Hans-Adolf Prützmann

  • Hallo Zusammen,

    habe im N.A. Kew folgendes digitalisiertes Dokument gefunden:

    SHEAF FWD Outgoing Message 16 May 1945 2035B G-2; Ref.No FWD-21665

    (N.A. WO229/69; Bild 1157)

    “Certain prominent Germans, including PRUETZMANN, have committed suicide after capture.” ....

    übersetzt:

    “Einige prominente Deutsche, darunter PRUETZMANN, haben nach der Gefangennahme Selbstmord verübt.“

    Ich gehe davon aus, dass Hans-Adolf Prützmann gemeint ist.

    Das bedeutet, daß Wicki mit dem Todesdatum und der Aussage "Das Datum, der 21. Mai 1945, ist jedoch historisch gesichert." falsch liegt.

    Auch hier im Forum sollten die Angaben "21. 5.1945 bei Bremervörde in britische Gefangenschaft geraten, ins Lager Lüneburg überführt, nach seiner Enttarnung Freitod mit Zyankali", zumindest das Datum, korrigiert werden.

    Gruß
    schlichi

  • Guten Tag ans Forum und besonders an das engagierte Mitglied "Schlichi",

    von zwei unterschiedlichen Angaben zum Todesdatum kann eine falsch sein.
    So weit so gut.
    Nur welche?
    Was sagt zum Beispiel die Todesbescheinigung oder der Sterbebuch-Eintrag zum Todesdatum aus?

    Mit freundlichen Grüßen aus der Normandie

    Peter

    (PH)

  • Hallo Peter,

    Quote

    Was sagt zum Beispiel die Todesbescheinigung oder der Sterbebuch-Eintrag zum Todesdatum aus?

    "laut Beschluss des Amtsgerichts Winsen/Luhe vom 20.12.1946; so auch von John P. Moore nach Auskunft von Jost W. Schneider angegeben. Demnach habe sich Prützmann am 30.06.1945 im belgischen Fort Diest in britischer Gefangenschaft das Leben genommen"

    Schulz/ Zinke "Die Generale der Waffen-SS und der Polizei" Bd. 4

    Rein rechtlich ist er also am 30.06.1945 gestorben.

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

    Edited once, last by Thilo (September 14, 2015 at 5:30 PM).

  • Hallo Thilo,

    jetzt wird es langsam mysteriös.

    Mal abgesehen davon, dass sich die Erwähnung Prützmann in o.a. (Original-) Dokument auch auf einen Anderen als Hans-Adolf Prützmann beziehen könnte, was ich aber nicht glaube, sind alle anderen Angaben mit Sekundärquellen oder Floskeln belegt.

    Ich möchte eigentlich nicht in das Thema "Prützmann" einsteigen, andererseits reizen mich natürlich die Widersprüchlichkeiten.

    Ich lasse das mal so stehen. Es gibt hier ja noch ein paar Spezialisten die vermutlich mitlesen, vielleicht möchten die auch noch etwas dazu beizutragen. Ansonsten hilft nur Archivarbeit.

    Grüße
    schlichi

  • Hallo Zusammen, hallo Thilo,


    ich zitiere aus einer email der Ludwigsburger Außenstelle des Bundesarchivs an mich:

    "Durch Überprüfung der personenbezogenen Findhilfsmittel ist festzustellen, dass Hans Adolf Prützmann, geb. 31.08.1901, in den von der Zentralen Stelle übernommenen Unterlagen vielfach einschlägig aktenkundig geworden ist.

    Der Vorgang AR 2386/67 (B 162/28227, ca. 109Bl.) beschäftigt sich eingehender mit dem Verbleib Prützmanns, erbrachte jedoch keine gesicherten Erkenntnisse.

    Fest steht, dass er durch Beschluss vom 20.12.1946 vom AG Winsen/Luhe für tot erklärt wurde. Als Todeszeitpunkt ist der 30.06.1945 angegeben."

    Besten Dank an das BA, das innerhalb eines Tages geantwortet hat.

    schlichi

  • Hallo,

    Quote

    Fest steht, dass er durch Beschluss vom 20.12.1946 vom AG Winsen/Luhe für tot erklärt wurde. Als Todeszeitpunkt ist der 30.06.1945 angegeben."

    somit ist der 30.06.1945 sein Todestag, denn die Rechtswirkung ist bei einem gerichtlich festgesetzten Todeszeitpunkt nach §39 Verschollenheitsgesetz dieselbe wie bei einem bekanntem Todeszeitpunkt.

    Selbst wenn ein Dokument mit anderen Angaben zu Todeszeit und -ort auftaucht, es gilt, was amtlich festgesetzt wurde.

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

    Edited once, last by Thilo (September 23, 2015 at 4:05 PM).

  • Hallo, Thilo, u.a.a.,

    Deine Aussage kann ich so nicht stehen lassen.
    Selbstverständlich wird ein Todesdatum beim Standesamt I in Berlin auf Antrag und Vorlage von Beweisen korrigiert.
    Viele Menschen wurden für tot erklärt, obwohl sie noch am Leben waren.

    Quote

    Zitat Thilo: Selbst wenn ein Dokument mit anderen Angaben zu Todeszeit und -ort auftaucht, es gilt, was amtlich festgesetzt wurde.


    Wenn Deine obige Aussage stimmen würde, hätte ein tot Geglaubter nicht wieder "zum Leben erweckt" werden können!!!

    Mein seit Frühjahr 1944 vermißter Großvater wurde 1953 für tot erklärt (ging nicht anders wegen Lastenausgleich). Nachdem ich im Jan. 2009 herausfand, daß er am 1. November 1944 im Kgf-Lager in Russland verstarb, wurde sein Sterbetag beim Standesamt I Berlin geändert.

    Ein Veteran der 28. (schlesischen) Jäger.Div. erzählte mir, dass er Mitte März 1945 in Ostpreußen schwer verwundet wurde und Wochen später auf Deck eines kleinen Schiffes liegend Dänemark erreichte. Es dauerte Monate, bis er wieder so weit gesund war und auf die Suche nach Angehörigen gehen konnte. Beim DRK Suchdienst wurde er lange als verstorben geführt. Er wurde dort vorstellig, damit der Eintrag korrigiert wird. Man wollte ihm nicht glauben, daß "er" "er" ist. Hat gedauert.

    Ebenso ein Angehöriger des Lds.Sch.Batl. 552. Er wurde 1947 aus der Kriegsgefangenschaft in Russland entlassen und ging für Jahre nach Südamerika. Bereits 1946 hatte ihn seine Frau für tot erklären lassen. (Merkwürdige Geschichte übrigens.)

    Wenn Schlichi den tatsächlichen Todeszeitpunkt des Herrn Prützmann herausfindet, kann selbstverständlich eine Korrektur beantragt werden.

    Bei diesen doch etwas mysteriösen Angaben zur Person Prützmann frage ich mich, ob er zu denen gehörte, die nach Ende des 2. Weltkrieges von den USA angeheuert wurden, um im beginnenden Kalten Krieg gegen den Kommunismus eingesetzt zu werden.
    Ist eigentlich bekannt, welche NS-Größen im Auftrage der USA weiter ihr Unwesen treiben konnten?

    Schlichi, vielen Dank für den Link. Habe ein bisserl in der Kew-Rolle gelesen. Interessant!

    Gruß von Margarete

  • Hallo Margarete!

    Quote

    Wenn Schlichi den tatsächlichen Todeszeitpunkt des Herrn Prützmann herausfindet, kann selbstverständlich eine Korrektur beantragt werden.

    das müßte aber ein 100% hieb- und stichfester Beweis sein, im Prinzip ist das nur durch eine Sterbeurkunde möglich, ein einfaches chreiben wie in dem Link reicht für eine Korrektur nicht aus.

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

    Edited once, last by Thilo (September 27, 2015 at 7:52 AM).

  • Hallo Margarete, hallo Thilo,

    besten Dank für Eure Antworten und das Interesse an dem „Fall“ Prützmann.

    Ich habe nicht die Absicht das Ende von Prützmann juristisch aufzuarbeiten, dafür sind Staatsanwaltschaft und Gerichte zuständig.

    Für mich ist das Wissen, dass gerade hochrangige NS-Verbrecher und das gilt m. E. auch für Prützmann, in der Kapitulationsphase und daran anschließend, alles taten um „ungeschoren“ weiterleben zu können (Bsp. Eichmann), die Motivation mich mit dem „Fall“ zu befassen.

    Die Todeserklärung zu solch einem „frühen“ Zeitpunkt (20.12.1946) bekommt doch ein „G´schmäckle“, wenn man das o. a. Dokument findet. Ich werde mir deshalb die Gerichtsakte mal ansehen.

    Vielleicht sollte man sich nach dem Fund des Dokumentes etwas mehr mit dem Archivmaterial der Engländer befassen.

    Grüße
    schlichi

  • Hallo,

    bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass die Briten Prützmann nach Kriegsende gefangen genommen haben. Am 20.oder 21.05.1945 soll er in Lüneburg durch Zyankali ums Leben gekommen sein. Lt. Amtsgericht Winsen/Luhe ist der Todeszeitpunkt von Prützmann der 30.06.1945. Das verwirrt mich doch nun ein wenig und die Frage bleibt , auf was stützt sich die Festlegung des Todeszeitpunktes von Prützmann? Wenn er sich Gewahrsam der Alliierten befand, egal, ob nun Amerikaner oder Briten, muss es doch Dokumente darüber geben, wann und wo er festgenommen wurde und den Todeszeitpunkt. Vielleicht hatte ja jemand zu den von schlichi erwähnten Dokumenten Zugang und kann mitteilen, was über Prützmann darin enthalten ist. Allerdings scheinen nur Dokumente vom 01.11.43-31.01.1945 einsehbar. Da lebte Prützmann noch.

    MfG Wirbelwind

  • Augustdieter June 8, 2021 at 6:30 PM

    Changed the title of the thread from “Prützmann” to “Hans-Adolf Prützmann”.
  • Hallo,

    ... Fest steht, dass er durch Beschluss vom 20.12.1946 vom AG Winsen/Luhe für tot erklärt wurde. Als Todeszeitpunkt ist der 30.06.1945 angegeben." ...

    in den oben schon erwähnten, zahlreichen Aktenbeständen zu Hans-Adolf Prützmann im Bundesarchiv ist im Bestand B564 "Biografische Sammlung Deutscher Parlamentarier" in einer Akte auch noch als Todesdatum der 01.06.1945 verzeichnet. Ergänzend dazu eine Abschrift seines Eintrags im Handbuch der Deutschen Parlamentsabgeordneten aus der 11.Wahlperiode/1938:

    Quellen: FdW, Bundesarchiv/Invenio u. Datenbank d. Reichstagsabgeordneten

    Gruß, J.H.

    B 564/724

    Prützmann, Hans Adolf

    Bestandsbezeichnung: Biografische Sammlung Deutscher Parlamentarier

    Geburtsdatum: 31.8.1901

    Geburtsort: Tolkemit

    Sterbedatum: 1.6.1945

    Unterlagenart: Sachakte

    Benutzungsort: Berlin-Lichterfelde

    Prützmann, Hans-Adolf

    Geboren am 31. August 1901 in Tolkemit (Kr. Elbing). Besuchte die Gymnasien zu Prenzlau, Bochum und Stralsund, studierte Landwirtschaft in Göttingen. 7 Jahre als landw. Beamter praktisch tätig in Pommern, Brandenburg und Ostpreußen. SS-Gruppenführer, Führer des SS-Oberabschnitts Südwest. - Mitglied des Reichstags seit der 6. Wahlperiode 1932.