Heinrich Zille

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Heinrich Zille wurde am 10. Januar 1858 in Radeburg bei Dresden geboren. Er entstammte einer sozial unterprivilegierten Familie. Nach mehrfachen Umzügen im Raum Dresden und in ernsten finanziellen Schwierigkeiten kam die Familie 1867 nach Berlin, wo Zilles Vater, ein Schmied und Mechaniker, in der aufstrebenden Industriestadt bei Siemens & Halske ein Auskommen fand.

Zille erlernte den Beruf eines Lithographen und arbeitete später bis 1908 als hoch qualifizierter Tiefdrucker bei der renommierten „Photographischen Gesellschaft“. Hier kam er mit den seinerzeit modernsten Reproduktions- und Drucktechniken in Berührung, zu deren Weiterentwicklung er beitrug.

Vor diesem Hintergrund entstand um 1900 sein fotografisches und druckgrafisches Werk, in dem experimentelle Techniken und ein von eigenen Erfahrungen geschärfter Blick auf das Leben der damaligen „Unterschichten“ Bilder hervorbrachten, die alsbald die Aufmerksamkeit liberaler Künstlerkreise im wilhelminischen Berlin erregten.

Einer seiner wichtigsten Förderer wurde Max Liebermann, der das Besondere der Zilleschen Begabung und seinen mitunter dunklen Humor sehr schätzte. 1901 stellte Zille erstmals in der Berliner Secession aus und wurde 1903 ihr Mitglied. Bei der Spaltung der Secession zehn Jahre später schloss er sich der von Liebermann geführten „Freien Secession“ an. Teils enge freundschaftliche Kontakte verbanden ihn u.a. mit Käthe Kollwitz, Hans Baluschek, August Gaul, Ernst Barlach, Gustav Meyrink und Erich Mühsam. Die führenden illustrierten Zeitschriften wie der „Simplicissimus“, die „Jugend“ und „Der Liebe Augustin“ druckten seine Arbeiten und übertrugen ihm Illustrationsaufträge.

1908 musste Zille den Schritt in eine freie Künstlerexistenz wagen. Im gleichen Jahr veröffentlichte er sein Buch „Kinder der Straße“, das bis heute erfolgreichste Zille-Buch. Hier sind die wichtigsten sozialkritischen Werke dieser Zeit versammelt. Fortan arbeitete er vor allem für die Zeitschrift „Lustige Blätter“, und es erschienen in schneller Folge weitere Publikationen, die seinen Ruhm in allen Schichten der Berliner Bevölkerung begründeten.

Der Erste Weltkrieg (1914 bis 1918), dem Zille anfangs wie Liebermann und viele andere Künstler und Intellektuelle ambivalent gegenüberstand, unterbrach diese Produktivität. Zille arbeitete für Paul Cassirers lithographische Zeitschrift „Der Bildermann“ und zeichnete bis 1917 jede Woche ein Blatt für den „Ulk“, die Beilage zum „Berliner Tageblatt“, in denen er fiktive (und zuweilen erstaunlich naiv gesehene) Kriegserlebnisse zweier deutscher Soldaten an den Fronten erfand. Er wandelte sich 1917 zum entschiedenen Kriegsgegner und widerrief gleichsam in dem Zyklus „Kriegsmarmelade“ (1917/18) die „Ulk“-Zeichnungen früherer Jahre. Es begann die Zusammenarbeit mit dem Fritz-Gurlitt-Verlag, der Kunsthandlung I.B. Neumann und anderen Galerien und Verlegern. Bei Gurlitt veröffentlichte er die berühmten graphischen Zyklen „Hurengespräche“ (1920/21, unter Pseudonym und ohne Verlagsangabe), „Zwanglose Geschichten und Bilder“, (1921, für die er auch die literarischen Texte schrieb), sowie „Komm Karlineken, komm!“ (1924).

In der Zeit der Weimarer Republik wurde Zille zu einer unumstößlichen Instanz in Berlin, andererseits machte man ihn auch zu einem „Markenzeichen“ für das sogenannte „Milljöh“. Zille engagierte sich, wo er konnte, in der sozialen Frage, er unterstützte soziale und politische Initiativen, ohne sich direkt einer Partei anzuschließen. Verschiedentlich wurde er wegen „sittlicher Anstößigkeit“ einzelner erotischer Blätter angeklagt und in einem Fall auch verurteilt.

1924 wurde er auf Betreiben Liebermanns und anderer zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste berufen. In seinen späten Jahren litt Zille unter Krankheiten und die Arbeitskraft ließ nach. Trotzdem veröffentlichte er noch eine Reihe von Büchern, in denen er sein Lebenswerk rekapitulierte und auch frühere Erfindungen aktualisierte.  

Am 9. August 1929 starb Heinrich Zille nach mehreren Schlaganfällen in seiner Charlottenburger Wohnung. Unter großer Anteilnahme der Berliner Bevölkerung wurde er auf dem Waldfriedhof in Stahnsdorf beigesetzt.

Heinrich Zille ist viel mehr als ein Berliner Original. er ist ein kritischer Zeitzeuge von unschätzbarem Wert, der auch einem internationalen Publikum jenen Zeitgeist vermittelt, der schließlich vom Kaiser über die Weimarer Republik ins Dritte Reich führte. 

Und dies tut das ZiLLEMUSEUM tatsächlich sehr anschaulich und unterhaltsam!