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Gustav Stresemann

GUSTAV STRESEMANN wurde am 10. Mai 1878 in Berlin als Sohn eines Kleinunternehmers (Flaschenbierproduktion) geboren. Er wuchs in bescheidenen, aber stabilen Verhältnissen auf und erhielt von seinen Eltern eine protestantisch-liberale Erziehung.

Bis 1897 besuchte er das Andreas-Realgymnasium. Als Gymnasiast entdeckte er zunächst seine literarisch-historischen und journalistischen Interessen. 1897 nahm er das Studium der Nationalökonomie in Berlin auf. Er schloss es 1901 mit der Promotion ab. Anschließend arbeitete er als Rechtsberater des „Verbandes deutscher Schokolade-Fabrikanten“ in Dresden und schuf sich dadurch ein Sprungbrett in die Wirtschaftspolitik.
Drei Jahre später heiratete er KÄTE KLEEFELD.

Die steile Karriere des GUSTAV STRESEMANN

In den folgenden Jahren baute er seinen wirtschaftlichen Einfluss aus und wurde Mitglied in verschiedenen Verbänden und Aufsichtsräten. Er war der junge akademische Experte, der auf neuartige Weise „Politik als Beruf“ (MAX WEBER) betrieb. Seine politische Karriere begann zunächst im Nationalsozialen Verein. Später schloss er sich der Nationalliberalen Partei und dem Alldeutschen Verband an.
STRESEMANN war als nationalliberaler Abgeordneter von 1907 (er war jüngster Abgeordneter) bis 1912 und 1914 bis 1918 Mitglied des Deutschen Reichstags. Er war außerdem von 1906 bis 1912 Angehöriger des Dresdner Stadtrates. 1917 wurde er zum Fraktionsvorsitzenden der Nationalliberalen Partei im Reichstag nominiert. Als Reichstagsabgeordneter der kaiserlichen Zeit galt er als Imperialist und strenger Monarchist. In späteren Jahren wandelte sich seine Gesinnung.

Politische Ziele während des Ersten Weltkriegs

Während des Ersten Weltkriegs trat er als Befürworter einer expansionistischen Kriegspolitik des Deutschen Reichs hervor und forderte eine militärisch starke Seeflotte. Er setzte auf einen deutschen Sieg und anschließende Annexionen. Im engen Zusammenhang steht die Unterstützung des unbegrenzten U-Boot-Kriegs.
Im Juli 1917 sprach er sich gegen die Friedensresolution des Reichstags aus. Während der Kriegsjahre arbeitete er als Gegner des Reichskanzlers THEOBALD VON BETHMANN-HOLLWEG auf dessen Sturz hin. Zugleich forderte er zur inneren Stabilisierung des Landes Verfassungsreformen und einen Ausbau der staatlichen Sozialpolitik sowie die Einbeziehung der SPD in die Staatsführung.

STRESEMANNS Wirken in der Weimarer Republik

Unmittelbar nach Beendigung des Ersten Weltkriegs und der Novemberrevolution von 1918 gründete STRESEMANN mit politisch Gleichgesinnten die Deutsche Volkspartei (DVP). Grund war die Spaltung der Nationalliberalen Partei. Sie spaltete sich nach der Novemberrevolution in die linksliberale Deutsche Demokratische Partei (DDP) und die rechtsliberale Deutsche Volkspartei (DVP). Bis 1929 war STRESEMANN Vorsitzender der DVP.
Zuerst war die DVP Oppositionspartei, später die Regierungspartei der Weimarer Republik. Er war bis zu seinem Tod 1929 Abgeordneter des Reichstages.
Da er dem Außenpolitischen Ausschuss des Reichstages vorstand, konnte er nun erste Erfahrungen auf diplomatischer Ebene sammeln. Diese neuen Aufgaben veranlassten ihn, nach dem verlorenen Krieg eine realistische Außenpolitik zu betreiben. Als Politiker entwickelte STRESEMANN sich von einem aggressiven Nationalisten im Ersten Weltkrieg zu einer der bedeutendsten demokratischen Stützen der Weimarer Republik. Er gewann immer mehr an Einfluss im staatlichen Leben.

STRESEMANN wird Reichskanzler

Am 13. August 1923 wurde GUSTAV STRESEMANN durch FRIEDRICH EBERT zum Reichskanzler einer Großen Koalition aus DVP, SPD, Zentrum und DDP ernannt. Dieses Amt bekleidete er 100 Tage. Am 23. November 1923 erklärte er seinen Rücktritt, gehörte dem Kabinett aber weiterhin als Außenminister an.
Gleich zu Beginn seiner Kanzlertätigkeit geriet er in einen Strudel innenpolitischer Auseinandersetzungen. In Sachsen brachen Unruhen aus, im Rheinland erstarkten die separatistischen Bewegungen und der Druck der französischen Besetzung. Unter seiner Regierung eröffnete er mit der Aufgabe des passiven Widerstands gegen die französisch-belgische Besetzung des Ruhrgebiets eine neue Versöhnungspolitik gegenüber den Siegermächten des Ersten Weltkriegs. Gleichzeitig gelang es ihm, bayerische Staatsstreichpläne und Umsturzversuche (Hitler-Putsch) zu vereiteln.
Der Wert der Reichsmark sank in inflationistische Tiefen. Gestützt auf ein Ermächtigungsgesetz wurde am 15.11.1923 die Rentenmark in Deutschland eingeführt. Damit wurden die Voraussetzungen für die Konsolidierung der Staatsfinanzen geschaffen.
Die gegen die sozialdemokratisch-kommunistische Regierung in Sachsen vollzogene Reichsexekution durch den Austritt der SPD-Minister aus der Großen Koalition führte bereits am 23. November 1923 den Sturz von STRESEMANN S Regierung herbei.
In der nachfolgenden Reichsregierung arbeitete STRESEMANN als Außenminister an einem verbesserten Verhältnis zum Nachbarn Frankreich, das ihm sehr am Herzen lag. In intensiven Gesprächen mit ARISTIDE BRIAND in Thoiry bemühte er sich 1926 auch um eine vorzeitige Rheinlandräumung, die aber letztlich an französischen Sicherheitsbedenken scheiterte.
STRESEMANN gelang es, eine gewisse Kontinuität in die deutsche Außenpolitik zu bringen. Er musste aber erkennen, dass am Versailler Vertrag kein Weg vorbei führte. Er bat die Alliierten um Prüfung der Zahlungsfähigkeit Deutschlands durch eine unabhängige Kommission, um die Reparationszahlungen möglichst gering zu halten. Im Ergebnis dieser Prüfung kam es zum Dawesplan vom 9. April 1924, der die Stundung der Kriegsschulden und Anleihen in Höhe von 800 Millionen Goldmark vorsah.
Erst mit dem Youngplan, an dessen Vorbereitung STRESEMANN ebenfalls beteiligt war, wurde dieses Ziel neben einer Neuregelung der deutschen Reparationszahlungen endlich erreicht. Auf der Konferenz in Locarno im Oktober 1925 ging es vor allem um die europäische Sicherheitspolitik und die Anerkennung der deutschen Westgrenzen. In Locarno hatte Stresemann großen Anteil daran, dass die außenpolitische Isolierung Deutschlands beendet wurde. Weitere Schritte waren die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund sowie die Unterzeichnung des Kellog-Briand-Kriegsächtungspaktes und der Youngplan. Für ihre Verständigungspolitik erhielten STRESEMANN und sein französischer Amtskollege ARISTIDE BRIAND 1926 den Friedensnobelpreis.

Wegen seiner Außenpolitik geriet STRESEMANN immer stärker in innenpolitische Kritik. 1929 wurde gegen ihn und den in Arbeit befindlichen Youngplan von nationalen Rechten eine regelrechte Hetzkampagne gestartet. Alle weiteren Debatten mussten aber ohne STRESEMANN stattfinden, da er gesundheitlich schwer angeschlagen ist.
GUSTAV STRESEMANN starb am 3. Oktober 1929 in Berlin infolge zweier Schlaganfälle im Alter von 51 Jahren.
Sein Tod, nur drei Wochen vor dem Schwarzen Freitag der New Yorker Börse und dem Beginn der Weltwirtschaftskrise, beendete „symbolträchtig“ die Phase relativer politischer Stabilität der ersten deutschen Republik.

Bedeutendste Stationen von STRESEMANNS außenpolitischem Wirken

Die bedeutendsten Stationen von STRESEMANNS außenpolitischem Wirken waren:

  • 1924 der Abschluss des Dawesplans (Regelung der deutschen Reparationszahlungen)
  • 1925 die Verträge von Locarno (u. a. gegenseitige Garantie der deutschen Westgrenzen)
  • 1926 die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund und der Berliner Vertrag
  • 1929 die Vorbereitung des Youngplans zur Regelung der Reparationsleistungen auf der ersten Haager Konferenz

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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