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Fight Club

Sie wollen das Leben spüren und schlagen sich dafür halb tot.
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Originaltitel
Fight Club
Dauer
133 Min.
Kinostart
11.11.1999
Genre
FSK
18
Produktionsland
USA

Cast & Crew

Tyler Durden
Erzähler
Marla Singer
Robert Paulsen
Angel Face
Cosmetics Buyer

Redaktionskritik

Guru, Verführer und Gründer einer geheimnisvollen Untergrundarmee: Brad Pitt zelebriert in David Finchers Albtraumthriller "Fight Club" eine hypnotische Gewaltorgie.
Und wenn Sie diesen Film über die dunkle Seite des Homo sapiens gesehen haben, verraten Sie bitte niemandem das Ende!
Jetzt ist Brad Pitt durchgeknallt. Und wenn man es aus seiner Perspektive betrachtet, hätte ihm überhaupt nichts Besseres passieren können. Erwartet doch alle Welt unentwegt sein realitätsverdrängendes Strahlen als Star, Pin-up und Hollywood-Goldjunge. Weil es auf Dauer zwecklos war, gegen das Kuschelimage zu revoltieren, gab er sich doppelgesichtig. Versuchte einerseits, erhobenen Hauptes durch Edelschmalz wie "Sieben Jahre in Tibet" oder "Rendezvous mit Joe Black" zu waten, was mit lipglossigen Bildern schnell erledigt war und lieb gewonnenen Status sicherte.<p> Andererseits war Pitt trotz technischer Limitierungen und Hang zur Eitelkeit immer ein rastloser Schauspieler, der in Terry Gilliams "12 Monkeys" oder David Finchers "Sieben" wütende Ventile gegen den Mainstream-Frust fand. Schoßhund oder Pitbull - ein Drahtseilakt für den, der seinen Platz erst finden will.<p> Man konnte ihm leicht ansehen, wann sein Herz wirklich mit den Filmen schlug. Wenn er sich Geschäftstaktik beugte, hatte er zwar immer noch monarchisches Charisma. Aber wenn Irrsinn und Risiko gefragt waren, brach endlich auch sein Freigeist aus, der schon in "Thelma & Louise" nahezu Unhaltbares versprochen hatte. Aber was tat die Welt? Nahm beiläufig seine oft artikulierten Zwiespälte zur Kenntnis und wollte - hüstel, heuchel - doch lieber wissen, was mit Gwyneth Paltrow schief gelaufen war oder ob Jennifer Aniston bitteschön geschwängert sei. Da muss ein Mann ja radikal werden. Nicht mit Großmäuligkeit. Das Vertrauen zur Presse hat er eh verloren. Die Antwort gibt Brad Pitt auf der Leinwand.<p> Fasten your fuckin' seatbelts, fans: "Fight Club" ist da. Eine Splittergranate von Film, die präzise zwischen den Schenkeln von Klatsch und Kommerz, Hochglanz und Hollywood-Society zündet. Auch heilige Konsumkühe wie Ikea, Microsoft und Calvin Klein werden im Vorbeigehen erlegt, ebenso wie Staat, Kirche, Feminismus, Psychoanalyse und Wall Street.<p> Aber der Reihe nach. Zunächst gibt ein namenloser Erzähler (Edward Norton) ein vorzüglich funktionierendes Exemplar jenes weißen, erfolgsverwöhnten, vom Alltag zermürbten Mannes ab, wie er sich (nicht nur) in amerikanischen Großstädten und Filmen rudelweise rumtreibt. Sicher, möchte man reflexhaft rufen, will er doch geliebt werden und die kaltherzige Generation der Väter vergessen. So weit, so wohlstandsneurotisch. Aber weil Seelenheil dieser Tage auch nur zu einem von vielen Industrieprodukten verkommen ist, schlagen Hilfsbotschaften und Gefühle bei ihm nicht mehr an. Er leidet lieber weiter stumpf unter Schlaf- und Identitätslosigkeit. Wie wohltuend, dass David Finchers cineastische Schocktherapie dagegen ein paar Mittel parat hält. Doch zuerst ist Nortons Figur süchtig - nach Selbsthilfegruppen. Er mischt sich unter Krebskranke, um erst unter Sterbenden das Leben zu spüren. Und er wirkt wie neugeboren, wenn er sich an einem Verzweifelten wie Big Bob (Meat Loaf) ausweinen kann, dem die Hoden abgeschnitten und dessen Bodybuilder-Brüste ("bitch tits") voller Hormone gepumpt werden mussten. "Seltsam, dass dir die Leute erst wirklich zuhören, wenn sie glauben, dass du krepierst", heisst es hier in der Romanvorlage von Chuck Palahniuk. So zynisch und galgenhumorig solche Thesen sind - das Wegdiskutieren fällt schwer, Wegschauen ist erst recht unmöglich. Der Erzähler trifft mit Marla (Helena Bonham Carter) eine weitere Krebs-Touristin, nach der er am liebsten ein Geschwür benennen würde. Und er lernt Tyler Durden (Pitt) kennen, einen Seifenhersteller, der auch als Kellner arbeitet, Bankettgästen in die Suppe pinkelt oder als Filmvorführer Einzelbilder aus Pornos in Familienfilme klebt. "Sicherheit ist eine Illusion", sagt er - und beweist das auch. Tyler ist verführerisch, selbstbewusst bis zur Arroganz, er ist furchtlos und erfindungsreich. Dass er seinen irrlichternden Befreiungskampf gegen die vorherrschende Ordnung wie ein Anarchist führt, gepaart mit dem Witz des Punk, macht ihn für den Erzähler nur noch unwiderstehlicher. Tyler ist all das, was der verhärmte Büro-Nobody gerne wäre. Er nimmt sich Marlas mit Gummihandschuh und Gebrüll auch sexuell an, was kurz einen Keil zwischen die Männer treibt, doch "nachdem wir nur von unseren Müttern aufgezogen wurden, ist eine Frau das Letzte, was wir brauchen". Stattdessen hübsche Hobbys wider Sofa sitzen und Fernsehen glotzen. Tyler gründet mit dem Fight Club einen Treff für Untergrundkämpfer, wo sich wildfremde Männer zusammenschlagen, um überhaupt noch etwas zu empfinden. Es geht nicht ums Boxen, um Sieg oder Niederlage, sondern um den Ausbruch aus der monotonen Maschinerie der Gegenwart. Und wenn es nur ein Wutausbruch ist. Als nächste Stufe zündet Tyler das "Projekt Verwüstung". Kein Sterbenswort dazu. Nur soviel: Es wird seinem Titel gerecht.<p> Schon Wochen vor dem US-Start von "Fight Club" zeichnete sich ab, welche Debatten der Film später auslösen würde. Und bei der Europa-Premiere in Venedig mischten sich Hymnen und Abscheu. Weil der White-Trash-Führer Tyler für seine Pläne eine graue Helfermasse rekrutiert, wurden gar Faschismus-vorwürfe laut - dieselben Leute, die "Natural Born Killers" und "Crash" stigmatisiert hatten, schwangen mal wieder die Moralkeule.<p> Und wieder kann man ihr Gegreine nur ignorieren - selbst wenn in den wirklich heiklen Momenten des Films fiktive Tipps zum Bombenbau zur Anwendung kommen, als Pitt und Norton Sprengstoff mit menschlichem Fett mischen, das sie aus dem Abfall einer Schönheitsklinik gestohlen haben. Dafür aber ermuntert "Fight Club" geradezu, Mainstream-Meinungen und Rezeptionskonsens für einen Moment zu hinterfragen und sich unbequemen Wahrnehmungen und Wahrheiten auszusetzen. Dabei muss einem ja nicht die Ironie entgehen, dass diese auch augenzwinkernde Attacke aufs Kapital vom Imperium des Medienmoguls Rupert Murdoch finanziert wurde. Und dass ausgerechnet ein Brad Pitt seine Jünger mit den Worten aufstachelt, dass "wir erzogen wurden, Rockstars und Filmgötter zu sein - und nun ziemlich angepisst sind, weil nichts daraus wurde". Pitts diebische Freude an der Imagedemontage ergänzt sich in "Fight Club" fabelhaft mit der Jedermann-Person Edward Nortons, der mit geschwollenen Augen staunend in die Büchse der Pandora starrt, aus der Trips, Überraschungen, Schocks und Scherze sprudeln, bis sie ihn wegzuspülen drohen.<p> Der wahre Visionär dieses Filmes aber ist Regisseur David Fincher ("Sieben", "The Game"). Gewiss hatte er eine so gut wie schussfertig geschriebene Romanvorlage, der das Drehbuch in Treue verhaftet ist - vom Ende abgesehen, das in der perversen Logik des Films ins Chaos trudelt. Doch in seiner Inszenierung muss Fincher nicht Standardtricks wie Drogen, Science-Fiction oder Millennium bemühen, um das Hier und Heute im Blick der Kamera zu brechen. Vielmehr traut er sich, seine Figuren ohne Wertung schalten und walten zu lassen, gibt ihnen Deckung mit Bildersturm, Ideen-Overkill und den Sound der Dust Brothers.<p> Mit "Fight Club" hat Fincher das Kino, das wir kennen, in seine Bestandteile zerlegt, um im selben Atemzug Neues anzubieten. Vor allem Anarchie. <p><i>Roland Huschke</i><p> <b>Dieser Film könnte Ihnen gefallen, wenn Sie "Uhrwerk Orange" und "Brazil" mochten.</b>

Fazit

Der Film des Jahres. Ende der Debatte

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Ich klage an (1) (DE 1993)

Redaktion
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Sehr viel drin
Dürfte doch wohl jeder kennen, oder? Ich fand ja, dass der Film falsch beworben wurde - die Ankündigung liess eine launige Action-Komödie über einen Normalo und einen Freak erwarten, die einen Prügelclub betreiben. Die titelgebenden Kampfclubs kommen aber erst nach einiger Zeit und dann auch nur kurz vor - der Film, der sich eigentlich unmöglich in ein Genre packen lässt, betrachtet zunächst einen gepeinigten, einsamen Mann, wird dann zu einer überaus schwarzhumorigen Farce über Konsumwahn und wandelt sich auf absolut harte und glaubwürdige Weise zu einer Betrachtung über die Entstehung einer Terrorgruppe - hätte man zunächst nicht dabei erwartet, oder? Bei der abgedrehten Story und der Inszenierung schluckt man sogar, dass die finale Knallerpointe einen Hauch von Fantasy beinhaltet. Kennen tut ihn wohl jeder, oder? Einer der extremsten Filme überhaupt!Fazit: Krass, brutal, lustig und beängstigend - ein unglaublich gehaltvoller Film.
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Wirklich mal etwas anderes
Dieser Film prägte die Kino-Landschaft der späten Neunziger und darüber hinaus. Der subtile Thriller über einen frustrierten Büroarbeiter, dessen Leben von einem aufrührerischen Fremden komplett verändert wird, zählt zu den wohl beeindruckendsten Filmen der letzten Jahre. Eine bissige Satire auf die immer extremer konsumorientierte Gesellschaft, den Faschismus und die Psyche des modernen Menschen, die sich nicht an irgendwelche Einschränkungen oder Konventionen hält, so wird beispielsweise öfters die vierte Wand durchbrochen. Brutal, extrem grotesk und verstörend, das will dieser innovativ inszenierte Film sein- und das gelingt. Ein gutes Drehbuch, ein Brad Pitt, der (meiner Meinung nach) seine beste Rolle spielt und kultige, tiefsinnige Zitate. Für alle, die eine wirklich radikale Satire auf so gut wie alle Aspekte des modernen Zusammenlebens sehen wollen.
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Tiefsinniger Thriller
Brad Pitt und Edward Norton spielen beeindruckend, David Fincher inszeniert mal wieder grandios, hinzu kommt ein cleveres Drehbuch. Alles was ein beeindruckender Film braucht.
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