Besucher verließen empört den Saal: Wie Friedrich Merz in Neukölln für einen Eklat sorgte

Besucher verließen empört den Saal: Wie Friedrich Merz in Neukölln für einen Eklat sorgte

Der CDU-Vorsitzende wollte über die Lehren aus den Silvester-Krawallen sprechen. Dabei leistete er sich jedoch einen echten Aussetzer.

Friedrich Merz, Bundesvorsitzender der CDU, beim Wahlkampf-Bürgertreffen im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt im Bezirk Neukölln.
Friedrich Merz, Bundesvorsitzender der CDU, beim Wahlkampf-Bürgertreffen im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt im Bezirk Neukölln.Benjamin Pritzkuleit

Da war er doch noch, der Eklat – verursacht von Friedrich Merz höchstpersönlich mit einer extrem missverständlichen Formulierung. Der CDU-Chef war am Freitagabend nach Neukölln gekommen, um über die Konsequenzen aus der Silvesternacht zu sprechen. Merz, der in den Tagen und Wochen zuvor mit seinem Spruch über „kleine Paschas“, die glaubten, sich nicht an Regeln halten zu müssen, provoziert hatte.

Vor der Tür des Gemeinschaftshauses Gropiusstadt hatten die SPD und die Linke im Bezirk zu einer Protestkundgebung Stände aufgebaut. Selbst bei wohlwollendster Zählung waren maximal 70 Personen gekommen. Noch bevor Friedrich Merz eintraf, war die Kundgebung beendet. Nur ein kleines Grüppchen harrte bis zu seiner Ankunft aus und skandierte „Rassisten raus“. 

Friedrich Merz berichtete von der Befreiung des KZ Auschwitz und sagte: „Wenn man das hört, ist man stolz auf Deutschland“

Im mit rund 350 Zuhörern gut gefüllten Saal berichtete Merz zunächst von der Gedenkstunde im Bundestag am Morgen anlässlich der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vor 78 Jahren. Bewegend sei es gewesen, als eine Überlebende berichtete, wie sie in Holland in Sicherheit gebracht wurde, so Merz. Und dann sagte er: „Wenn man das hört, ist man stolz auf Deutschland.“

Was immer er gemeint haben mag: Gesagt ist gesagt. Ein Besucher stand auf, rief „so eine rassistische Scheiße höre ich mir nicht an“ und verließ polternd den Saal. Etwa zwei Dutzend folgten. Nach einem kleinen Gerangel mit den Ordnungskräften verließen sie das Gemeinschaftshaus. Merz, der seinen Fauxpas offenbar nicht registriert hatte, rief ihnen nach, es sei gut, dass sie jetzt gingen. 

Zuvor war es darum gegangen, ob man im Wahlkampf gegen die Veranstaltung eines demokratischen Konkurrenten protestieren dürfe. „Man muss es sogar tun“, sagte Marcel Hopp, der für die SPD sein Direktmandat in der Gropiusstadt verteidigen will. Ethnisierung der Gewalt sei keine Lösung, sondern Teil des Problems.

Das passte von der Tonalität zu einem Tweet von Franziska Giffey. An die Adresse von Merz und der CDU schrieb sie: „Erst die schrecklichen Ereignisse an Silvester für den eigenen Wahlkampf instrumentalisieren, dann die Menschen in Berlin nach Vornamen in Schubladen stecken wollen und jetzt ausgerechnet in Neukölln einen Wahlkampftermin inszenieren.“