Hanns Zischler erhält Preis für unkonventionelle Kulturvermittlung

Hanns Zischler erhält Preis für unkonventionelle Kulturvermittlung

Hanns Zischler ist ein künstlerisches Multitalent. Nun wird der von der Stiftung Preußische Seehandlung mit einem besonderen Preis ausgezeichnet.

Hanns Zischler bei einer Vorstellung seines Buches „Kafka geht ins Kino“.
Hanns Zischler bei einer Vorstellung seines Buches „Kafka geht ins Kino“.IMAGO / Manfred Siebinger

In einer Zeit, als der Verdacht noch nicht als fiebrige Krankheit grassierte, war das Unkonventionelle mit der Hoffnung auf kulturellen Vorschuss, wenn nicht gar Überschuss verknüpft. Überraschung, Verblüffung, Irritation – die Erwartung des Kreativen mündete noch nicht zwangsläufig in der Kreativwirtschaft. „Wenn ich das Wort Kultur höre“, sagt Jack Palance als gelangweilter Filmproduzent in Jean-Luc Godards Film „Die Verachtung“, „zücke ich mein Scheckbuch.“ Das Zitat wird oft Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels zugeschrieben, es stammt im Original aber aus dem Schauspiel „Schlageter“ von Hanns Johst: „Wenn ich Kultur höre, … entsichere ich meinen Browning.“

Weil es gut ist, Kultur nicht einfach nur um sich zu haben, sondern mitunter auch erklärt zu bekommen, bedarf es Formen der Vermittlung. Aus diesem Grund verleiht die Stiftung Preußische Seehandlung alle zwei Jahre den mit 10.000 Euro dotierten Friedlieb-Ferdinand-Runge-Preis für unkonventionelle Kunstvermittlung, der in diesem Jahr an Hanns Zischler verliehen wird.

Juror Joachim Sartorius begründet seine Entscheidung folgendermaßen: „Hanns Zischler ist von Beruf Entdecker. Manche meinen, er sei Schauspieler oder Schriftsteller, Verleger oder Ausstellungsmacher, Orangenpapierexperte oder Fotograf. Das alles ist er, und zwar auf zwingende, uns beglückende Weise. Doch eigentlich sucht er nach dem, was wir noch nicht gesehen oder so noch nicht gedacht haben.“

Schauspieler, Schriftsteller und Spaziergänger

Das macht er nicht selten auch als Spaziergänger. In seinem Buch „Berlin ist zu groß für Berlin“ verhandelt Zischler Fragen der urbanen Verdichtung, die er nicht zuletzt durch seine Märsche durch die Hauptstadtstraßen gewonnen hat. Zischlers Neugier ist sein Kapital, das Geld zum Leben verdient er seit über 50 Jahren beim Film. Seine Karriere begann 1970 in Wim Wenders’ „Summer In The City“, natürlich ein Berlin-Film. Der engagierte Einzelgänger Zischler, der im Sommer 75 Jahre alt geworden ist, probiert sich gerade auch als Ausstellungsmacher aus. Unter dem Titel „Bann und Befreiung – Über Lesen und Schreiben“ hat Hanns Zischler im Kölner Wallraf-Richartz-Museum seine eigene Kunstschau zusammengestellt, für die er 40 Werke, u.a. von Max Beckmann, Adolph Menzel, Rembrandt und Henri de Toulouse-Lautrec, aus der grafischen Sammlung des Museums ausgewählt hat. Einen roten Faden bildet dabei das Thema Lesen und Schreiben in vorelektronischen Zeiten.