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Kultur Franz von Stuck

Wie der Malerfürst den Eros bändigte

Franz von Stuck Franz von Stuck
Der Münchener Großbürger Franz von Stuck (1913)
Quelle: pa/akg-images
Antikensehnsucht zwischen Jugendstil und Symbolismus: Die Malerei des Franz von Stuck lebt vor allem in seiner Villa in München fort. Jetzt kommt eine mythologische Fantasie auf den Markt, die seit fast 120 Jahren in Privatbesitz war.

Franz Stuck, der niederbayerische Müllerssohn, kam rasch zu Renommee und Ehren. Er wurde geadelt und ließ sich in München ein monumentales Atelier- und Wohnhaus samt von ihm entworfener Inneneinrichtung als Gesamtkunstwerk über der Isar errichten. Franz von Stuck gefiel sich bald als Malerfürst mit passender Attitüde: ein unbequemer Mann, dabei erfolgreich und charismatisch, widerständig, mutig, schon auch verbohrt. 1892 wurde er Mitbegründer der Münchener Secession, die etablierte Szene war ihm viel zu gestrig.

Als der elitäre Vertreter des regierungsfreundlichen Großbürgertums im Jahr 1919 während der nur für wenige Wochen herbeigeputschten Räterepublik in München für einige Tage zur Geisel der revolutionären Rotgardisten wurde, hatte sein Ruhm schon nicht mehr die gewohnte Strahlkraft. Der Jugendstil, dem Stuck etwas übereilt und bequem zugerechnet wurde, und sein herausragendes Form-, Farb- und Stilempfinden für den Symbolismus, hatten nach dem Ersten Weltkrieg ziemlich ausgedient. Erst in den späten 1980er- und 1990er-Jahren besann man sich wieder auf Stucks Meisterschaft und ordnete sein künstlerisches Wirken adäquat ein.

Villa Stuck in München-Bogenhausen
Das Museum Villa Stuck in München-Bogenhausen
Quelle: pa/Westend61/Martin Siepmann

Franz von Stucks stets präsente Bezüge zur Mythologie, zur Antike verschmelzen, wenn er nicht an den Stand, Reichtum und Ruhm fördernden Damenporträts arbeitete, zu einer unnachahmlichen, mitunter schrankenlosen Fantasiewelt, bevölkert von Nymphen, Faunen – und immer wieder Kentauren.

Seine erste bronzene Plastik war ein verwundeter Kentaur, geschunden im Schmerz. Ein Mischwesen mit Pferdeleib und menschlichem Oberkörper, das der Sage nach aus der Verbindung des Königs der Lapithen und einer Wolke abstammt. Viele gute Eigenschaften werden diesen Fabelwesen nicht zugeschrieben. Sinnenfroh seien die Kentauren, heldenhaft tapfer, ungestüm, unbeherrscht und lüstern, gelten als Rauf- und Trunkenbolde. Wie dem auch sei, Stuck war fasziniert.

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Im Jahr 1902 wendete er sich zum zweiten Mal in seinem Schaffen der malerischen Schilderung eines Kentaurs zu und stellte ihn wie auf einer attischen Wandverzierung vor fast schwarzen Hintergrund. Wie so oft ließ er das Gemälde nach eigenem Entwurf dekorativ rahmen. Müde trabt der alte Koloss, von Jähzorn, ungezügeltem Begehren keine Spur.

Stattdessen spielt er auf einer Schalmei wie ein putziger Faun, jenem anderen Mischwesen, halb Ziege, halb Mensch. In sich gekehrt, lebenssatt und ausgestattet nun mit Eselsohren, hat er den Kampf aufgegeben. Auf seinem Rücken steht, wie der Lenker eines Streitwagens, ein kleiner Amor und zügelt ihn mit einem Band aus zarten Röschen.

Franz von Stuck, „Amor und Kentaur“, 1902
Franz von Stuck, „Amor und Kentaur“, 1902
Quelle: KARL & FABER

Mit munter gebändigtem Eros versehen, hatte „Kentaur und Amor“ den großen Auftritt 1903 auf der ersten Ausstellung des von Stuck mitbegründeten Deutschen Künstlerbundes; eine Dame der Dresdener Gesellschaft fand sofort Gefallen. Nun, im Jahr des hundertjährigen Bestehens des Auktionshauses Karl & Faber, wird das 71 mal 75 Zentimeter große Werk bei einer Taxe von 100.000 Euro am 25. Mai 2023 in München aufgerufen.

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