Der Satz hatte programmatischen Charakter: „Wir müssen schrecklich sein, um dem Volk zu ersparen, es zu sein“, erklärte Georges Danton (1759–1794) im März 1793 vor dem französischen Nationalkonvent, nachdem er von einer Truppeninspektion an der bedrohten Nordfront zurückgekehrt war. Nur wenige Tage später erhielt er die Gelegenheit zu zeigen, was er darunter verstand. Denn er wurde am 6. April 1793 in jenen Wohlfahrtsausschuss gewählt, den er selbst initiiert hatte.
Dieser Wohlfahrtsausschuss hatte – kurz gefasst – die Aufgabe, die Französische Revolution zu retten, die von aus- und inländischen Feinden bedroht wurde. Dafür wurde ihm die Aufsicht über die Ministerien übertragen und damit auch über eine Institution, an deren Einrichtung Danton zuvor maßgeblich mitgewirkt hatte: die Revolutionstribunale.
Der Mann, der in den ersten Monaten dem Wohlfahrtsausschuss seinen Stempel aufdrückte, war beim Ausbruch der Revolution ein namenloser Advokat aus dem Nordosten Frankreichs, der sich jedoch bald mit seinen Reden vor Gericht und in den Sektionen von Paris einen Namen machte und 1792 kurzzeitig zum Justizminister aufstieg. Sein kolossales Äußeres und seine ebenso lautstarke wie geschliffene Rhetorik machten ihn bald zu einem der führenden Revolutionäre, den seine Freunde als „Herkules“, seine Gegner als „Großmaul“ bezeichneten.
Dazu trug auch sein Lebensstil bei. Da es Danton gelang, sein Vermögen in der Revolution zu mehren, galt er vielen wohl nicht ganz zu Unrecht als käuflich. Er liebte Gelage und gab sich oft mehr als glänzender Agitator denn als umsichtiger Politiker. Groß war sein Einsatz für die Rettung der Nation, die es gegen „30.000 Verräter“ und die Armeen des Ancien Régime zu verteidigen galt. Aber wenn es um solide Kärrnerarbeit im Detail ging, verlor er Lust und Energie. So mangelte es dem Wohlfahrtsausschuss unter seiner Leitung an Durchschlagskraft.
Dazu mag auch ein persönlicher Schicksalsschlag beigetragen haben. Im Februar 1793 war seine Frau gestorben. Bereits im Juni heiratete er erneut, eine 16-Jährige, auf deren Wunsch er sogar in die Trauung durch einen Priester, der den Eid auf die Revolution verweigerte, einwilligte. Danach erklärte er, Flitterwochen seien schöner als alle Politik, was ihm wohl seine Wiederwahl in den Ausschuss kostete.
Seine Rolle übernahm Maximilien Robespierre, wie Danton ein Anwalt, aber auf Moral und Effizienz versessen. Obwohl wie Danton zu den Jakobinern gerechnet, ging Robespierre nun daran, mit dem Mittel des Terrors die Revolution von ihren Feinden zu befreien. Neben Royalisten, Adligen, Geschäftemachern oder schlicht Denunzierten schickten die Tribunale zunehmend auch ehemalige Verbündete unter die Guillotine. Zunächst die Girondisten, bald auch die Radikalen um Jacques-René Hébert.
Zwischenzeitlich hatte sich Danton dafür starkgemacht, dem Wohlfahrtsausschuss unbeschränkte Vollmachten zu übertragen. Doch als diese die „Terreur“ noch verschärften, plädierte er auf einmal für Nachsicht. Im Gegensatz zu Robespierre billigte er seinen Mitbürgern das Recht zu leben zu, ohne stets an die Revolution zu denken.
Ein Korruptionsskandal, in den einige seiner Anhänger (und wohl auch er selbst) verwickelt waren, spielte der Gruppe um Robespierre in die Hände, die Danton als „Indulgent“ (Nachsichtiger) abstempelte und ihm im April 1794 den (Schau-)Prozess machte. Er endete mit dem Todesurteil. Am 5. April wurde er mit 13 Anhängern auf dem Place de la Révolution guillotiniert. Seinem Henker sagte er: „Vergiss vor allem nicht, dem Volk meinen Kopf zu zeigen; er ist gut anzusehen.“
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