Überraschend anders: “Die Herrlichkeit des Lebens” bewegt mit Kafkas letzter Liebesgeschichte

Dramen über die Liebe – da scheiden sich die Geister. Oft kommen sie etwas zu sentimental daher, doch nicht „Die Herrlichkeit des Lebens“. Der Film überrascht angenehm mit einer melancholischen, aber dennoch berührenden Darstellung der Romanze zwischen Franz Kafka (Sabin Tambrea) und Dora Diamant (Henriette Confurius) in seinem letzten Lebensjahr. Basierend auf dem Buch von Michael Kumpfmüller entführt uns dieser Film in eine Welt voller Schönheit, fernab von kafkaesken Elementen.

Die Regisseure Georg Maas und Judith Kaufmann verzichten bewusst auf die düsteren und bedrohlichen Atmosphären, die man aus Kafkas Werken kennt. Stattdessen konzentrieren sie sich auf die Erkundung der Freude an den kleinen Dingen des Lebens, die Kafka durch die lebensfrohe Dora entdeckt – sei es ein Spaziergang am Ostseestrand oder die Freude eines Kindes, dem eine Geschichte erzählt wird. Die aufkeimende Liebe zwischen den beiden wird einfühlsam dargestellt, während sie sich gegenseitig durch den harten Berliner Winter helfen, der auf Kafkas Entscheidung folgt, seine strenge Familie trotz einer Erkrankung mit Lungentuberkulose zu verlassen und zu Dora zu ziehen.

Besonders beeindruckend sind die schauspielerischen Leistungen von Sabin Tambrea und Henriette Confurius, die ihre Rollen authentisch verkörpern und das Publikum mit ihrer Chemie fesseln. Durch geschickt inszenierte Rückblenden gelingt es auch den Regisseuren, einen Funken Hoffnung in die Handlung zu bringen, der ausreicht, um die Charaktere durch die raue Realität zu tragen.

100 Jahre nach Kafkas Tod wirft „Die Herrlichkeit des Lebens“ ein neues Licht auf den weltbekannten Autor, der die Schönheit des Lebens erkannt hat und entschlossen ist, sich darauf zu konzentrieren. Diese lebensbejahende Botschaft berührt zutiefst und lässt einen mit Kafka mitfühlen, wenn er in seinem Tagebuch von 1921 schreibt: „Im Kino gewesen. Geweint.“

„Die Herrlichkeit des Lebens“ kann ab sechs Jahren am Donnerstag, Sonntag und Dienstag um jeweils 19:30 Uhr im Neuen CAPITOL gesehen werden.