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Guido Westerwelle: Das letzte große Interview des ehemaligen Außenministers
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Guido Westerwelle verstarb am 18. März im Alter von 54 Jahren an den Folgen seiner Krebserkrankung. In einem großen Interview im „Spiegel“ zog er eine Bilanz seines bisherigen Lebens. Hoffnungsvoll erzählte er von seiner lebensbedrohlichen Krankheit, seiner politischen Laufbahn, Homosexualität und seiner Ehe in harten Zeiten.

Vor eineinhalb Jahren bekam Guido Westerwelle die Diagnose Krebs. Heute ist er im Alter von 54 Jahren in der Kölner Universitätsklinik an den Folgen seiner Leukämie-Erkrankung gestorben. Noch im November 2015 hatte er nach zunächst erfolgreichem Kampf gegen den Krebs dem „Spiegel“ ein langes Interview gegeben. Darin blickte er zurück auf sein bewegtes Leben - und sah hoffnungsfroh in die Zukunft.

Er erzählte, wie Ärzte durch einen Zufall entdeckten, dass eine besonders aggressive Form von Blutkrebs in seinem Körper wütete: Beim Joggen in New York habe sich sein Meniskus im Knie schmerzhaft gemeldet. Als die Mediziner im Vorfeld einer OP Westerwelles Blut untersuchten, diagnostizierten sie die sogenannte akute myeloische Leukämie.

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"Bei mir saß der Krebs überall"

Der ehemalige FDP-Außenminister schilderte seine Erfahrung mit dem Krebs, der in seinem Körper wütete, als Schicksal, das er nehmen musste, wie es ist. „Bei mir saß der Krebs überall. Im kleinen Zeh, in der Lunge, überall, wo Blut ist.“

Seine Behandlung, berichtete er dem „Spiegel“, sei klassisch gewesen: Erst der Versuch, die Krebszellen im Blut durch eine Chemotherapie zu zerstören, dann die Stammzellspende, durch die der Körper ein neues Immunsystem aufbauen kann. Das Risiko sei gewesen, dass das neue Immunsystem den Körper angreift, was spezielle Medikamente, sogenannte Immunsupressiva, verhindern sollen.

"Jetzt geht der Wettlauf gegen die Zeit los"

Ein erschütternder Moment sei gewesen, als sein erster Stammzellspender kurz vor dem Eingriff absprang. „Ich dachte sofort, jetzt geht der Wettlauf gegen die Zeit los.“ Und weiter sagte er: „Ich habe dort gelegen und gedacht, so fühlt sich also Sterben an." Zum Glück sei bald ein neuer Spender aufgetaucht. Die Nachricht bekam er, als er mit Angela Merkel zum Mittagessen bei seinem Lieblingsitaliener saß. Sie habe sich mit ihm gefreut, ihm gratuliert. Die Stammzelltransplantation sei dann gut verlaufen, ganz unspektakulär. Doch nach sechs Monaten habe er sich im Flughafenbus bei einem Mitreisenden angesteckt, der sich die Seele aus dem Leib gehustet habe. Daraufhin habe er eine Lungenentzündung bekommen und musste wieder auf die Intensivstation.

 Der letzte öffentliche Auftritt: Das emotionale Krebs-Interview von Guido Westerwelle

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"Nutze dein Leben. Carpe diem."

Die Erfahrungen mit der Krankheit, schilderte er dem „Spiegel“, hätten ihn zu einem anderen Menschen gemacht. Er könne sich nun an den kleinen Dingen freuen, er wundere sich, worüber er sich aufgeregt habe, sagte er damals. Er würde am liebsten allen Gesunden sagen, nutze dein Leben, carpe diem. Auf die Frage, was er bereue, würde seine Antwort klassisch lauten: `Ich habe zu viel gearbeitet.´

"Ich habe großen Erfolg gehabt. Punkt. Aus. Feierabend."

Zu seiner politischen Karriere sagte er: „Ich habe mich Sachen getraut, die sich andere nicht getraut haben, ich habe großen Erfolg gehabt. Punkt. Aus. Feierabend.“ Die FDP habe nie bessere Wahlergebnisse geholt als mit ihm, seine Wahlbilanz sei immer blitzsauber gewesen.

Zu der Frage, ob es ihn heute noch schmerze, dass er auf Druck seiner sogenannten Parteifreunde den Parteivorsitz abgeben musste, sagte er im Interview: „Wenn ich heute zurückblicke, erscheint mir das alles so unbedeutend. Die Gemeinheiten, die Verletzungen, sie schrumpfen. Sie können sich nicht vorstellen, wie unwichtig mir das heute ist.“

"Wir führen keine Ehe zweiter Klasse"

Er habe noch einen weiteren wichtigen Erkenntnisgewinn gehabt aus der zurückliegenden Zeit: Man sage gleichgeschlechtlichen Ehen eine gewisse Oberflächlichkeit nach, weil schon das Wort homosexuell die Sexualität betone. Aber das sei nicht so und bei ihm und seinem Ehemann Michael Mronz schon gar nicht. „Ich wusste das schon vorher, aber jetzt noch tausendmal mehr: Wir führen keine Ehe zweiter Klasse.“

Am 18. März erlag der Ex-Außenminister seinem Kampf gegen den Krebs. Die Guido Westerwelle Foundation schreibt auf ihrer Internetseite:"Wir haben gekämpft. Wir hatten das Ziel vor Augen. Wir sind dankbar für eine unglaublich tolle gemeinsame Zeit. Die Liebe bleibt."

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