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Immer sie selbst - Zum Tode der Schauspielerin Gisela Uhlen

Quelle: dpa
Die in zahlreichen Film- und Fernsehrollen bekannt gewordenen Schauspielerin Gisela Uhlen ist tot. Sie starb am Dienstag in Köln im Alter von 87 Jahren. Noch hochbetagt spielt sie als Oma Inge in der Fernsehserie „Forsthaus Falkenau“ mit.

Der Theaterkritiker Friedrich Luft hat über Gisela Uhlen einmal geschrieben: „Sie hatte eine ironische Frische, war hochintelligent und hatte eine zielsichere Anmut. Sie war, sozusagen auf Deutsch, eine Französin." Treffender kann man diese Schauspielerin, der Bühne, Film und Fernsehen viele unvergessliche Momente verdanken, kaum charakterisieren.

Ob sie nun mit Heinrich George in Berlin die Luise in Schillers „Kabale und Liebe“ spielte oder in dem Gründgens-Film „Tanz auf dem Vulkan" wie ein Irrwisch über die Leinwand wirbelte oder mysteriöse Ladies bei Edgar Wallace gab oder in der TV-Serie „Forsthaus Falkenau" die überlegene Reife einer entschlossenen Frau auf den Bildschirm zauberte – sie war immer sie selbst, souverän, couragiert, neugierig auf die schönen Dinge des Daseins.

Und was hat sie nicht alles geleistet: über 100 Bühnenrollen, 60 Filme, 60 Fernsehspiele – da muss jemand schon viel Tatkraft, Fleiß und Begeisterung aufbringen. Die gebürtige Leipzigerin (Jahrgang 1919, Tochter des Wagnersängers August Uhlen) hat sich wie kaum eine andere der absoluten Professionalität verpflichtet gefühlt: Tanzausbildung bei Mary Wigman, harte Lehrjahre bei der Theaterlegende Saladin Schmidt in Bochum. Mit 18 drehte sie ihren ersten Film („Annemarie"), mit 20 war sie ein Star (z. B. „Liebelei und Liebe“, „Symphonie eines Lebens“). Sie spielte mit nahezu jedem großen Ufa-Star, von Jannings über Gründgens bis George. Sie gastierte in Paris und Kopenhagen. Sie spielte an fast allen großen deutschsprachigen Bühnen: Berlin (auch bei Boleslaw Barlog), Stuttgart, Frankfurt, Hamburg, Wien, Zürich.

Konventionen und Ideologien waren ihr fremd. So drehte sie Filme für die Defa in Babelsberg (z. B. „Emilia Galotti“, „Der Prozess wird vertagt"), war in Ost-Berlin am Deutschen Theater wie am Gorki-Theater engagiert. Ihre Unabhängigkeit zeigte sich auch in den Rollen: Maria Stuart, Maria Magdalena, Nora, Fräulein Julie oder das Käthchen von Heilbronn – keine bedeutende Klassikerrolle blieb ihr versagt, aber sie spielte auch Stücke von John Osborne oder von Jean Anouilh, von Bert Brecht oder von Heiner Müller, wie sie daneben das Boulevardtheater bediente.


Ihre Freiheit liebte sie über alles: So brachte sie es fertig, kurzerhand ihre Wohnungen in Hamburg und Zürich aufzulösen und im Wohnmobil mit ihrer eigenen Wanderbühne durch die Lande zu tingeln. Ihre Familienbande reichen tief ins Herz des deutschen Stummfilms; ihr Onkel war Max Schreck, der Darsteller von Murnaus legendärem Vampir „Nosferatu“. Sie war sechsmal verheiratet – darunter mit den Regisseuren Hans Bertram und Herbert Ballmann sowie dem Schauspieler Wolfgang Kieling, der Vater ihrer Tochter Susanne Uhlen wurde – und achtete dennoch vor allem auf ihre geistige und persönliche Souveränität. Am Dienstag ist Gisela Uhlen 87-jährig in Köln gestorben.

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