Reichsführer der SS, Chef der Polizei und Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums

Heinrich Himmler
Heinrich Himmler wurde am 7. Oktober 1900 in München geboren. Dort nahm er 1923 als Mitglied eines rechtsradikalen Wehrverbandes am gescheiterten Hitler-Putsch teil. Im Jahre 1925 trat er in die NSDAP ein, war von 1926 bis 1930 stellvertretender Propagandachef und wurde im Januar 1929 zum “Reichsführer SS“ ernannt. Himmler baute die SS zu einer effizienten innerparteilichen Polizeitruppe aus. Seine oberste Maxime bei der Personalauswahl und -führung waren stets seine rassistischen Vorstellungen, die bald den Geist der SS bestimmten. 1933 wurde Himmler Polizeipräsident von München und organisierte fortan die Politische Polizei in Bayern. Im April 1934 wurde er von Hermann Göring zum stellvertretenden Leiter der preußischen Gestapo ernannt, deren Leiter Reinhard Heydrich wurde.
Himmler war maßgeblich an der Ermordung prominenter SA-Mitglieder nach dem so genannten Röhm-Putsch – am 30. Juni/1. Juli 1934 – beteiligt. Im Anschluss daran erreichte er, dass die SS aus der SA herausgelöst und zu einer selbständigen Organisation innerhalb der NSDAP wurde. Die Aufgabe der SS wurde nun u. a. die Organisation und Bewachung der seit 1933 aufgebauten Konzentrationslager. 1936 wurde Himmler Reichsführer SS und Chef der Polizei und konnte nun die beiden Sicherheitsapparate, den staatlichen und den der Partei, zusammenführen. Ein umfassendes Überwachungs- und Terrorsystem wurde somit geschaffen.
1939 wurde Himmler „Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums“ und somit verantwortlich für die „Germanisierung“ der eroberten Gebiete im Osten. Dies beinhaltete sowohl die Ansiedelung von „Volksdeutschen“ in diesen Gebieten und die Umsiedlung der ansässigen, nichtdeutschen Bevölkerung, als auch die Errichtung von Konzentrationslagern in den eroberten Gebieten und den Massenmord an den europäischen Juden. 1943 wurde er von Hitler zum Innenminister und 1944, nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli, zum Oberbefehlshaber des Ersatzheeres und zum Chef der Heeresrüstung ernannt. In der Schlußphase des 2. Weltkrieges mobilisierte Himmler mit dem Volkssturm noch die letzten Reserven des deutschen Reiches. Als sich die Niederlage deutlich abzeichnete, versuchte er seine Mitschuld am Holocaust herunterzuspielen, indem er gegen Kriegsende Judentransporte ins sichere Ausland umleitete. Am 23. April 1945 nahm er mit den Alliierten Kapitulationsverhandlungen auf, wurde von Hitler jedoch deswegen am 29. April aus der Partei ausgeschlossen und aller Ämter enthoben. Kurz nach seiner Verhaftung durch die Briten beging er am 23. Mai 1945 Selbstmord, um sich seiner Bestrafung bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen zu entziehen.
Autor: Redaktion Zukunft braucht Erinnerung
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