Suzanne von Borsody: „Das macht auf der Bühne viel Spaß“
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Suzanne von Borsody: „Das macht auf der Bühne viel Spaß“

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Die beliebte Schauspielerin Suzanne von Borsody
d50c0fda-6d99-4a80-91c5-716594e2825a.jpg © Mirko Joerg Kellner

Die bekannte Schauspielerin kommt mit einer Lesung zu dem Werk von Peter Paul Althaus nach Kassel

Kassel – Er ist Autor von Zeilen wie diesen: „In der Traumstadt ist ein Lächeln stehn geblieben; niemand weiß, wem es gehört“. Der Schriftsteller Peter Paul Althaus (1892–1965), der mit Rilke, Mühsam, Ringelnatz und der Familie Mann verkehrte, ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Suzanne von Borsody, die aus zahlreichen Kino- und TV-Rollen bekannte Schauspielerin, hat dem Dichter ein Programm gewidmet und wird dies unter dem Motto „Theaterstübchen geht fremd“ am Samstag, 23. März im Anthroposophischen Zentrum Kassel vorstellen – wir haben mit ihr gesprochen.

Frau von Borsody, wann haben Sie das letzte Mal Blumen geschenkt bekommen?

Vor ein paar Tagen.

Haben Sie sich über alle gleichermaßen gefreut?

Ja, ich liebe Blumen. Ich glaube, ich habe selbst einen grünen Daumen und selbst wenn nicht, fällt es nicht so auf, weil ich immer alles in die Erde stecke und mich dann wundere, was da jetzt raus kommt.

In Ihrem Programm um den Schriftsteller und Kabarettisten Peter Paul Althaus stellen Sie seine „Flower Tales“ Gedichte in den Mittelpunkt. Was ist für Sie das Besondere an seinem Werk?

Es gibt so viel über ihn zu sagen. Sein Hauptwerk sind die Traumstadtgeschichten – daraus werde ich ein paar Sachen vorlesen. Vor allem aber geht es mir darum, einen sehr bekannten Dichter, der in Vergessenheit geraten ist, wieder ins Leben zu holen. Er schafft es, allem einen tieferen Sinn abzuringen. Seien es Pflanzen oder Steine, oder Gebäude und Begebenheiten.

Wer war Althaus?

Er war ein vielsprachlich begabter Mensch, der Molière aus dem Französischen übersetzt hat und alte indische Lyrik aus dem Englischen. Er hat zwei Weltkriege mitgemacht – den ersten freiwillig, den zweiten, weil er zuvor ein Werk geschaffen hat, das hieß „Das vierte Reich“ und er hat es Herrn Einstein gewidmet. Das hat Goebbels nicht gefallen und so hat er sich zum zweiten Mal freiwillig gemeldet, da er sonst einen Kopf kürzer gemacht worden wäre. In diesen Kriegszeiten hat er seinen ganz besonderen Humor entdeckt.

Wie sind Sie auf Althaus aufmerksam geworden?

Meine Mutter hat ihn als junges Mädchen in München persönlich kennengelernt und über sie bin auch ich dann mit seinem Werk in den Kontakt gekommen. Sie hatte auch eine Lesung mit seinen „Traumstadt“-Gedichten und den „Flower Tales“. Ich dachte, es ist so ein kleines, schönes und fröhliches Programm mit tieferem Sinn, weil jede einzelne Pflanze einen eigenen Charakter hat.

Wie das?

Da gibt es das Weidenkätzchen, das einen Selbstmörder davon abhält, in die Tiefe zu springen und sich darüber wundert, dass es so eine Macht vor dem menschlichen Geschick hat. Oder die Geranie, die vor einer Kneipe vor sich hindarbt und sehnsüchtig zu den Möwen lauscht, dabei auf die andere Seite schaut, wo die Sonne scheint, von der sie gar nichts abbekommt, nur abends Bier oder Selters von den Gästen. Dann gibt es die Dahlie, die nie begossen wurde von Amalie und auf sie wartet und ihr eine sanfte Lungenentzündung wünscht. Jedes Mal, wenn wir auftreten, gibt es vom kleinen, gluckernden bis zum lauten Lachen alles zu hören, das macht auf der Bühne natürlich auch Spaß.

In Ihrem Programm verbinden Sie die Gedichte mit Jazz – steckt in Althaus so viel Jazz?

Ja, absolut. Auch beim Film erzeugt die Musik Spannung, baut sie auf oder unterstützt sie. Und genauso ist es mit dem Jazz als solchem auch. Es könnte auch Blues sein. Ich werde begleitet von dem Kontrabassisten Kurt Holzkämper. Es sind Töne mit meiner Inszenierung der Gedichte, die eine Stimmung kreieren. Es ist jeden Abend ein bisschen anders, das macht ja auch den Reiz am Theater aus, dass es ein unmittelbares Erleben von Publikum und uns auf der Bühne ist. Ich finde es schön, dass wir gemeinsam Zeit verbringen können, mit dem Dichter Peter Paul Althaus, mit Musik, die bis auf zwei, drei Stücke nicht bekannt ist und Bildern von mir und meiner Mutter.

Wenn Sie eine Blume wären, mit welcher könnten Sie sich identifizieren?

Jetzt greife ich mal hoch: mit der Blauen Blume (lacht). Nein, Spaß beiseite. Ich denke da eher an eine, die zumindest noch nicht abgeschnitten wurde, sondern eine sehr verwurzelte Blume.

Service

23. 3., 20 Uhr, Anthroposophisches Zentrum, Suzanne von Borsody: Flower Tales – „lasst Blumen sprechen – ich könnte höchstens radebrechen“: Tickets

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