Hanau: Der Hanauer Hafen wird dieses Jahr 100 Jahre alt
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100 Jahre Hafen: Die Stadt Hanau liegt historisch nicht am Main, dennoch ist ihr Hafen heute einer der wichtigsten

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Flussaufwärts, südlich der Hanauer Innenstadt, begann vor mehr als 100 Jahren der Bau des Hafens. Heute ist er der zweitgrößte Binnenhafen am Main.
Flussaufwärts, südlich der Hanauer Innenstadt, begann vor mehr als 100 Jahren der Bau des Hafens. Heute ist er der zweitgrößte Binnenhafen am Main. © Patrick Scheiber

Am Anfang war schon immer das fließende Element: Hanaus Geschichte beginnt im zwölften Jahrhundert mit einer Wasserburg auf einer Insel in der Kinzig, die ganz in der Nähe in den Main mündet. Aber das historische Hanau war keine „echte“ Hafenstadt – um Gütertransport auf dem Fluss zu ermöglichen, musste einst ein künstlicher Kanal angelegt werden. Der reichte bald nicht mehr aus, ein größerer Umschlagplatz musste her.

Hanau – Die historischen Spuren des Schiffsgüterverkehrs in der Goldschmiedestadt finden sich heute nur noch in einem Grünstreifen im Quartier Kinzdorf. Am Mainkanal, Am Kleinen Main, Kanaltorplatz – wer sich über diese Straßennamen wundert, kennt die Geschichte nicht. Weil Hanaus Stadtkern, die Altstadt sowie die ab 1597 entstandene Neustadt, nicht unmittelbar am Main liegen, wurden ein Kanal und ein kleines Hafenbecken gebaut, die den Transport von Waren auf dem Wasser bis in die Stadt ermöglichten.

Zusätzliche Kais am Mainufer ergänzten die Anlegemöglichkeiten, hatten aber dennoch keine wirtschaftliche Zukunft. Weil es Schiffen gar nicht möglich sei, anzulegen, „haben diese sich bedauerlicherweise daran gewöhnt, an Hanau vorbeizufahren“, schrieb 1890 der damalige Oberbürgermeister von Hanau, Albert Westerburg, an den Regierungspräsidenten in Kassel. Ein Jahr zuvor hatte er mit Handelskammerpräsident Friedrich Canthal überlegt, einen Handelshafen in Hanau zu errichten. Ein 800 Meter langes Hafenbecken sollte weiter südöstlich des alten Mainkanals entstehen und Hanau den Anschluss an den Schiffsverkehr auf dem Main sichern.

Auch an die Verknüpfung der Transportmittel wurde damals schon gedacht: Der neue Hafen sollte in unmittelbarer Nähe zum Hanauer Hauptbahnhof (damals noch „Hanau-Ost“) gebaut werden und ein eigenes Anschlussgleis erhalten. Doch der Gedanke eines Hafen-Neubaus von 1889 blieb zunächst in den Köpfen, die dazugehörigen Pläne in den Schubladen. Erst 1913 lagen alle politischen Beschlüsse und erforderlichen Baugenehmigung vor – die bürokratischen Mühlen mahlten offenbar auch schon vor mehr als einem Jahrhundert eher langsam. Dann hätte es losgehen können, aber der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 verhinderte den Baustart.

Großes Hallo: Für die Ehrengäste gab es bei der Eröffnung des Mainhafens am 25. Oktober 1924 eine Rundfahrt auf dem Schiff „Philomena“.
Großes Hallo: Für die Ehrengäste gab es bei der Eröffnung des Mainhafens am 25. Oktober 1924 eine Rundfahrt auf dem Schiff „Philomena“. © Medienzentrum Hanau-Bildarchiv

Sieben Jahre später war Deutschland ein anderes Land, Wirtschaft und Bevölkerung nach dem verlorenen Krieg schwer gebeutelt. Im Rahmen einer großen Maßnahme gegen die steigende Arbeitslosigkeit wurde ab dem Jahr 1921 das Großprojekt schließlich angegangen. Geldknappheit und Bodenbeschaffenheit erschwerten die Arbeiten, wie die Stadt Hanau schreibt. Aber drei Jahre nach Baubeginn folgte die Vollendung: Am Wochenende vom 24. bis 26. Oktober 1924 wurde der Mainhafen feierlich eröffnet, umrahmt von einem großen Stadtfest.

Die zukünftige Bedeutung des Hafens für die Stadt erkannten schon die Protagonisten von damals: Anlässlich der Eröffnung bekam Hanaus Oberbürgermeister eine Amtskette gestiftet. Einer ihrer Anhänger zeigt auch heute noch eine Ansicht des Hafens. Am 25. Oktober rief der damalige Oberbürgermeister Kurt Blaum mit „weit vernehmender Stimme“ (wie der HANAUER ANZEIGER am 27. Oktober 1924 berichtete): „Der Hanauer Mainhafen ist eröffnet!“ Böller krachten, Dampfsirenen heulten.

Und heute? Im 21. Jahrhundert gehört der Mainhafen Hanau zu den wichtigsten Güterumschlagsplätzen am Main, mit Wasserverbindungen bis nach Rotterdam sowie – dem Main-Donau-Kanal sei Dank – bis ans Schwarze Meer. „Der Bau des Hafens war ein herausragendes Ereignis der Hanauer Wirtschaftsgeschichte“, sagt Hanaus heutiger Oberbürgermeister Claus Kaminsky, der zudem als Aufsichtsratsvorsitzender der Hanau Hafen GmbH, einer städtischen Tochtergesellschaft, fungiert. Als zweitgrößter Binnenhafen am Main erwirtschafte der Mainhafen nach Aussage von Markus Menzen, Geschäftsführer der Hanau Hafen GmbH und der Beteiligungs-Holding Hanau GmbH, zuverlässig seit Jahren Gewinne.

Hanau ist über den Hafen vernetzt bis zum Schwarzen Meer

Die Erfolgsfaktoren formuliert Gerhard Einhoff, Hafen-Betriebsleiter: „Alles ist lieferbar. Wir sind vernetzt vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer. Mehr als 1100 Binnenschiffe legen pro Jahr hier an, um Ladung aufzunehmen oder zu löschen. Rund 1,8 Millionen Tonnen lose Güter wie Kali und Dünger, Sand und Kies, Getreide und Raps, Schrott und Recyclingmaterial schlagen wir um.“ Mit rund zehn Kilometern eigenem Schienennetz – und 30 Weichen – ist der Hafen mit einem eigenen Gleisnetz an das der Deutschen Bahn angebunden. Ungefähr 20 000 Waggons werden pro Jahr entladen, so rund eine Million Tonnen Güter auf der Schiene transportiert. Mehr als 110 000 Lkw-Fahrten werden durch die Nutzung der Hanauer Hafen- und Gleisanlagen eingespart. „Dies ist ein wichtiger Beitrag zum Klima- und Umweltschutz. Wir kümmern uns auch darum, dass Hafenbecken, Kaimauer und Gleisanlagen in Schuss gehalten werden“, sagt Einhoff.

100 Jahre Hafen, das wird nach Angaben der Stadt Hanau in diesem Jahr zweimal groß gefeiert: Beim Hafenfest am Samstag, 29. Juni, zwischen 11 und 17 Uhr rund ums 950 Meter lange Hafenbecken – mit Vorführungen auf dem Wasser von Feuerwehr, Deutscher Lebensrettungsgesellschaft, Wasser- und Schifffahrtsamt, Stand-up-Paddlern, Drachen- und Modellbau-Booten. Hafenanlieger und der Hafen selbst stellen sich vor, es gibt Musik von der Hanauer Stadtkapelle, die in diesem Jahr ebenfalls ihr 100-jähriges Bestehen feiert, und vom Chor „Sumser 1846 Hanau“. Der Eintritt zum Hafenfest ist frei. Auch auf dem 62. Hanauer Bürgerfest (6. bis 8. September) wird das Hafen-Jubiläum Thema sein. Gefeiert wird traditionell unterhalb von Schloss Philippsruhe – am und auf dem Main.

Auch die Amtskette des Oberbürgermeisters wird 100 Jahre alt. Und sicher wird der Hafen-Geburtstag ein geeigneter Anlass für Claus Kaminsky sein, sie wieder einmal zu tragen.

(Von David Scheck)

Als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Mainhafen Hanau in rund drei Jahren Bauzeit errichtet.
Als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Mainhafen Hanau in rund drei Jahren Bauzeit errichtet. © Medienzentrum Hanau-Bildarchiv

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