Ginge es nach der Stadt Speyer, wäre die Kamera längst von der Grabstelle verschwunden. Sie war auf Wunsch der Witwe Maike Kohl-Richter angebracht worden, um Vandalismus zu verhindern. In den vergangenen Jahren hat es nach Angaben der Stadt jedoch nie irgendwelche Zwischenfälle in diese Richtung gegeben.
Zaun und Kamera sollen weg
Unmittelbar nach der Beisetzung seien die Wünsche von Witwe Maike Kohl-Richter nach einer Videoüberwachung und Umzäunung des Grabs zur Verhinderung von Vandalismus "nachvollziehbar gewesen", sagt eine Sprecherin der Stadt. Nun sei es Zeit, beides abzubauen.
Polizei prüft Lage an Kohl Grab
Die Stadt hat deshalb das Polizeipräsidium Rheinpfalz in Ludwigshafen um eine Einschätzung gebeten: Ist eine Überwachung des Grabs von Helmut Kohl aus Sicht der Polizei noch gerechtfertigt, oder nicht? Wie die Polizei die Lage bewertet - dazu will sich die Stadt noch nicht äußern. Erst soll Maike Kohl-Richter über die Ergebnisse informiert werden. Die Stadt Speyer unterstreicht in diesem Zusammenhang, dass sie nach wie vor an einer einvernehmlichen Lösung interessiert ist.
Ein Gespräch zwischen Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) und Kohl-Richter sei zunächst ohne Ergebnis geendet, teilte die Stadt mit. Weitere Gespräche sollen folgen. Neben Videoüberwachung und Umzäunung soll es dabei auch um das Holzkreuz auf dem Grab gehen. Wie die Stadtverwaltung mitteilte, wünscht sie sich, dass das Grab jetzt in einen endgültigen Zustand mit einem Stein gebracht wird.
"Gab immer noch gern besucht"
Grundsätzlich sei es eine Ehre, dass Kohl als letzte Ruhestätte Speyer gewählt habe, sagt die Sprecherin. Kosten würden nicht anfallen, für die Stadt sei es eher eine "ideelle Verpflichtung", Kohls Vermächtnis weiterzutragen. Kurz nach der Beisetzung sei das Interesse am Grab sehr hoch gewesen. "Das hat naturgemäß abgenommen", so die Stadt-Sprecherin. Doch das Grab werde immer noch von Touristen besucht.
Maike Kohl-Richter sagte im März, mit der Gestaltung vollziehe sie den letzten Willen ihres Mannes. "Zum Grab ist von mir aus öffentlich alles gesagt, was es dazu öffentlich zu sagen gibt", erklärt Kohl-Richter, "und ich will an dieser Stelle nur ergänzen, dass es traurig genug ist, dass in Deutschland jetzt auch noch das Grab meines Mannes zum Gegenstand einer wirklich pietätlosen, öffentlichen Debatte gemacht wird."
Helmut Kohl wurde am 3. April 1930 in Ludwigshafen geboren und starb am 16. Juni 2017 in seinem Haus im Stadtteil Oggersheim. In Mainz trat der promovierte Politologe 1969 das Amt des Ministerpräsidenten an. 1976 wechselte er in die Bundespolitik, von 1982 bis 1998 war er Kanzler.