Heiner Lauterbach über Tod und Beerdigungen: "Das ist mir wurscht!"

t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



Menü Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
HomeUnterhaltungStars

Heiner Lauterbach über Tod und Beerdigungen: "Das ist mir wurscht!"


Heiner Lauterbach
"Ich möchte in den Herzen einiger Menschen weiterleben"

  • Steven Sowa
InterviewVon Steven Sowa

14.12.2020Lesedauer: 5 Min.
Interview
Unsere Interview-Regel

Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Heiner Lauterbach: Der Schauspieler spricht im Interview über den Tod – und äußert über Beerdigungspläne eine ganz klare Meinung.Vergrößern des Bildes
Heiner Lauterbach: Der Schauspieler spricht im Interview über den Tod – und äußert über Beerdigungspläne eine ganz klare Meinung. (Quelle: Thomas Lohnes/getty-images-bilder)

Einst war er für Partyexzesse und wilde Frauengeschichten verschrien, doch heute genießt Heiner Lauterbach die Abgeschiedenheit am Starnberger See. Mit t-online spricht er über den Tod – und was er sich von seinen Kindern wünscht.

Die Zeiten, in denen er als "Partylöwe" durch die Schlagzeilen geisterte, sind längst vorbei. Heiner Lauterbach ist spätestens seit seiner Hochzeit mit der fast 20 Jahre jüngeren Viktoria im Jahr 2001 zur Ruhe gekommen. Spaziergänge um den Starnberger See, wo er in einem komplett renovierten, alten Bauernhaus wohnt, gehören inzwischen zur Tagesordnung. Das Paar hat zwei gemeinsame Kinder: die 18 Jahre alte Maya und den fünf Jahre jüngeren Vito. Lauterbach hat noch seinen 32-Jährigen Sohn Oscar aus der Beziehung mit Katja Flint.

Wir erreichen den 67-Jährigen am Telefon. Gesprächsanlass ist die neue Serie "Unter Freunden stirbt man nicht", die ab 17. Dezember via TVNOW zu sehen ist. Launig wird dort in vier Folgen die Frage aufgeworfen, wie mit dem Tod eines geliebten Freundes umgegangen werden soll. Im t-online-Interview spricht Heiner Lauterbach über seine Gedanken zum Tod und wie er sich ein optimales Andenken für sich wünscht.

t-online: Lieber Herr Lauterbach, Trauerbewältigung ist in "Unter Freunden stirbt man nicht" das zentrale Thema. Die Freunde in der Serie schwelgen in einer Szene in Erinnerungen, trinken Wein und lachen dabei ausgelassen. Wie wäre das bei Ihnen: Eine Trauerrede zum Abschluss oder eine humorvolle Erinnerung?

Heiner Lauterbach: Das ist mir egal. Das soll derjenige entscheiden, der sich dazu berufen fühlt.

Verstehen wir das richtig: Sie haben keine Wünsche für Ihre Beerdigung?

Ich fände es schön, wenn ich in den Herzen von einigen Menschen weiterleben könnte. In denen meiner Kinder, im Herzen meiner Frau oder auch in den Herzen von engen Freunden. Aber welche Form der Beerdigung gefeiert wird, ist mir tatsächlich vollkommen egal. Ob meine Asche in alle vier Himmelsrichtungen verteilt, in einen Kanal gestreut oder unter den Teppich gekehrt wird, ist mir wurscht.

Sie werden also für Ihre Beisetzung nichts schriftlich im Testament festlegen?

Auf keinen Fall. Es zeugt doch von einer großen Hybris, wenn Menschen festlegen, welches Lied auf ihrer Beerdigung gespielt werden soll und weiß der Kuckuck, welche Details da mitunter noch so festgehalten werden. Mit solchen Sachen habe ich nichts zu tun.

Empfohlener externer Inhalt
Instagram
Instagram

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Instagram-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Instagram-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Und Ihre Kinder, Ihre Frau und Ihre engsten Freunde: Sollten die sich nicht mit Freude an Sie und Ihr Lebenswerk erinnern?

Ja, das wäre im günstigsten Fall schön. Aber die Erinnerung an mich sollte nicht auf den Tag der Beisetzung beschränkt sein. Schön wäre es, wenn meine Kinder immer wieder Einsichten haben und sich erinnern: 'Ah, davon hat der Papa doch immer geredet.'

Sie wollen Ihren Kindern auch nach Ihrem Tod ein guter Ratgeber sein?

Ich will nicht sagen, dass es pathologische Züge hat, aber ich habe immer das Gefühl, ich müsse meinen Kindern etwas beibringen, in jedem Gespräch. Dafür werde ich immer belächelt. Aber ich finde, dafür sind wir Eltern da. Wir lernen voneinander und Kinder lernen in einem gewissen Alter nun mal am meisten von ihren Eltern. Deshalb gibt es keinen Spaziergang und kein gemeinsames Frühstück, wo wir nicht über interessante Dinge sprechen und wo ich nicht versuche, ihnen etwas zu vermitteln. Das fängt bei der Hauptstadt eines Landes an, geht über philosophische und zeitgeschichtliche Fragen bis hin zu politischen Meinungen.

Frei nach dem Motto: "Papa erzählt von früher" – werden Sie da gerne als altklug veralbert?

Natürlich wird das oft auch mit einem Augenrollen quittiert. Und alt bin ich ohnehin, insofern darf ich auch altklug sein. Aber wenn sich meine Kinder auch nach meinem Tod auf meine Erzählungen besinnen, würde mich das freuen. Mir ergeht es da nicht anders.

Sie spielen auf den Tod Ihrer Eltern an. Ihre Mutter Maya starb 2018, Ihr Vater Hans im Jahr 2014. Wie gut sind Sie darin, sich an Ihre Eltern zu erinnern?

Ich bin gut darin, mich zu erinnern. Ich denke oft an Dinge, die meine Eltern mir gesagt haben. In der Retrospektive gelange ich häufig zu der Einsicht, dass das gar nicht so blöd war, was sie mir früher erzählt haben. Normalerweise schaue ich nur nach vorne, aber wenn es um romantische oder sentimentale Dinge geht, werfe ich den Blick zurück – und das gelingt mir sehr gut.

Wie meinen Sie das, Sie würden nur für romantische oder sentimentale Dinge zurückblicken?

Ich trauere Situationen nicht nach und sinniere nicht über vergebene Chancen. Ich denke eher positiv und blicke in die Zukunft. Aber Erinnerungen lasse ich gerne Revue passieren. Ich habe so viel erlebt in meinem Leben, schöne Dinge, aber auch schlimme Sachen, dass das Sich-Erinnern sehr erhellend sein kann.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Ich habe schon oft in meinem Leben eine Theater-Tournee mitgemacht. Dort bekommt man ein Hotelzimmer für die Zeit der Aufführungen. In der Regel werden diese Zimmer von meinen Schauspielkollegen und -kolleginnen umgetauscht. Der eine will eine Badewanne und keine Dusche, der andere möchte ein Doppelbett und der Dritte kann nicht an der Straße schlafen. Dieses ewige Hin und Her habe ich nicht mitgemacht. Ganz selten ist es mal vorgekommen, dass ich ein Zimmer getauscht habe, aber in der Regel gab ich mich zufrieden und das hat einen einfachen Grund: Ich denke an die harten Zeiten in der Vergangenheit zurück, in denen ich ganz anders logieren musste.

Sie sind genügsamer geworden durch Ihre Erfahrungen?

Ja, ich bin direkt zufrieden mit dem, was ich habe. Ich finde das gut, von den eigenen Erlebnissen im Leben zu profitieren. Ich erlebe das auch bei meinem Sohn.

Loading...
Loading...
Loading...

Dass er genügsam ist?

Nein, im Gegenteil. Wir haben mal einen Ausflug zusammen gemacht, sind hier in Bayern um einen See gewandert und anschließend in einem Gasthaus untergekommen. Im Nachhinein hat er seiner Mutter erzählt: 'Mama, das war ein Hotel, so etwas hast du noch nicht gesehen!' Weil es keine fünf Sterne hatte und er es gewohnt war, in solchen feinen Hotels zu wohnen. Er fand das ganz schlimm. Dabei war es ein sauberes und ordentliches Hotel, vollkommen okay.

Sie sind also bescheidener als Ihre Kinder?

Ja unbedingt, aber dafür können sie gar nichts. Sie haben das nicht erlebt, was ich erlebt habe. Ich habe an Orten gelebt, da mochte man nicht barfuß durch den Raum gehen. Wenn ich es heute mal nicht so komfortabel habe, erinnere ich mich daran zurück und schon finde ich alles sehr bequem.

Gibt es auch Momente, in denen Sie Ihren Kindern erklären, dass es anderen nicht so gut geht?

Wenn meine Kinder am Frühstückstisch meckern: 'Nicht schon wieder Obstsalat.' Da kriege ich Wutanfälle und erkläre ihnen das eintausendste Mal, dass es Kinder gibt, die morden würden für eine Speise, die sie mit einem Mäkeln goutieren. Aber man kann es ihnen nicht zum Vorwurf machen. Man muss die Dinge selbst erleben, sehen, riechen und fühlen, nur so wird man für die Widrigkeiten des Lebens sensibilisiert.

Welche Erkenntnis ziehen Sie daraus?

Man ist immer nur so feinfühlig wie die Erfahrung, die man gemacht hat. Wenn man auf Rosen gebettet wurde und so aufgewachsen ist, dann ist es schwierig, die Welt neutral zu beurteilen.

Verwendete Quellen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...