Gef�hl und Verf�hrung (1996)

Schnell kommt der Zuschauer auf die Idee, diesem Film einen anderen Titel zu geben. Partout fallen mir da sehr schnell zwei m�gliche ein: "M�digkeit und Langeweile" oder "Jungfr�ulichkeit und wie ich sie am schnellsten verliere". Das, durch schw�rmerische Regie gl�nzende, aber eher unsympathische Drama bezeichnet Bernardo Bertolucci's R�ckkehr in seine Heimat, "GEF�HL UND VERF�HRUNG" (orig. STEALING BEAUTY) wurde in der sommerlichen Toskana gedreht und so verwundert es nicht, da� dabei wundersch�ne Aufnahmen herausgekommen sind. Schade nur, da� dabei die liebensw�rdige Landschaft durch so viele (man verzeihe mir den Ausdruck) "dumme" Charaktere und h��liche Terra-Cotta-Skulpturen verschandelt
wurde. Die sch�ne Liv Tyler (Tochter von Steven Tyler, Musiker der Gruppe Aerosmith) spielt die Rolle einer Jungfrau, die nach Italien reist um bei dem Freund ihrer k�rzlich verstorbenen Mutter zu wohnen. Dort hofft sie, das Mysterium um die Identitdt ihres Vaters zu entwirren und, wo sie schon mal da ist, auch gleich ihre l�stige Unschuld zu verlieren. Alle Charaktere sind wie besessen von Livs Unschuld und selbst Regisseur Bertolucci scheint in das unbefleckte Fleisch vernarrt zu sein. Er kann seinen Blick nicht von der 19j�hrigen mit dem verf�hrerischen Schmollmund abwenden und scheint sie f�rmlich mit der Kamera zu streicheln.
Die Britischen Schauspieler (Jeremy Irons, Sinead Cusack, Donal McCann) sind an sich nicht schlecht, werden aber unweigerlich von ihren unm�glichen Rollen geschlagen. Auch werden die Talente der europdischen Leinwand-Legenden Jean Marais und Stefania Sandrelli in unerheblichen Nebenrollen v�llig verschwendet. Das tendenzi�se Drehbuch haben wir Susan Minot und, nat�rlich, Signore Bertolucci zu verdanken. Die Aufnahmeleitung hat nicht, wie bei Bertolucci zu erwarten Vittorio Storato, sondern Darius Khondji, der weitestgehend f�r die brodelnde Atmosph�re
im Film "Sieben" verantwortlich war. Bertolucci, 56 Jahre alt und bekannt f�r Werke wie "Der letzte Tango von Paris", "Little Buddah" und "Der
letzte Kaiser", f�r den er �brigens 9 Oscars erhielt, arbeitet zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder in Italien - seiner Heimat - aber "GEF�HL UND VERF�HRUNG" wird nicht vielen von seinen Landsleuten den Ausspruch "BRAVISSIMO" entlocken.