Ottobrunner Feuerwehr-Chef warnt: „Irgendwann geht es nicht mehr“
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Ottobrunner Feuerwehr-Chef warnt: „Irgendwann geht es nicht mehr“

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Feuerwehr-Kommandant Eduard Klas.
Sprach deutliche Worte: Kommandant Eduard Klas. © Volker Camehn

Bei der Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Ottobrunn sprach Kommandant Eduard Klas deutliche Worte. Er fordert ein Mitspracherecht bei Orts- und Verkehrsplanung.

Ottobrunn – Eduard Klas redet sich zusehends in Rage. Der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Ottobrunn will „aus der guten Feuerwehr eine bessere Feuerwehr machen“, sieht allerdings die Möglichkeiten seiner Truppe zusehends begrenzt. Wachstum in Ottobrunn schön und gut, aber mit steigender Einwohnerzahl stoße auch die Kapazität der Ehrenamtlichen an ihre Grenzen. Da drohe nicht weniger als ein Versorgungsengpass: „Jeder Bürger mehr ist ein potenzieller Notrufkandidat.“

Rund 200 Mitglieder waren gekommen

Es ist Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr im Großen Saal des Wolf-Ferrari-Hauses. Auf dem Rathausplatz parken drei knallrote Einsatzfahrzeuge, das signalisiert schon von weitem: Die Feuerwehr ist eine stolze Größe im Ort. Knapp 200 Vereinsmitglieder sind gekommen, davon sind 112 stimmberechtigt (wegen Beschlussfähigkeit, Entlastung des Vorstandes). Auch Bürgermeister Thomas Loderer (CSU), von Amts wegen oberster Dienstherr und seit 2017 Ehrenmitglied, ist dabei, ebenso seine Stellvertreterinnen Monika Modrow (CSU) und Ariane Wißmeier-Unverricht (SPD) plus einige weitere Gemeinderatsmitglieder.

Rund 200 Vereinsmitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ottobrunn versammelten sich im Wolf-Ferrari-Haus zur Jahreshauptversammlung.
Rund 200 Vereinsmitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ottobrunn versammelten sich im Wolf-Ferrari-Haus zur Jahreshauptversammlung. © Volker Camehn

Hilfsfrist einzuhalten, ist in Ottobrunn fast nicht möglich

„Irgendwann geht es nicht mehr“, warnt Klas in Richtung Kommunen-Vertretung. In der Tat ist Ottobrunn mit seinen gut 22000 Einwohnern auf 5,24 Quadratkilometern extrem dicht besiedelt. Da staut es sich schon mal, etwa in der Robert-Koch-Straße. Durch Bushaltestellen und Verkehrsinseln sei hier nicht weniger als ein „Nadelöhr für die Feuerwehr“ entstanden, so Klas. Nach einem eingegangenen Notruf innerhalb der vorgegebenen „Hilfsfrist“ (zehn Minuten) am Einsatzort zu sein, sei so fast nicht möglich. Sein dringender Appell deshalb ans Rathaus: Bereits im Vorfeld von baulicher Nachverdichtung und Verkehrsplanung frühzeitig mit der Feuerwehr darüber sprechen.

Bürgermeister bittet um Verständnis

Rathauschef Loderer bittet indes um Verständnis für seine Verkehrspolitik: „Ohne Busse würden noch mehr Autos die Straßen verstopfen“, es gelte, Staus zu verhindern und die Zunahme des Individualverkehrs einzudämmen. Dazu gehöre unter anderem auch die Barrierefreiheit an ushaltestellen, die nun mal mit Umbaumaßnahmen verbunden seien. Auch wenn diese unterm Strich wohl nur wenigen Menschen zu gute käme, „wir haben auch die Pflicht, auf diese wenigen Bürger zu schauen“, so Loderer.

Teil des Gemeindelebens

Zur Pflicht einer Jahreshauptversammlung gehört gleichwohl aber auch ein wenig Statistik: Mit 216 sind es aktuell zwölf Mitglieder mehr gegenüber als noch 2021, 852 Einsätze (oder 58 mehr als 2021) fuhren die Ehrenamtlichen im vergangenen Jahr. Der Vereinsvorsitzender Klaus Ortmeier gibt sich im Jahresrückblick freudig-selbstbewusst, konnten 2022 nach der coronabedingten Veranstaltungsunterbrechung, die den Verein finanziell stark belastete, weshalb im Ergebnis 2022 nur ein minimaler Überschuss (319,86 Euro) blieb, wieder zahlreiche Events durchgeführt werden: Neben dem seit Jahrzehnten üblichen „Tag der offenen Tür“ im Gerätehaus zum Ottostraßenfest und dem Stand auf dem Christkindlmarkt fand das Südtiroler Open-Air Weinfest (heuer am 15. April) auf dem Rathausplatz anlässlich des Jubiläums der Gemeindepartnerschaft von Margreid mit Ottobrunn statt.

Ehrungen: (v.l.) Gerhard Deiler, Sebastian Fehr, Jürgen Remke, Karl-Heinz Vogel, Bernd Müller (alle 40 Jahre) und Erwin Ettl (50 Jahre). Vereinsvorsitzender Klaus Ortmeier (2.v.r.) und Vize-Kommandant Manuel Aulenbach (r.) gratulierten.
Ehrungen: (v.l.) Gerhard Deiler, Sebastian Fehr, Jürgen Remke, Karl-Heinz Vogel, Bernd Müller (alle 40 Jahre) und Erwin Ettl (50 Jahre). Vereinsvorsitzender Klaus Ortmeier (2.v.r.) und Vize-Kommandant Manuel Aulenbach (r.) gratulierten. © Volker Camehn

Und Ehrung wem Ehrung gebührt: Und anderem gibt es neben zahlreichen Auszeichnungen an diesem Abend auch eine Premiere: Erstmalig in der Geschichte der Ottobrunner Feuerwehr findet eine Ehrung für 50 Jahre aktiven Dienst statt. Diese geht an Erwin Ettl. Möglich machte das die Anhebung der Einsatz-Altersgrenze auf 65 Jahre. Da geht also noch was.

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