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Gisela Uhlen: "Künstler spielen in der Gesellschaft keine Rolle"

Zehn Fragen an die Schauspielerin

Die Schauspielerin Gisela Uhlen hat kürzlich ihr Buch "Umarmungen und Enthüllungen. Collage eines Lebens" veröffentlicht (Parthas Verlag, Berlin, 25 Euro), eine Ausstellung über sie und eine Gisela-Uhlen-Filmreihe läuft seit dem 1. Dezember im Filmmuseum Potsdam (Marstall, Breite Str. 1 A, 14467 Potsdam). Gisela Uhlen hielt im September eine Lesung zur Eröffnung der Amador-Ausstellung in der Galerie Samuelis Baumgarte in Bielefeld. Anlaß für zehn Fragen von Gerhard Charles Rump.

DIE WELT: Welche Rolle spielen Künstler in der Gesellschaft, speziell bildende Künstler?

Gisela Uhlen: Künstler spielen in der so genannten Gesellschaft eigentlich überhaupt keine Rolle, und wenn, dann ist die Decouvrierung des Privaten ein Mißbrauch.

DIE WELT: Was bedeutet Kunst für Sie persönlich?

Uhlen: Kunst bedeutet für mich mein ganzes Leben, es wurde von Kunst bestimmt. Bereits mit fünf Jahren wurde ich von dem russischen Choreographen Viktor Gsovsky im klassischen Ballet ausgebildet. Mit sieben Jahren bei Mary Wigman in Leipzig und Dresden im modernen Ausdruckstanz. Mit 16 Jahren spielte ich die Titelrolle im UFA-Film "Annemarie", anschließend holte man mich nach Berlin für den Film "Tanz auf dem Vulkan" mit Gustav Gründgens als Partner. In den nächsten Filmen hatte ich Werner Krauss, Heinrich George und Emil Jannings als Partner. Seitdem habe ich jahrelang täglich gefilmt und auf der Bühne gestanden. Meine Begegnungen mit unzähligen Malern, Fotografen und Bildhauern wären ohne meine Biographie nicht denkbar gewesen. Ernst Barlach hätte ich nie verstanden, wenn ich nicht bei Mary Wigman gewesen wäre. Und besonders haben Victor Gsovskys Interpretationen für mich viele Parallelen zur Fotografie von Man Ray.

DIE WELT: Sammeln Sie Kunst, und wenn ja, welche?

Uhlen: Meine Leidenschaft war es früher, Madonnen und Heilige zu sammeln. Heute hat sich das verlagert, und mein Auge hat sich inzwischen mehr auf Künstler wie zum Beispiel Anselm Kiefer konzentriert.

DIE WELT: Wo kaufen Sie Kunst?

Uhlen: Ich habe nie feste Quellen, sondern die Kunst muß mir begegnen. Wo? Das spielt für mich keine Rolle.

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DIE WELT: Wie beurteilen Sie die Rolle des Kunsthandels?

Uhlen: Es ist extrem gegensätzlich: Kunst und Handel. Aber wenn dadurch die selbst gewählte Isolation des Künstlers zu Gunsten seiner existentiellen Sicherheit gewährleistet wird, ist es eine Form der Legitimation.

DIE WELT: Haben Sie "Lieblingskünstler"?

Uhlen: Das ist ein weiter Begriff. Kokoschka gehörte zu meinen ersten besonderen Eindrücken, als er Heinrich George in seinen großen Rollen gemalt hat. Wenn ich noch einen bedeutenden Maler des 20. Jahrhunderts hervorhebe, ist es Francis Bacon, der wie kein anderer in seinen Bildern ein Psychogramm seiner selbst darstellte. So wie Rainer Werner Fassbinder sich in seinen Filmen exponierte, so empfinde ich in der Kunst Ähnliches bei Bacon.

DIE WELT: Welcher Künstler berührt Sie existentiell am stärksten?

Uhlen: Ich finde, das ist keine gute Frage.

DIE WELT: Sehen Sie Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Künstlern?

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Uhlen: Selbstverständlich.

DIE WELT: Wie stehen Sie zur Fotografie als Kunst?

Uhlen: Fotografie war früher ein Abbild und hat sich zum selbständigen Kunstmedium entwickelt. Das Geheimnis der Fotokunst ist die Frage der Phantasie des Betrachters.

DIE WELT: Schauspielerei und Bildende Kunst - was sind nach Ihrer persönlichen Auffassung die Gemeinsamkeiten, was sind die Unterschiede?

Uhlen: Bei beiden das Erlebnis.

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