Frederick Lau: Von harten Typen & großen Emotionen
Harte Schale, weicher Kern: Frederick Lau mag grosse Emotionen
© Pascal Bünning
Film

Frederick Lau: Von harten Typen und großen Emotionen

Frederick Lau ist als Schauspieler auf harte Typen abonniert. Privat hingegen steht er für große Emotionen. Zu Hause wird viel gelacht und viel geweint – aus Überzeugung.
Autor: Rüdiger Sturm
4 min readveröffentlicht am
Eigentlich ist Frederick Lau nicht interviewtauglich. Er leidet an einer schmerzhaften Infektionskrankheit und kann kaum ruhig sitzen. Doch der 32-jährige Schauspieler beißt sich für unser Gespräch durch, weil ihm sein neuer Film „Wolke unterm Dach" (bald im Kino zu sehen) am Herzen liegt. Für dieses Durchhaltevermögen lieben ihn die Zuschauer auch in seinen Rollen. Egal ob in packenden Drama-Serien wie „4 Blocks" oder in Liebesfilmen wie „Generation Beziehungsunfähig" – Lau strahlt immer so eine raue Authentizität aus. Was nicht bedeutet, dass er keine verletzliche Seite besäße. Im Gegenteil: Lau plädiert dafür, dass wir mehr Gefühle zeigen.
THE RED BULLETIN: „Wolke unterm Dach" erzählt die Geschichte eines Mannes, der mit dem Tod seiner Frau klarzukommen versucht. Setzen Sie selbst sich eigentlich mit solchen Fragen auseinander?
FREDERICK LAU: Das musste ich zwangsläufig durch den Tod meines Bruders und meines Vaters. Was es besonders schwierig macht, ist, wenn man sich nicht verabschieden kann. In dieser Geschichte flüchtet sich die kleine Tochter in eine Fantasiewelt, und das kann ich nachvollziehen. Jeder hat seine eigene Art, mit Trauer umzugehen. Wobei es auch wichtig ist, sich Hilfe zu holen. Denn so eine Erfahrung kann schnell dazu führen, dass man sich in einer Depression verliert.
Wie gut stecken Sie Schicksalsschläge weg?
Einen Fall wie im Film, wo die eigene Frau plötzlich stirbt, möchte ich mir nicht vorstellen. Aber wenn es um so etwas wie Scheitern geht, dann ist das für mich nichts Schlimmes. Da kann man immer wieder neu anfangen und weitermachen.
Sind Sie schon mal gescheitert?
Ich wollte eigentlich Eishockeyspieler werden, habe schon mit drei angefangen. Aber irgendwann habe ich nicht mehr die Leistung gebracht, um erfolgreich zu sein. Also habe ich mich entschieden, Schauspieler zu werden.
Als ich die Erde von oben sah, kamen mir die Tränen.
Frederick Lau über eine Perspektive, die er nie wieder vergessen wird
In „Wolke unterm Dach" geht es darum, dass man seine Gefühle nicht zurückhalten soll. Wie sehen Sie das?
Mein Vater meinte einmal zu mir, dass es ganz schlimm ist, dass man bei uns nicht auf der Straße tanzen und seine Freude zum Ausdruck bringen darf – so wie in Brasilien oder Afrika. Hierzulande will niemand auffallen, weil er keine Schwäche zeigen will. Aber wir müssen uns mehr trauen. Ich bin jedenfalls ein Freund von großen Gefühlen. Die müssen zum Ausdruck kommen. Bei uns in der Familie wird deshalb auch viel gelacht und geweint. Ich finde es auch gut, sich mit seinen Verletzungen auseinanderzusetzen und sich, wenn nötig, einen Therapeuten zu nehmen, um an sich zu arbeiten und Dinge zu verstehen, die früher passiert sind.
Arbeiten Sie auch an sich?
Unbedingt. Ich bin ein getriebener Mensch. Ich hatte nicht die beste Kindheit und will diese Vergangenheit nicht mit mir herumtragen, sondern möchte wissen, woher bestimmte Verhaltensmuster kommen, damit ich sie nicht wiederhole.
Was tun Sie sonst noch für Ihre Selbstfindung?
Das Wichtigste ist, Erkenntnisse zu sammeln. Deshalb möchte ich mir ganz viele Welten angucken, um Neues zu erfahren. Ich bin mit meiner Familie viel in der Welt unterwegs, und zwar meistens mit Zelt und Rucksack, ohne fließend Wasser, immer ganz nah an der Natur.
Klingt, als steckte da ein Abenteurer in Ihnen ...
Total. Wenn es mit der Schauspielerei nicht mehr klappt, fände ich es superspannend, mich der Archäologie zu widmen. Ich bin auch mit einem Kameramann befreundet, der Tierdokumentationen macht. Den würde ich gerne begleiten und Mäuschen spielen. Aber ich mache das auch spontan. Zum Beispiel bin ich mal aus einer Schnapsidee heraus auf den Mount Kinabalu auf Borneo gestiegen, der ist mit 4095 Metern der höchste Berg Südostasiens. Weil ich nicht dachte, dass es da oben kalt sein könnte, hatte ich nur Pulli und Jogginghose an. Trotzdem habe ich Lust, noch mehr solcher Sachen zu machen.
Zum Beispiel?
Das Weltall wäre das Größte für mich. Einmal bin ich bei der NASA in einem Space-Shuttle-Simulator geflogen, bei dem du die Erde von oben siehst. Ich war so aufgewühlt, dass mir die Tränen kamen.