Franco Nero + Vanessa Redgrave: Die große Liebe | GALA.de
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Franco Nero + Vanessa Redgrave Die große Liebe

Das Schauspieler-Paar Vanessa Redgrave und Franco Nero sprechen im Interview mit Gala über eine lebenslange Leidenschaft und ihr spätes Happy End

Er kann einfach nicht

aus seiner Haut. Immer wieder kommt in Franco Nero der Italo-Macho durch, und dann fällt er seiner Liebsten beim Interview mit Gala gnadenlos ins Wort. Doch Vanessa Redgrave lässt ihren Mann gewähren, wirft ihm immer wieder verstohlene Blicke zu und strahlt, als hätte es erst vor ein paar Monaten zwischen ihnen gefunkt. Kennen- und lieben gelernt hatten die beiden Schauspieler sich bereits 1967, bei den Dreharbeiten zum Musical "Camelot". Zwei Jahre später wurde Sohn Carlo geboren.

Wenig später folgte die Trennung. Erst nach mehr als 30 Jahren entflammte ihre alte Liebe aufs Neue, und am 31. Dezember 2006 traten die beiden doch noch vor den Traualtar. Diese wechselhafte Geschichte machte VanessaRedgrave und Franco Nero zur Idealbesetzung für die Filmromanze "Briefe an Julia" (ab 19. August im Kino), in der sich eine alte Dame auf die Suche nach ihrer lang verschollenen Liebe begibt - und in der die beiden quasi ihre eigene Lovestory nacherzählen.

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In "Briefe an Julia" spielen Liebesbriefe eine entscheidende Rolle. Schreiben Sie sich auch immer noch?

Vanessa Redgrave: Was glauben Sie denn? (lacht)
Franco Nero: Noch vor Jahren haben wir uns gegenseitig oft Liebesbriefe geschickt, aber auch böse Briefe ...
VR: ... wütende Briefe: "Goodbye, ich verlasse dich!" Wir beide waren auch darin sehr leidenschaftlich.
FN: Heutzutage nutzen wir natürlich unsere Handys, um uns per SMS gegenseitig Nachrichten zu schicken - fast täglich, und nur noch liebenswerte.

Im Dezember 2006 gaben Sie sich beide endlich das Ja-Wort. War Ihre Hochzeit genauso romantisch wie im Film?

VR: Unsere eigene war noch viel besser.
FN: Das lag vor allem daran, dass wir unsere Hochzeit im Familienkreis gefeiert haben, mit allen Kindern, Enkelkindern, Nichten und Neffen. Es war eine großartige Zeremonie.

Wo haben Sie geheiratet?

FN: Ich besitze ein Landhaus inklusive Grundstück nahe der Stadt Velletri, 40 Kilometer südöstlich von Rom. Es ist der Lieblingsort von Vanessa. Sie droht mir immer wieder an, nie wieder mit mir zu reden, falls ich dieses Grundstück irgendwann mal verkaufen sollte. Ich hatte es 1967 für meinen Vater gekauft, der aus einer sehr armen Familie stammte und immer davon träumte, eines Tages mal ein eigenes Stück Land besitzen zu dürfen. Diesen Wunsch erfüllte ich ihm, als ich meine erste große Gage als Schauspieler bekam. Er züchtete dort Hühner, Kaninchen und sogar Pferde.
VR: Du hast die Esel vergessen.
FN: Nein, mein Schatz! Das waren sizilianische Pferde, die kleiner sind als normale Pferde und gern mal für Esel gehalten werden. Inzwischen haben wir dort einen Swimmingpool und Sportplätze, wo Tennis oder Fußball gespielt werden kann. Ich bin ja noch jung und spiele noch mit, zusammen mit meinem Sohn und meinem Enkel. Das ist schon ziemlich ungewöhnlich, dass drei Generationen in einem Fußballteam zusammenspielen.

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Mrs. Redgrave, Sie sind eine waschechte Britin, fühlen Sie sich in Italien trotzdem zu Hause?

VR: Es ist zumindest meine zweite Heimat. Ich habe eine italienische Familie und war von der italienischen Sprache schon immer fasziniert. Es war die erste Fremdsprache, die ich in der Schule erlernt hatte. Meine Eltern hatten ebenfalls eine Vorliebe für Italien und ermöglichten mir als 14-Jährige eine Reise in die Toskana, wo ich drei Monate bei einer italienischen Großfamilie lebte. Es wurde immer an einem riesigen Tisch gemeinsam gegessen. Genau das liebe ich an Italien.
FN: Bei uns ist das nicht anders. Wenn die ganze Familie kommt, wird in Velletri eine große Tafel gedeckt.
VR: Wenn dann auch noch der amerikanische Zweig unserer Familie, der im Laufe der Jahre immer größer wurde, dazu kommt, muss sogar angebaut werden. Sowohl meine Schwester Lynn als auch meine Tochter Natasha hatten die amerikanische Staatsangehörigkeit angenommen, und mein Schwiegersohn Liam Neeson inzwischen auch.

Ihre Tochter Natasha ist im vergangenen Jahr nach einem Ski-Unfall gestorben, Ihre Geschwister Lynn und Corin sind erst kürzlich nacheinander gestorben. Wie wichtig ist Familienzusammenhalt in solchen Stunden?

VR: Eine Familie ist wie ein Geschenk des Himmels. Man braucht in solchen Fällen die ganze Liebe einer Familie. Zu Ehren von Natasha haben wir einige Wochen nach ihrem Todestag in einem Londoner Theater eine kleine Gedenkfeier veranstaltet, zu der nur die engsten Freunde und Familie eingeladen waren. Mehr kann und will ich dazu im Augenblick nicht sagen.


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"Eigentlich sind wir verheiratet, seit wir uns kennen," sagt Franco Nero über seine Frau Vanessa Redgrave
"Eigentlich sind wir verheiratet, seit wir uns kennen," sagt Franco Nero über seine Frau Vanessa Redgrave.
© Picture Alliance

Würden Sie sagen, Liebe ist unvergänglich?

VR: Manchmal versteht man die Tiefe und die Bedeutung einer Liebe erst, wenn man sie verloren hat. Franco und ich etwa haben das Fundament unserer Liebe eigentlich nie verloren, obwohl es Zeiten gab, in denen wir jeweils andere Wege gegangen sind. Aber wenn man wirklich jemanden aus der Familie für immer verloren hat, spürt man erst, was für ein Geschenk Liebe ist. Weder die eigenen Kinder noch den Ehemann, die Eltern oder die Geschwister sollte man als etwas Selbstverständliches nehmen. Die eigene Familie bildet eine Einheit auf dieser großen Welt, und jeder sollte sich glücklich schätzen dazuzugehören.

Aus welchem Grund sind Sie beide erst nach so vielen Jahren vor den Traualtar getreten?

VR: Wer sehr früh heiratet, fragt sich oft, ob er das Richtige getan hat, sich so schnell für immer zu binden. Die Hochzeit ist eine Zeremonie, mit der unterstrichen werden soll, dass man zusammengehört.
FN: Eigentlich sind wir verheiratet, seit wir uns kennen. Bereits Ende 1967, an einem regnerischen Nachmittag, besiegelten wir in einem Landhaus außerhalb Londons unsere Zusammengehörigkeit. Dass wir vor drei Jahren dann tatsächlich geheiratet haben, lag ja vor allem daran, dass Vanessa den Ring verloren hatte, den sie von mir vor 43 Jahren bekommen hatte. Und ich musste ihr doch einen neuen geben. Ich habe meinen Ring von damals übrigens immer noch.

Waren es vor 43 Jahren Franco Neros stahlblaue Augen, in die Sie sich verliebt haben, Mrs. Redgrave?

VR: Ich gebe zu: Er hat schon sehr schöne blaue Augen, aber ich glaube nicht, dass es daran lag, dass ich mich …
FN: Nein, nein, lass mich das beantworten, denn ich weiß es noch ganz genau. Es waren nicht meine körperlichen Vorzüge, die Vanessa dazu bewegten, mit mir zusammen sein zu wollen. Ich war ein einfacher Typ, der wie ein Bauer mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand.
VR: Ja, sehr natürlich und geradeheraus, und trotzdem hatte er so viele Träume.
FN: Träume, ja, die hatte ich natürlich auch! Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie du mir sagtest, du willst die Schauspielerei aufgeben, um mir zu folgen und mit mir viele Kinder zu kriegen. Da antwortete ich dir: Nein, so ein Leben ist dir nicht bestimmt! Sie war schon als ganz junge Frau eine dermaßen talentierte Schauspielerin, dass es wirklich eine Schande gewesen wäre, wenn sie das aufgegeben hätte. Ich glaube immer noch, dass das die richtige Entscheidung war.
VR: Oh, du bist so ein Schatz. (schaut ihn verlegen an und lächelt)

Markus Tschiedert

gala.de

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