Ost-Stars: Was machen DDR-Schauspielerinnen heute? Was wurde aus Angelica Domröse, Katrin Sass und Co.?

Ost-Stars: Was machen DDR-Schauspielerinnen heute? Was wurde aus Angelica Domröse, Katrin Sass und Co.?

Was Ursula Karusseit und Gudrun Ritter heute machen

Ursula Karusseit

Ursula Karusseit (1939) gehörte in ihren Jahren an der Volksbühne Berlin zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des DDR-Theaters. Sie spielte jedoch auch in mehr als 50 Filmen mit.

Nach der Vertreibung aus Ostpreußen wuchs Karusseit in Parchim (Bezirk Schwerin, heute wieder Meck-Pomm) auf und arbeitete als Stenotypistin, bevor sie in Berlin-Schöneweide zur Schauspielerin ausgebildet wurde. Sie wurde am Deutschen Theater, dem Maxim-Gorki-Theater und später an der Volksbühne engagiert.

Ihr Filmdebüt gab Ursula Karusseit 1963. Mit ihrer Darstellung in dem TV-Mehrteiler "Wege übers Land" erlangte sie bis über die Grenzen der DDR hinaus große Popularität. Bekannt wurde sie außerdem durch Filme wie das antifaschistische Filmepos über die Widerstandsgruppe um Harro Schulze-Boysen.

Nachdem Karusseit seit der Wende in nur einer Handvoll Filme mitgewirkt hatte, war sie allein im vergangenen Jahr in vier Produktionen zu sehen. Zudem ist sie seit Jahren Publikumsliebling in der MDR-Erfolgsserie "In aller Freundschaft", lehrt gelegentlich an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" in Babelsberg und tourt mit dem Programm "Jazz, Lyrik, Prosa" durch die deutschsprachige Welt.

Gudrun Ritter

Die ErzgebirglerinGudrun Ritter (1936) studiert Schauspiel an der Theaterhochschule in Leipzig und wird anschließend am Deutschen Theater in Berlin, dessen Ensemble sie noch immer angehört, engagiert. Auch am Berliner Ensemble steht sie noch immer auf der Bühne.

Obwohl sie in erster Linie ihrer Theaterarbeit verpflichtet bleibt, wirkt sie seit Mitte der 1970er Jahre in verschiedenen Nebenrollen regelmäßig auch in Kino- und Fernsehproduktionen mit, etwa in Heiner Carows Homosexuellen-Epos "Coming Out" von 1989.

In den Folgejahren steht sie - vermutlich wendebedingt - nur selten vor der Kamera, was sich aber seit der Jahrtausendwende wieder geändert hat. Sie spielt jährlich in mehreren Filmen mit. 2006 wird Ritter für ihre Rolle in "Bella Block - Das Glück der anderen" für den Deutschen Fernsehpreis nominiert.

2010 war sie nach vielen Jahren wieder in einer Kino-Hauptrolle zu sehen: In Matti Geschonnecks Kiez-Komödie "Boxhagener Platz" spielt sie eine fünffache Witwe, die zusammen mit ihrem Enkel in einen mysteriösen Mordfall verwickelt wird. In Folgejahr wirkt sie sogar in einer Hollywood-Produktion mit: "Wer ist Hanna?".

Renate Blume

Renate Blume (1944) wuchs in Dresden auf und sollte ursprünglich Ärztin werden, studierte jedoch an der Staatlichen Schauspielschule in Schöneweide. Noch während ihrer Studienzeit erlangte sie eine gewisse Berühmtheit durch ihre Hauptrolle in Konrad Wolfs international erfolgreichen DEFA-Film "Der geteilte Himmel" (nach Christa Wolfs gleichnamigen Roman). 

Daraufhin glänzte Blume in vielen Theater-Stücken, spielte unzählige Rollen (meistens den Frauentyp "selbstbewusst und attraktiv") im Fernsehen und im Film. Sie ist die schönste Indianerin der DDR, die sich in "Ulzana" alias Gojko Mitic, den schönsten Indianer des Sozialismus, verliebt - beruflich und privat.

Auch der einzige Wahl-Cowboy des Ostens, Dean Reed, kann ihr nicht widerstehen. Blume wird seine dritte Ehefrau, beide avancieren zum Glamour-Paar des Arbeiter- und Bauernstaates.

Nach der Wende war Blume nur noch in einigen wenigen Filmen und Fernsehserien zu sehen, das Theater wurde für sie wieder zunehmend wichtiger. Seit 2008 stand die inzwischen über Siebzigjährige gar nicht mehr vor der Kamera, war aber 2011 in Dürrenmatts „Der Besuch der Alten Dame“ beim Schauspielensemble Klassik am Meer zu sehen.

Renate Krößner

Renate Krößner, 1945 im Harz geboren, ist "Solo Sunny" (1980). An ihrer Rolle in dem gleichnamigen Konrad-Wolf-Film wird sie immer wieder gemessen, an sie erinnern sich Hunderttausende von Zuschauern. Für ihre Darstellung erhielt sie den Silbernen Bär bei der Berlinale.

Nach dem Besuch der Staatlichen Schauspielschule Berlin folgen langjährige Engagements auf ostdeutschen Provinzbühnen, aber auch erste Fernsehrollen, unter anderem in dem mehrere Jahre verbotenen Film "Feuer unter Deck" mit Manfred Krug und "Bis dass der Tod Euch scheidet".

Nach mehreren Ausreiseanträgen durfte sie 1985 schließlich nach Westberlin übersiedeln, bekommt in ihrer neuen Heimat seit den späten Achziger Jahren regelmäßig Rollen und tritt immer wieder in deutschen Krimiserien auf, etwa im "Tatort", später auch im "Polizeiruf 110".  

Im vereinigten Deutschland gilt Renate Krößner inzwischen als gestandene Charakterdarstellerin, die für ihre schauspielerischen Leistungen mehrfach ausgezeichnet wurde. Im Film "Küss mich, Genosse" teilt sich Krößner die Hauptrolle mit Josefine Preuß. Darüber hinaus ist sie gelegentlich auch in Werbespots zu sehen.

Marijam Agischewa

Als Tochter einer Tatarin und eines Diplomaten aus Österreich wird Marijam Agischewa 1958 in China geboren, verbringt ihre Jugend dann in Ost-Berlin.

Regisseur Wolfgang Hübner castete sie bereits mit 16 Jahren für die Hauptrolle in dem Fernsehfilm Geschwister. Anschließend studiert Agischewa an der Staatlichen Schauspielschule "Ernst Busch" in Schöneweide, um danach die Hauptrolle in Marta, Marta zu übernehmen. Dafür erhielt sie den Filmpreis des Jugendmagazins Neues Leben und wurde zur beliebtesten Schauspielerin der DDR gewählt. Seitdem gehörte sie zum Ensemble des Fernsehens der DDR und spielte in mehr als 30 Filmen und Serien (Treffpunkt Flughafen) mit.

Allerdings wird Agischewa mit den Jahren immer unzufriedener und flüchtet schließlich nur wenige Monate vor dem Zusammenbruch der DDR nach West-Berlin. Zur begründung sagt sie später: "Was nützt einem aller Erfolg, wenn man das Gefühl hat, künstlerisch stehenzubleiben. Ich habe drüben in rund 40 Produktionen mitgespielt. Je kritischer die politische Situation wurde, desto weiter entfernten sich die Filme von der Wirklichkeit. Da hat mir das Drehen keinen Spaß mehr gemacht."

Nach der Wende wirkte sie weiterhin in zahlreichen Filmen und Fernsehserien (Wolffs Revier, Das Traumschiff, Freunde fürs Leben, Dr. Sommerfeld - Neues vom Bülowbogen) mit, aber nicht mehr mit der Regelmäßigkeit früherer Jahre. Neben ihrer Tätigkeit als Synchronsprecherin arbeitet sie als Heilpraktikerin für Psychotherapie in Berlin.