Im KURIER-Interview
Henning Baum: Ich habe in mir Dinge, die noch roh und unbehauen sind
Henning Baum spricht im Interview mit dem Berliner KURIER über die Gefahren seines Jobs als Schauspieler und warum er in Deutschland als der männlichste Prominente gilt.
Übermenschlich stark und agil, so stellt man sich Marvel-Held Wolverine nicht nur vor, so hört er sich neuerdings auch an. Der Vielfraß mit den langen Klauen ist der perfekte Charakter für Henning Baum (51), der Wolverine jetzt in der Podcast-Serie „Marvel’s Wastelanders: Wolverine“ von Audible seine Stimme leiht. Wie ernst der Schauspieler die Vorbereitung für die Rolle nahm und wie gefährlich sein Beruf manchmal sein kann, erzählt uns Henning Baum im Interview.
So machte sich Henning Baum nach seinem Unfall wieder fit
Herr Baum, welche Verbindung haben Sie zu Marvel?
Ich kenne Marvel schon aus meiner Kindheit. Damals gab es aber nur die Comics, soweit ich weiß. Ich fand zum Beispiel Hulk ganz toll. Auch deswegen, weil er so eine zerrissene Persönlichkeit hat. Das ist aus psychologischer Sicht ganz interessant. Bruce Banner verändert sich zum Monster hin, wenn er sich dem Zorn hingibt. Das ist eine Metapher, die sich auch auf uns Menschen übertragen lässt. Wir verwandeln uns zwar nicht in einen Hulk, aber wenn wir zornig sind, nimmt etwas von uns Besitz, eine andere Energie. Die Komplexität der Marvel-Figuren ist etwas Besonderes und macht die Charaktere interessant. Das trifft auch auf Wolverine zu, der ebenfalls eine komplexe Persönlichkeit ist und seit seiner Existenz damit kämpft, seine Wutanfälle und Aggressionen in den Griff zu bekommen. Dieser zwiespältige Charakter hat mich besonders gereizt.
In den Filmen wird Wolverine seit vielen Jahren von Hugh Jackman verkörpert. Denken Sie, dass sie schauspielerisch und körperlich mit ihm mithalten können?
Hugh Jackman ist für mich ein ganz toller Kollege, der Wolverine sehr beeindruckend zum Leben erweckt hat. Ich bin ja ein ähnlicher Körpertyp wie Hugh Jackman. Das soll jetzt nicht überheblich klingen, aber ich denke schon, dass ich mich ohne weiteres neben Hugh Jackman stellen könnte, ohne dass ich da jetzt eine schlechtere Figur mache. (lacht) Und das ist mir auch wichtig. Obwohl ich nicht zu sehen bin, sondern die Rolle nur spreche, spielt der Körper eine entscheidende Rolle, den ich in die Geschichte mit einfließen lasse. Ein bestimmtes Level an Fitness habe ich zwar immer, aber ich habe das Training vor den Tonaufnahmen noch mal intensiviert. Ich muss mich auch körperlich in den Wolverine verwandeln können. Diese Elastizität, die Schnelligkeit, die Kraft und die Aggressivität im Körper muss ich herstellen können, damit ich ihn glaubwürdig rüberbringen kann. Das Drehbuch zur Audible-Original-Podcast-Serie basiert aber auf den gleichnamigen Comics „Marvel’s Wastlanders“ und steht nicht in Zusammenhang mit den Verfilmungen. Der Podcast spielt in seiner eigenen, einzigartigen Welt.
Sie haben sich im vergangenen Jahr bei der Show „Stars in der Manege“ verletzt und sich einen Bizepssehnenriss zugezogen. Wie geht es Ihnen aktuell?
Ich wurde drei Tage, nachdem ich mich verletzt habe, operiert. Natürlich durfte ich den Bizeps in der Zeit danach nicht belasten. In den vergangenen Wochen habe ich mich intensiv mit der Frage beschäftigt: Wie muss ich jetzt trainieren, damit ich meine Form nicht verliere? Ich musste mir Übungen überlegen, die meinen Körper um den Bizeps herum trainieren. Ich durfte keine Hanteln in die Hand nehmen, deshalb habe ich alle Übungen mit dem eigenen Körper gemacht. Mittlerweile kann ich langsam wieder anfangen, den Bizeps zu belasten. Alle anderen Körperteile, Schulter, Rücken, Beine, vor allem der Rumpf, sind sehr gut erhalten geblieben. Jetzt mache ich sogar einarmige Liegestütze, das brauchte ich ja früher nicht machen.
Darüber hinaus habe ich mich darüber informiert, wie ich mich ernähren muss, damit das Krafttraining und der Heilungsprozess optimal unterstützt werden. Man kann Heilungsprozesse durch die richtige Ernährung fördern und beeinflussen. Ich möchte den Menschen Mut machen und ihnen sagen, dass es nach solch einer Verletzung Mittel und Wege gibt, sich wieder in eine gute Form zu bringen beziehungsweise gar nicht erst zuzulassen, dass man die gute Form verliert.
Kommt es öfter vor, dass Sie solch körperlichen Einsatz bei einem Dreh zeigen, dass Sie sich verletzen?
Solche Verletzungen wie zuletzt kommen natürlich sehr selten vor. Ein paar blaue Flecken oder auch mal eine Beule nehme ich in Kauf. Ich mache alle Stunts, wenn es geht, selbst – um eine möglichst hohe Authentizität herzustellen. Wichtig ist, dass der Körper warm ist, dann passieren in der Regel auch keine Verletzungen.
Henning Baum hat einen prominenten Fan
Sie wurden im vergangenen Jahr bei einer Umfrage des Playboys für die männlichsten Prominenten auf Platz eins gewählt. Schmeichelt Sie das?
Na ja, ich bin ja jetzt nicht mit Clint Eastwood und Charles Bronson im Rennen gewesen, insofern nehme ich das mal einfach so hin. (lacht) Ich bin 51 und freue mich darüber, aber wer weiß, wie lange ich da noch an erster Stelle stehe.
Ausschlaggebend für die Wahl waren Stärke, Mut und Einfühlsamkeit. Treffen diese Eigenschaften auf Sie zu?
Eigenlob ist nicht mein Ding. Ich würde sagen, bei diesen Eigenschaften kann jeder noch ein bisschen wachsen, ich natürlich auch. Es gibt immer genug Gründe, um an sich zu arbeiten und das sollte auch nicht aufhören. Das ist ein Prozess, der für uns im Allgemeinen wichtig ist. Dass wir unsere Schwächen angehen und dagegen arbeiten. Das ist vielleicht ein bisschen aus der Mode gekommen, oft hört man, man sollte ruhig seine Gefühle rauslassen. Das sehe ich aber nicht so. Ich habe auch in mir Dinge, die noch etwas roh und unbehauen sind.
Sie haben auch einen prominenten Fan, Barbara Schöneberger. In ihrem Podcast sagte sie, sie hätte Sie in der Vergangenheit auf Events „angegraben ohne Ende“. Haben Sie das wahrgenommen?
(lacht) Nein, das hat sie wirklich nie gemacht. Ich freue mich immer, wenn wir uns sehen. Seit ein paar Jahren haben wir das Vergnügen, dass wir uns öfter mal auf Events begegnen. Und ich war auch schon mal bei ihr in der Sendung. Sie ist eine ausgesprochen charmante, kluge und liebenswerte Frau, sie hat Humor und diese Art von Selbstbewusstsein, die den Umgang miteinander sehr erfrischend macht. Ich schätze sie sehr, freue mich über dieses Kompliment und nehme das gerne an.
Die Wahl zum männlichsten Prominenten hat wahrscheinlich auch viel mit ihrer Paraderolle in „Der letzte Bulle“ zu tun. Werden Sie immer noch oft mit der Serie identifiziert?
Einerseits ja, andererseits ist es ja schon zehn Jahre her und ich habe viele andere Sachen in der Zeit gedreht. Aber in der Wahrnehmung des Publikums hat „Der letzte Bulle“ etwas Prägnantes und Wichtiges, woran sich die Menschen immer gerne erinnern. Das freut mich und ich denke auch, dass das so bleiben wird.
Sie waren neben der Schauspielerei auch anderweitig im Einsatz, nämlich für die Doku-Reihe „Einsatz für Henning Baum“ bei der Polizei, der Bundeswehr und dem Rettungsdienst. Sind neue Einsätze für Sie in Planung?
Es sind in der Tat neue Einsätze geplant, aber die darf ich leider noch nicht verraten. Diese Einsätze machen mir große Freude, sie sind gleichzeitig spannend und lehrreich. Es ist keine Sendung, die spaltet, aufregt oder polarisiert, sondern sie weckt eine Neugierde und vielleicht kommt auch eine Erkenntnis zustande. Das würde ich mir jedenfalls wünschen. Ich tauche in eine andere Welt ein, nehme teil an einer Berufsgruppe und mache diese für den Zuschauer erlebbarer. Das hat etwas Verbindendes, wir bauen eine Brücke in unserer Gesellschaft, so empfinde ich das zumindest.
Die neue Staffel der Audible-Original-Podcast-Serie „Marvel’s Wastelanders: Wolverine“ mit Henning Baum und Derya Flechtner in den Hauptrollen feiert am 13. März 2024 Premiere.