Friedrich August von Hayek in Politik/Wirtschaft | Schülerlexikon | Lernhelfer

Friedrich August von Hayek

Lebensweg

FRIEDRICH AUGUST VON HAYEK wurde am 8. Mai 1899 in Wien als Sohn von FELICITAS, geborene JURASCHEK, und AUGUST VON HAYEK geboren. Er wuchs mit zwei jüngeren Brüdern in einem intellektuellen Elternhaus auf. Sein Vater war Arzt und Universitätsprofessor der Botanik in Wien und ein Großvater war Zoologe. Später arbeiteten auch seine Brüder als Botaniker bzw. als Chemiker. Die Familie pflegte einen großen Bekanntenkreis und hatte häufig Gäste.

Nach Beendung der Schule ging HAYEK im März 1917 freiwillig zum Militär und leistete in einer Artillerieeinheit seinen Dienst. An Malaria erkrankt kehrte er im November 1918 nach Wien zurück. Nach Kriegsende legte HAYEK am Gymnasium in einem verkürzten Verfahren sein Abitur ab, um an der Universität in Wien zunächst Rechtswissenschaften zu studieren. Auch besuchte er Kurse in Volkswirtschaftslehre und Psychologie, um seine ökonomischen Kenntnisse zu vertiefen. Später nahm er ein  Studium der Staatswissenschaften auf.

Als junger Student begeisterte er sich für die planwirtschaftlichen Vorstellungen WALTHER RATHENAUs, aber nach dem Studium des Buches „Die Gemeinwirtschaft“ von LUDWIG VON MISES wandte er sich von sozialistischen Ideen ab. Ab Oktober 1921 nahm er mit großem Interesse regelmäßig am angesehenen Privatseminar von MISES teil. Zwischen ihnen entwickelte sich ein über Jahre bleibender enger wissenschaftlicher sowie fruchtbarer Kontakt.

In den Jahren 1921 und 1923 promovierte HAYEK zum Dr. jur. und zum Dr. rer. pol.
1929 habilitierte sich HAYEK in Politischer Ökonomie an der Universität Wien. Sein Habilitationsvortrag „Gibt es einen Widersinn des Sparens?“ schockierte die Fachwelt.

Noch während des Studiums trat er 1921 ins Österreichische Abrechnungsamt für Kriegsschulden ein und war zunächst als Sekretär im Staatsdienst tätig. In dieser Funktion arbeitete er mit an ökonomischen Details des internationalen Vertrages „Erster Weltkrieg“. Im Amt kam er mit wichtigen Vertretern der Österreichischen Schule der Nationalökonomie zusammen.

Durch eine Empfehlung von MISES erhielt HAYEK ein Rockefeller-Stipendium. Im Studienjahr 1923/1924 besuchte er Vorlesungen an der New York University und der Columbia University. Zudem bekam er die Möglichkeit, als Forschungsassistent bei J. W. JENKS, dem damals führenden amerikanischen Wirtschafts- und Staatsrechtler, zu arbeiten. Von der statistischen Arbeit und den empirischen Untersuchungen war H. stark beeindruckt, da es keine gleichwertige ökonomische Forschung und Prognostik im deutschen Sprachraum gab.

Im Jahr 1926 heiratete er BERTA MARIA VON FRITSCH, mit der er zwei Kinder hatte: CHRISTINA MARIA FELICITAS (1929) und LORENZ JOSEF HEINRICH (1934).

Nach dem Forschungsaufenthalt in den USA wieder nach Wien zurück gekehrt, gründete HAYEK 1927 das Österreichische Institut für Konjunkturforschung, das er als Direktor bis 1931 leitete. Gleichzeitig war er als Privatdozent an der Universität tätig. Trotz der bescheidenen Ressourcen des Instituts fanden seine Stellungnahmen bald internationale Beachtung. Die Voraussage nach dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise über die Rezession war genauer gewesen. HAYEK beschäftigte sich intensiv mit den Konjunkturschwankungen. Die Ursache für die Konjunkturschwankungen sah er in Übereinstimmung mit MISES in der von der Politik herbeigeführten künstlichen Senkung der Kreditzinsen. Im Jahr 1929 veröffentlichte HAYEK sein erstes Buch „Geld- und Konjunkturtheorie“.

Nach verschiedenen und viel beachteten Gastvorlesungen erhielt HAYEK 1931 eine Professur für Politische Ökonomie und Statistik an der renommierten London School of Economics, an der er bis 1950 lehrte. Während der 1930er- und 1940er-Jahre galt der Ökonom als bedeutendster Vertreter der Österreichischen Schule und Opponent von JOHN MAYNARD KEYNES.
Im Jahr 1938 erwarb HAYEK auch die britische Staatsbürgerschaft.

Mit der Veröffentlichung von KEYNES Hauptwerk „The General Theory of Employment, Interest and Mone“ veränderte sich in kürzester Zeit merkbar das intellektuelle Klima. Dies war für HAYEK beruflich eine schmerzhafte Erfahrung. Kritisch setzte er sich mit KEYNES makroökonomisch konzipierte Beschäftigungstheorie und dessen Geldtheorie auseinander. Intensive Diskussionen führte er in Kollegenkreisen über die Möglichkeit einer sozialistischen Wirtschaftsrechnung und die Erfolgsaussichten einer zentralen Planwirtschaft. Zuletzt wurde HAYEK zu einem Hauptkritiker sozialistischer Strömungen.

In London veröffentlichte er 1944 das Buch: „Der Weg zur Knechtschaft“ und seine Studie „Mißbrauch und Verfall der Vernunft“. Ziel des Buches war es laut HAYEK, die damals gegen den Liberalismus tendierende Mehrheitsmeinung umzukehren und sie für die Gefahren des Sozialismus zu sensibilisieren.

Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg sah HAYEK die Chance für eine Wiederbelebung des Klassischen Liberalismus. Im April 1947 lud er gleichgesinnte liberale Wissenschaftler und Intellektuelle zu einer interdisziplinären Konferenz in die Schweiz ein, unter den Teilnehmern befanden sich: MISES, EUCKEN, POPPER, LUDWIG ERHARD und WILHELM RÖPKE. Daraus wurde die „Mont Pélérin Society“, eine internationale Gesellschaft von Sozialwissenschaftlern und Intellektuellen. Ihre Aufgabe galt der Erhaltung und Weiterentwicklung des neuen liberalen Gedankens sowie die Soziale Marktwirtschaft. HAYEK war geistiger Mentor und Ehrenpräsident der Gesellschaft.

1950 übernahm HAYEK eine Professur an der Universität Chicago für Moralphilosophie. Während der folgenden 12 Jahre arbeitete er mit Fachkollegen wie FRANK KNIGHT, AARON DIRECTOR und MILTON FRIEDMAN zusammen.

Zunehmend beschäftigte sich HAYEK intensiv mit philosophischen Fragen und psychologischen Problemen. Im Jahr 1960 veröffentlichte er für viele sein größtes Werk „Die Verfassung der Freiheit“, in dem er die ethischen, anthropologischen und ökonomischen Grundlagen einer freien Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung darlegte. Weiterhin wurden von ihm grundlegende ökonomische Beiträge zur Inflationsbekämpfung publiziert.

Nach Jahren der Lehr- und Forschungstätigkeit in den USA nahm HAYEK 1962 im Alter von 63 Jahren den Lehrstuhl für angewandte Nationalökonomie an der Universität Freiburg (Breisgau) an. In dieser Zeit entstanden seine Konzeption des Wettbewerbs als ein „Entdeckungsverfahren“ und weitere Aufsätze der „Freiburger Studien“. Nach seiner Emeritierung im Jahr 1969 vollendete er die Trilogie „Law, Legislation and Liberty“ (1973–1979), die als ein bedeutendes Werk anzusehen ist.

HAYEK hatte zahlreiche Gastprofessuren, zuletzt einen mehrjährigen Aufenthalt als Honorarprofessor an der Universität in Salzburg. 1976 veröffentlichte der Ökonom ein weiteres Buch, in dem er für eine Privatisierung des Geldes eintrat. Anfang 1977 zeigte er sich tief enttäuscht über die Lehr- und Arbeitsbedingungen in Salzburg und beklagte die umständlichen Genehmigungsverfahren. Besonders verärgert war er darüber, dass der Staat keine Mittel bereit stellte, um die von ihm der Universität geschenkte Privatbibliothek den Studenten zugänglich zu machen.

Noch im gleichen Jahr kehrte er nach Deutschland zurück und nahm wieder an der Freiburger Universität in begrenztem Umfang seine Lehrtätigkeit auf.
Weiterhin stand er in politisch beratender Funktion für ihn nahestehende Persönlichkeiten bereit, darunter verschiedene in- und ausländische Politiker.

Am 23. März 1992 starb FRIEDRICH AUGUST VON HAYEK in Freiburg. Begraben ist er in Wien.

VON HAYEK – einer der wichtigsten liberalen Ökonomen und Sozialphilosophen des zwanzigsten Jahrhunderts

Die wissenschaftlichen Werke HAYEKs umfassen ein breites Spektrum und erstrecken sich von der Geld- und Konjunkturtheorie bis hin zur Sozialphilosophie. Er war ein herausragender Verfechter einer liberalen Wirtschafts-, Gesellschafts-, und Staatsordnung. Ein Intellektueller, der die Tradition des klassischen Liberalismus von DAVID HUME und ADAM SMITH systematisch weiterentwickelte und den ökonomischen Irrtümern und der Geisteshaltung seiner Zeit entgegentrat.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es eine Rückkehr zum Liberalismus. Eine Wende in der Wirtschaft brachte die Stagflation in der Krisenzeit zum Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Dieses Phänomen konnte die keynesianische Schule nicht erklären, da ihre durch Staatsausgaben künstlich erzeugte Nachfrage zu hoher Staatsverschuldung geführten. Es blieben die gewünschten wirtschaftsbelebenden Effekte aus. So wuchs wieder das Interesse an HAYEKs Konjunkturtheorie und an den wirtschaftsliberalen Theorien FRIEDMANs (Chicagoer Schule). Unter den Politikern Deutschlands gehörte u. a. OTTO GRAF LAMBSDORFF zu denen, die HAYEKs Lehren berücksichtigten.

Position gegen Sozialismus

Seit den 1920er-Jahren galt HAYEKs kritische Aufmerksamkeit allen sozialistischen Strömungen, mit denen er sich als überzeugter Liberalist in jeder Form bis zuletzt auseinandersetzte. Eines seiner Argumente war, dass eine zentral geführte Planwirtschaft und Kollektivismus das Gesamtsystem nicht bis ins Detail überblicken könnte, folglich der freien Marktwirtschaft weit unterlegen sei. Er sprach sich gegen jede Art von staatlichen Eingriff in die Wirtschaft aus. Seine Theorie wurde später um anthropologische, kulturelle und informationstheoretische Überlegungen erweitert.

Gegenspieler des Keynesianismus

HAYEKs Geld- und Konjunkturtheorie zufolge war die Weltwirtschaftskrise nicht, wie KEYNES behauptete, die Folge von geringer Nachfrage, sondern von Fehlinvestitionen der Unternehmen und der Banken, also Resultat einer verfehlten staatlichen Geld- und Wirtschaftspolitik. Die Konjunkturbelebung mit staatlichen Programmen entsprach voll KEYNES’ Konzept der Beschäftigungs- und Geldtheorie. Dagegen lehnte HAYEK jede dirigistisch beeinflusste Wettbewerbswirtschaft streng ab. Er war ein Verfechter des sich selbst regulierenden Marktes. Diese Lehren fanden jedoch in den 1930er-Jahren keine verbreitete Unterstützung.

Für die Privatisierung des Geldes plädierte HAYEK mit der Begründung, dass aus politischen wie ökonomischen Gründen eine sich beschleunigende Inflation vermeidbar sei, wenn dem Staat das Monopol der Geldausgabe entzogen wird. Er empfahl eine ungehinderte Konvertibilität der Währungen.

Neuer Liberalismus

HAYEK vertrat das Prinzip des liberalen Individualrechts und der Rechtsstaatlichkeit. In seinem Werk „Der Weg zur Knechtschaft“ legte er dar, dass der Nationalsozialismus in Deutschland und der Faschismus in Italien nicht, wie sozialistische Intellektuelle behaupteten, Formen der kapitalistischen Reaktion seien. Seine Absicht bestand darin, die mehrheitliche Meinung gegen den Liberalismus umzukehren und für die Gefahren des Sozialismus Ökonomen und Politiker zu sensibilisieren.

Anmaßung von Wissen

HAYEK räumte wie zuvor VON MISES der staatlichen Wirtschaftssteuerung keine Erfolgsaussichten ein. Sein Hauptargument war die mangelnde Zentralisierbarkeit des relevanten Wissens, sodass jede Form der zentralen Steuerung mit der „Anmaßung von Wissen“ verbunden war. Dagegen sah er den entscheidenden Vorteil der Marktwirtschaft gerade darin, dass das verstreute Wissen und die spezifischen Fähigkeiten der Individuen bestmöglich genutzt werden. Der Preismechanismus fungierte dabei als Kommunikationsmedium.

Von zentraler Bedeutung war weiterhin der Wettbewerb, der systematisch zur Aufdeckung neuen Wissens führte („Entdeckungsverfahren“). Nur eine dezentrale, auf dem Wettbewerbsprinzip aufgebaute Marktwirtschaft sei somit in der Lage, das fundamentale Wissensproblem zu lösen.

Ordnungen in der Gesellschaft und kulturelle Evolution

VON HAYEK weitete seine Forschungsgebiete später aus und wandte sich stärker sozialphilosophischen Fragen zu. Von zentraler Bedeutung war wiederum die individuelle Freiheit verstanden als die Abwesenheit von Zwang. In seinem Hauptwerk „Die Verfassung der Freiheit“, das 1960 zuerst auf Englisch erschien, entwickelte er die rechtlichen und ökonomischen Grundlagen einer freien Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Er argumentierte darin für die Beschränkung des staatlichen Handelns auf das Aufstellen und die Durchsetzung allgemeiner Regeln („Herrschaft des Rechts“) statt punktueller Eingriffe in den Wirtschaftsprozess. Darin stimmte er grundsätzlich mit WALTER EUCKEN überein, mit dem er bis zu dessen Tode befreundet war.

Rechtsphilosophie

Aufsehen erregte sein Vorschlag, die reinen Gesetzgebungsaufgaben in den westlichen Demokratien einer demokratisch gewählten, aber parteiunabhängigen Institution zu übertragen, um die Regierung daran zu hindern, ihre parlamentarischen Mehrheiten zur Schaffung von parteipolitisch bestimmten Gesetzen zu missbrauchen.
Aufgabe des Staates sei dabei einzig der Schutz des Eigentums und die Durchsetzung privat geschlossener Verträge. Für die Wirtschaftsordnung sei allein ein klar definierter und logischer institutioneller Rahmen nötig, alles weitere könnten die Menschen im Markt selbst organisieren.

Ausgewählte Werke

Geld- und Konjunkturtheorie, 1929; Prices and Prodiction, 1931; Monetary Nationalism and International Stability, 1937; Die reine Theorie des Kapitals, 1941; The Way to Serfdom, 1944 (dt. 1971, Der Weg zur Knechtschaft); Individualismus und wirtschaftliche - Ordnung, 1949; John Stuart Mill und Harriet Taylor, 1951; Die Verfassung der Freiheit, 1960; Die Entnationalisierung des Geldes, 1977; Recht, Gesetzgebung und Freiheit, 3 Bände, 1980; The Fatal Conceit, 1988; Die Anmaßung von Wissen, 1996.

Ehrungen

  • 1974: Verleihung des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften zusammen mit dem Schweden GUNNAR MYRDAL.
  • Ehrendoktorate der Univ. Salzburg, Dallas und Tokio. Ehrensenator der Univ. Wien.
  • 1991: Verleihung der höchsten US-amerikanischen zivilen Auszeichnung, die „Presidencial Medal of Freedom“.
  • Ehrenmitglied der österr. Akademie der Wissenschaften und seit 1977 auswärtiges Mitglied des Ordens „Pour le mérite“.
  • Ehrenpräsident des Walter-Eucken-Instituts.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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