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Er gehört zu den ganz, ganz großen Singern/Songwritern und Produzenten: Lee Hazlewood. Was hat er der Pop-Kultur für Geschenke gemacht: Duane Eddy entdeckt und dessen Gitarrensound erfunden, Nancy Sinatra zu Weltruhm verholfen und so unvergessliche Songs wie "Lady Bird", "Summer Wine", "Sand", "Some Velvet Morning", "Sugar Town" und natürlich "These Boots Are Made For Walkin'" geschrieben. Auf Total Lee! -- The Songs Of Lee Hazlewood würdigen Gruppen wie Lambchop, Calexico, St. Etienne, Jarvis Cocker oder die Tindersticks mit sehr gelungenen Coverversionen diesen außergewöhnlichen Mann.
Parallel zu diesem Tribute-Album erscheint For Every Solution, There Is A Problem -- ein neues und doch kein neues Werk des 1929 in Mannford/Oklahoma geborenen Genies. Die zehn Tracks der Platte sind sämtlich unveröffentlicht, wurden teilweise schon Mitte der 70er-Jahre geschrieben und mit Hazlewoods Langzeitpartner und Sessionmusiker Al Casey (Beach Boys, Cass Elliott, Duane Eddy, Billie Holiday) aufgenommen. Der Sänger mit der tiefen, dunklen Stimme, die noch die von Johnny Cash übertrifft, ruft auf For Every Solution, There Is A Problem sein ganzes Können ab.
Hazlewood, der zurückgezogen in Schweden lebt und das Musikgeschäft meidet, erzählt wie so oft in seiner langen Karriere Geschichten zwischen subtilem Humor, gestörten Beziehungen und düsterer Introspektion, wie in den Balladen "A Taste Of You" und "Dirtnap Stories". Auf dem sehr rhythmischen, an "These Boots...2" erinnernden "Your Thunder And Your Lightning" schlägt die Gitarre wie ein Blitz ein, "Dolly & Hawkeye" und "Suddenly Tennessee" sind bezaubernde, zeitlose Countrysongs. Warum diese Stimme und diese Songs Lee Hazlewood "nur" zu "einer der großen Schattenfiguren der Pop-Geschichte" (New York Times) haben werden lassen, bleibt auf immer unverständlich. --Sven Niechziol
Rezension
Lee Hazlewood erlebt seit der 1999 erfolgten Wiederveröffentlichung aller Platten, an denen er noch die Rechte hat (und das sind gerade einmal fünf) via Steve Shelleys Smells Like Records eine Art Renaissance. Zuvor war es mangels Zugang kaum möglich, den vor allem als Duettpartner von Nancy Sinatra bekannt gewordenen Komponisten und Produzenten als Interpreten seiner eigenen Songs kennenzulernen. So wundert es nicht, dass die Hälfte der auf "Total Lee" versammelten Tributstücke diesen Re-Issues entnommen sind. Zwei davon, das ursprünglich nur als Demo vorgesehene Debüt "Trouble Is A Lonesome Town" (1964) und das einst nur in Schweden erschienene "Requiem For An Almost Lady" (1971), sind Konzeptalben, auf denen die Songs von Hazlewoods geschultem Radiosprecher-Organ mit kurzen Einleitungen versehen wurden. Auf dem Sampler ist Lambchops Kurt Wagner der einzige, der dieses Verfahren übernommen hat: "In the beginning there was nothing, but it was kind of fun watching nothing grow." Ein verheißungsvoller, gerade mal eineinhalb Minuten kurzer Anfang, dem danach nicht mehr viel ebenbürtige Hommagen folgen sollen. Calexico gelingt mit der Sängerin Valerie Leulliot eine stilvolle Version von "Sundown, Sundown" und Johnny Dowd, dem Senior dieser Compilation, gebührt das Verdienst, die Qualitäten von "Sleep In The Grass" (im Original ein recht verunglücktes Duett mit der Schauspielerin Ann Margaret) erst herausgearbeitet zu haben. Bei den anderen Beiträgen bleibt die Wahl der Songs aber oft das einzig Anerkennenswerte: Jarvis Cocker und Richard Hawley haben sich mit "A Cheat" ein frühes Stück von 1956 ausgesucht, als Hazlewood noch Rock'n'Roll-Platten produzierte, St. Etienne wurden bei den Outtakes der 72er-Nancy&Lee-Reunion fündig, doch die Ergebnisse sind beidesmal recht lieblos ausgefallen. Vor allem ist bei den meisten Bearbeitungen der Humor auf der Strecke geblieben. Kein Wunder, wenn man solch Kandidaten unfreiwilliger Komik wie die Tindersticks walten lässt. Als deren Fassung von "My Autum's Done Come" Hazlewood bei einer Listening Session vorgespielt wurde, erkundigte sich der Urheber, ob Englisch denn die Muttersprache des Sängers sei. Viel Worte für ein Seitenprodukt, denn die eigentliche Aufmerksamkeit soll ja Hazlewoods persönlichem Einstand bei City Slang, nämlich den elf (wenn man den versteckten Geburtstagsspaß im Django-Reinhardt-Stil mit dazu gerechnet) Stücken auf "For Every Solution There's A Problem" gelten. Den Anfang macht eine Akustikballade im Walzertakt namens "Dirtnap Stories", die angeblich jüngeren Datums sein soll und in ihrem Erzählstil an den Leonard Cohen zur "Songs From A Room"-Zeit erinnert. Ein Vergleich, den Hazlewood nur ungern gelten lässt ("Er ist doch Kanadier..."), der sich aber auch bei den Frauenchören in "Dolly & Hawkeye" und "Suddenly Tennessee" hartnäckig aufdrängt. Musikalisch fallen gut die Hälfte der Stücke in die Rubrik Country und scheinen mit ausladenden Steel Guitar- und Banjo-Parts zunächst sehr traditionell daherzukommen, wären da nicht die Texte. Etwa, wenn er das Glück besingt, das Dolly Partons Gitarre empfinden müsse, wenn sie bei ihrer Besitzerin zum Einsatz kommt. "For Every Solution" besteht größtenteils aus Demos, die als Auftragsarbeiten geschrieben wurden und teilweise bis zu zwanzig Jahren in den Archiven von Lee Hazlewoods Langzeit-Gitarristen Al Casey ihr Dasein fristeten. Dabei ist allerhand Gutes (etwa der Schlusstrack "Strangers, Lovers, Friends"), doch müsste die Ausbeute nicht viel größer sein? Sie ist es ganz gewiss, doch war der Maestro nicht willig, mehr als eine halbe Stunde fürs Geld zu bieten, was freilich relativiert wird, wenn man sich auf den Kauf dieses einen Tonträgers beschränkt.
Markus von Schwerin / Intro - Musik & so
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