Rödermark: Corona-Defizite aufarbeiten
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Rödermark: Corona-Defizite aufarbeiten

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Nach neun Jahren an der Spitze des Netzwerks für Flüchtlinge in Rödermark will Brigitte Speidel-Frey (rechts) den Vorsitz abgeben. Sie verkündete den schon länger geplanten Rückzug beim Neujahrsempfang.
Nach neun Jahren an der Spitze des Netzwerks für Flüchtlinge in Rödermark will Brigitte Speidel-Frey (rechts) den Vorsitz abgeben. Sie verkündete den schon länger geplanten Rückzug beim Neujahrsempfang. © privat

Das Jahr 2022 brachte dem Netzwerk für Flüchtlinge in Rödermark (NfR) alte Normalität und neue Herausforderungen. „In der Pandemie ist viel kaputtgegangen. Das müssen wir wieder aufbauen“, sagte die Vorsitzende Brigitte Speidel-Frey beim Neujahrsempfang in Urberach. 43 Ehrenamtliche aus dem Verein sowie Bürgermeister Jörg Rotter und Markus Wehner, der bei der Stadt für die Unterbringung von Geflüchteten verantwortlich ist, vernahmen nun auch offiziell, was Brigitte Speidel-Frey schon angekündigt hat: Sie zieht sich aus dem Vorstand zurück, der im März neu gewählt wird.

Rödermark - Speidel-Frey berichtete, was seit einem Strategietreffen im März 2022 passiert war und welche Vorhaben und Veränderungen 2023 anstehen. Viele der vor zehn Monaten beschlossenen kurzfristigen Projekte hätten stattgefunden – zum Beispiel ein Fahrradkurs für Frauen. Bei den mittelfristigen Projekten gab zum Teil unerwartete neue Angebote, die aus den Kreisen der Flüchtlinge kamen. So hat sich das Nähcafé unter der Leiterin Sholeh Niromand nicht nur etabliert, sondern seine Öffnungszeiten ausgebaut. Farzaneh Tamannah organisierte einen Deutschkurs für Iranerinnen, die schon einige Jahre in Rödermark leben, aber wegen der Familienbelastung bisher keinen Deutschkurs besucht haben. Das lange verwaiste Spielzimmer in der Gemeinschaftsunterkunft Maybachstraße wird zur Freude der Kinder endlich wieder genutzt. Zehn Lehrer geben mittlerweile Nachhilfe für Grundschulkinder und Fünftklässler. Zum Team gehören eine iranische Mathelehrerin und ihre begabte Tochter sowie eine weitere Schülerin.

Die Vorsitzende betonte, „welch wunderbare Entwicklung diese Eigeninitiativen sind“ und freut sich auf weitere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Kontakt ist über die Homepage www.netzwerk-fluechtlinge-roedermark.de möglich.

Die Kinder sind"s, die dem Netzwerk die größten Sorgen machen. Während der Corona-Pandemie durften ihre Helfer die Unterkünfte nicht betreten, und Online-Unterricht war wegen schlechter Internetverbindungen kaum möglich. Diese Defizite müssen jetzt Stück für Stück wieder aufgearbeitet werden.

Das NfR betreut derzeit rund 300 Menschen aus Afghanistan, dem Iran, Eritrea oder Syrien. Sie alle befinden sich noch im Asylverfahren. Die rund 350 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die überwiegend im Parkhotel und zum Teil bei Familien leben, waren von Anfang an anerkannt und werden von der Caritas betreut. Beim NfR sind also außen vor.

Brigitte Speidel-Frey räumt ein, dass das Unruhe unter ihr klassisches Klientel gebracht hat: „Wir mussten den Leuten die Zusammenhänge ausführlich erklären.“

Brigitte Speidel-Frey gibt den Vorsitz aus privaten Gründen ab. Einer davon sei das Alter. Ihre 75 Jahre zieht man der Noch-Chefin aber kein bisschen an. Seit Oktober arbeitet eine Strategiegruppe daran, wie die Aufgaben verteilt werden und welche Ideen für Neues oder auch für nicht mehr Nötiges entwickelt werden können. Auch spielt das Thema Digitalisierung dabei eine wesentliche Rolle. (Michael Löw)

Fahrradfahren ist für Frauen nicht nur Mobilität, sondern ein Stück Freiheit. Das Team um Frithjof Decker brachte 2022 knapp 350 Fahrräder in Schuss.
Fahrradfahren ist für Frauen nicht nur Mobilität, sondern ein Stück Freiheit. Das Team um Frithjof Decker brachte 2022 knapp 350 Fahrräder in Schuss. © Ziesecke

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