LeMO Biografie Günter Verheugen
  • Günter Verheugen, Vizepräsident der Europäischen Kommission, während einer Rede vor dem Europa-Forum des Westdeutschen Rundfunks im Auswärtigen Amt.

    Günter Verheugen, Vizepräsident der Europäischen Kommission, während einer Rede vor dem Europa-Forum des Westdeutschen Rundfunks im Auswärtigen Amt, 2006.

    Bildnachweis: REGIERUNGonline; B 145 Bild-00105527

  • Fotografie des Politikers Günter Verheugen auf dem 27. Bundesparteitag der F.D.P in Frankfurt am Main, 1976.

    Fotografie des Politikers Günter Verheugen auf dem 27. Bundesparteitag der F.D.P in Frankfurt am Main, 1976.

    Bildnachweis: Bundesarchiv; B 145 Bild-F049584-0021

Günter Verheugen geb. 1944

Günter Verheugen ist ein deutscher (Außen-)Politiker, bis 1982 Mitglied der FDP, danach der SPD. In beiden Parteien steigt Verheugen bis in den Bundesvorstand auf. Als EU-Kommissar verhandelt er ab 1999 den EU-Erweiterungsprozess, der 2004 mit 10 neuen Mitgliedsstaaten seinen vorläufigen Abschluss findet. Nach seinem Ausscheiden sieht er sich wegen der baldigen Aufnahme von Beratertätigkeiten dem Vorwurf des Interessenkonfliktes ausgesetzt.

  • 1944

    Günter Verheugen wird am 28. April in Bad Kreuznach geboren. Er verbringt seine Kindheit in Brühl und macht 1963 sein Abitur am städtischen Gymnasium.

  • 1960

    Eintritt in die FDP.

  • 1963-1969

    Bis 1965 Redaktionsvolontariat bei der Neuen Rhein Zeitung in Köln und der Neuen Ruhr Zeitung in Essen. Danach Studium der Geschichte, Soziologie und Politischen Wissenschaften an den Universitäten Köln und Bonn.

  • 1964-1968

    Landesvorsitzender der Jungdemokraten in Nordrhein-Westfalen.

  • 1969

    Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Bundesinnenministerium unter Hans-Dietrich Genscher. Genscher und Verheugen lernen sich bereits 1962 kennen.

  • 1974

    Verheugen wechselt mit Genscher ins Bundesaußenministerium und leitet bis 1976 den Arbeitsstab „Analysen und Information“.

  • 1977

    Bundesgeschäftsführer der FDP. Bis 1982 Vorsitzender der Geschäftsführung der Friedrich-Naumann-Stiftung.

  • 1978

    Wahl zum Generalsekretär der FDP.

  • 1982

    Rücktritt von seinen Parteiämtern und Austritt aus der FDP nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition. Eintritt in die SPD.

  • 1983

    Bei der Bundestagswahl am 6. März gewinnt Verheugen über einen sicheren Listenplatz auf der bayerischen Landesliste ein Bundestagsmandat. Innerhalb der SPD steigt Verheugen rasch auf. Inhaltlich entwickelt er sich zum Südafrika- und Europa-Experten seiner Partei.

    Verheugen bleibt bis 1999 Abgeordneter des Deutschen Bundestages.

    Seine Ehefrau Helga stirbt.

  • 1986

    Im November 1986 übernimmt Verheugen das Amt des Bundesvorstandssprechers in der SPD.

  • 1987

    Verheugen wird Chefredakteur der SPD-Parteizeitung „Vorwärts“ (bis April 1989).

  • 1993

    Wahl Verheugens zum Vorsitzenden der bayerischen Landesgruppe in Bonn und zum Parlamentarischen Geschäftsführer der SPD-Fraktion.

  • 1993-1995

    Von August 1993 bis September 1995 ist Verheugen Bundesgeschäftsführer der SPD. Er tritt nach eigener Aussage wegen einer internen Kampagne gegen seine Person von dem Amt zurück.

  • 1994-1997

    Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD.

  • 1997

    Im April wird Verheugen außenpolitischer Koordinator von Partei und Fraktion. Er stimmt für eine mögliche Beteiligung der Bundeswehr am NATO-Einsatz im Kosovo und setzt sich für ein langfristiges internationales Engagement in Bosnien ein. Verheugen ist seit 1997 außerdem Vorsitzender des Komitees für Frieden, Sicherheit und Abrüstung der Sozialistischen Internationale.

  • 1998-1999

    Unter Außenminister Joschka Fischer ist Verheugen als Parlamentarischer Staatsminister des Auswärtigen Amtes für die Europapolitik der neuen Regierung Schröder zuständig.

  • 1999

    Verheugen wird unter Romano Prodi EU-Kommissar für die Erweiterungsverhandlungen. Sie finden ihren Abschluss mit dem Beitritt der zehn mittel- und osteuropäischen Staaten zum 1. Mai 2004. Verheugen bereitet auch den Weg für die EU-Beitritte von Rumänien und Bulgarien und empfiehlt der EU-Kommission die offizielle Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei.

  • 2004

    Verheugen erhält das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern.

  • 2004-2010

    In der neuen EU-Kommission unter der Leitung von José Manuel Barroso wird Verheugen im November 2004 Industriekommissar. In dieser Amtszeit setzt er sich für einen Bürokratieabbau in der EU ein, kann hier aber keinen Durchbruch erzielen. Verheugen ist außerdem stellvertretender Kommissionspräsident und europäischer Vorsitzender des Transatlantischen Wirtschaftsrates. Mit dem Ende seiner Amtszeit im Oktober 2009 beendet Verheugen seine aktive politische Laufbahn.

    Bald nach seinem Ausscheiden gerät Verheugen ins Visier des Ethikkomitees der EU, die mit der Prüfung von Interessenskonflikten früherer EU-Beamten beauftragt ist. Grund sind seine noch 2010 aufgenommenen Beratertätigkeiten für die Royal Bank of Scotland und die PR-Agentur Fleishman-Hillard sowie seine neugegründete Beratungsfirma „European Experience Company“. Die Europäische Kommission legt im Februar 2011 Auflagen für Verheugens Beratertätigkeit fest und untersagt den Kontakt zu Mitarbeitern sowie Nutznießern seines ehemaligen EU-Ressorts.

  • 2006

    Verheugen sieht sich mit Rücktrittsforderungen und dem Vorwurf der Ämterpatronage konfrontiert, nachdem Fotos von einem Privaturlaub mit seiner Mitarbeiterin Petra Erler öffentlich werden. Ein Jahr später trennt sich seine zweite Frau Gabriele Schäfer nach 20 Jahren Ehe von ihm.

  • seit 2010

    Verheugen ist Honorarprofessor für Europäisches Regieren an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder.

  • 2015

    Verheugen spricht sich in der Debatte um die griechische Schuldenkrise öffentlich gegen einen sogenannten Grexit und für eine Versachlichung der Rhetorik sowie langfristige Hilfen für Griechenland aus.

 

(mwa) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 05.08.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Walther, Maren: Biografie Günter Verheugen, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/guenter-verheugen.html
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