Herbert Wehner wurde am 11.7.1906 als Sohn eines Schuhmachers in Dresden geboren. Sein Vater war SPD-Mitglied und Wehner trat früh in die Sozialistische Arbeiterjugend SAJ ein, die er jedoch 1923 für radikalere Ideen verließ.

 

1926 verlor er wegen dieser Aktivitäten seine Anstellung als Kontorist und trat 1927 in die KPD ein. Nach unterschiedlichen Parteifunktionen war er 1930 stellvertretender Sekretär in Sachsen und Landtagsabgeordneter der KPD und schließlich Mitglied des Zentralkomitees und technischer Sekretär des Vorsitzenden der KPD, Ernst Thälmann.

 

Ab 1933 arbeitete er in der Illegalität und in Westeuropa und ging schließlich als Mitglied des Zentralkomitees der Exil-KPD nach Moskau. Bei einer Mission 1941 im neutralen Schweden vollzog er den Bruch mit dem Kommunismus und arbeitete nach zweijähriger Haft bis 1946 in Schweden.

 

Nach Deutschland zurückgekehrt engagierte er sich in der Hamburger SPD und zählte schnell zu den engeren Mitstreitern von Kurt Schumacher. Von 1949 bis 1983 gehörte er dem Deutschen Bundestag an und leitete von 1949 - 1966 den Ausschuss für Gesamtdeutsche Fragen. Den Problemen des geteilten Deutschland bis hin zu persönlichen Einzelfragen galt sein unermüdlicher Einsatz. Er selbst war in jungen Jahren journalistisch tätig gewesen und leitete nun als stellvertretender Parteivorsitzender die Pressearbeit der SPD.

 

Nachdem die Ergebnisse der beiden Bundestagswahlen 1961 und 1965 nicht zum Regierungswechsel geführt hatten, wurde Wehner 1966 der Baumeister der großen Koalition, um die Regierungsfähigkeit der SPD zu beweisen. Wehner wurde Minister für Gesamtdeutsche Fragen und bereitete eine neue Politik gegenüber der DDR vor.

 

Dennoch übernahm er 1969 von Helmut Schmidt den Fraktionsvorsitz, den er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Bundestag 1983 innehatte. Seine Amtszeit war prägend für die Fraktion. Er setzte all seine Fähigkeiten dafür ein, die nötige parlamentarische Unterstützung für die sozialdemokratischen Regierungen mit einem schwierigen liberalen Koalitionspartner in der SPD-Bundestagsfraktion durchzusetzen.

 

Besonders der Erfolg der Ostpolitik Willy Brandts und der Grundlagenvertrag mit der DDR waren Wehners Verdienst. Im Zusammenhang mit sich verstärkenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten hatte die SPD zunehmend um den Erhalt ihrer Regierungsfähigkeit zu kämpfen. Angesichts dieser Situation hatte Wehner wenig Verständnis für das linke Engagement der Jüngeren in der SPD und für die beginnende ökologische Bewegung, die die interne Durchsetzung von Regierungsentscheidungen zusätzlich erschwerte und seinem Verständnis von Parteiloyalität widersprachen.

 

Als die SPD 1982 die Regierung verlor, hat Wehner genau vorhergesagt, wie lange dies dauern werde. Herbert Wehner starb am 19.1.1990 in Bonn-Bad Godesberg.