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Götz George im Alter von 77 Jahren gestorben

Götz George, hier bei einer Preisverleihung im Jahr 2005, ist tot. Er starb im Alter von 77 Jahren nach kurzer Krankheit Götz George, hier bei einer Preisverleihung im Jahr 2005, ist tot. Er starb im Alter von 77 Jahren nach kurzer Krankheit
Götz George, hier bei einer Preisverleihung im Jahr 2005, ist tot. Er starb im Alter von 77 Jahren nach kurzer Krankheit
Quelle: dpa
Mit seiner Rolle als „Tatort“-Ermittler Horst Schimanski wurde er zum Star. Jetzt starb Schauspieler Götz George mit 77 Jahren. Er war ein vielfältiger Schauspieler und ein Mensch vieler Facetten.

Der Schauspieler Götz George ist tot. Wie seine Agentin am späten Sonntagabend in Berlin mitteilte, starb George bereits am 19. Juni nach kurzer Krankheit im Alter von 77 Jahren.

„Götz George hat sich eine Verabschiedung im engsten Kreis gewünscht“, hieß es in der Mitteilung. Von weiteren Nachfragen solle aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Familie abgesehen werden. Laut Informationen der “Bild“-Zeitung soll George an Krebs gelitten haben. Der Schauspieler wurde bereits im engen Familienkreis beerdigt.

George ist einem Millionenpublikum neben zahlreichen weiteren Rollen besonders als „Tatort“-Kommissar Horst Schimanski in Erinnerung. Den schnodderigen Polizisten aus dem Ruhrgebiet verkörperte er binnen 32 Jahren insgesamt 48 Mal.

Mit Deutschem Fernsehpreis fürs Lebenswerk geehrt

Eine seiner berühmtesten Kinorollen hatte der gebürtige Berliner als homosexueller Massenmörder Fritz Haarmann in „Der Totmacher“ von 1995. In Satiren wie „Schtonk!“ oder „Rossini“ zeigte George sein komödiantisches Talent.

2007 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Deutschen Fernsehpreis geehrt. Sechs Jahre später spielte er im TV-Drama „George“ seinen eigenen Vater Heinrich, der wegen seiner Schauspielerkarriere in der Nazi-Zeit umstritten war.

In dem Fernsehfilm „George“ spielte Götz seinen 1946 gestorbenen Vater Heinrich
In dem Fernsehfilm „George“ spielte Götz seinen 1946 gestorbenen Vater Heinrich
Quelle: dpa

„Du hast mich halt immer überholt. Du warst halt immer besser, besessener“, sagte Götz George in einer ARD-Dokumentation im Jahr 2013 an die Adresse seines toten Vaters. Von der Lieblingsrolle des Vaters, Goethes Götz von Berlichingen, hatte er übrigens auch seinen Vornamen.

Er spielte den KZ-Arzt Josef Mengele („Nichts als die Wahrheit“) und einen an Alzheimer erkrankten Busfahrer („Mein Vater“), einen Taschendieb („Das Trio“) und einen blinden Klavierlehrer („Der Novembermann“), einen Öko-Aktivisten („Lüg weiter, Liebling“) und einen todgeweihten Staatsanwalt („Nacht ohne Morgen“).

Manchmal ruppig, meist unbequem

George liebte es, er selbst zu sein. Eigen, manchmal ruppig und meist unbequem, begegnete er seinem Gegenüber. Seien es nun Film- und Fernsehjournalisten, Fans oder Kollegen. Kurz vor seinem 75. Geburtstag – vor fast drei Jahren – gab es auch so einen dieser besonderen George-Momente voller Schnodderigkeit.

Götz George in seiner Paraderolle als Horst Schimanski 1981 in Duisburg
Götz George in seiner Paraderolle als Horst Schimanski 1981 in Duisburg
Quelle: dpa

Als er in Berlin den Film „George“ vorstellte, ließ er sich zwar aufs Podium bitten, schmetterte vor dem gespannten Premierenpublikum aber jede Frage gnadenlos ab. Sie sei falsch gestellt, dazu könne er nichts sagen, und überhaupt sei er nicht der richtige Ansprechpartner. Punkt und Rums.

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Götz George durfte das, musste es zuweilen sogar. Vielleicht war es sein Schicksal. Der Ausnahmeschauspieler pflegte stets sein Image als Raubein – und das Publikum liebte ihn dafür. Klar, wer 32 Jahre lang mit abgewetztem Parka als Ruhrpottkommissar Horst Schimanski vor der Kamera stand, musste einfach ein Typ sein, der auch aneckt. So einem verzeiht man das.

Mit dem gebrochenen Draufgänger aus Duisburg schrieb George Fernsehgeschichte. Anders als die distinguierten, abgeklärten Herren, die vor und neben ihm in deutschen Krimis ermittelten, verkörperte er 1981 erstmals einen schnodderigen Cop, der mit lockeren Sprüchen, harten Prügeleien und reichlich Bier auf Verbrecherjagd geht. „Was quatschst du mich so blöd an, du Spießer, nur weil ich 'ne Fahne habe?“, raunzte der attraktive Kommissar sein Gegenüber einmal an.

Ehrgeiz, Spielfreude, unglaubliche Vitalität

29 „Schimmi“-Folgen liefen zwischen 1981 und 1991 im Rahmen der ARD-Krimireihe „Tatort“. Zweimal war er im Kino zu sehen, und 1997 widmete das Erste seinem erfolgreichen Helden eine eigene Reihe mit dem Kult-Logo „Schimanski“. Der war zwar inzwischen Rentner und hatte einen Gang zurückgeschaltet, aber immer noch ein Straßenfeger. Allein die erste Folge „Die Schwadron“ sahen fast 13 Millionen Menschen. Im Jahr 2013 war dann Schluss damit, nach 48 Folgen.

Trotzdem hat sich George nie gern in die Krimischublade stecken lassen. Mit Ehrgeiz, Spielfreude und unglaublicher Vitalität profilierte er sich in seiner langen Karriere als einer der vielseitigsten deutschen Schauspieler.

Götz George Ende der 1960er-Jahre
Götz George Ende der 1960er-Jahre
Quelle: picture alliance/United Archiv

Zu den Medien hatte George trotz seines Erfolgs ein gespanntes Verhältnis; dem Fernsehen warf er mal vor, „nur noch auf Kohle und Quote“ zu schauen. Legendär sein Zoff mit Thomas Gottschalk in der ZDF-Sendung „Wetten, dass..?“ 1998. Der Eins-a-Mime warf dem Eins-a-Moderator Unwissenheit vor und bezeichnete ihn als „Oberlehrer“, die Zuschauer pfiffen. Echte Emotionen oder Inszenierung? Fast egal, auf jeden Fall war es George pur. Auch wenn es fünf Jahre später eine medienwirksame Versöhnung gab, Georges Kritik war durchaus ernst gemeint.

Er sei in Deutschland nur mehr zum Arbeiten und Steuernzahlen, wie er einmal sagte. Ansonsten zog er sich mit seiner gut 20 Jahre jüngeren Lebensgefährtin Marika Ullrich in sein Refugium auf Sardinien zurück. Schlagzeilen machten ein schwerer Badeunfall 1996 und eine Herzoperation 2007.

2014 wurde Götz George mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Juli wäre George 78 Jahre alt geworden.

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Vor zwei Jahren hatte er erklärt, er wolle sich nach 65 Arbeitsjahren aus dem Schauspielgeschäft weitestgehend zurückziehen. „Ich möchte gerne nach 65 arbeitsreichen Jahren Feierabend machen“, sagte der damals 76-Jährige der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Es sei einfach zu viel Stress. So machte er sich in den Öffentlichkeit rar, drehte nur noch wenig und erfüllte sich selbst einen Wunsch: „Auf der Bühne, wie es bei Schauspielern immer heißt, will ich sicher nicht sterben.“

2015 stand er dann zum letzten Mal vor der Kamera: Im ARD-Krimi-Drama „Böse Wetter“ spielte er einen Bergbaubaron – nicht im Ruhrgebiet, sondern im Harz. Ein Ausstrahlungstermin für den Film steht noch nicht fest.

Wichtige Stationen seiner Karriere:

1953: Erste Filmrolle in „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“

1955-1958: Ufa-Nachwuchsstudio

1958-1963: Deutsches Theater Göttingen

1962: „Der Schatz im Silbersee“

1981-1991: Kommissar Horst Schimanski im ARD-„Tatort“

1989-1993: „Schulz und Schulz“

1992: „Schtonk!“

1995: „Der Totmacher“

1997-2013: ARD-Reihe „Schimanski“

1997: „Rossini“

1999: „Nichts als die Wahrheit“

2003: „Mein Vater“

2007: „Der Novembermann“

2007: Deutscher Fernsehpreis für sein Lebenswerk

2008: „Meine fremde Tochter“

2011: „Nacht ohne Morgen“

2013: „George“

2014: Bundesverdienstkreuz

2015: „Böse Wetter“, sein letzter Film

dpa/mak

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