Roger Waters in Frankfurt: 500 Menschen protestieren gegen Konzert - WELT
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Panorama Antisemitismusvorwürfe

500 Menschen protestieren in Frankfurt gegen Roger Waters

Zu dem Protest hatte ein Bündnis aus Politik, Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft aufgerufen Zu dem Protest hatte ein Bündnis aus Politik, Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft aufgerufen
Zu dem Protest hatte ein Bündnis aus Politik, Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft aufgerufen
Quelle: dpa/Andreas Arnold
Gegen ein Konzert des früheren Pink-Floyd-Sängers Roger Waters haben in Frankfurt rund 500 Menschen demonstriert. Waters änderte einen Teil seiner Show ab – wehrte sich auf der Bühne aber gegen Antisemitismusvorwürfe.

Angesichts polizeilicher Ermittlungen wegen Verdachts auf Volksverhetzung in Berlin hat der umstrittene britische Rockmusiker Roger Waters in Frankfurt Teile seiner Show geändert. Weil er die Geschichte der Frankfurter Festhalle kenne, verzichte er darauf, sich im zweiten Teil seiner Show „als Demagoge“ zu verkleiden, sagte Waters am Sonntagabend. Er fühle das Leid, das den Menschen 1938 in der Halle widerfahren sei. Er wisse, dass ihm viele Menschen vorwerfen, ein Antisemit zu sein. „Das bin ich nicht“, sagte Waters zum Jubel vieler Zuschauer. Kurzzeitig brach der Musiker auch in Tränen aus.

In der Frankfurter Festhalle waren im Zuge der Pogromnacht mehr als 3000 jüdische Männer zusammengetrieben und misshandelt worden, um anschließend deportiert zu werden. Waters wurde zuletzt immer wieder Antisemitismus vorgeworfen. Bundesweit hatte es viel Kritik an den Konzerten des britischen Musikers gegeben. Bei Konzerten hatte er auch Ballons in Schweineform mit einem Davidstern aufsteigen lassen. In Frankfurt stieg am Sonntag ein solcher Ballon auf, aber wie bei den anderen bisherigen Deutschland-Konzerten ohne Davidstern.

Gegen den Auftritt des Pink-Floyd-Mitbegründers protestierten in der Stadt am Sonntag rund 500 Menschen. Ein Bündnis aus Politik, von Religionsgemeinschaften und aus der Zivilgesellschaft hatte dazu aufgerufen. Man wolle ein Zeichen gegen Antisemitismus, gegen Israel-Hass und gegen Verschwörungstheorien setzen, sagte Michaela Fuhrmann, Leiterin Politische Beziehungen der Jüdischen Gemeinde Frankfurt. Einige Teilnehmer hielten Schilder hoch mit Aufschriften wie „Israel, wir sind an Deiner Seite“ und „Roger Waters, wish you were not here“ und „Roger Waters, we don‘t need your education“ – Anspielungen auf zwei der bekanntesten Songs von Pink Floyd.

„Wish you were not here“: Plakat bei der Versammlung in Frankfurt
„Wish you were not here“: Plakat bei der Versammlung in Frankfurt
Quelle: dpa/Andreas Arnold
Gegner und Befürworter des Konzerts treffen vor der Festhalle aufeinander
Gegner und Befürworter des Konzerts treffen vor der Festhalle aufeinander
Quelle: dpa/Andreas Arnold

„Judenhass ist überall in unserer Stadt zu verurteilen“, hatte der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) zuvor gesagt. „Es gibt keinen Grund, einen Menschen wegen seiner Religion zu hassen, zu beleidigen und anzugreifen.“ Die Bürgerpflicht sei, „jeden Tag klare Kante gegen Antisemitismus zu zeigen“. Dem Pink-Floyd-Mitbegründer Waters warf Josef vor, „unter dem Deckmantel der Freiheit“ antisemitisches Gedankengut zu verbreiten, „und so jemanden wollen wir nicht in unserer Stadt haben“, sagte Josef.

Auch der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker erklärte, es dürfe in keiner Halle in Deutschland Hass gegen Juden gesungen oder zum Ausdruck gebracht werden. Es sei schrecklich zu begreifen, dass 85 Jahre nach der Pogromnacht 1938 die Ereignisse verharmlost, dass Hass und Hetze verbreitet würden.

Show in Frankfurt sollte ursprünglich abgesagt werden

Am Freitag war bekannt geworden, dass die Berliner Polizei gegen Waters wegen des Verdachts der Volksverhetzung ermittelt. Hintergrund ist die Bühnenbekleidung des Musikers während seiner Konzerte am 17. und 18. Mai in der Mercedes-Benz-Arena in Berlin. So war er in Videos in sozialen Medien in einem langen schwarzen Mantel mit Schulterklappen und einer roten Armbinde zu sehen, auf der ein weißer Kreis mit einem Symbol abgebildet ist. Auch in München stand Waters vor einer Woche zeitweise in schwarzem Ledermantel und mit roter Armbinde auf der Bühne.

Ursprünglich sollte seine Show in Frankfurt wegen der Antisemitismusvorwürfe abgesagt werden. Waters hatte dagegen geklagt und vom Frankfurter Verwaltungsgericht Ende April Recht bekommen. Das Gericht hatte sich in seiner Entscheidung auch auf die Kunstfreiheit berufen. Zwar bediene sich Waters im Rahmen seiner Bühnenshow offenkundig einer an die nationalsozialistische Herrschaft angelehnten Symbolik. Der Auftritt relativiere oder verherrliche aber nicht die nationalsozialistischen Gräueltaten, befand das Gericht.

dpa/gub

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