Ein Lebenswerk und viele Trümmer – Alfons Schuhbeck feiert 75. Geburtstag
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Ein Lebenswerk und viele Trümmer – Alfons Schuhbeck feiert 75. Geburtstag

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Der Starkoch Alfons Schuhbeck 1997 in Waging am See, wo seine Karriere begann.
Der Starkoch Alfons Schuhbeck 1997 in Waging am See, wo seine Karriere begann. © Rolf Hayo/Imago

Starkoch Alfons Schuhbeck wird 75 Jahre alt. Dem rasanten Aufstieg und glamourösen Jahren folgte zuletzt der tiefe Fall.

Der 75. Geburtstag: Gerade für einen wie Alfons Schuhbeck wäre dies ein Grund für ein großes, glamouröses Fest. Schließlich hat dieser Star- und Fernsehkoch über Jahrzehnte hinweg die bayerische und nicht-bayerische Prominenz, die Szene mit ihren Stars und Sternchen bewirtet und unterhalten. Und via Fernsehen, mit unzähligen Kochbüchern und eigenen Lebensmittelprodukten ein Millionenpublikum erreicht.

Wo und wie Schuhbeck aber diesen 2. Mai verbringt, ist nicht bekannt. Am 27. Oktober 2022 hatte ihn das Landgericht München zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt wegen Steuerhinterziehung in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro. Berichten zufolge soll er mittlerweile Freigänger sein. Dafür gibt es aber keine Bestätigung.

Steiler Aufstieg, tiefer Fall – so wird das Leben des Alfons Schuhbeck immer wieder beschrieben. Tatsächlich hatte er wohl eine schwere Kindheit mit wirtschaftlich schlecht gestellten Eltern, die ihn wegen des mangelnden Geldes nicht studieren ließen. Stattdessen machte er im oberbayerischen Traunstein eine Ausbildung zum Fernmeldetechniker bei der damaligen Deutschen Bundespost, nebenher war er Sänger in einer Rockband. Damals hieß er noch Alfons Karg.

Als die „Scalas“ im Kurhausstüberl in Waging am See auftraten, wurde der Wirt Sebastian Schuhbeck auf ihn aufmerksam – und auf sein Interesse am Kochen. Der Wirt adoptierte ihn als Sohn. Alfons Schuhbeck blieb im Kurstüberl und machte es zu einem bekannten Gourmet-Restaurant. Er stieg auf, trat etwa schon 1990 im Bayerischen Fernsehen mit der Moderatorin Carolin Reiber auf.

Kulinarisch traf Schuhbeck den Trend der Zeit. Er war einer, der die bayerische und deutsche Küche von Mehlschwitze und anderem Kleister befreite. Regional, frisch und der Saison entsprechend sollte die Küche sein – 1990 noch alles andere als selbstverständlich. 2002 wurde es Schuhbeck zu eng in Waging, er zog nach München ans weltberühmte Platzl, wo auch das Hofbräuhaus steht, und baute sein Imperium aus. Allein dort befanden sich zuletzt seine zwei Edelrestaurants, ein Schuhbeck-Gewürzladen sowie zeitweise eine Eisdiele. Er hatte ein unglaubliches Talent, sich als den gemütlichen Parade-Bayer zu vermarkten, der immer einen flotten Spruch drauf hat.

Schuhbeck kochte für Charlie Chaplin, die Queen oder Helmut Kohl. Er zog die Varieté-Show „Schubecks Theatro“ auf, bei der ein artistisches Programm gezeigt und ein Vier-Gänge-Menu dazu serviert wurde. Für den FC Bayern München kochte er und reiste mit zu den Auswärtsspielen in der Champions League. Im Fernsehen war er dauerpräsent, etwa in der damaligen Kochshow von Johannes B. Kerner. Sein typischer Kommentar: „Sauguad“. Zur Liebe zu Gewürzen kam er erst so richtig in seiner späteren Schaffensphase. Er lobte sie über alle Maßen, beschrieb ausgiebig die Geschmacksexplosionen, die sie auslösen und meinte, sie seien „gut fürs Herz und fürs Hirnkastel“.

Bei seinem Verfahren gab Schuhbeck das Bild eines eingefallenen, gebrochenen Mannes. Er hatte gestanden, in seinen Restaurants Orlando und Südtiroler Stuben regelmäßig in die Kasse gegriffen zu haben. Sein Vorgehen war recht simpel: Am späten Abend nahm er Bares raus und löschte mit einer speziellen Software die Beträge aus dem elektronischen System. Damit existierten diese Einnahmen nicht mehr für die Steuererklärung. Schuhbeck musste erkennen, dass ihm das Gefängnis bevorstand. Er sagte: „Diese Vorstellung macht mir Angst.“

Offenbar hatte er bei seinen vielen Geschäften völlig den Überblick verloren. Mit dem Geld habe er immer wieder, so seine Aussage, neu aufgerissene Finanzlöcher bei den Unternehmen gestopft oder Kredite für Investitionen abbezahlt. Zum Schluss meinte Alfons Schuhbeck: „Ich stehe vor den Trümmern meines Lebenswerkes.“

Am 23. August 2023 ging er ins Gefängnis. Bis zuletzt hatte er erfolglos versucht, Geld aufzutreiben, um wenigstens einen Teil der Schulden zu bezahlen. Geholfen hat ihm von seinen vielen Promi-Freundinnen und Freunden offenkundig keiner. Sein Wunsch bleibt es weiterhin, dass seine vier Kinder studieren können. Mittlerweile hat er nichts mehr außer vier Gewürzläden.

Und er hat sie alle bekocht: Schuhbeck mit Außenminister Joschka Fischer (2005).
Und er hat sie alle bekocht: Schuhbeck mit Außenminister Joschka Fischer (2005). © Lindenthaler/imago
Schuhbeck empfängt Prinz Charles (2004).
Schuhbeck empfängt Prinz Charles (2004). © Wolfgang Kühn/Imago
Münchner unter sich: Schuhbeck mit Uli Hoeneß (2009).
Münchner unter sich: Schuhbeck mit Uli Hoeneß (2009). © Lindenthaler/Imago
Der Starkoch Schuhbeck mit Ex-Landesvater Edmund Stoiber mit Ehefrau Karin (2008).
Der Starkoch Schuhbeck mit Ex-Landesvater Edmund Stoiber mit Ehefrau Karin (2008). © Lindenthaler/Imago

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