmen zu gleichen Teilen. Die Brüder vereinbaren die Realteilung, und Franz und Frieder Burda erhalten die Beteiligungen an Springer, den amerikanischen Druckereien und den Papierfabriken sowie die Speditionen. Hubert Burda übernimmt das Stammgeschäft mit den Verlagen sowie die Druckereien in Deutschland und Frankreich. Er ist nun Alleininhaber des Burda Verlags mit den Zeitschriften Bunte, „Bild + Funk“, Freizeit Revue, Glücks Revue, Freundin, Meine Familie & ich, Das Haus, Mein schöner Garten, „Pan“ und „Ambiente“.

Seiner Mutter Aenne steht der größte Erfolg ihres Lebens bevor: Das Projekt „Burda Moden auf russisch“ ist das erste Joint Venture eines westlichen Unternehmens mit einem sowjetischen Partner. Die Öffnung zum Westen hat ihre Gründe: Versorgungslücken, mangelndes Know-how und eine quasi nicht existierende Exportkapazität zwingen die Sowjets zum Handeln. Auftakt ist der Besuch einer russischen Delegation am 13. Mai 1986 in Offenburg. Abgeordnete des sowjetischen Staatskomitees für Wissenschaft und Technik sowie Druck und Verlag nutzen ihre Reise zur Düsseldorfer Druckerei-Fachmesse „Drupa“ für eine Besichtigung der Burda-Druckereien und des Modenverlags. Am 3. Juli kommt Botschafter Julij Kwizinskij persönlich nach Offenburg, am 16. Juli schreibt Aenne Burda seiner Exzellenz einen Brief, in dem sie vorschlägt, „Burda Moden in Lizenz zu vergeben, um sie in der Sowjetunion zu drucken, oder die Zeitschrift als fertig ausgedrucktes Produkt zu liefern“. Am 18. September erhält sie Antwort: „Wir sind bereit, eine Möglichkeit der Veröffentlichung des Magazins ‚Burda’ zu gegenseitig vorteilhaften Bedingungen zu verhandeln.“ Im Oktober wird eine Absichtserklärung zwischen dem Verlag Aenne Burda und „Vneschtorgistad“ unterzeichnet, „Burda Moden“ in der UdSSR einzuführen. Der „Letter of intent“ besagt, dass die Sowjets mit 51 Prozent Mehrheitseigner des Joint-Venture-Projekts sind, das möglichst schnell gestartet werden soll. In einer Auflage von 200.000 bis zwei Millionen soll ein 40-seitiges Heft mit Schnittmusterbogen produziert werden. Es wird vereinbart, für den 3. März 1987 eine Auflage von 100.000 Exemplaren zu Testzwecken ohne Berechnung zu liefern. Der Erlös aus dem Anzeigen- und Einzelverkauf soll in „das künftige Projekt“ investiert werden. Ein Heft, das fünf Rubel (15 DM) kosten soll, hat voraussichtlich dreißig bis fünfzig Mitleserinnen. Bislang haben die Russinnen auf dem Schwarzmarkt bis zu fünfzig Rubel für das begehrte Schnittmusterblatt aus dem Westen bezahlt.

Am 19. Februar 1987 hält Aenne Burda die druckfrische russische Erstausgabe in der Hand.  Einen Tag später starten in Offenburg zwei schwere Sattelschlepper gen Osten. 3.200 Straßenkilometer. „Burda Moden nach Moskau“ prangt in großen Lettern auf den Lastzügen. Geladen haben sie neben 150 Modellkleidern und technischem Equipment für die Modenschau in Moskau die ersten 100.000 Exemplare „Burda Moden“ auf russisch. Die „Burda Moden“-Schau am 3. März 1987 im Gewerkschaftshaus unweit des Roten Platzes ist das Ereignis des Jahres. 800 Moskowiterinnen haben über ihre Gewerkschaften Einladungen erhalten. Am nächsten Tag empfängt Raissa Gorbatschowa Aenne Burda zur Teestunde und sagt: „Alle Frauen in unserem Land sehnen sich nach Schönheit. Frau Burda, durch ihre praktischen Anleitungen können unsere Frauen sich ihre schönen Kleider selbst machen.“

Zum 100. Geburtstag von Aenne Burda schreibt Michail Gorbatschow in einem Brief an Verleger Hubert Burda:

„Aenne Burda war ein wunderbarer Mensch. Sie hat sehr sensibel auf alle wichtigen Ereignisse in der Welt reagiert. Sie hat einen bemerkenswerten Beitrag zur Verbesserung der Beziehungen zwischen unseren Ländern geleistet. Frau Burda gehörte zu denjenigen, die und als Erste bei den damals in der UdSSR entstandenen Schwierigkeiten zu Hilfe kamen. Mit aller ihr eigenen Energie unterstützte sie die in unserem Land eingeleiteten Reformen.

Die Natur zeichnete Aenne Burda durch eine weite Seele, Talente, eine tief im Herzen verankerte Menschlichkeit aus. Wie man bei uns in Russland zu sagen pflegt: Sie war ein Mensch, der in Großbuchstaben geschrieben wird.“

Ein weiteres Joint Venture initiiert Hubert Burda 1988 mit der französischen Groupe Hachette, und im Oktober des Jahres erscheint erstmals die deutsche Elle.

1970er-Jahre

Führungsaufgaben für die dritte Generation


Newsticker 1970 Mit 1.796.933 Exemplaren ist Bunte die meistverkaufte Zeitschrift im ersten Quartal +++ Freizeit Revue erscheint erstmals +++ Baubeginn einer Druckerei in Lynchburg, Virginia/ USA +++ 1971 Einführung von Computern +++ Herausgabe von „Burda Kochbüchern“ +++ Übernahme von Meine Familie & ich +++ 1972 Mein schöner Garten erscheint erstmals +++ Freizeit Revue erreicht eine Auflage von über 1 Million +++ 1973 Senator Franz Burda delegiert die Führungsaufgaben an seine drei Söhne: Hubert Burda verantwortet den Verlagsbereich, Franz Burda jr. die Druckerei in Offenburg und Frieder Burda die Druckerei in Darmstadt +++ 1974 Einweihung des neuen „Burda Moden“-Verlagsgebäudes in Offenburg +++ „Burda Moden“ erscheint in 125 Ländern in 14 Sprachen +++ 1975 Erstausgabe von Cinema +++ 1976 Senator Burda übergibt die Chefredaktion der Bunte an Hubert Burda +++ Die verkaufte Auflage von „Burda Moden“ übersteigt 2,5 Millionen +++ 1976 „Offenburger Streikmodell“ +++ 1977 Erstausgabe von „Carina“ im Burda Modenverlag +++ 1978 Erstausgabe von Chip


1970 ist Senator Burda 67 Jahre alt und sprüht weiterhin vor Energie und Einfallsreichtum. Er gründet die Freizeit Revue, ein Blatt mit Kreuzworträtseln und einer großen, vierfarbigen Reisestrecke. Die Startauflage der im Kupfertiefdruck hergestellten Zeitschrift beträgt 600.000 Exemplare, 1972 steigt die Auflage auf über eine Million. Im gleichen Jahr erscheint erstmals Mein schöner Garten, eine Monatszeitschrift, deren Herausgabe der Naturliebhaber mit einer Gartenparty in Monte Carlo feiert, bei der Fürstin Gracia Patricia von Monaco Ehrengast ist. Bereits die vierte Auflage von Mein schöner Garten erreicht eine Auflage von 500.000 Exemplaren.

Immer mehr bindet der Senator auch seine Söhne in das Unternehmen ein. So hat sein ältester Sohn, Franz Burda jr., den gemeinsamen Bau einer modernen Tiefdruckerei in Lynchburg, Virginia/ USA mit der Meredith Corporation initiiert. Am 13. Oktober 1971 startet in Frankfurt eine Boeing 707 nach Washington. Senator Burda hat die Maschine für 120 Gäste gechartert, darunter Altbundeskanzler Ludwig Erhard, der bayerische Finanzminister Otto Schedl, Baden-Württembergs Minister für Bundesangelegenheiten, Adalbert Seifriz, und Box-Legende Max Schmeling. In Lynchburg weihen sie unter dem Motto „We’re the best printers in the world“ die erste von drei Druckereien in den USA ein. Auf den zwei Rotationstiefdruckmaschinen vom Typ Cerutti 502 können in einer Stunde 30.000 Exemplare eines 48-seitigen Produkts gedruckt werden. 1.800 Tonnen Papier werden jeden Monat verarbeitet. 7.777.777 Abonnenten hat die Meredith-Zeitschrift „Better Homes and Gardens“, die ab Dezember 1971 in Tiefdruckqualität erscheint.

1973 delegiert Franz Burda offiziell Führungsaufgaben an seine drei Söhne. Hubert Burda erhält die Verantwortung für den Verlagsbereich und wird 1976 Chefredakteur der Bunte. Symbolisch überreicht ihm sein Vater einen Strauß Schneeglöckchen. Hubert Burda ist bestens vorbereitet, das „Flaggschiff“ des Hauses in die Zukunft zu führen. Inspiriert von Pop-Art-Ikone Andy Warhol, macht er aus Sachthemen Entertainment und die Illustrierte zum ersten deutschen People-Magazin. Er schreibt dazu in „Die Bunte-Story“ (2012):

„Aber das Aufregendste war: Andy Warhol kam von New York nach Offenburg in Südbaden, um meinen Vater zu fotografieren. Von da an entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Warhol und mir. Wir trafen uns häufig in New York, St. Moritz oder München. Dabei zeigte er mir einmal sein Indexbuch von 1967, in dem er viele Ideen für Magazine skizziert hatte. Darunter war auch eine Bildplatte, in einen Umschlag eingeklebt. Sie nahm die Idee vorweg, die später das Chip-Magazin mit seinen im Heft eingeklebten CDs umsetzte. Bei einem unserer Treffen sagte Andy einmal zu mir – ich war damals schon Chefredakteur von Bunte: „Hubert, you are so rich, du hast 4,8 Millionen Leser bei Bunte und ich nur 500.000 bei ‚Interview‘.“ Das war der Anstoß für meine Idee, Bunte in ein People-Magazin zu verwandeln. Als Chefredakteur von Bunte verfolgte ich vor allem zwei Prinzipien, die ich auch auf meinen Agenturreisen betonte: Bunte steht für ‚pursuit of happiness‘ – worauf mich Bazon Brock gebracht hatte – und ‚Media is Art‘, die Idee Andy Warhols.“

Im selben Jahr verhärten sich die Fronten im Tarifstreit zwischen der IG Druck und Papier und den Arbeitgebern der Druckindustrie. Franz Burda sucht nach einer eigenen Lösung. Als Arbeitgeber fühlt er sich den Verlagskollegen der großen Unternehmen verbunden, als gelernter Drucker sieht er sich an der Seite seiner Mitarbeiter. Der „schizophrenen Situation“ entkommt Burda, indem er den unkonventionellen Entschluss fasst, die Produktion an den Streiktagen freiwillig einzustellen. Über Nacht plant der Verleger einen Betriebsausflug. Am nächsten Morgen stehen Busse für 2.500 Personen bereit. Bäckereien und Metzgereien werden leer gekauft. Die Burda-Betriebskapelle spielt beim riesigen Firmen-Picknick „So ein Tag, so wunderschön wie heute“, und alle stimmen ein: „So ein Streik, so wunderschön wie heute, so ein Streik, der dürfte nie vergeh’n!“ Der 30. April 1976 geht als „Offenburger Streikmodell“ in die Geschichte ein.

1960er-Jahre

Sensationen und Kooperationen


Newsticker 1960 Zusammenschluss von Bunte und „Münchner Illustrierte“ +++ Auflage der Bunte steigt über 1 Million +++ 1961 Erster Bal paré in München +++ 1962 Kauf der „Neuen Verlagsgesellschaft“ (NVG) mit den Objekten Freundin und „Film Revue“ +++ Der Verlag Aenne Burda baut ein eigenes Fotostudio +++ 1963 Sportgelände für Burda-Mitarbeiter +++ Der Verlag Aenne Burda gründet ein Kochstudio +++ „Burda Moden“ übernimmt „Beyer Moden“ +++ 1964 Einzug in das neue Verwaltungs-Hochhaus in Offenburg +++ 1965 Die Auflage von „Burda Moden“ erreicht 1 Million +++ 1966 Einführung des Lochkartenapparats für die elektronische Datenverarbeitung  +++ Hubert Burda übernimmt die Leitung des neuen Münchner Verlagshauses +++ 1967 Druckereineubau in Offenburg fertiggestellt +++ Der Verlag Aenne Burda beginnt mit der systematischen Herausgabe von Spezialheften +++ 1968 Die Auflage von „Burda Moden“ erreicht 1,5 Millionen +++ 1969 Der Burda Verlag beschäftigt 5.000 Mitarbeiter +++ „M“ erscheint im Verlag Aenne Burda +++ Kooperation mit Meredith Corporation, Des Moines, Iowa/USA


Knapp 70 Meter hoch ist das neue Burda-Verwaltungsgebäude in Offenburg, das 1964 fertiggestellt wird. Es ist das einzige Hochhaus und wird – mit den weithin sichtbaren Leuchtbuchstaben B-U-R-D-A – zum Wahrzeichen der Stadt. Senator Franz Burda manifestiert hier nicht nur seinen Erfolg in Stahl und Beton, sondern legt auch ein Bekenntnis zu seiner Heimat ab. „Es gibt 4.000 Offenburgs in Deutschland“, sagt er und nennt damit den mittelstädtischen Standort als Erfolgsrezept. Hier hält er die Fäden in der Hand. Als Drucker, Verleger und Chefredakteur der Bunte, in der er von den großen Ereignissen der Zeit berichtet: Er schickt Reporter mit Papst Paul VI. in das Heilige Land (1963/64), kündet von der ersten Herztransplantation des südafrikanischen Chirurgen Christiaan Barnard (1967) und druckt die ersten Bilder von der Mondlandung (1969).

„Am 21. Juli 1969 um 3.40 Uhr mitteleuropäischer Zeit, 109 Stunden, 7 Minuten und 35 Sekunden nach dem Start der Saturn V-Rakete mit Apollo 11 in Kap Kennedy, öffnete sich die Ausstiegsluke der Mondlandefähre ‚Eagle‘. 16 Minuten später betrat Neil Armstrong als erster Mensch die Oberfläche des Mondes. Kurz darauf folgte ihm der Astronaut Edwin Aldrin. Ein Traum der Menschheit hatte sich erfüllt. Die Funkbilder vom Start und die vom Mond gefunkten Aufnahmen von der Landung waren so rechtzeitig auf meinem Redaktionstisch, dass ich sie schon am nächsten Tag ausgedruckt hatte und in den Verkauf geben konnte. Wir waren sogar schneller auf dem Plan als die vor Ort versammelte amerikanische Bildpresse. ‚Burda war schon da‘, hieß es dann auch bei der fotografischen Ausbeute, die die Astronauten vom Mond zurückbrachten. Ich hielt die Fotos als Erster aller Pressemenschen in der Hand.“

Der Sonderdruck der Bunte, „Der Flug zum Mond“, verkauft sich 500.000-mal, ein Bildband über Wernher von Braun, „Mein Leben für die Raumfahrt“, wird zum Bestseller.

Und auch Hubert Burda hat Zukunftsvisionen. Der jüngste Sohn von Aenne und Franz Burda und promovierte Kunsthistoriker führt 1966 den Lochkartenapparat für die elektronische Datenverarbeitung ein und legt damit den Grundstein für die digitale Zukunft des Unternehmens. „Damit hat auch in unserem Haus das neuzeitliche Organisationsmittel 'Datenverarbeitung' seinen wohlüberlegten Anfang genommen“, berichtet die Mitarbeiterzeitschrift von Burda. Im gleichen Jahr überträgt sein Vater Hubert Burda die Leitung des neuen Münchner Verlagshauses. Hubert Burda wird Verlagsleiter von „Bild + Funk“ und beauftragt Helmut Markwort mit der Chefredaktion. Im Verlag Aenne Burda publiziert Hubert Burda das Männermagazin „M“.

Franz Burda jr., der die Druckerei in Offenburg leitet, kurbelt eine Partnerschaft mit der US-amerikanischen Meredith Corporation (Hauptsitz: Des Moines, Iowa) an, die das erfolgreiche Magazin „Better Homes and Gardens“ produziert. Seine Erfolgsidee: „Vater, wir bringen den Tiefdruck nach Amerika!“

Verlegerin Aenne Burda baut ein eigenes Foto- und Kochstudio, schluckt „Beyer Moden“ mit einer Auflage von 300.000 Exemplaren und erreicht 1968 mit „Burda Moden“ eine Auflage von 1,5 Millionen.

Mit dem Kauf der „Film Revue“ übernimmt Senator Burda auch die alljährliche Verleihung des Filmpreises Bambi, der 1948 erstmals vergeben wurde und der heute Deutschlands wichtigster Medienpreis ist. Von 1961 bis 1970 zelebrieren Aenne und Franz Burda jährlich den Bal paré im Bayerischen Hof in München mit internationalen Stars und Prominenz aus Politik und Wirtschaft.

1950er-Jahre

Die Wirtschaftswunderjahre


Newsticker 1950 Die erste Ausgabe von „Burda Moden“ erscheint +++ Dr. Franz Burda wird zum Ehrensenator der Technischen Hochschule Karlsruhe ernannt +++ 1951 Burda eröffnet erste Geschäftsstelle in München +++ „Burda Moden“ zieht von Lahr nach Offenburg +++ 1952 Neue Goebel-Tiefdruck-Rotation +++ Die „Sürag“ wird in „Bild + Funk“ umbenannt +++ Gründung einer Betriebskrankenkasse +++ Burda gründet die Mitarbeiterzeitschrift „Die Burda-Familie“ +++ „Burda Moden“ verkauft die ersten Einzelschnittmuster +++ 1953 Neues Verwaltungsgebäude und neue Druckerei in Offenburg fertiggestellt +++ Baubeginn für den Verlagsneubau von „Burda Moden“ nach Plänen von Egon Eiermann +++ Die erste Ausgabe von „Burda International“ erscheint +++ 1954 „Das Ufer“ wird in Bunte umbenannt  +++ 1955 Die Flugzeuge der „Burda- Staffel“ fliegen ihren ersten Einsatz +++ 15 Jahre vor der gesetzlichen Regelung wird Lohnfortzahlung im Krankheitsfall eingeführt +++ 1957 Die verkaufte Auflage von „Burda Moden“ erreicht eine halbe Million +++ Die Bunte erscheint wöchentlich in einer Auflage von 500.000, die „Bild + Funk“ mit 445.000 +++ 1958 Bau einer Wohnsiedlung für Mitarbeiter in Offenburg +++ 1959 Hermann Waldbaur vertreibt Burda-Objekte in Österreich


„Ich hab’s erlebt, das Wirtschaftswunder. Das war die schönste Zeit meines Lebens! Natürlich waren wir alle nicht reich. Niemand war reich, das war doch das Wunderbare. Die Frage war nicht: Ist der reich? Sondern: Was kann er, was schafft er?“ So erinnerte Aenne Burda später die 1950er Jahre und ihre Anfänge als Verlegerin. Im Januar 1950 erscheint die erste Ausgabe von „Burda Moden“ in einer Auflage von 100.000 Exemplaren – 1957 beträgt die Auflage bereits eine halbe Million. Die Säulen ihres Erfolgs sind harte Arbeit, das richtige Gespür für qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Schnittmuster mit perfekter Passform. Hinzu kommt, dass Aenne Burda weiß, was sich die deutschen Frauen nach den grauen Kriegsjahren wünschen: Sie wollen schön sein. Und Aenne Burdas Ziel ist es, Frauen schöner zu machen.

Sie lässt ein erstes „Burda Moden“-Verlagsgebäude nach Plänen des Architekten Egon Eiermann in Offenburg errichten. Und auch ihr Mann investiert: in eine neue Goebel-Tiefdruck-Rotation, in ein neues Verwaltungsgebäude, in eine neue Druckerei. Und in seine Mitarbeiter, die „Burda-Familie“. Er gründet eine Betriebskrankenkasse, führt 15 Jahre vor der gesetzlichen Regelung die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ein und lässt in Offenburg-Albersbösch eine Wohnsiedlung für seine Mitarbeiter errichten. Zudem bezuschusst er jedes Eigenheim, das ein Mitarbeiter erwirbt, mit 5.000 Mark. „Ich möchte, dass meine Facharbeiter zu eigenem Besitz kommen“, sagt er und betont stets seine Verantwortung als Unternehmer: „Ich selbst habe nicht die Auffassung von einem Brotgeber oder von einem Arbeitgeber. Entweder gehören wir zusammen, und ihr seid nicht meine Arbeitnehmer, sondern dann sind wir eine Gemeinschaft, und ich bin euer Mitarbeiter, und ihr seid die meinen.“

So einfallsreich wie im sozialen Bereich ist der Verleger auch im Marketing: 1955 kauft Franz Burda eine amerikanische Piper PA-18-Super-Cub-Propellermaschine und legt damit den Grundstein für die Burda-Flugstaffel. Vier Piper-Maschinen fliegen in den Folgejahren mit bis zu 60 Meter langen Werbebannern über Deutschland und Österreich, um auf Burda-Zeitschriften aufmerksam zu machen. 1958 landen die Burda-Flugzeuge in einer spektakulären Aktion auf der Zugspitze. Bis ihr Betrieb Ende 1973 eingestellt wird, nimmt die Staffel auch an Flugshows teil, leistet Hilfe bei Lawinenunglücken, transportiert Medikamente, befördert Prominente, die es eilig haben, und Kinder, die bei „Bild+Funk“-Preisausschreiben gewonnen haben.

1949 Gründung der Bundesrepublik Deutschland

Aenne Burda gründet Burda Moden


Newsticker Aenne Burda übernimmt Schnittmusterverlag in Lahr und gründet „Burda Moden“


Am 28. Dezember 1948 unterzeichnen Aenne und Franz Burda im Badischen Notariat Offenburg einen Ehevertrag, in dem sie Gütertrennung vereinbaren. Aenne Burda wird alleinige Inhaberin des im Handelsregister eingetragenen Modenverlags Aenne Burda in der ehemaligen „Wirtschaft zum Bädle“ Lahr. Auf dem Verlag mit 48 Mitarbeitern, den Franz Burda 1947 gründete und der bis dato von seiner Geliebten Elfriede Breuer geführt wurde, lasten 200.000 Mark Schulden.

 

1945 – 1949 Alliierte Besatzung

Schulbücher für die französische Besatzungszone und erste Zeitschriften


Newsticker 1945 Druckerei Burda wird beschlagnahmt +++ Franz Burda wird verhaftet +++ Druck von Schulbüchern und Briefmarken für die französische Besatzungszone +++ 1948 Die erste Ausgabe von „Das Ufer“, später Bunte, erscheint +++ 1949 Die „Sürag“ erscheint wieder +++ Lizenz für die Zeitschrift Das Haus


Am 15. April 1945 ist der Krieg in Offenburg zu Ende. Umgehend wird die Druckerei Burda vom französischen Militär beschlagnahmt, und Franz Burda muss offenlegen, was von seinem Betriebsvermögen noch vorhanden ist: Im Winzerkeller des kleinen Weinorts Zell-Weierbach bei Offenburg lagern sechs Linotype-Setzmaschinen, eine Tiefdruckrotation, vier Tiefdruckbogenmaschinen, zwei Buchdruck-Schnellpressen, Zusammentrag- und Heftmaschinen sowie Dreischneider. Zudem verfügt die Druckerei über ein großes Papierlager, Farbe und Benzinlösungsmittel, das Burda in einem Schwarzwaldtal vergraben hat. In Lahr-Dinglingen, 25 Kilometer von Offenburg entfernt, haben die Mannheimer Rotationsmaschinen den Krieg unversehrt überstanden. Die Druckerei selbst ist bei einem Luftangriff komplett zerstört worden. Doch es dauert nicht lange, bis die Amerikaner, in deren Zone Mannheim liegt, die „Arisierung“ der Druckerei Gebrüder Bauer mit dem Kauf durch Franz Burda an die französischen Kollegen in Offenburg melden. Burda kommt in Haft, wird aber nach der Fürsprache von Berthold Reiss, dem ehemaligen jüdischen Druckereibesitzer, wieder freigelassen. Er darf wieder drucken – wenn auch als Befehlsempfänger der Franzosen. Seine erste Aufgabe ist ein Kartenwerk Frankreichs im Maßstab 1:50.000 für den Service Géographique.

Im September erhält Burda Besuch von dem Schweizer Verleger Bruno Grimm, Sohn des sozialdemokratischen Politikers Robert Grimm. Die Militärregierung hat ihn verpflichtet, sich um die Herausgabe neuer Schulbücher in der französischen Besatzungszone zu kümmern. Bruno Grimm besichtigt die Druckerei und beauftragt Burda, Schulbücher und Unterrichtsmaterial fürs Erste nach Schweizer Vorlagen zu drucken. 1947 ordnet General Raymond Schmittlein, Generaldirektor der Direction de L’Éducation Publique in Baden-Baden, an, neue deutsche Schulfibeln zu entwickeln. Jetzt drucken 300 Burda-Mitarbeiter in Offenburg und Lahr in drei Schichten Millionen von Lese- und Rechenbücher und Deutsche Klassiker-Bändchen. Herausgeber ist der von Schmittlein gegründete Lehrmittel-Verlag Offenburg Mainz.

Kurz vor der Währungsreform wird Franz Burda von General Marie-Pierre Koenig, Oberbefehlshaber der französischen Besatzungstruppen, nach Baden-Baden einbestellt. Burda soll perforierte, gummierte Briefmarken drucken. Es gelingt ihm, eine ausgebrannte Perforiermaschine instand zu setzen, und ein Vierteljahr später druckt er die ersten Briefmarken-Serien „Saargebiet“, „Rheinland-Pfalz“, „Baden“ und „Württemberg“. Noch bis zum Ende der Produktion von Freimarken im Jahr 1949 gibt es bei der Firma Burda eine fest installierte Außenstelle des DPZ (Deutsches Postzentralamt in der Französischen Zone).

Bereits 1945 hat sich Franz Burda um Zeitschriften-Lizenzen beworben, doch er darf noch keine eigenen Blätter publizieren. Er druckt im Auftrag der Franzosen die Soldatenzeitung Revue d’Information und ab 1948 „Das Ufer“, eine Bildgazette aus der Feder von General Schmittlein, die Burda später übernehmen und in Bunte umbenennen wird. 1949 erhält er die Lizenz für Das Haus; im gleichen Jahr darf auch die Rundfunkzeitschrift „Sürag“, später „Bild + Funk“, wieder erscheinen.

1939 – 1945 Zweiter Weltkrieg

Erster mehrfarbiger Kartentiefdruck


Newsticker 1940 Geburt von Sohn Hubert +++ 1941 Die „Sürag“ wird eingestellt +++ 1942 Druck von Generalstabskarten +++ 1943 Burda druckt erste mehrfarbige Luftbildpläne


Als sogenannter „Weißer Jahrgang“ muss Franz Burda nicht an die Front, doch er bangt um seine Existenz. Nachdem das Propaganda-Ministerium den Befehl zur Einstellung aller Rundfunkzeitschriften erteilt hat, bedeutet das 1941 das vorläufige Ende für die „Sürag“. Burda kooperiert und druckt die Monatszeitschrift „Die deutsche Arbeitsfront“ für den Einheitsverband der Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Hinzu kommen Druckaufträge der Berliner Papiergroßhandlung Buhrbanck für Millionen von Feldpostkurzbriefen und umschlaglosen Faltbriefen. Beim Chef der Heeresplanungskammer empfiehlt er sich für den Druck von Generalstabskarten und erhält einen Probeauftrag. Er soll eine Karte mit der Bezeichnung Nordafrika NG 32 fertigen, die im Maßstab von 1:200.000 einen Gebietsstreifen der Sahara zeigt. Seine Arbeit überzeugt, so dass die Kartographische Anstalt Dr. Franz Burda 1942 offiziell mit dem Druck aller Generalstabskarten für Erwin Rommels Afrikafeldzug beauftragt wird. Ein Jahr später folgt der Auftrag für Luftbildpläne nach Fotografien, die in 7.000 Metern Höhe aufgenommen wurden. Vier Wochen später legt Franz Burda mit dem Blatt Tscherkassy den weltweit ersten, mehrfarbigen und im Tiefdruck gefertigten Luftbildplan vor. Das gilt als drucktechnische Sensation.

1933 – 1939 Machtergreifung durch die Nationalsozialisten

Die Druckerei Burda stellt auf Tiefdruck um und kauft die Druckerei Gebrüder Bauer in Mannheim


Newsticker 1935 Burda investiert in ein modernes Druckerei- und Verlagsgebäude +++ Der 100. Mitarbeiter im Betrieb wird eingestellt +++ Das Unternehmen stellt auf Tiefdruck um +++ 1936 Geburt von Sohn Frieder +++ Burda beschäftigt 130 Mitarbeiter +++ Kauf der Druckerei „Gebrüder Bauer“ in Mannheim +++ Burda beschäftigt 600 Mitarbeiter


1935 verdient Franz Burda seine erste Million und investiert sofort in einen Neubau. In der Hauptstraße 13 in Offenburg errichtet er ein großes, modernes Druckerei- und Verlagsgebäude mit einer Länge von vierzig Metern und einer Tiefe von 15 Metern. Und es gibt ein weiteres Ereignis, das für die Zukunft des Unternehmens Burda wegweisend sein soll und das Jahr 1935 zu einem Meilenstein in der Firmengeschichte werden lässt. Franz Burda sieht beim Scherl-Verlag in Berlin erstmals eine Rotations-Tiefdruckmaschine:

„Hier sah ich einen Traum realisiert, der mir oft vorgeschwebt hatte. Dieses neue, revolutionäre Tiefdruck-Verfahren sollte von unschlagbarer Bedeutung für meine Zukunft werden. Ich war wie gebannt von dem, was ich sah: Geschwindigkeiten von 8.000 bis 9.000 Stück in der Stunde, auf zwei Seiten gedruckt und dies alles in einer Druckqualität, die für mich einfach umwerfend war.“

Für 150.000 Mark bestellt Franz Burda das neue Druck-Wunderwerk. Um die Maschine auszulasten, ist er auf Fremdaufträge angewiesen. Mit den Versandkatalogen für Wenz und Schöpflin sowie dem Haus- und Sparkalender des Deutschen Sparkassen-Verlags in Berlin akquiriert er potente Kunden. 1937 beschäftigt er in Fotografie, Retusche, Montage, Kopie, Ätzerei, Druckerei und Buchbinderei 130 Mitarbeiter. Nachdem Franz Burda bereits 1934 in das Nationalsozialistische Kraftfahrerkorps (NSK) eingetreten ist, wird er am 1. Oktober 1938 Mitglied der NSDAP. Im Juli 1938 erhält Franz Burda Besuch von Max Kahn, Inhaber der Süddeutschen Papiermanufaktur in Mannheim und ein guter alter Freund seines verstorbenen Vaters.

„Er klagte, dass die Nazis die Juden zur Aufgabe ihrer Geschäfte zwingen würden und dass er glatt vor dem Ruin stehe. Seine Freunde, die Herren Reiss, Inhaber der Firma Gebrüder Bauer Mannheim, haben ihn gebeten, mit mir darüber zu reden, ob ich nicht bereit wäre, ihren Betrieb zu "arisieren". Ich sagte Herrn Kahn, dass ich keine große Lust dazu hätte. Er bat mich inständig, sich seiner Freunde anzunehmen, die sich augenblicklich in einer verzweifelten Lage befinden würden … Wenige Tage später traf ich mich mit ihm in Mannheim und wir besuchten gemeinsam die Herren Reiss in ihren Geschäftsräumen Akademiestr. 12 …. Schon bei meiner ersten Verhandlung brachte ich Herrn Reiss gegenüber zum Ausdruck, dass ich den Betrieb nicht kaufen könne, weil ich soviel flüssige Mittel nicht besitze. Mein Betrieb selbst sei im Aufbau und ich kann derartige Summen, die mit 750.000 bis eine Million Reichsmark beziffert wurden, nicht flüssig machen. Man bat mich, einen Teilhaber zu suchen … 14 Tage nach dem genannten ersten Zusammentreffen suchte ich Herrn Fritz (Südwestdruck Karlsruhe) auf und frug ihn, ob er bereit wäre, in Mannheim bei Gebrüder Bauer mitzumachen, worauf er mir zur Antwort gab, nur unter der Voraussetzung, dass wir uns beide 1:1 beteiligen und dass ich die Geschäftsführung übernehmen soll. Wenige Tage später fuhren wir nach Mannheim und kamen mündlich zu einem Vertragsabschluss.“

Am 1. September 1938 leisten Franz Burda und Karl Fritz den drei Gesellschaftern Berthold, Ludwig und Karl Reiss eine erste Zahlung in Höhe von 375.000 RM; insgesamt bezahlen sie 625.000 RM für die Übernahme. Burda zieht mit Frau und Kindern nach Heidelberg, um sich persönlich um die Geschäfte der Großdruckerei zu kümmern. Das Chefbüro teilt er sich bis Kriegsausbruch mit Berthold Reiss. Der jüdische Berthold Reiss und seine Frau, die Schauspielerin Maria Petri, überleben die Naziherrschaft in Heidelberg, ihr einziger Sohn Hans emigriert nach Irland.

  Auszug aus einem Interview mit Hans Reiss (1922 – 2020) im Jahr 2009

1918 – 1933 Weimarer Republik

Franz Burda II. publiziert das erste eigene Verlagsobjekt und übernimmt die Druckerei seines Vaters


Newsticker 1923 Franz Burda II. arbeitet in der Druckerei seines Vaters +++ 1927 Mit der Rundfunkzeitschrift „Sürag“ erscheint das erste eigene Verlagsobjekt +++ 1928 Franz Burda II. promoviert über die Entwicklung der badischen Produktenbörsen +++ 1929 Franz Burda II. legt die Gesellenprüfung als Buchdrucker ab +++ Franz Burda I. stirbt und Franz Burda II. übernimmt die Druckerei mit 1 Gesellen und 1 Lehrling +++ 1930 Franz Burda II. absolviert Meisterprüfung im Buchdruckerhandwerk +++ 1931 Hochzeit von Franz Burda und Anna Magdalene Lemminger +++ 1932 Geburt von Franz Burda III. +++ Burda beschäftigt 13 Mitarbeiter +++ Die „Sürag“ erreicht eine Auflage von 100.000 Exemplaren


Nach dem Abitur beginnt Franz Burda II. 1921 eine kaufmännische Lehre bei dem Süddeutschen Handels-, Kommissions- und Agenturgeschäft in Offenburg und besucht parallel Abendkurse in Rechts- und Staatswissenschaften an der Freiburger Universität. Er setzt sein Studium in Wien, München und Erlangen fort und legt 1927 sein Staatsexamen als Diplom-Volkswirt ab. Während seines Studiums arbeitet er in der väterlichen Druckerei und veröffentlicht Im Januar 1927 erstmals die Rundfunkzeitschrift Sürag. Vier Jahre zuvor ist der regelmäßige Rundfunkbetrieb in Deutschland gestartet und mit ihm die Publikation erster Radiozeitschriften. Doch Franz Burda schafft mit seiner „Sürag“, Abkürzung für Süddeutsche Rundfunk AG, einen neuen Typ von Rundfunk-Illustrierter. Neben dem ausführlichen Radioprogramm bietet sie programmbezogene Beiträge und einen ausführlichen Unterhaltungsteil. Das Blatt erscheint anfangs in einer wöchentlichen Auflage von 3.000 Exemplaren, doch Franz Burda wittert seine Chance. Er beobachtet, dass Radiogeschäfte aufgrund der steigenden Nachfrage nach Empfängern einen Boom erleben. 1931 kommt ihm die Idee: „Klappere alle Radiohändler ab, drücke ihnen genügend Werbematerial in die Hand und garantiere ihnen zwei Mark für jedes Abonnement, das sie gleichzeitig mit dem Verkauf eines Rundfunkapparates abschließen.“ Der Plan geht auf. Ende 1931 erreicht die Sürag eine wöchentliche Auflage von 53.000 Exemplaren und umfasst wöchentlich 24 Seiten. Täglich flattern Bestellkarten ins Haus, und der Jungverleger kann mit monatlich mindestens 50.000 Mark Bezugsgebühren rechnen. Ende 1933 ist die Auflage auf 100.000 Exemplare gestiegen.

„Für mich stand, als ich das Geschäft meines Vaters übernahm, von vornherein fest, dass eine Druckerei nur dann floriert, wenn sie über ein Polster von guten, konstanten Druckaufträgen verfügen kann. Bis zum Jahr 1929 bemühte ich mich selbst darum, Druckaufträge aus Offenburg und Umgebung einzuholen. So sehr ich mich auch abrackerte, es reichte gerade dazu, den Betrieb am Leben zu erhalten. Die ganze Zeit, während ich mir die Absätze auf der Suche nach neuen Aufträgen krumm lief, lag ich buchstäblich auf der Lauer, endlich eine Chance zu finden, die erste Sprosse des Aufstiegs in den Griff zu kriegen und aus der Enge der kleinen Quetsche herauszukommen. Die Chance kam, und zum ersten Mal schlug bei mir das Pendel des richtigen Gespürs wahrnehmbar aus, als ich meinen kleinen, schwarzen Detekor-Apparat einschaltete. Urplötzlich kam mir der Gedanke, wie man mit dem neuen Medium, dem Rundfunk, eine breitere Resonanz beim Publikum verschaffen könnte und ebenso blitzartig kam mir die Idee: Wie wäre es mit einer Radiozeitung, in der die Leser das komplette Sendeprogramm vorfinden? Ein Titel fiel mir auch sogleich ein. Ich nannte die vorerst nur in meiner Fantasie existierende Zeitung ‘Sürag’, eine Abkürzung von ‘Süddeutsche Radiozeitung’.“

Neben seiner erfolgreichen verlegerischen Tätigkeit promoviert Franz Burda und legt die Gesellen- und die Meisterprüfung als Buchdrucker ab. Er heiratet 1931 die Offenburger Lokomotivführertochter Anna Magdalene Lemminger und wird ein Jahr später erstmals Vater. 1933 ist Franz Burda 30 Jahre alt und hat bereits viel erreicht. Er plant, zu expandieren.

1871 – 1918 Deutsches Kaiserreich

Die Gründung von Franz Burda Druck & Verlag


Newsticker 1903 Franz Burda I. publiziert „Philippsburger Zeitung“ +++ 24. Februar 1903 Geburt von Franz Burda II. +++ 1908 Gründung der ersten Burda-Druckerei in Offenburg +++ 28. Juli 1909 Geburt von Anna Magdalene Lemminger (Aenne Burda) +++ 1916 Umzug der Druckerei in das Hinterhaus der Metzgerei Burg, Offenburg


Franz Burda I., Sohn eines ostböhmischen Hutwalkers, wird am 31. Dezember 1873 in Offenburg geboren. Der Vater stirbt früh und Franz beginnt mit 14 Jahren eine Druckerlehre. 1891 legt er seine Gesellenprüfung ab und arbeitet sieben Jahre lang als Schweizerdegen, sprich Drucker und Setzer. Mit 25 Jahren verlässt er Offenburg und heuert in der Druckerei von Otto Pröttel in Philippsburg an. Als dieser drei Jahre später stirbt, heiratet Franz Burda dessen Witwe Karoline Pröttel und wird Druckereibesitzer. Ab 1903 firmiert die Philippsburger Zeitung unter Druck und Verlag Franz Burda. Doch die Geschäfte gehen schlecht. 1907 ist Burda pleite. Der 24-Jährige sieht in Philippsburg keine Perspektive mehr und beschließt 1908, sein Glück erneut in Offenburg zu suchen. Im Hintergebäude des Hauses Gerberstraße 16 eröffnet er auf vier mal acht Metern seine erste Druckerei in Offenburg. Als Startkapital dienen seine zwei Philippsburger Maschinen, eine Tiegeldruckpresse und die 1897 gekaufte Schnellpresse von Koenig & Bauer. Als Kleinunternehmer und Vorstand einer großen Familie mit neun Kindern steckt Franz Burda I. ständig in finanziellen Schwierigkeiten, die seiner Lebensfreude aber keinen Abbruch tun. Humor und Musik sind sein bestes Rezept.

„Selbst der immer fröhliche Franz Burda kommt nicht um die Feststellung herum, dass die Geschäfte ausgesprochen schlecht gehen. Philippsburg ist nicht der Platz, einer kleinen Druckerei ausreichende Existenzmöglichkeiten zu bieten. Wohl erscheint zweimal in der Woche ein lokales Mitteilungsblatt mit vier Seiten Umfang, das in der Hauptsache amtliche Nachrichten bringt, aber für sonstige Druckaufträge besteht kein Bedarf. Das kleine Städtchen hat damals noch nicht einmal elektrischen Strom, und das Schwungrad der Druckmaschine muss von Hand betätigt werden. Abwechselnd lösen sich Mutter Josefine und mein Vater bei der Anlegung des Papiers und bei der Einstellung der Druck- und Farbwalzen ab.“