Friedrich Ebert - Der Weg zur Demokratie

  • Ich kenne das Spiel als Online Variante und kann es sehr empfehlen. Playing History hat hier einen tollen Zugang geschaffen, um mit einem ungewöhnlichen Spielansatz die jungen Jahre unserer Demokratie zu erleben.

  • Die Pledgelevel fühlen sich an wie man hat sich nicht getraut das Spiel in guter Qualität zu bringen weil es sonst niemand kauft aufgrund des Preises. In den Videos zum Spiel sehen die Komponenten tatsächlich eher schwach aus und werden vermutlich nur durch das Deluxe Paket aufgewertet.

    The Holy Grail 'neath ancient Roslin waits.

    The blade and chalice guarding o'er Her Gates.

    Adorned in masters' loving art, She lies.

    She rests at last beneath the starry skies.

  • Ich habe jetzt nur mal kurz ins Onlinespiel reingeschnuppert und hatte den Eindruck, dass der namensgebende Titelheld unkritisch und als heldenhafter Demokratievorkämpfer/-bewahrer dargestellt ist. Dass dies bei einer Publikation der Ebert-Stiftung so ist, wundert natürlich nicht.

    Frage an die, die sich näher damit beschäftigt haben: Ist dieser erste Eindruck richtig oder wird es bei tieferer Beschäftigung differenzierter?


    Ich frage deshalb, weil ich mit dem Namen Ebert auch die gewaltsame Absetzung demokratisch gewählter Landesregierungen und die Errichtung der ersten deutschen Konzentrationslager verbinde.


    Falls diese Frage eine zu große Gefährdung der Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung sein sollte, bitte ich um die übliche Löschung / Verschiebung ins Nirvana.

  • So, verbindest Du?

    Zitat

    (...) Im deutschen Sprachraum allerdings steht der Begriff „Konzentrationslager“ seit der Zeit des Nationalsozialismus (...) vor allem für die Arbeits- und Vernichtungslager des NS-Regimes. (...)

    Das wusstest Du wahrscheinlich schon, was mich daran zweifeln lässt, dass Du Dich an einem zweifellos angebrachten, ehrlichen Diskurs über die historische Figur beteiligen willst.

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  • ich finde es jetzt nicht ganz verkehrt darüber zu sprechen wie Friedrich Ebert dargestellt wird. Deswegen auch mein Like auf den Post. Sowas zum Beispiel: "In der geschichtswissenschaftlichen Diskussion über Ebert und die Novemberrevolution steht die Frage im Vordergrund, ob beispielsweise durch radikalere Veränderungen im Beamtenapparat die spätere Entwicklung der Republik nicht besser verlaufen wäre." oder eben die Niederschlagung der Räterepubliken mit der Armee und deren Folgen. Aber ich hab mich mit dem Kartenspiel auch kaum beschäftigt.

  • Naja, dass das Spiel ein Mittel der (partei)politischen Bildung ist, wundert ja nun nicht. Die SPD-Nähe sieht man ja schon beim ersten oberflächlichen Blick auf die Kampagnenseite. Die Frage ist ja: Muss das unbedingt schlecht sein? Ich persönlich habe da eigentlich nur was dagegen, wenn die parteipolitische Nähe zu sehr verschleiert wird (was bei "Friedrich Ebert" als Titel schonmal nicht so ist). Und da mir die SPD als Partei prinzipiell eh nahe liegt (insb. in der behandelten Zeit), spüre ich da nicht per se einen parteipolitischen Widerstand. Weitaus interessanter fände ich es aber dennoch, wenn man dem Spiel auch ähnlich gelagerte Spiele anderer Parteistiftungen entgegenhalten könnte, also z.B. ein "Rosa Luxemburg"-Spiel oder ein "Konrad Adenauer"-Spiel usw - idealerweise an einem Spieleabend, mit Wählern verschiedener Parteien. Was je für sich eigentlich sehr einseitig und dadurch bedenklich ist, könnte ja doch irgendwie Spaß machen und zur politischen Bildung beitragen, wenn es in eine Polyphonie ganz unterschiedlicher politischer Stimmen/Positionen eingebettet ist. Aber so: Ne Danke. Parteienwerbung brauch ich eigentlich nicht auf meinem Tisch.

  • ich finde es jetzt nicht ganz verkehrt darüber zu sprechen wie Friedrich Ebert dargestellt wird.

    a) Natürlich ist es interessant, wie Ebert in dem Spiel dargestellt wird.

    b) Es wird schwierig, das zu tun, ohne komplett in RSP zu rasseln, vor allem, wenn man so schief einsteigt wie Brutus, denn

    c) Auch wenn der Begriff "Konzentrationslager" schon seit dem frühen 19. Jahrhundert immer wieder für Internierungslager jeder Coleur von den USA bis Afrika genutzt wurde, und auch wenn Ebert durchaus mit den ersten Internierungslagern auf deutschem Boden (für Kommunisten, die gerade eine recht blutige Revolution in Russland angezettelt hatten) in Verbindung gebracht werden kann (die ersten deutschen Internierungslager wurden in Deutsch-Südwestafrika errichtet), ist der Begriff "deutsche Konzentrationslager" mittlerweile so eng mit den Lagern der Nazis und der gezielten Massenvernichtung von Juden und anderen Feinden der Politik verbunden, dass seine Formulierung, wie Sternenfahrer korrekt anmerkt, entweder unbewusst komplett blind, oder bewusst irreführend gewählt wurde.

    d) Dass das Spiel nicht der richtige Rahmen ist, um "die kritischen Seiten" Eberts zu beleuchten, liegt doch am Ende auf der Hand.
    Und e) Mal im Ernst: Jede Diskussion über Mombasa wird hier im Forum wahlweise als lächerlich (nur ein Spiel!) oder untolerierbares RSP (Agenda!) gewertet, aber jetzt soll es "nicht ganz verkehrt" sein darüber zu sprechen, ob ein kleines, kooperatives Kartenspiel mit dem Ziel, die Wurzeln der deutschen Demokratie aufzuzeigen, diesen einen deutschen Politiker eventuell nicht kritisch genug darstellt? Wirklich? Come on!

  • Ein Bild vom Spiel kann sich jeder machen. Die digitale Version, auf der es basiert kann auf der Seite der Friedrich Ebert Gedenkstätte kostenlos gespielt werden. Dort gibt es auch umfangreiches Unterrichtsmaterial. Ob das politisch eingefärbt ist mag jeder für sich selbst beurteilen. Darüber hinaus gehende Informationen zu Ebert und der Weimarer Republik findet man z.B. auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung. Quellen um sich ein unabhängiges Bild zu machen gibt es viele, aber man muss halt auch selbst offen und unbeeinflusst an die Sache rangehen um diese bewerten zu können.


    Mein erster Eindruck ist, dass das Spiel durchaus ein Gefühl für die damalige Zeit vermittelt, nicht nur in Bezug auf die Person Ebert, sondern auch auf die Gesellschaft. Dahingehend finde ich es sehr wertvoll, dass es Spiele gibt, die sich mit politischen, kulturellen, sozialen oder naturwissenschaftlichen Themen mehr auseinander zu setzen als nur das Thema drauf zu klatschen. Vollumfänglich kann man das natürlich nicht tun, das bringt mMn allein das Medium Brettspiel mit sich. Aber wenn es "nur" Interesse weckt und ein Gefühl fürs Thema vermittelt ist das auch schon viel wert.

  • Habe es online gerade einmal durchgespielt. Nett gemacht und ein gelungenes Mittel der politischen Bildung. Kann ich mir sehr gut in Schulklassen vorstellen. Aber als analoge Version brauche ich das nicht, dafür sind die Spielmechanismen dann doch zu seicht.

    Es kommt mir auch aufgesetzt vor, dass mit mehreren Spieler zu spielen.

    Einmal editiert, zuletzt von opd ()