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Kultur Kanzler Scholz über Friede Springer

„Sie sind der Pflicht nie ausgewichen, wenn sie gerufen hat“

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Kanzler Scholz würdigt Verdienst von Verlegerin Friede Springer

Bei der Festveranstaltung würdigte Bundeskanzler Olaf Scholz Bescheidenheit und Bodenhaftung von Friede Springer. Sie habe sich nie in die erste Reihe gedrängt, sei aber nach dem Tode ihres Mannes Axel Springer der Pflicht nie ausgewichen.

Quelle: WELT

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Zur Feier ihres 80. Geburtstages begrüßt eine bestens aufgelegte Friede Springer in Berlin rund 150 Gäste aus Kultur, Gesellschaft und Politik. Darunter viele Weggefährten und der Bundeskanzler, der in seiner Ansprache den unternehmerischen Mut und klaren Wertekompass der Jubilarin betont.

Eine schönere Feststellung kann es wohl kaum geben: „Du wirkst heute glücklicher, als ich Dich jemals zuvor erlebt habe – entspannt, frei, vor allem innerlich frei, so in Dir ruhend wie nie.“

Was Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer (WELT, „Bild“), über Friede Springer sagte, war für alle Gäste des Empfangs zum 80. Geburtstag der Unternehmerin im Journalistenclub des Berliner Hauses deutlich zu sehen. Ein heiterer Sommermittag war das in Berlin, eine bestens aufgelegte Friede Springer begrüßte ihre rund 150 Gäste, nahm die Gratulationen entgegen und freute sich vor allem über die beiden Lieder, die Max Raabe, einer ihrer Lieblingssänger, zum Besten gab: „Irgendwo auf der Welt“ und „Bei dir war es immer so schön.“

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„Bescheidenheit, Bodenhaftung – das sind Eigenschaften, die jede und jeder sofort nennt, der Sie beschreibt. Sie haben sich nie in die erste Reihe gedrängt, wie manch anderer es an Ihrer Stelle getan hätte. Aber Sie sind der Pflicht auch nie ausgewichen, wenn sie gerufen hat“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Ansprache, in der er mit norddeutschem Witz und Charme die Leistungen von Friede Springer würdigte: „Die Entscheidungen, die Sie getroffen haben – etwa entschlossen früh auf digitale Angebote zu setzen – zahlen sich jetzt aus.“ Dabei stellte er vor allem den Mut und den klaren Wertekompass von Friede Springer heraus, durch den „aus einem deutschen Zeitungsverlag ein internationales Medienunternehmen von Weltrang“ geworden sei: „Ein Gewinn für den Medienstandort Deutschland.“

Friede Springer, stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats der Axel Springer SE, empfängt ihre Gäste
Friede Springer, stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats der Axel Springer SE, empfängt ihre Gäste
Quelle: dpa

„Extremismus, Rassismus, Antisemitismus, Homophobie, Hass und Hetze in den vermeintlich ‚sozialen‘ Medien – alles Spalterische ist Ihnen zuwider. Mit dieser Haltung prägen Sie andere“, fuhr der Kanzler fort und betonte die Rolle von Friede Springer und des Hauses Axel Springer bei den kommenden Herausforderungen.

Scholz beschrieb die Unternehmerin als „Zeitenwende-Versteherin“ – in Anlehnung an eine WELT-Schlagzeile von 2017. „Es sind Eigenschaften einer Frau mit klaren Überzeugungen und großem Herzen“, sagte Scholz. Und schloss: „Vielen Dank für alles, was Sie für unser Land, für seine freie Presse getan haben und weiterhin tun.“

„Du hast es dir erkämpft“

Der Kanzler sprach damit den Gästen aus dem Herzen, darunter neben Scholz Bundesfinanzminister Christian Lindner, aber auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und die Altbundespräsidenten Horst Köhler und Joachim Gauck. Marieluise Beck gab sich die Ehre, wie auch Christina Rau, Prinz Georg-Friedrich und Prinzessin Sophie von Preußen und die Fürstin Gloria von Thurn und Taxis.

Natürlich waren auch berufliche Weggefährten wie Giuseppe Vita, Bernhard Servatius, Rudolf Knepper, Klaus Krone und Christian Nienhaus sowie Mediziner, deren Arbeit Friede Springer mit ihrer Stiftung seit vielen Jahrzehnten unterstützt, gekommen. Zuletzt mit der größten Einzelspende in der Geschichte der Charité. Auch viele Mitglieder der Familie Springer waren nach Berlin gereist. Als besondere Überraschung hatten die Redaktionen von WELT, „Bild“ und „B.Z.“ mehrseitige Sonderausgaben gestaltet, die an die Gäste verteilt wurden.

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, gratuliert
Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, gratuliert
Quelle: dpa

Das Glück aber, von dem Döpfner sprach, ist Friede Springer nicht in den Schoß gefallen. „Du hast es Dir erkämpft“, sagte der Vorstandsvorsitzende und Miteigentümer des Hauses.

Und tatsächlich ist das jahrzehntelange Wirken von Friede Springer auch die von Erfolg gekrönte Lebensgeschichte einer Frau in einer über viele Jahrzehnte von Männern dominierten Geschäftswelt. Döpfner erinnerte an die Auseinandersetzungen, die Friede Springer nach dem Tod ihres Mannes Axel Springer 1985 bestehen musste, an die Verantwortung für Verlag und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Ja, kämpfen kannst Du.“

„Ja, es ist gelungen“

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Friede Springer selbst umschrieb die Zeit in den ersten Jahrzehnten, in denen sie die Geschicke des Hauses lenkte, so: „Das Wichtigste war, die Aktienmehrheit wiederzuerlangen, außerdem den Kampf gegen Leo Kirch zu gewinnen. Ich wollte es Axel beweisen, der sein volles Vertrauen in mich gesetzt hatte. Aufgeben war keine Option.“ Und tatsächlich: Alle, die darauf spekuliert und Friede Springer unterschätzt hatten, zogen am Ende den Kürzeren. Eine Frauen-Power-Geschichte aus einer Zeit, als noch niemand von Quote redete.

Ralph Büchi, Vorsitzender des Aufsichtsrates, brachte es prägnant auf den Punkt: „Ohne Friede Springer, ohne ihren unternehmerischen Mut, ihre Energie und ihre Zuversicht gäbe es Axel Springer in der heutigen Form nicht mehr.“ Dabei scheute Friede Springer auch harte Entscheidungen nicht, hatte ihren Blick immer in die Zukunft gerichtet. Mathias Döpfner sagte: „Durch die absolute Entschlossenheit, nach vorne zu schauen, hast Du immer wieder die Türen für Neues, für noch viel größere Chancen geöffnet.“ Nur durch Friede Springers Unterstützung in der „emotional besonders schwierigen Entscheidung“, die „Gründungspfeiler des Verlages“, die Regionalzeitungen und Zeitschriften, zu veräußern, sei Axel Springer mit „Business Insider“, „Politico“ und „Morning Brew“ der viertgrößte Digitalverlag der USA geworden.

Friede Springer im Gespräch mit Altbundespräsident Joachim Gauck
Friede Springer im Gespräch mit Altbundespräsident Joachim Gauck
Quelle: Getty Images

Loszulassen, sich und das Unternehmen neu zu denken – nur so sei es möglich gewesen, in der Partnerschaft mit KKR Axel Springer von der Börse zu nehmen. Auch vor dem Hintergrund von Corona und dem Krieg sei dies die, so Döpfner, „vielleicht glücklichste Fügung für Axel Springer“ gewesen. Heute werde – anders als bei Mitbewerbern – „investiert wie nie zuvor“, mit klaren Ergebnissen: „Fast eine Dreiviertelmilliarde Euro Gewinn im vergangenen Jahr. In diesem Jahr rund eine Milliarde mehr Umsatz als 2020.“

Friede Springer bedankte sich im Gegenzug beim Vorstand und bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses: „So blicke ich zurück und bin erstaunt, ja erfreut: Ja, es ist gelungen. Das Haus steht, blüht und gedeiht. Ich bin glücklich und zufrieden.“

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