Geschichte – Hohenfinow

Geschichte

Verweis auf die Chronik „Ein märkischer Rittersitz, Band 1, Orts- und Familiengeschichte von Hohenfinow und Tornow“ von Siegfried Passow, 1907  http://www.digi-hub.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:kobv:11-D-2913800

und   Urkunden und Dokumente dazu „Ein märkischer Rittersitz, Band 2“ http://www.digi-hub.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:kobv:11-D-2916915

Hohenfinow ist aus einem kleinen spätslawischen Siedlungsgebiet entstanden. Es gab mehrere Wohnplätze in den kurzen wasserführenden Tälern, die den Rand des Barnimplateaus zum Finowtal hinunter zerschneiden.

Das Gebiet war dünn besiedelt vom slawischen Stamm der Ukranen. Diese wurden seit dem 12. Jahrhundert auf Grund ihrer schwach ausgeprägten Stammesgewalt zum Expansionsziel mächtiger Nachbarn. So stießen auch die askanischen Markgrafen von Brandenburg ostwärts entlang der Finow vor. Die Finowlinie wurde mit Burgen befestigt. Nach Oderberg (um 1213) folgte Hohenfinow. Die Verteidigungsfunktion dieser Burgen war jedoch nur von kurzer Dauer. Sie währte lediglich bis in das Jahr 1230.

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An der Nordspitze des Schloßbergs bei Amalienhof, heute ein Ortsteil von Falkenberg, finden wir ein kleines rechteckiges Plateau, abgegrenzt durch einen etwa 3 m tiefen Graben. Eine am Rand wallartig erhöhte Terrasse zieht sich um das Plateau. Obwohl nicht bewiesen, nimmt man an, daß es sich hierbei möglicherweise um einen slawischen Burgwall handelt, der später mit der urkundlich erwähnten Burg Hohenfinow überbaut worden ist. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die Feste, die hoghe Vinow, aufgegeben und zerfiel. Bis dahin gehörten zum Burglehen u. a. die beiden Städtchen Hohenfinow und Niederfinow.

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Zu Beginn des 15. Jahrhunderts war dieser Besitz zerfallen. Die Familie von Sparr aus dem benachbarten Tornow erwarb 1408 das Städtchen Hohenfinow und behielt es bis 1607. Wegen Überschuldung wechselte das Gut danach mehrfach den Eigentümer. General von Börstel, seit 1668 Eigentümer, begann mit dem Schlossbau in Hohenfinow und ließ einen barocken Park anlegen. Die Dorfaue wurde mit Walnußbäumen bepflanzt, der Tabak- und Obstanbau eingeführt, die Landwirtschaft entwickelt, so dass der Taxwert von Hohenfinow sich mehr als verzehnfachen konnte. Über den Freiherrn Franziskus Matthäus von Vernezobre, der Hohenfinow Anfang des 18. Jahrhunderts erwarb, gelangte das Gut Mitte des 19. Jahrhunderts an die Familie von Bethmann Hollweg. Er entwickelte den mittlerweile 8900 Morgen umfassenden Besitz nach dem Vorbild des ostelbischen Junkertums zu einem landwirtschaftlichen Großbetrieb mit kapitalistischen Zügen. Traditionelle landwirtschaftliche Produktion, betrieben auf großen Schlägen, wurde ergänzt durch eine Brennerei, eine Dampfschneidemühle, eine Ziegelei u. a. m. 1909 wurde Theobald von Bethmann Hollweg, ein Jugendfreund Wilhelms II., Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident. Vielfach hat er seine Regierungsgeschäfte auch von seiner Hohenfinower Besitzung aus geführt.

Alte Briefverschlussmarke aus Papier, welche seit ca. 1850 von Behoerden, Anwaelten, Notaren und Firmen zum verschliessen der Post verwendet wurde.
Alte Briefverschlussmarke aus Papier, welche seit ca. 1850 von Behoerden, Anwaelten, Notaren und Firmen zum verschliessen der Post verwendet wurde.

Die landwirtschaftliche Produktion blieb auch nach 1945 wichtigster Arbeitgeber in Hohenfinow. 1945 wurden mit der Bodenreform in der ehemaligen DDR auch die Bethmann Hollwegschen Besitzungen aufgeteilt. Mit der “sozialistischen Umgestaltung” (Kollektivierung) der Landwirtschaft kam es zur Gründung einer LPG, die darüberhinaus auch die wenigen, nicht von der Bodenreform betroffenen, Bauernstellen mitbewirtschaften konnte. Die übrigen Flächen wurden bewirtschaftet durch das Volkseigene Gut Hohenfinow. Daneben gab es in Hohenfinow Struwenberg (Ortsteil) eine PGH Tischlerhandwerk und eine PGH Schädlingsbekämpfung sowie eine Versuchsstation des Instituts für Pflanzenschutzforschung Kleinmachnow.

Die Anlage des Dorfes Hohenfinow ist sehr eindrucksvoll. Ein von vier Baumreihen bestandener Anger führt ausgehend vom ehemaligen Schloss hin zur Kirche. Dieser Angerbereich wird umschlossen von einer Bachgabelung. Die offene Südseite findet ihren Abschluß mit der ebenfalls im Angerbereich höher gelegenen Dorfkirche und dem daran anschließenden Gebäudeensemble. Die Kirche selbst, als ursprünglich dreischiffige Pfeilerbasilika mit Westturm, Chor und halbkreisförmiger Apsis in Feldsteinmauerwerk, schon vor 1250 errichtet, hat, u. a. auch durch Einwirkungen aus dem Dreißigjährigen Krieg hervorgerufen, mehrmalige Umbauten erfahren.

Hohenfinow zählt zu den 10 historischen Dorfkernen Brandenburgs.