Zwei Männer auf einem Foto in einem bräunlich altmodischen Schlossinterieur. Der eine sitzt schwer auf einem Stuhl. Der andere, deutlich jünger, steht daneben und hat die Hand auf die Lehne gelegt. „S.K.H. Herzog Franz von Bayern und Thomas Greinwald, Mai 2021“, vermerkt die Bildunterschrift. Zu sehen ist Franz Herzog von Bayern, ein Nachfahre Ludwigs II. wie der österreichischen Kaiserin Sisi.
Der Chef des Hauses Wittelsbach wäre heute König von Bayern. Hinter ihm posiert der Heilpraktiker Thomas Greinwald. Kurz vor seinem 88. Geburtstag outet sich mit diesem Doppelporträt erstmals das Oberhaupt eines ehemals königlichen Hauses – diskret, aber deutlich, in Gestalt eines Kunstwerks.
Wie wir darauf kommen? Gehen wir 140 Jahre zurück. Zwei Männer auf einem Foto. Der eine sitzt schwer auf einem Stuhl. Der andere, deutlich jünger, steht daneben und legt dem älteren die Hand auf die Schulter. Unerhört ist dieses Bild: Denn es zeigt König Ludwig von Bayern und seinen Hofschauspieler Josef Kainz.
1881 reisten der 36-jährige Monarch und sein 23 Jahre alter (verheirateter) Schwarm inkognito an den Vierwaldstättersee. Dort sollte Kainz dem König Schillers „Wilhelm Tell“ an den Originalschauplätzen vortragen. Damals entstand noch eine zweite Fotografie: Ein regierender König steht (!) neben einem sitzenden Untergebenen, mehr noch, dieser berührt jenen vertraulich – was später wegretuschiert wurde. Am Ende des Sommers freilich war man verkracht.
Das Ikonografiespiel von damals ist unvergessen – und weckt noch heute schönste Assoziationen: Im Jahr 2021 in der Ausstellung „Unheimlich schön“ der Münchner Hypo-Kunsthalle des Fotografen Erwin Olaf, der zwischen Werbung und Kunstanspruch geschickt balanciert, tauchte das Familienporträt auf. Der besondere Fotoauftrag des Herzogs ist eben erst fertig geworden und eine eindeutige Botschaft an das Publikum.
Thomas Greinwald und Franz von Bayern, sie sind seit vielen Jahren ein Paar. Und machen keinen Hehl draus. Man sieht sie bei Opernpremieren in der Wittelsbacher-Loge des Nationaltheaters und in Salzburg auf dem roten Teppich. In der Münchner Gesellschaft sind sie akzeptiert, sie schmücken jede Adelshochzeit. Man macht halt kein G’schiss drum. Wie das Volk jetzt sagen würde.