Mühldorf: Antrag für Studenten-Wohnheim sorgt für Diskussionen
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Extra-Wurst in Mühldorfs Norden? Antrag für Studenten-Wohnheim sorgt für Diskussionen

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Piusstraße Am Kirchenfeld
Am Ende der Piusstraße im Baugebiet „Am Kirchenfeld“ wächst derzeit Spargel. An dieser Stelle würde ein Mühldorfer gerne bauen. © Christa Latta

Für das Baugebiet „Am Kirchenfeld“ liegen die ersten Bauanträge vor. Jetzt hat ein Mühldorfer einen ganz speziellen Bauwunsch. Ob sich die Stadt damit anfreunden kann?

Mühldorf – Ein Studentenwohnheim oder ein Mehrfamilienhaus möchte ein Mühldorfer auf einem 1.500 Quadratmeter großen Grundstück im Norden der Stadt errichten. Allerdings außerhalb des Baugebiets „Am Kirchenfeld“ und damit auf Nicht-Bauland. Der Antragsteller ist Eigentümer des 40.000 Quadratmeter großen Grundstücks, das direkt südlich an „Am Kirchenfeld“ anschließt und auf dem aktuell Spargel angebaut ist.

Bebauungsplan müsste geändert werden

Um an das Baurecht zu kommen, hat der Investor Mitte März die erste Änderung des städtischen Bebauungsplans beantragt. Dieser Antrag lag dem Bauausschuss der Stadt in seiner jüngsten Sitzung Anfang April vor.

Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner stellte im Gremium fest, dass nicht das gesamte Flurstück des Antragstellers zu Bauland werden solle, dies aber möglich sei. Um das jetzt angefragte, einzelne Bauvorhaben zu realisieren, müsste die Piusstraße verlängert werden, ebenso die Versorgungsleitungen wie Kanal, Wasser und Strom.

Sämtliche Kosten muss der Antragsteller berappen

Sämtliche dafür anfallenden Kosten müssen vom Antragsteller übernommen werden. Dazu gehören die Übernahme sämtlicher Planungskosten sowie eventuell erforderliche Kosten für den Umweltbericht, Gutachterkosten und alle Kosten im Rahmen der Erschließung des Grundstücks. Der Antragsteller muss auch geeignete Ausgleichsflächen stellen. Die erforderlichen Planer sind vom Antragsteller ebenfalls selbst und auf eigene Kosten zu beauftragen.

Heime nicht von Studenten bewohnt

„Es ist nicht klar, ob das Projekt weiterverfolgt wird, wenn diese Kosten auf dem Tisch liegen“, sagte Bürgermeister Michael Hetzl (UM). Zum Bedarf einer Wohnanlage für Studenten erinnerte er auch daran, dass in den bereits in Mühldorf bestehenden Studentenwohnheimen und Appartements derzeit keine Studenten wohnen, sondern Auszubildende und andere Personen.

Zu viele baureife Grundstücke ohne Bebauung

Er stellte fest, dass Mühldorf momentan gar kein weiteres Baugebiet mit Bebauungsplan und Baurecht brauche. Birgit Weichselgartner fügte dem hinzu: „Wir haben unfassbar viele Grundstücke mit Baurecht in der Stadt und keine Bebauung.“

Baugeld zu teuer, Zinsen zu hoch

Das Baugebiet Mittererhof komme nicht recht „in die Puschen“, erwähnte Hetzl: „In einem zusätzlichen Baugebiet würde viele Jahre nichts passieren. Das Baugeld ist zu teuer geworden und die Zinsen zu hoch.“ Baufirmen gingen in die Knie, weil keine Bauaufträge kämen. Die Töginger Straße sei das letzte erfolgreiche Baugebiet in Boomzeiten gewesen. Für „Am Kirchenfeld“ lagen dem Bauausschuss in der aktuellen Sitzung fünf Bauanträge vor.

Am Kirchenfeld Studentenwohnheim
Der Antrag betrifft das rot eingezeichnete Grundstück am Ende der Piusstraße. © Verena Klinger

Entweder ganz oder gar nicht

Karin Zieglsgänsberger (UM) sah das Vorhaben „als Präzedenzfall extrem kritisch“, hier über die Hintertür scheibchenweise zu Baurecht zu kommen. Viele Mühldorfer würden ihren Acker gerne zu Bauland machen, warf Hetzl ein. Sie würden sich zu Recht fragen, warum dieser Grundstücksbesitzer Baurecht bekomme und sie nicht. Auch Gottfried Kirmeier (SPD), Dr. Matthias Kraft (Grüne), Franz Strohmaier (CSU), Rudi Salfer (CSU) und Adolf Spirkl (UM) lehnten das Einzelvorhaben ab. Entweder das ganze Flurstück überplanen oder gar nicht war ihre einhellige Meinung. „Dieser Antrag gehört zurückgestellt“, forderte Ulrich Niederschweiberer (CSU).

Zurück an den Bauwerber

„Es gibt gute Gründe zu sagen, wir wollen das jetzt nicht machen“, resümierte Weichselgartner. „Es ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür.“ „Wir können beschließen, wir wollen es nicht haben und gehen damit nicht in den Stadtrat, sondern ins Gespräch mit dem Antragsteller“, so Hetzls Vorschlag an das Gremium.

Am Ende der Diskussion lehnte der Bauausschuss den Antrag einstimmig ab.

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